(17-08-2021, 22:42)Ekkard schrieb: [ -> ]bitte zurück zum Thema!
eigentlich gar kein so uninteressantes thema, bzw. die entwicklung der diskussion dazu
zu habermas kann ich nicht viel sagen - aber daß die "mit der "Säkularisierung" verbundenen Auflösungstendenzen traditionell religiöser Lebensentwürfe fortschreitend und irreversibel seien", habe ich als junger mensch auch mal gemeint... wie ich auch meinte, schlagermusik werde spätestens mit der generation meiner eltern aussterben
nun ja: mein juveniler optimismus wurde in vielerlei hinsicht enttäuscht (man erspare mir hier, ins detail zu gehen). irgendwie beruhigend, daß es hrn. habermas (der mir immerhin doch fast 30 lebensjahre und jede menge intellektualität voraus hat) da nicht besser geht
ja, "das Pendel schlägt" immer wieder zurück, in vielerlei hinsicht. inwiefern aber "Glauben und Wissen auch zwei Seiten einer Medaille" sein sollen, kann ich in der tat auch nicht nachvollziehen. allerdings weiß ich ja schon mal nicht, was denn unter "wissenschaftsgläubigkeit" zu verstehen sein soll - das schöne an wissenschaft (wie ich - und wohl auch ekkard, will mir scheinen, sie verstehe) ist ja eben, daß man nichts zu
glauben braucht. weil es um
wissen, um fakten geht
"das Wunder der Liebe zu erfahren" hat imho wenig, ja eigentlich nichts, damit zu tun, ob und welchem glauben man anhängt. ich würde allerdings auch nicht sofort zustimmen, daß "Liebe hormonell erklärbar ist". verliebtheit vielleicht - wem pubertär die hormone aus nase und ohren dampfen, "verliebt" sich freilich sehr schnell, ums mal höflich so zu formulieren. "liebe" ist aber doch was anderes, und besteht in langjährigen beziehungen oft auch, wenn der hormonrausch der sexuellen anziehung schon lang erloschen ist
zudem bin ich bei der rein neurophysiologischen begründung von emotionen immer etwas skeptisch: ja, ein (meinetwegen auch zwingender) zusammenhang besteht - dieser sagt aber imho noch nichts darüber aus, was nun ursache und was wirkung ist
(19-12-2020, 18:03)Thomas der Ungläubige schrieb: [ -> ]Das Problem mit einem wissenschaftsgäubigen Atheismus ist übrigens nicht, dass er nicht an Wunder und Geister glaubt, sondern dass er an die Nichtexistenz von Wundern und Geistern (Ich bevorzuge den Begriff der Transzendenz) glaubt
eine in mehrerlei hinsicht problematische aussage. zum einen wieder dieses unsägliche "wissenschaftsgäubig" (was, abgesehen von einem totschlag-begriff, soll das sein?), zum anderen: was ist ein "atheist"? ich bin grad erst aus einem forum geflogen (das ich sozusagen "auf empfehlung" von mitforisten hier besucht habe), weil ich die ketzerische ansicht vertreten habe, das mögen doch die jeweils angesprochenen atheisten selber (für sich) definieren, anstatt sich einer apodiktischen fremdzuschreibung unterwerfen zu sollen. ich verweise da gerne nochmals auf meine selbsteinschätzung als epistemischer agnostiker, aber praktischer atheist
denn es geht mitnichten darum, "an die Nichtexistenz von Wundern und Geistern (Ich bevorzuge den Begriff der Transzendenz) zu glauben", sondern nicht an deren existenz zu glauben. was erstens etwas anderes ist und zweitens - wie ulan erläutert hat - die einzig vernünftige option
Zitat:Wissenschaftsgläubige Atheisten bauen sich genauso wie religiöse Fundamentalisten ein geschlossenes Weltbild
mag sein - nur weiß ich ja immer noch nicht, was für eine sorte mensch das sein soll. auf atheisten per se trifft das keineswegs zu, auch wenn eben keine überzeugenden argumente vorgebracht werden (können), ihren atheismus zu erschüttern
(23-12-2020, 19:57)Thomas der Ungläubige schrieb: [ -> ]Der Menschheitsfortschritt verläuft nicht linear von religiös geprägten hin zu rein wissenschaftlichen Gesellschaften.
Der Menschheitsfortschritt verläuft dialektisch vom Theismus (These) über den Atheismus (Antithese) hin zum
Agnostizismus (Synthese)
i beg to differ
agnostizismus ist keine synthese, sondern meist ein diplomatisches bis feiges sich-nicht-festlegen-wollen. motto "kann sein, kann auch nicht sein", um niemand auf die zehen zu treten. oder ein hilfloses "ich möchte ja glauben, kann das aber nicht" - also die sehnsucht nach der emotionalen geborgenheit beim unsichtbaren freund, von dem man doch rational weiß, daß es ihn nicht gibt