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Bruyère-Holz - ein Wunder der Evolution ?


Bruyère-Holz (deutsch Baumheide) ist ein interessantes Phänomen

Kulturgeschichtlich und wirtschaftsgeschichtlich interessant die Geschichte vom US Kapitol 1818
"Im 18. und 19. Jahrhundert war Tabak in Europa und Amerika vor allem als Genussdroge und als Quelle von Steuereinnahmen von Bedeutung. Der Konsum stieg stetig an; er war im Alltag, aber auch als Kunstobjekt gefragt. So fand man Tabakfeld und Tabakpflanze als Briefmarkenmotiv wieder, und der Tabak schmückte als Zierpflanze 1818 in Washington die Kapitelle der Säulen des Kapitols."
Geschichte des Tabakkonsums - Wikipedia

Wirklich bezeichnend, daß die Tabakpflanze die Kapitelle der Säulen des US Kapitols "schmückt"

In Europa gab es zuerst gebackene Tonpfeifen, dann Porzellanpfeifen, die beide extrem zerbrechlich waren!
Holz schied aus, denn es verbrannte beim rauchen.

Irgendwann - vermutlich um 1850 kamen arme Schafhirten der südfranzösischen Macchie auf die Idee, Pfeifenköpfe aus Bruyère zu schnitzen,
denn sie hatten diesen Baum oder Strauch oder Kraut oder Unkraut (unterschiedliche Bezeichnungen) beobachtet: für Zeltstangen ist dieses krumme Holz gänzlich ungeeignet, die dürren und krummen Stämme und Äste und die kopfgroßen Knollen in der Erde kann man nicht mal verbrennen, sie taugen nicht mal als Brennholz oder als Unterzündholz!
Die Hirten ärgerten sich immer wieder, wenn das Feuer ausging, wenn dieses merkwürdige "Holz" ihr Brennmaterial war.
Denn dieses Holz ist unbrennbar

Naheliegend, sich aus diesem Zeug Pfeifenköpfe zum Rauchen zu schnitzen
Das Zeug bewährte sich, die Pfeifenköpfe brannten nicht durch

Generationen später war der findige Geschäftsmann Alfred Dunhill zur Jagd in Südfrankreich (die öden Macchiestreifen waren damals sehr wildreich) und beobachtete die Hirten.
Sofort klingelten die Pfunde und er erkannte die Möglichkeit, das zu kommerzialisieren, eine Geschäftsidee

So begann Dunhill die Pfeifenmanufaktur mit Bruyère in England . . .

Ist das Bruyère-Holz nicht ein Wunder der Evolution ?

In der Macchie gibt es seit Jahrtausenden immer wieder Buschbrände und Waldbrände (daher sind Wälder extrem selten dort)

Beispielsweise durch Blitzschlag - aber auch durch Erhitzung infolge von Fäulnisprozessen* - entstanden immer wieder gewaltige Brände . . .

Frage an die Naturwissenschaftler: Könnte es sein, daß in dieser Umwelt nach vielen Generationen ein Gewächs mit extrem feuerfestem Holz entstand ?


Es gibt ja Tiere die in heißen Quellen leben !

*) Man denke an Selbstentzündung von feuchtem Heu
Möglich. Aber was tut diese Frage in einem Forum, das sich, auch wenn es im weitesten Sinne ist, um weltanschauliche Dinge dreht?
Es geht um Evolutions - Theorie
Ja und? Meinst du, der liebe "Alles-ist-Eins" hat den Pfeifenrauchern ein Geschenk machen wollen oder was?
Ein Kollege hat sich am vergangenen Montag eine Bruyère Pfeife gekauft (€ 120) und hat auch eine billige Pfeife (ein No Name Produkt um € 21) fürs Rauchen beim Wandern im Wald bei Schlechtwetter und Wind * aus demselben Holz gleich dazugekauft.

Die billige Bruyère-Pfeife bekam aber beim ersten Reinigen des Holmes einen Sprung - und so entschlossen wir uns, zu probieren diesen Holzkopf mit dem Feuerzeug anzuzünden

Es gelang nicht !

Trotz mehrmaliger sehr hartnäckiger Versuche gelang es uns nicht, dieses Holz anzuzünden. Nicht einmal stellenweise zu verkohlen

Wie gibt es das, daß ein Holz feuerfest ist ??

Anmerkung: Sicherlich kann man es mit einem Schweißgerät verbrennen - aber mit einem Feuerzeug gelang es nicht.

Zufall oder irgendeine Form der Anpassung dieser Pflanzenart an Feuer ?


*) Wie ich erfuhr, ist Wind für Holzpfeifen schädlich, denn die Glut wird unverhältnismäßig entfacht und der Pfeifenkopf kann durchbrennen.
Nach diesem Versuch weiß der Herr Kollege aber, daß diese Furcht unbegründet ist.
(20-12-2020, 23:01)Sinai schrieb: [ -> ]Frage an die Naturwissenschaftler: Könnte es sein, daß in dieser Umwelt nach vielen Generationen ein Gewächs mit extrem feuerfestem Holz entstand ?

Zunächst mal funktioniert die Evolution so, dass sie nach dem Zufallsprinzip ständig unterschiedliche Variationen hervorbringt, in dem sich bei der Replikation des Erbgutes der Zellen kleine Fehler einschleichen oder auch wenn sich Reste vom Erbmaterial eines Virus in das Genom einbauen.

Also entstehen mit der Zeit auch aus jeder Pflanze eine Vielzahl von Variationen die sich im Laufe der Zeit und nach vielen solcher kleinsten Kopierfehlern, von Generation zur nächsten immer mehr von der ursprünglichen Erscheinungsform der 1. Mutterpflanze unterscheiden und wobei es eine solche 1. Pflanze auch nicht wirklich gibt, da jede 1. Pflanze auch wieder nur eine in der Reihe ist, die vor vielen Millionen Jahren ihren Anfang genommen hat.

Das heißt also, dass einige dieser Variationen Waldbrände besser überstehen als andere und welche dann auf Grund häufiger auftretenden Waldbrände wieder verschwinden. Klimatische Veränderungen bringen neue Schädlinge mit sich, weil die wärmeren oder auch kühleren Bedingung für das Überleben von Schädlingsarten, auch auf mikrobieller Ebene plötzlich günstiger werden und sie somit auch in Lebensräumen (Klimazonen) in Erscheinung treten, welche für sie bisher ungeeignet waren... Die allermeisten Lebewesen wie auch Pflanzen sind dann solchen meist Änderungen innerhalb ihre Anpassungslebensraumes hilflos ausgeliefert und verschwinden dann auch wieder..und mit ihnen auch ihre Symbionten - Pilze die mit fast allen höheren Pflanzen in Gemeinschaft leben und beim Aufschließen der Nährstoffe eine wichtige Rolle spielen - wofür sie von der Pflanze mit Zucker versorgt werden... und wenn dis Pilzarten einmal verschwunden sind, dann kann es viele Jahrhunderte dauern, bis diese vor Ort ausgestorbenen Pflanzenarten oder ihre nahen Verwandten sich durch Samenflug aus anderen Gegenden wieder ansiedeln..

Deswegen überleben solche Veränderung im Klimageschehen meist nur mehr ganz besonders robuste Variationen, die sowohl eine besonders dicke Rinde zum Schutz gegen Fresslinge und Krankheitserregern aller Art haben und auch noch besonders genügsam im Wasserverbrauch sind .. oder auch besonders viel Wasser vertragen.. je nach dem.. und diese Pflanzen werden dann zur dominierenden Art.. wobei die Evolution immer weiter geht und neue Variationen hervorbringt. Eine solche Baumart die auch Feuer gut übersteht ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkeiche
(20-12-2020, 23:50)Sinai schrieb: [ -> ]Wie gibt es das, daß ein Holz feuerfest ist ??

In dem es z.B. besonders hart und ist und damit auch eine sehr feinporige Zellstruktur hat. Oder dass die Zellstruktur besonders viel Wasser speichern kann, wie z.B. auch das Holz von Kakteen. Manche Baumarten sind besonders im Wurzelbereich und drumherum resistent gegen Feuersbrünste.. weil dort die allermeisten Mineralien eingelagert sind und die Bäume somit wieder neu austreiben können. Pfeifen aus Holz werden  immer aus solchen besonders Feuer- und hitzefesten Wurzelgehölzen hergestellt. Wobei die Verwirbelungen in der Wachstumsphase des Wurzelholzes besonders enge Zellstrukturen hervor bringen.. die dann auch noch optisch was hergeben. Und die Pfeifenköpfe zu kleinen in der Natur gewachsenen Kunstwerken machen..
(21-12-2020, 00:29)Geobacter schrieb: [ -> ]Klimatische Veränderungen bringen neue Schädlinge mit sich . . .

Interessante Studie. Danke!
Vielleicht ist das Gewächs Bruyère ja selbst ein pflanzlicher Schädling ?


(21-12-2020, 00:29)Geobacter schrieb: [ -> ]Eine solche Baumart die auch Feuer gut übersteht ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkeiche

Interessant! War das der Grund, warum Pablo Picasso nach der verheerenden Bombardierung durch die Legion Condor mit Brandbomben auf Guernica die Korkeiche zu einem symbolischen Motiv seines Bildes machte ?
(21-12-2020, 01:24)Sinai schrieb: [ -> ]Vielleicht ist das Gewächs Bruyère ja selbst ein pflanzlicher Schädling ?
Auf Deutsch heisst das Gewaechs Baumheide. Das ist halt eine Art Heidekraut.
Die schlechte Brennbarkeit liegt in diesem Fall wohl an mineralischen Ablagerungen.

Ansonsten sind die meisten Baumarten in Gegenden, wo es haeufig brennt, recht feuerresistent. Natuerliche Braende ueberleben die meist relativ unbeschadet (Blaetter oder Nadeln muessen halt neu austreiben). Das Problem mit den aeusserst verheerenden Braenden der letzten Jahre, z.B. in den USA, liegt an der vergangenen Politik der absoluten Brandvermeidung. Dadurch ist zuviel leicht brennbares Unterholz gewachsen, was die Feuer zu heiss macht, so dass die eigentlich feuerresistenten Baeume dann auch nicht mehr ueberleben koennen.
(21-12-2020, 01:24)Sinai schrieb: [ -> ]Vielleicht ist das Gewächs Bruyère ja selbst ein pflanzlicher Schädling ?


*https://www.alamy.it/albero-di-erica-erica-arborea-di-cui-la-bruyere-legno-e-ottenuto-a-partire-da-achada-do-teixeira-madeira-portogallo-image280958059.html

Nein.. das Gewächs ist eine Baumheide.. und das Holz dieser Baumheide brennt gar nicht mal so schlecht.
Im Erscheinungsbild ist die Baumheide leicht mit dem Wacholder zu verwechseln. Die Baumheide wächst sehr langsam und die Zellen der Holzstruktur sind sehr kompakt, so dass sich vor allem die Wurzelknollen und auch die Verwucherungsknollen dort, wo in jungen Jahren Äste abgestorben sind, zum Bau von Pfeifenköpfen eignet. Der Grund warum das Holz in der Pfeife nicht so schnell verkohlt, liegt daran, dass die für die Verbrennung nötige Sauerstoffzufuhr auf Grund der kompakten Beschaffenheit des Holzes nicht so leicht an die inneren Lignin- und Zellulosestrukturen heran kommt und vor allen weil der Tabak in der Pfeife, der ja schneller und leichter verbrennt, einen Großteil des angesaugten Sauerstoffes verbraucht.

Außerdem müssen solche Holzpfeifen, vor ihrer Nutzung zu Genusszwecken erstmal "eingeraucht" werden, bevor sie dem Raucher nur mehr die reinen Aromastoffe des Tabaks  zur Verfügung stellen. Das Holz der Pfeife kohlt beim ersten rauchen zuerst mal ziemlich an.. beim Verbrennen von Tabak entsteht  immer auch eine Kleine Menge Teer.. dieser Teer bildet zusammen mit der angekohlten Oberfläche des Holzes ein sehr harte und hitzebeständige und wenig Sauerstoff-durchlässige Kruste, die relativ geschmacksneutral ist, und auch weitgehendst verhindert, dass das Holz im inneren der Pfeife noch weiter verkohlt und der Rauch nach Holzruß schmeckt. Das natürliche "Einrauchen/Verteeren mit Krustenbildung" einer neuen Pfeife mit Holzkopf.. kann eine ziemliche Weile dauern/ Zeit in Anspruch nehmen und  man beginnt von daher schon  beim Herstellen mit dem Einbrennen und versiegeln...

Bis so einen neue Pfeife dem Raucher geschmacklich zusagt.. können manchmal Monate und Jahre vergehen...und manche Pfeifenraucher sind mit dem Ergebnis auch nie ganz zufrieden und kaufen sich dann wieder eine andere neue Pfeife die sie einrauchen können. In der Hoffnung, dass es dieses mal besser gelingt.
Die Tabakasche - etwas mehr als 90% reinstes Kaliumcarbonat hab ich vergessen zu erwähnen..die ist beim Einrauchen und der Brandversiegelung des Holzes wahrscheinlich der allerwichtigste Faktor, damit die Pfeife nicht doch in Flammen aufgeht...
Hallo 'Geobacter' - Du scheinst viel von Pfeifen zu verstehen. Interessant was Du zum Vorgang des Einrauchens von Holzpfeifen schreibst. Das mit dem Kaliumcarbonat ist interessant!

Ich gestatte mir, auch Dir meine Erfahrungen und Gedanken mitzuteilen:


Zum Einrauchen von Bruyèrepfeifen

Ich habe früher einige Zeit Pfeife geraucht, die Bruyèrepfeife war mir zu stressig (entweder ging die Pfeife alle zehn Minuten aus oder ich zog laufend daran um das Ausgehen zu vermeiden und dann bildete sich wegen der bald auftretenden Überhitzung Teer im Pfeifenkopf in derartiger Menge, daß das Teer beim Saugen sogar hörbar zu blubbern begann) und ich kaufte mir eine Meerschaumpfeife die problemlos zu rauchen war, da Meerschaum porös ist und das Kondensat (Teer) wie ein Schwamm aufsaugte.
Die Meerschaumpfeife war vergnüglich (da trocken ohne Saft) zu rauchen. Sie war ihr Geld wert!
Allerdings verfärbt sich ein ursprünglich kreideweißer Meerschaumkopf durch die laufende Aufnahme des Kondensats allmählich und wird Elfenbein, dann Ocker und dann Braun. Sieht interessant aus.
Dann ist die Lebensauer der sündteuren Pfeife beendet: die Poren sind verstopft, da der Stein gesättigt ist - und nimmt kein Kondensat mehr auf. Da kann man dann gleich eine billige Pfeife mit Porzellankopf rauchen. Daher nahm ich den Meerschaumkopf ab, verstopfte das kleine Loch fest mit Knetmasse Fimo, füllte den aufgestellten Kopf mit Salz, goß Isopropanol hinein (es geht auch hochprozentiger Trinkalkohol, aber das ist wegen der extremen Besteuerung viel zu teuer) und bedeckte die Große Bohrung oben mit Nylon und Gummiringerln. So ließ ich den zwischen Schachteln eingekeilten Pfeifenkopf 48 Stunden lang stehen. . .
Als ich dann die dünne Nylonfolie entfernte, war das Salz braun - und der Pfeifenkopf zwar nicht neu, aber nur mehr Elfenbein bis Ocker. Ich wiederholte den Vorgang und dann war der Pfeifenkopf zur Gänze Elfenbein. Die teure Pfeife war regeneriert. Dieses Prozedere wiederholte ich regelmäßig wenn die Pfeife zu safteln begann

Man kann auch eine Holzpfeife mit Meerschaumeinlage kaufen. Extrem preiswert da die Einlage dünnwandig ist und das Holz nicht feuerfest zu sein braucht. Außerdem bruchsicher beim herunterfallen und bruchsicher dort an der neuralgischen Stelle wo der Holm rein und rausgedreht wird! Eine hochelegante Lösung. Allerdings weiß ich nicht, ob man solche Verbundpfeifen mit Isopropanol oder Trinkalkohol reinigen darf. Ich hätte die große Sorge, daß dann die Verklebung zwichen Meerschaumeinlage und Holzmantel aufgelöst wird und dann der Meerschaumeinsatz nicht mehr fixiert ist. Habe es aber nicht ausprobiert. Einen Tropfen Leim kann man ja selber reingeben. Aber es müßte ein hitzefester Leim sein (falls es so was gibt). Ein solches Wunderwerk der Chemie ist aber problematich, da es sofort vom Meerschaum aufgesogen wird und dann entsteht beim Rauchen wohl fürchterlicher Gestank und Krebsgefahr . . .

Ich kaufte mir eine klassische Bruyèrepfeife für Spaziergänge. Robust, allerdings mit Holzoberfläche an der der Glut zugewandten Seite! Es war eine echte Savinelli Punto Ora (Viva Italia !) allerdings Originalholzoberfläche innen ohne Einrauchpaste. Ein Qualitätsmerkmal, da Einrauchpaste auch zum Vertuschen von Holzfehlern (Kittstellen von Wurmlöchern) verwendet werden kann.
Allerdings war der Kopf untypisch hell, sah unhübsch aus, aber dieses Holzkraut soll ja feuerfest sein und nicht "schön". Zumindest interessant sah es aus. Da ich mich nicht dazu entschließen konnte, das Stück zu gefährden, entschloß ich mich, nach langem Studium von Pfeifenliteratur eine Einrauchpaste selbst herzustellen:

Es wurden dann 2 Einrauchpasten (ein zweistufiges Verfahren)

1. Stufe
Zuerst kaufte ich im Chemikalienhandel ein kleines Fläschchen Kaliwasserglas 34/35° und eine kleine Dose Aktivkohle.
Mit gummihandschuhgeschützten Händen und auch seitlich geschützter Chemikerschutzbrille trug ich einen Tropfen reines Wasserglas (ohne Aktivkohle) auf einem Stück Bastelholz auf - am nächsten Tag war es schwarz! Somit war erwiesen, daß die Pfeife nicht mit Wasserglas imprägniert worden war.
Nun erzeugte ich mit obigen Schutzmaßnahmen in einer Eprovette ein Gemisch 2 TL Wasserglas und 1 gestrichenem TL Aktivkohle, verschloß es und schüttelte stark. Mit einem Pempsel trug ich einen Tropfen innen in der Brennkammer auf und ließ den Pfeifenkopf (Mündung unten) aufgebockt einen Tag lang trocknen.
Wasserglas ist zum Brandschutz; die Aktivkohle dient dazu, daß es zu keiner Versiegelung kommt - da würde das Holz nämlich kein Kondensat mehr aufnehmen und da kann ich gleich eine billige Porzellanpfeife oder Alupfeife etc. kaufen . . .

2. Stufe
Ich erzeugte ein Gemisch von 2 TL 80 % Rum und 1 gestrichenem TL Aktivkohle und 1 gestrichenem TL Honig. Wieder Lagerung Kopf unten mit Lüftung unten. Es bildete sich eine verwachste Schicht, der Alkohol verdunstet und es entsteht eine zähe wachsartige Schicht, die wegen des Zuckergehalts beim Rauchen eine treffliche Schutzschicht bildete. Eine hervorragende Pfeife!

Um nach dem kleinen Exkurs in die Welt der Pfeifenraucher und vielleicht auch Innen zum Thema feuerfestes Holz zurückzukehren, möchte ich sagen, daß das wirklich ein Wunder der Natur ist. Wie Ekkard in Beitrag #4 witzelte, daß Gott mit dem Bruyèreholz den Pfeifenrauchern ein Geschenk machen wollte mag ich nicht glauben - denn der Qualm ist gesundheitsschädlich.
Da ist ein Vorgang irgendeiner Evolution (nach jahrtausendelangen Folgen von Buschbränden im Mittelmeerbecken entsteht allmählich eine feuerfeste Holzart; es gibt ja auch Tiere die in heißen Quellen leben können und der Fuchs wechselt ja auch im Spätherbst die Farbe und wird weiß  und im Frühling wird er wieder fuchsrot) glaubhafter.
Außer Gott wollte auch mit diesem Baum die Menschen auf die Probe stellen
Ich kenne leider nur Pfeifenraucher und mein Wissen über Raucher-Pfeifen rührt von daher, dass mich der Vorstand eines Pfeifenraucher-Clubs (Kollege aus dem Kegelverein) vor schon einigen Jahren mal gebeten hat, das sogenanntes Korporate-Design seines Clubs künstlerisch zu gestalten. Er hat mich über das Einrauchen von Pfeifen und den Fehlern die dabei oft gemacht werden. sehr detailliert aufgeklärt. Und wahrscheinlich auch nur deswegen, weil ich ihn gefragt habe, warum Pfeifenraucher nicht selten viele Pfeifen besitzen, die sie nur selten oder gar nicht benutzen.

Mir ging es eigentlich darum dir zu zeigen dass die Evolution keine Wunder vollbringt - was zwar von der transzendenten Anschauung her trotzdem oftmals so ausschauen mag - aber ansonsten und im wirklichen Leben eine für die allermeisten Beteiligten, die von den zufälligen Fehler beim Kopieren des genetischen Erbguts in den Zellen ihrer Vorfahren, keine zu den vorherrschenden Lebensbedingungen passenden "Talente" abgekriegt haben.. .. nur eine oft ziemlich schmerzhafte Zuchtwahl ist. Jene Verwandten die mehr Glück hatten und vom Zufall eine "dickere Haut" und vielleicht auch einen weniger anspruchsvollen Stoffweschel zugeteilt bekamen, welcher es ihnen auch ermöglicht schwierigere Zeiten durchzustehen, vererben ihre Gene auch den nachfolgenden Generationen weiter, von denen einzelne wenige noch ein klein wenig widerstandsfähiger gegenüber zunehmend schwierigen "Wetterverhältnissen" oder anderen Plagen sind. All die anderen Brüder Schwestern, Kusinen, Tanten stehen dann entweder Im Trockenen oder im Regen.. Und Holz das gänzlich Feuer-fest ist (Wunder) kommt dabei nie eines zustande.
(21-12-2020, 15:00)Geobacter schrieb: [ -> ]. . . mein Wissen über Raucher-Pfeifen . . .
. . . ist profund

Ich habe noch was Interessantes über den sogenannten "Bauerntabak" = Nicotiana rustica = Machorka in Erfahrung gemacht, aber das wäre hier OT und daher eröffne ich in der Plauderecke einen Threads dieses Namens. Vielleicht auf Wiedersehen dort!


(21-12-2020, 15:00)Geobacter schrieb: [ -> ]Mir ging es eigentlich darum dir zu zeigen dass die Evolution keine Wunder vollbringt

Jetzt sind wir wieder beim Kernthema angelangt. Sagen wir so: der 20 Kilometer breite oder schmale Streifen mit üppigem Meeresklima der vor
5000 Jahren wie ein Ring das gesamte Mittelmeerbecken umspannte, ist heute nicht mehr.
Damals war es ein höchst fruchtbarer Streifen. Noch zur Zeit der Punischen Kriege war der Küstenstreifen von Karthago die Kornkammer Roms (!) und der Libanon war damals stark bewaldet (die berühmten Zedern des Libanon aus den älteren Teilen der Bibel) und noch zur Zeit der Völkerwanderung siedelten die Vandalen gerne im Bauernland Iberien und im Bauernland Nordafrika !
Heute sind das keine für Land- und Forstwirtschaft attraktiven Gebiete mehr . . .
Und der Balkan ist verkarstet. Ob die Römer oder die Osmanen Schuld an diesem verheerenden Raubbau waren, wurde noch nicht rechtsgültig entschieden Icon_cheesygrin

Die Küstenstreifen des Mittelmeerbeckens sind heute nur für internationale Hotelketten attraktiv

Aber damals vor 5000 Jahren war dort üppige Vegetation, die damaligen Bewohner Lybiens sprachen noch kein Arabisch, die Frauen in Karthago hatten viel mehr Rechte als heute in dieser Zone, es lebten Wildschweine in den Wäldern

Doch als das Klima trocken wurde, gingen die Wälder zurück, es entstanden riesige Buschwälder, die sogenannte Macchie und in dieser Trockenzone gab es keine Rinder mehr, nur Ziegen und Schafe mit ihren Hirten - und es gab immer wieder verheerende Buschbrände

So dürfte gerade die besonders feuerresistente Art Erica arborea überstanden und sich ausgebreitet haben. Der Deutsche sagt Baumheide dazu, der Franzose Bruyère, der Italiener bekanntlich Erica
Es gibt ein altes Soldatenlied "Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein und das heißt Erika" das die Infanterie der Deutschen Reichswehr der Weimarer Republik im Jahre 1930 entdeckte.

Die Märkische Heide liegt in Mitteldeutschland und dort ist kein Etesienklima - auch heute nicht.

Im Etesienklima fühlt sich das Gewächs seit langer Zeit sehr wohl! Offenbar kann es sich flächenmäßig ausbreiten, weil alle anderen Gewächse von den immer wiederkehrenden sommerlichen Buschfeuern dezimiert werden.

Der Bauer kennt seit Jahrhunderten die Methode, ihm genehme Bohnen für die Aussaat auszusondern
Man kann auch boshaft "Genmanipulation" oder Evolution dazu sagen, ist aber ein alter Hut

Genauso war es wahrscheinlich mit diesem feuerresistenten Gewächs der Macchie

Daß es natürlich mit einem Schweißgerät verbrannt werden kann, ist selbstredend - und ich wies in Beitrag #5 darauf hin.

Aber bei normalen Buschbränden (wo ja keine großen Bäume brennen sondern nur Dornbuschen wie in der Bibel - wo keine sehr große Hitze entsteht) und in einem Lagerfeuer der Hirten und Jäger und im Kopf einer Tabakspfeife verbrennt es nicht
(21-12-2020, 21:14)Sinai schrieb: [ -> ]Aber bei normalen Buschbränden (wo ja keine großen Bäume brennen sondern nur Dornbuschen wie in der Bibel - wo keine sehr große Hitze entsteht) und in einem Lagerfeuer der Hirten und Jäger und im Kopf einer Tabakspfeife verbrennt es nicht

Sie sollen ja damals schon allerhand Pilze und Kräuter gekannt haben, die ihnen auch nicht-brennende Dornenbüsche als brennend erscheinen ließen und in denen plötzlich Geister und Götter erschienen. Als Pfeife zum anrösten halluzinogener Kräuter wie z.B. Blätter der Alraune (Mandragora  officinalis) diente ihnen die letzte Glut vom Lagerfeuer. Möglicherweise zunächst mal gar nicht absichtlich, sondern einfach nur, um das Feuer noch mal anzublasen um in der Dunkelheit für ein paar zig Sekunden noch etwas Licht zu haben, um  ihre Feuersteinklingen einsammeln zu können, damit sie sich nicht in der Dunkelheit die Zehen daran aufschlitzten. Und aus solchen halluzinogenen "Vollräuschen" entstanden dann die Geschichten der Heiligen Schriften. Mit all ihren "geflügelten Engeln und Horror-erregenden Dämonen.. usw. usf.

Natürlich muss es nicht so gewesen sein.. aber es wäre durchaus auch sehr leicht möglich.
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