(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ] (20-06-2019, 19:41)Ulan schrieb: [ -> ]die Gruende sind rein wirtschaftlich. Und die Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung wurde mit der Aufklaerung gelegt.
Natürlich brachte der Liberalismus allerlei Vorteile - die Industrialisierung ermöglichte den Automobilismus, die Chemische Industrie, das Rauchlose Schießpulver und damit das Maschinengewehr, die Atomkraft
Doch war das ein Segen ?
Was das Thema des Threads angeht, offensichtlich ja. Die freien Wissenschaften und die freie Wirtschaft haben die Grundlage fuer die oekonomische Ueberlegenheit erst Europas und dann auch Nordamerikas und einiger asiatischen Staaten gelegt. Dies ist es, was diese Laender fuer Immigranten populaer macht.
(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ]Die Aufklärung erfolgte in den bibelgläubigen Staaten: Holland, England, Hamburg, Preußen
Von Baruch Spinoza (Amsterdam) bis Adam Smith (England)
Gerade die bibelgläubigen (protestantischen) Staaten waren das Biotop der Aufklärung
Deine Argumentation bewegt sich immer noch auf dem Niveau der Korrelation des Rueckgangs von Geburten in Deutschland mit dem Rueckgang der Stoerche. Du vergisst, dass es auch Zeiten gab, in denen die islamischen Staaten die Motoren des Fortschritts in allen moeglichen wissenschaftlichen Bereichen waren, waehrend Europa in ein dunkles Zeitalter unter christlicher Herrschaft verfallen war. Es ist zwar wissenschaftlich durchaus umstritten, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass die christlichen Buecherverbrennungen in einem relativ kleinen Zeitfenster das intellektuelle Erbe der Antike weitgehend vernichtet haben. Beweisen laesst sich das nicht, aber zumindest verschwanden die Buecher kurz nach der christlichen Machtuebernahme.
Fuer diesen Thread ist das aber letztlich uninteressant. Es ist nicht das Christentum, das Europa oder Nordamerika fuer Migranten interessant macht, sondern die wirtschaftlichen Aufstiegsmoeglichkeiten des Individuums.
(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ]In den islamischen Gesellschaften erfolgte seltsamerweise keine Aufklärung . . .
Das ist richtig. Ich glaube, dass ihr durch den Oelreichtum bestehender wirtschaftlicher Vorteil da im Weg steht; die Regierenden sehen keinen Handlungsbedarf.
(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ]Über die Gründe, warum Flüchtlinge nicht in islamische oder postkommunistische Länder wollen, sollten wir auch diskutieren
Du sagst, daß die Gründe "rein wirtschaftlich" wären
(20-06-2019, 19:41)Ulan schrieb: [ -> ] (19-06-2019, 16:06)Sinai schrieb: [ -> ]Es wird wohl einen Grund haben, daß Flüchtlinge nicht in islamische oder postkommunistische Länder wollen
die Gruende sind rein wirtschaftlich.
Nun - ich bezweifle das. Arabische Flüchtlinge fühlen sich in Ungarn (und den anderen postkommunistischen Staaten) nicht wohl, auch wenn sie genug Geld zum Leben haben.
Ungarn geht es wirtschaftlich nicht gut, und Orbans Politik wird das wohl so zementieren. Alle postkommunistischen Staaten Europas sind unattraktiv, weil ihre Wirtschaften viel zu schwach sind. Die Fluechtlinge wollen ja auch nicht nach Polen, das ein sehr katholisches Land ist (87,5% der Bevoelkerung), was wiederum zeigt, dass Religion mit der Angelegenheit ueberhaupt nichts zu tun hat. Sollte die polnische Wirtschaft weiterhin bergauf gehen, wird sich zeigen, ob sich das aendert. Italien und Spanien sind uebrigens auch nur maessig attraktiv, weil die Wirtschaft darniederliegt.
(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ]Und Flüchtlinge aus der Arabischen Welt wollen ganz sicher nicht in ein arabisches Land !
Und zwar nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Die Arabische Welt ist nämlich sehr zerstritten. Überall Unterdrückung oder bürgerkriegsähnliche Zustände. Kurdische Moslems dürfen bei uns in Deutschland demonstrieren und auf der Straße schreien, wenn sie das im Nahen Osten probieren würden, ginge es ihnen schlecht
Nun, die Kurden tun's trotzdem. Und die Aussage ist - natuerlich - sowieso komplett falsch. Der Libanon hat mehr syrische Fluechtlinge aufgenommen als Deutschland (genau wie die Tuerkei, was schon erwaehnt wurde). Syrische Fluechtlinge wollten gerne an den Golf, aber die dortigen Staaten wollten sie nicht aufnehmen, um nicht die syrischen Konflikte ins eigene Land zu holen.
(21-06-2019, 21:32)Sinai schrieb: [ -> ] (21-06-2019, 02:58)Ulan schrieb: [ -> ]Die Auslaenderanteile in manchen islamischen Staaten liegen bei 70-80% der Bevoelkerung.
Hier muß man genau sein und darf nicht verallgemeinern
A) Es gibt viele Ausländer derselben islamischen Richtung in so manchen islamischen Staaten
Das sind zwar völkerrechtlich gesehen "Ausländer" - anderer Reisepaß - aber aufgrund derselben islamischen Richtung werden sie gern gesehen, sind Teil der dortigen Umma
(Das ist so, wie wenn Südtiroler - die offiziell "Italienische Staatsbürger" sind - nach Innsbruck übersiedeln)
Der neugegründete Staat Algerien holte gerne schiitische Lehrer aus dem Iran
B) Andere Ausländer werden wie Sklavinnen gehalten. Die zigtausenden Kindermädchen aus den Philippinen in Saudi Arabien
Die haben Null Rechte, beim geringsten Aufbegehren gegen die Frechheit der Familie werden sie heim geschickt
Da sie bei ihrer Ankunft das Geld für die Heimreise beim Familienchef hinterlegen müssen, ist das ein großes finanzielles Druckmittel und damit ein Disziplinarmittel. Wenn so ein 20-jähriges Mädel aus den Philippinen zum Arbeiten nach Saudi Arabien fliegt, muß ihre ganze Großfamilie Geld sammeln und vorstrecken. Wenn sie dann verfrüht (mit leeren Taschen) heimkommt, ist das für ihre Großfamilie und für sie eine Katastrophe! Sie muß sich daher von ihrer saudischen Gastfamilie alles gefallen lassen. Wenn sie aufbegehrt, heißt es sie war frech oder faul und ab die Post
Jetzt haben wir also philippinische Kindermaedchen. Es mag ihnen zwar zum Teil nicht besonders gut gehen, aber Dein eigener Text widerlegt Deine Grundaussage: die islamischen Staaten am Golf sind derart beliebte Emigrationsziele, dass ganze Familien Geld sammeln, um ihren Kindern das zu ermoeglichen. Und bei den 10 Millionen Fremdarbeitern in Saudi-Arabien oder den 8 Millionen in den VAE handelt es sich nicht um philippinische Kindermaedchen. Der Grossteil dieser Leute kommt aus Asien (ausserhalb Nahost) und Afrika, und sie sind es, die diese Laender zum Gutteil am Laufen halten; nur die Chefs sind Einheimische. Beim Rest sind uebrigens auch viele Europaeer und Amerikaner enthalten, da diese islamischen Laender auch fuer Leute aus Europa oder den USA attraktive Standorte zum Wohnen und Arbeiten sind. In den VAE ist es relativ leicht, ein Haus zu kaufen und ueberzusiedeln, und ich habe ein paar Bekannte, die das gemacht haben.
Alles in allem sehe ich nicht, dass Du Dich ueberhaupt bemuehst, Deine These irgendwie argumentativ zu untermauern. Das ist immer noch auf dem Storch->Geburtenziffer-Niveau einer Korrelation. D.h., eigentlich ist es nicht mal eine Korrelation, wie ich jetzt schon an vielen Beispielen klargemacht habe.
Selbst dort, wo Du einem Argument nahekommst - den Zusammenhang zwischen Protestantismus und wirtschaftlichem Liberalismus - vegeigst Du es dann, wenn Du Beispiele wie Spinoza bringst. Er ist ein schoenes Beispiel fuer die Emanzipation der Philosophie von der Religion, also gerade einer Bewegung weg von Religion. Aber das haben wir ja schon x-mal durchgekaut.