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Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 29-07-2023 Politik und Soziales › Vater unser und Anglikanismus > Beitrag #41 (28-07-2023, 13:04)Ulan schrieb: Die Zeugen Jehovas sind ein Musterbeispiel dafuer, wie man Familie nicht fuehrt. In Norwegen ist ihnen deshalb gerade die Anerkennung als Religionsgemeinschaft im Sinne des Gesetzes entzogen worden. Sicher ein interessantes Thema. Ich eröffne einen Thread in Religionsübergreifendes und Interreligiöses > Religionsfrage in Norwegen ____________________________________________________________________________________________ Norwegen ist für seine tolerante Haltung in Religionsfragen berühmt. Der Islam ist längst akzeptiert, nun ist es seltsam dass die Zeugen Jehovas wegen des von ihnen gepredigten neutestamentlichen Familienbildes benachteiligt werden. RE: Religionsfrage in Norwegen - Ulan - 29-07-2023 Es ist recht simpel: Organisationen, die die staatliche Foerderung von Religionsgemeinschaften erhalten wollen - was auch fuer weltanschauliche Gruppierungen allgemein recht einfach zu erhalten ist - duerfen sich nicht sittenwidrig verhalten. Die von den ZJ aktiv durchgesetzte Regel, dass Mitglieder der Kirche keinen Kontakt zu Menschen haben duerfen, die die Religionsgemeinschaft verlassen haben, ist nicht nur gesellschaftsschaedigend, sondern verursacht auch starke seelische Schmerzen in den Betroffenen. Organisationen, die andere Menschen per Dekret willentlich in solcher Art und Weise schaedigen, duerfen laut Gesetz keine Foerderung erhalten. Die zweite gesellschaftsschaedigende Regel war die Aufforderung, nicht an Wahlen teilzunehmen, weder aktiv noch passiv. Das wog aber nicht so schwer, weil hierbei keine anderen Menschen direkt geschaedigt werden. RE: Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 29-07-2023 (29-07-2023, 18:32)Ulan schrieb: Es ist recht simpel: Organisationen, die die staatliche Foerderung von Religionsgemeinschaften erhalten wollen - was auch fuer weltanschauliche Gruppierungen allgemein recht einfach zu erhalten ist - duerfen sich nicht sittenwidrig verhalten. Die von den ZJ aktiv durchgesetzte Regel, dass Mitglieder der Kirche keinen Kontakt zu Menschen haben duerfen, die die Religionsgemeinschaft verlassen haben, ist nicht nur gesellschaftsschaedigend, sondern verursacht auch starke seelische Schmerzen in den Betroffenen. Organisationen, die andere Menschen per Dekret willentlich in solcher Art und Weise schaedigen, duerfen laut Gesetz keine Foerderung erhalten. Ich ging heute Nachmittag beim Bahnhof vorbei und sah einen Stammtisch der Zeugen Jehovas und diskutierte mit denen die Geschichte mit Norwegen. Sie klagten sehr darüber, dass ihnen in Norwegen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft entzogen wurde! Ich sagte ihnen, dass Norwegen eine typisch westeuropäische Demokratie ist, und morgen werden die Zeugen Jehovas in Schweden die Anerkennung als Religionsgemeinschaft verlieren, und dann in Holland, in Belgien, in Luxemburg, in England, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Polen, USA RE: Religionsfrage in Norwegen - Ulan - 29-07-2023 Das haengt doch von der jeweiligen Gesetzeslage ab. Und es ist ja nicht so, dass die ZJ verboten worden waeren oder so etwas. Der Staat zahlt nur kein Geld an Organisationen, die sich gesellschaftsschaedlich verhalten. Als Privatverein koennen sie weiterwurschteln wie bisher. RE: Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 29-07-2023 Ich habe jetzt auf der Homepage der Zeugen Jehovas jw.org nachgeschaut, Suchbegriff Norwegen Es ging darum, "Jehovas Zeugen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft in Norwegen zu entziehen." Es wurde den Zeugen Jehovas in Norwegen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft entzogen! Jetzt müssen sie wie du sagst als Privatverein weiterwurschteln. Trauungen dürfen sie jetzt nicht mehr durchführen Weiteres Zitat aus dem Artikel über Norwegen in jw.org "In Norwegen dürfen Vertreter von Religionen nur dann Trauungen durchführen, wenn ihre Religion staatlich anerkannt ist. Mit der Entscheidung der Regierung, uns die Anerkennung zu entziehen, dürften Vertreter von Jehovas Zeugen keine Trauungen mehr durchführen." Das ist für junge Paare ein Problem. Ich würde ihnen raten, zur Trauung in ein anderes Land zu fliegen oder zu fahren (Fähre, Schiff, Bahn) und sich dort in einer Versammlung der Zeugen Jehovas trauen zu lassen. Ist halt die Sprachschwierigkeit Ist aber auch egal, da bei allen Trauungen der Zeugen Jehovas sichr die selben Bibelstellen aus dem NT verlesen werden, und die kann man ja vorher lesen Und die Hochzeitsgäste werden auch nicht so eine Reise unternehmen (Alter, Urlaubsfrage, Geldfrage für Reise und Hotel) Es geht also keineswegs nur um den Verlust von Förderungen RE: Religionsfrage in Norwegen - Geobacter - 29-07-2023 (29-07-2023, 13:04)Sinai schrieb: Norwegen ist für seine tolerante Haltung in Religionsfragen berühmt. Der Islam ist längst akzeptiert, nun ist es seltsam dass die Zeugen Jehovas wegen des von ihnen gepredigten neutestamentlichen Familienbildes benachteiligt werden. Das ist nicht der Grund. Siehe Beitrag von @Ulan. Aber hinzu kommt noch, dass der Zeugen Jehovas neutestamentliches Famlienbild seinen Mitgliedern jeglichen Umgang mit normalen "Weltmenschen" verbietet, welcher über die notwendigsten Maßnahmen zur Selbsterhaltung hinaus reicht, und für ihren Verkündigungsdienst gerade noch unerlässlich ist. Im Grundgesetz jeder demokratischen Rechtsordnung ist verankert, dass im gesellschaftlichen Zusammenleben die Diskriminierung anderer, wegen ihres Geschlechtes, ihrer Religion - auch in negierender Form (Atheismus), sexueller Orientierung, eines Gebrechens.... eine antidemokratische Haltung ist, die nicht auch noch durch öffentliche Steuergelder gefördert werden dürfe. Leider ist der Begriff Religionsfreiheit ein sehr schwammiger Begriff und die Zeugen Jehovas können sich gute Anwälte leisten. Norwegen ist gemessen an seiner Einwohnerzahl, ein sehr dünn besiedeltes Land und da sind solche neutestamentlichen Familien wie gerade der ZJ, als Nachbarn nicht so sonderlich beliebt. Wenn man eh schon auf jeden Sozialkontakt angewiesen ist und weswegen die Norweger auch als besonders gastfreundlichen Menschen geschätzt werden. RE: Religionsfrage in Norwegen - Ulan - 29-07-2023 Ach, red' doch keinen Unsinn. Bei uns muessen Paare, die sich kirchlich trauen lassen, auch erst mal zum Standesamt. Das werden die ZJ'ler in Norwegen wohl auch noch hinbekommen und erst mal eine Zivilheirat durchfuehren. RE: Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 29-07-2023 (29-07-2023, 23:16)Geobacter schrieb: Im Grundgesetz jeder demokratischen Rechtsordnung ist verankert, dass im gesellschaftlichen Zusammenleben die Diskriminierung anderer, wegen ihres Geschlechtes, ihrer Religion - auch in negierender Form (Atheismus), sexueller Orientierung, eines Gebrechens.... eine antidemokratische Haltung ist Da stellt sich die Frage, welcher Religionsgemeinschaft in Norwegen als nächster die Anerkennung entzogen wird RE: Religionsfrage in Norwegen - Ulan - 29-07-2023 Keiner. Du verwechselst immer wieder aktive Diskriminierung mit Missbilligung. Anderer Meinung zu sein, ist kein Problem. Probleme entstehen dadurch, wenn gegen diskriminierte Personen agiert wird. Bei den ZJ war das Kontaktverbot fuer die Entscheidung der Regierung und auch der Gerichte ausschlaggebend. Dass das selbst innerhalb von Familien forciert wird, gilt als unmenschlich. RE: Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 29-07-2023 (29-07-2023, 23:28)Ulan schrieb: . . . innerhalb von Familien . . . In mancher Religionsgemeinschaft wird innerhalb von Familien forciert, dass Mädchen über 12 auf der Straße einen Gesichtsschleier zu tragen haben RE: Religionsfrage in Norwegen - Geobacter - 29-07-2023 (29-07-2023, 23:23)Sinai schrieb:(29-07-2023, 23:16)Geobacter schrieb: Im Grundgesetz jeder demokratischen Rechtsordnung ist verankert, dass im gesellschaftlichen Zusammenleben die Diskriminierung anderer, wegen ihres Geschlechtes, ihrer Religion - auch in negierender Form (Atheismus), sexueller Orientierung, eines Gebrechens.... eine antidemokratische Haltung ist ....die Zeugen Jehovas hier in Europa, finanzieren ihre Kommunen durch freiwillige Spenden und also meist gänzlich am Fiskus vorbei, "rüber" nach Amerika zu ihrer großen Weltzentrale die sich Wachturmgesellschaft nennt und derer die sogenannten ZJ aber keine rechtlich eingetragenen Mitglieder sind. Diese Wachturmgesellschaft ist auch Eigentümer aller sogenannten Königreichsäle hier in Europa. Diese Königsreichsäle müssen zuerst durch unentgeltliche Eigenleistungen und Selbstfinanzierungen, einschließlich der Bankzinsen durch die örtlichen Verkündiger, ZJ genannt..... angekauft oder errichtet werden, ohne danach noch selber einen Besitzanspruch auf diese Immobilien zu haben. Kinderlose Zeugen Jehovas vererben ihre eigenen Häuser, Wohnungen, Wertgüter .... ebenso dieser Wachtumgesellschaft. Vergleichbare mafiöse Organisationen, die in Gottes Nahmen weltumspanndend Doofe ausnehmen und dabei auch noch weltmeisterlich Steuern einsparen, gibt es nicht so viele, als dass die Norweger sich da wohl Sorgen machen müssten. RE: Religionsfrage in Norwegen - Ulan - 30-07-2023 (29-07-2023, 23:42)Sinai schrieb: In mancher Religionsgemeinschaft wird innerhalb von Familien forciert, dass Mädchen über 12 auf der Straße einen Gesichtsschleier zu tragen haben In Norwegen laufen Maedchen mit Gesichtsschleier herum? Und um das noch einmal klarzustellen: es geht darum, was eine Religionsgemeinschaft ihren Mitgliedern offiziell vorschreibt. Was eine Familie macht, ist Sache der Familie, und Familien stellen auch keinen Antrag auf Geld aus dem Topf fuer Religionsgemeinschaften. Die zustaendige Behoerde in Norwegen konnte den Zeugen Jehovas vor Gericht nachweisen, dass die Diskriminierung von Ehemaligen eine von ihnen angeordnete Verhaltensweise ist, die bei Nichtbeachtung bestraft wird. RE: Religionsfrage in Norwegen - Geobacter - 30-07-2023 Bei gerade mal kaum 6 Millionen Einwohner über eine ziemlich große Landfläche verteilt, ein sehr gute Entscheidung. Das mit der Bestrafung... RE: Religionsfrage in Norwegen - Sinai - 30-07-2023 (30-07-2023, 00:00)Ulan schrieb: In Norwegen laufen Maedchen mit Gesichtsschleier herum? Ich glaube, da hat sich der Zeuge Jehovas geirrt, er meinte wohl das islamische Kopftuch ? Wahrscheinlich wollte er sagen, dass die Zeugen Jehovas viel weniger Zwang auf ihre Jugendlichen ausüben als der Islam Ist auch egal. Sollte ich ihn demnächst wieder sehen, werde ich ihn fragen, aber anscheinend stehen da immer andere Leute hinter dem Tisch. _____________________________________________________ Vermutlich werden die Zeugen Jehovas Norwegens jetzt zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen, und eine Entscheidung herbeiführen. So etwas kann aber auch kontraproduktiv sein, denn wenn Strasbourg entscheidet, dass sich die Zeugen Jehovas "gesellschaftsschaedlich verhalten" (Ulan, Beitrag #4), wäre dieses Judikat in ganz Europa gültig! RE: Religionsfrage in Norwegen - petronius - 30-07-2023 (29-07-2023, 23:15)Sinai schrieb: Weiteres Zitat aus dem Artikel über Norwegen in jw.org kann ich mir jetzt nicht vorstellen - trauungen kann doch jeder durchführen, der lustig dafür ist - zj, die rkk, irgendein schamane... legal verbindlich waren und sind halt nur die auf den standesamt Zitat:Es geht also keineswegs nur um den Verlust von Förderungen um was denn sonst? |