25-01-2020, 14:21
(25-01-2020, 13:38)Sinai schrieb: [ -> ]Absolut nicht.
Die Propheten lehnten sich immer gegen den Zeitgeist auf
Und die Bibel zeigt den ständigen Kampf gegen die Ägypter, gegen die Kanaaniter, gegen die Philister, gegen die Assyrer, gegen die Griechen, gegen den von den Römern eingesetzten Klientelkönig Herodes - und gegen den bei den Israeliten oft überhandnehmenden Zeitgeist: gegen die Verehrung des Goldenen Kalbes, gegen die Verehrung der Kultpfähle der Aschera, gegen den immer wieder einsickernden Baalskult
Dann kam Johannes der Täufer, der Umkehr predigte
Dann kam Jesus, der gegen das jüdische Establishment predigte
Schoene Aufzaehlung, die uebrigens zeigt, dass meine Aussage richtig war. Die Texte spiegeln immer den jeweiligen Zeitgeist und seine Befindlichkeiten wider. Dabei ist auch die jeweilige Sicht der Vergangenheit vom Zeitgeist gepraegt. Das sieht man z.B. an den unterschiedlichen Gottesvorstellungen, die aus den Texten sprechen.
Wenn man z.B. das Buch Exodus nimmt, dann nimmt dies eine Geschichte aus der Zeit der Koenige Israels, projiziert sie zurueck in die mythischen Erzaehlungen einer Zeit, die niemand mehr kennt, hat aber den Anlass, davor zur warnen, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen in der Zeit des Wiederaufbaus des 2. Tempels, in der das Buch geschrieben wurde.
Und bei den Propheten, die zur Umkehr aufriefen, ging es im Prinzip um Reformen in eine Richtung, die es zuvor nie gegeben hatte, ausser in den erzaehlten Geschichten einer Vergangenheit, die es so nie gab. Aus diesem Grund lassen sich die Texte ja unter anderem so gut datieren; sie sind immer dem jeweiligen Zeitgeist verpflichtet, auch und gerade wenn sie dagegen anwettern. Es war schon immer Mode, radikale Reformen als angebliches "zurueck zu besseren Zeiten" zu bemaenteln.