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RE: Euro-Islam - alwin - 12-11-2010

Ich frage mich in dem Zusammenhang aber dennoch, wie die gesellschaftlichen Ansprüche, die im Koran oder anderen islamischen Schriften verkörpert werden, im mitteleuropäischen Bereich integriert werden sollten, da hier bekanntlich zwischen beiden Gebieten unterschieden wird. Oder kann der muslimische Gläubige diese Diskrepanz ignorieren?

Gruß


RE: Euro-Islam - t.logemann - 12-11-2010

Eigentlich existiert da keine Diskrepanz:

Im christlichen wie im Baha'i-Glaube sind die Gläubigen zuallererst dem Staat unterworfen ("gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist..." findet auch seine Entsprechung in der Baha'i-Religion). Trotzdem gibt es aber auf der Grundlage der christlichen Religion eine "Staatsvorstellung", diese Staatsvorstellung findet sich - wesentlich detaillierter auch in der Baha'i-Religion.

Im Islam existiert ebenso eine Staatsvorstellung, die in iherer Ausarbeitung so ziemlich genau zwischen dem christlichen Staatsbild und dem Baha'i-Staatsbild angesiedelt ist. Im Qur'an selbst findet sich kein ditrekter Hinweis auf die Trennung zwischen Religion und Staat, so wie in den Evangelien oder im Kitab-i-Iqan. Daraus folgern Muslime nun, dass alles was nicht "geschrieben wurde" auch nicht bindend sei - und beharren in der Regel auf einem "Gottesstaat".

Das kann man aber auch völlig anders sehen: Muhammad anerkannte ausdrücklich die Gültigkeit der Offenbarung Jesu. Er wandte sich "nur" gegen die fehlerhafte Theologie der "Gottessohnschaft" - die Trennung von Staat und Kirche hat Er nie angegriffen. Also könnte man als Muslim auch davon ausgehen, dass die Trennung von Staat und Religion nach christlichem Muster erstmal Bestand hat - bis die Mehrheit der Gläubigen anderes beschliesst und sich dabei der "Staatslehre" Muhammad's bedient.

Da Muhammad zu den Gläubigen ausdrücklich die Leute des Buches zählt, und nach neuerer theologisch-islamischer Denkart hierzu Christen ebenso gehören wie Juden, Buddhisten, Hindu's, Zoroaster (und bei aufgeklärten Muslimen auch wir Baha'i), kann also letztlich nur die Mehrheit aller Gläubigen, unabhängig der Religions- und Konfessionszugehörigkeit das "In-Kraft-treten" einer der "göttlichen Verfassungen" beschliessen. Und solange dieser mehrheitsbeschluss nicht zustande kommt - gilt eben das säkulare Rechtssystem, das wenigstens mehrheitlich im jeweiligen Staat beschlossen wurde.


RE: Euro-Islam - Ekkard - 12-11-2010

(12-11-2010, 13:50)t.logemann schrieb: Im christlichen wie im Baha'i-Glaube sind die Gläubigen zuallererst dem Staat unterworfen ("gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist..." findet auch seine Entsprechung in der Baha'i-Religion). Trotzdem gibt es aber auf der Grundlage der christlichen Religion eine "Staatsvorstellung"
Hm? Ich gebe zu bedenken, dass die "Staatsvorstellung" (Staatsdoktrin) sich im NT nur schwer, bestenfalls indirekt, finden lässt. Den (römischen) Staat hat Jesus einfach als "Welt" betrachtet, die letztlich dem Reich Gottes fremd, ja feindlich, gegenüber stand. Was er mit dem o. g. Spruch erreichen wollte, kann man nur mutmaßen. Wahrscheinlich ging es um die "Göttlichkeit" des Kaisers, die er - wie alle Juden damals - lächerlich fand. Also: "Was will denn dieser Caesar? Steuern? Nu, was kümmert's euch. Das ist "Welt", nichts, was in den Heilsplan Gottes hineinwirken kann."
Die Staatsdoktrin stammt aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert. Sie wird aus der himmlich-irdischen Hierarchie abgeleitet, in der der Christus bereits als geistiger Weltenherrscher gesehen wurde, der die irdische Macht des Kaisers (vormals göttlich) legitimierte. So blieb der Kaiser zwar keine Gottgestalt, aber von Gott (=Christus) über die Menschen gesetzt. Genialer Trick zum Machterhalt, wenn ihr mich fragt.


RE: Euro-Islam - petronius - 12-11-2010

(12-11-2010, 11:58)alwin schrieb: Ich frage mich in dem Zusammenhang aber dennoch, wie die gesellschaftlichen Ansprüche, die im Koran oder anderen islamischen Schriften verkörpert werden, im mitteleuropäischen Bereich integriert werden sollten

sollen sie im euroislam doch nicht :icon_rolleyes:


RE: Euro-Islam - alwin - 12-11-2010

Dann wäre das Islam Nr. 2, weil kaum von einer Akzeptanz ausgegangen werden kann. Und das ist kaum durchführbar, da bereits zu viele Traditionen integriert sind... also kann man diesen "Euroislam" praktisch vergessen.

Gruß


RE: Euro-Islam - petronius - 13-11-2010

(12-11-2010, 23:40)alwin schrieb: Dann wäre das Islam Nr. 2



islam 2, 3 oder 4 gibts schon lang...

Zitat:weil kaum von einer Akzeptanz ausgegangen werden kann

akzeptanz von was und durch wen?

und was soll daraus folgen?

du akzeptierst ja auch nicht alles und die welt geht trotzdem nicht unter

Zitat:Und das ist kaum durchführbar, da bereits zu viele Traditionen integriert sind... also kann man diesen "Euroislam" praktisch vergessen

du willst jetzt aber sicher nicht deine persönliche sicht verallgemeinern, nicht wahr? :icon_cheesygrin:

jene "euro-muslims" oder "säkulare muslims" oder wie auch immer du die muslime nennen willst, die kein problem damit haben, ihren glauben dem demokratischen rechtsstaat unterzuordnen und in diesem zu praktizieren, gibt es bereits zu hauf. ob du dich jetzt hinstellst und predigst, das könne nicht sein, spielt für sie keine rolle



so langsam geht mir dieses ewige sarrazineske getröte, muslime seien per se nicht integrierbar, echt auf den sack


RE: Euro-Islam - TreueSeele - 21-11-2010

Niemand braucht einen Euro-Islam, denn niemand braucht Angst vor dem Original-Islam zu haben. Leben wir denn nicht schon seit mehr als einem halben Jahrhundert hier in Deutschland? Haben die Nichtmuslime in dieser Zeit jemals ein Aufbegehren der Muslime gehört hier einen Gottesstaat errichten zu wollen? Dieser Euro-Islam dient dazu, genauso wie all die andere Anti-Islam-Propaganda, im deutschen Volk eine Angst vor dem Original-Islam zu schüren.


RE: Euro-Islam - Theodora - 21-11-2010

Vielleicht ist ein Islam gemeint, der die Scharia ablegt, also eine Trennung vom politischen Islam anstrebt. Ein reformierter Islam, der seinen Schwerpunkt auf seine innewohnende Spiritualität setzt.


RE: Euro-Islam - petronius - 21-11-2010

(21-11-2010, 17:38)TreueSeele schrieb: Haben die Nichtmuslime in dieser Zeit jemals ein Aufbegehren der Muslime gehört hier einen Gottesstaat errichten zu wollen?

wenn auch nicht eines der muslime, so doch durchaus das einzelner muslime und radikaler muslimischer gruppen. aus einem (nicht zuletzt traditionellen) verständnis heraus, staat und privatleben der statsbürger hätten sich der religion unterzuordnen. welches nicht bei allen, oder imho noch nicht mal bei der mehrheit der mudlime in d eine wichtige, schon gar radikale, rolle spielt, aber wo vorhanden doch der integration in eine pluralistisch-säkulare gesellschaft erschwert

(21-11-2010, 17:38)TreueSeele schrieb: Dieser Euro-Islam dient dazu, genauso wie all die andere Anti-Islam-Propaganda, im deutschen Volk eine Angst vor dem Original-Islam zu schüren.

er ist keine anti-islam-propaganda, sondern eröffnet den muslimen die volle teilhabe und einordnung in unserer westlichen gesellschaft, ohne daß sie sich als muslime verleugnen müßten. was verschiedentlich als "Original-Islam" ausgegeben wird, weckt nicht ganz unbegründete ängste


RE: Euro-Islam - Bion - 22-11-2010

(21-11-2010, 17:38)TreueSeele schrieb: ...Angst vor dem Original-Islam zu schüren.

Was könnte das sein, der Original-Islam? Vielleicht jener Islam, der von Mohammed (und seinen Gefährten) gelebt wurde?

Davon berichtet die Sunna, und zwar in so vielen Varianten, dass jeder das für sich entdecken kann, was ihm ins Konzept passt. Die Vielfalt islamisch-religiösen Lebens wird offenbar, wenn man Extremausformungen dieser Religion betrachtet.

Was haben beispielsweise Wahhabiten und Alewiten gemeinsam? Nichts!


RE: Euro-Islam - Theodora - 22-11-2010

TreueSeele,

wenn von einem Euro-Islam gesprochen wird, wird auf vielfältigster Weise darüber nachgedacht, wie der Islam in die Moderne ankommen kann oder bereits angekommen ist. Diese Frage stellen sich andere Religionen ebenso, wenn es um eine Aktualisierung der religiösen Lebensform und Lebenswirklichkeit geht. Vor dem Islam selbst haben die wenigsten Angst. Es sind die Formen der Gewalt, der Eskalation und die beständige Androhung von Attentaten, die den Menschen Angst einflößt. Diese Angst wird dann wiederum aufgegriffen, um neue Überwachungstechniken und Methoden der Massenkontrolle einzuführen. Auch das erzeugt Unbehagen, Mißtrauen und begünstigt Ängste. Wir drehen uns im Kreise, wenn man so will. Keiner will sich einer Gewalt ausgeliefert wissen, aber auch gegenüber keinem Überwachungsstaat, der bis in das Persönlichste vordringt - ungefragt.
Ein Euroislam könnte eine Antwort darauf sein, sich den Herausforderungen und Aufgaben der Zeit zuzuwenden und entsprechend dieser Anforderungen, zu agieren und Antworten zu finden. Es ist inakzeptabel, in einem Land zwei Rechtssysteme gelten zu lassen, um ein brisantes Thema aufzugreifen. Die Spiritualität, die Feste und Gebräuche sind nicht das eigentliche Problem, es ist die politische Seite des Islam, der einzig eine Verquickung von Religion und Staat vorsieht.


RE: Euro-Islam - Klaro - 24-11-2013

Mit dem Titel: "Schwäbisch Gmünd: Koran im Klassenzimmer" wird über ein Schulprojekt, berichtet, an dem 30 Schulen teilnehmen, mit dem Ziel, allen Kindern von der 1. Klasse ab den Koran zu erklären. Die Südwest-Presse berichtet, daß der Schulleiter Klaus Dengler von dem Schulprojekt auf einem Fortbildungskurs erfahren hat.

Zitat:Die Spiritualität, die Feste und Gebräuche sind nicht das eigentliche Problem, es ist die politische Seite des Islam, der einzig eine Verquickung von Religion und Staat vorsieht.

Das wird auch das Problem bleiben und sich weiter verstärken.


RE: Euro-Islam - Harpya - 24-11-2013

Zitat:Die Spiritualität, die Feste und Gebräuche sind nicht das eigentliche Problem, es ist die politische Seite des Islam, der einzig eine Verquickung von Religion und Staat vorsieht.
(24-11-2013, 00:53)Klaro schrieb: Das wird auch das Problem bleiben und sich weiter verstärken.

Woraus kann man das schliessen , um mal mit einer
Diskussion anzufangen ?


RE: Euro-Islam - Klaro - 25-11-2013

Unterhalte Dich einfach mal mit Menschen, die damit zu tun haben, deren Nerven zum Zerreißen gespannt sind, weil sie mitten in diesen Problemen stecken und verfolge einfach nur mal alles, was damit zusammen hängt. Dann etwas Logik und Zeitungsschau und eigene Erfahrungen kombinieren.

Wozu Diskussion ? Ist das überhaupt erwünscht ? (Sch)lief doch bisher alles ruhig vor sich hin. Icon_lol


RE: Euro-Islam - Harpya - 25-11-2013

(25-11-2013, 11:27)Klaro schrieb: Unterhalte Dich einfach mal mit Menschen, die damit zu tun haben, deren Nerven zum Zerreißen gespannt sind, weil sie mitten in diesen Problemen stecken und verfolge einfach nur mal alles, was damit zusammen hängt. Dann etwas Logik und Zeitungsschau und eigene Erfahrungen kombinieren.

Wozu Diskussion ? Ist das überhaupt erwünscht ? (Sch)lief doch bisher alles ruhig vor sich hin. Icon_lol


Wenn aus den angegebennen Tipps eine Diskussion mit dir besteht, haben wir in
der Tat verschiedene Auffassungen.
Bei so einem Thema wie Artensterben oder Evolution, soll ich dann mit Waalen singen oder archäologischen Funden kommunizieren.
Wenn wir über Zoroastrier sprechen, leider vernichtet.