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Woher der Wertemaßstab? - Druckversion

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Seiten: 1 2


Woher der Wertemaßstab? - Qtipie - 16-03-2009

Hallo,

Ich habe gelesen, dass aus der Natur kein Wertemaßstab ableitbar ist. Die Natur ist wertneutral. Wie kommt es aber, dass in den Menschen, in ihren Gehirnen, die ja ein Teil in der Natur sind, doch ein Wertemaßstab existiert, und das Wissen über Gut und Schlecht?

Danke schonmal für die Antworten.


RE: Woher der Wertemaßstab? - Flat - 16-03-2009

Moin,

religiös betrachtet: Weil der Mensch über dem Tier steht und von G'tt anders geschaffen wurde als die Tiere, eben mit Moral und Werten.


Aber mal -etwas böse- gefragt: Elefanten beschützen ihre Jungen, viele Tiere tun das, gelegentlich sogar unter Einsatz ihres Lebens. Es gibt Tierarten, wo es lebenslange Treue gibt zwischen Paaren. Und vieles mehr, was bei Menschen auch unter Werte fällt.

Dieses wird dann als evolutionärer Vorteil gedeutet und deshalb nicht als Wert oder Moral.

Könnte es sein, dass die Werte der Menschen auch nur ein evolutionärer Vorteil sind?


Tschüss

Jörg


RE: Woher der Wertemaßstab? - jam - 16-03-2009

Im Gegensatz zu den Menschen beschützten die Tiere ihre Jungen ,die Menschen töten ihre sehr häufig ,also haben Tiere eine höhere Moral?
Was soll daran Vorteil sein von der Evolution ,die Tiere sind viel besser als wir,
auch beim opfern wenn ich böse bin, ein Tier konnte als Fehlerfreies Opfer dargebracht werden ,ein Mensch genügte dem nicht .
mfg jam


RE: Woher der Wertemaßstab? - Sonne - 16-03-2009

Wollen wir nicht erstmal klären was Moral ist? Ein moralisches Leben könnte religiös definiert nämlich durchaus was anderes sein als die anthropologische Konstante, die ihr hier als "Moral" annehmt...


RE: Woher der Wertemaßstab? - Tao-Ho - 16-03-2009

(16-03-2009, 10:38)Qtipie schrieb: Hallo,

Ich habe gelesen, dass aus der Natur kein Wertemaßstab ableitbar ist. Die Natur ist wertneutral. Wie kommt es aber, dass in den Menschen, in ihren Gehirnen, die ja ein Teil in der Natur sind, doch ein Wertemaßstab existiert, und das Wissen über Gut und Schlecht?

Danke schonmal für die Antworten.


Hallo,

da mag ich erst einmal eine Quellenangabe haben. Woher hast Du diese
"Info"?

() Tao-Ho


RE: Woher der Wertemaßstab? - Sonne - 16-03-2009

Durch Reizkondition. Daher weiß der Mensch was "gut" ist und was "schlecht". (Ich mag diese Unterteilung nicht sehr gern.)
Kein Mensch oder sonstiges Lebewesen existiert ohne diese Reizkondition. Daher ist die Natur keineswegs neutral...
Grüße
Sonne


RE: Woher der Wertemaßstab? - Qtipie - 16-03-2009

Habe gerade mal gegooglet, dazu haben offenbar schon eine Menge gescheiter Leute viele kluge Bücher geschrieben, z.B.:

Singer, Peter: Praktische Ethik 1994 Reclam
Rolston, Holmes: Werte in der Natur & die Natur der Werte
Erich Fromm: Psychologie und Werte
Georg Simmel: Über Goethes und Kants moralische Weltanschauung


RE: Woher der Wertemaßstab? - Sonne - 16-03-2009

Wow. Da haste aber grade die nicht so einfach zu verstehenden mit Fromm und simmel ausgesucht Icon_wink


RE: Woher der Wertemaßstab? - Tao-Ho - 16-03-2009

Hallo nochmal, Qtipie.

Woher hast Du die "Info", nach welcher ich oben schon einmal gefragt
habe.
Ist ja so das Du öfters mal ohne vernünftig nachvollziehbare Quellenangabe
rumpostest und da frag ich dann doch lieber erst mal nach bevor ich dann
evtl. antworte.
Kennst Du evtl. noch aus dem anderen Forum.

() Tao-Ho


RE: Woher der Wertemaßstab? - Alanus ab Insulis - 17-03-2009

(16-03-2009, 14:19)Sonne schrieb: Durch Reizkondition. Daher weiß der Mensch was "gut" ist und was "schlecht". (Ich mag diese Unterteilung nicht sehr gern.)
Kein Mensch oder sonstiges Lebewesen existiert ohne diese Reizkondition. Daher ist die Natur keineswegs neutral...

Nun ja die Reizkondition oder besser die empirische, sinnliche Erfahrung ist aber noch kein moralisches Urteil über Seiendes. Es ist allenfalls eine Informationsannahme, sowie deren Selektion durch unseren Körper, als auch durch den Verstand.

"Gut" und "Schlecht" sind aber wertende Urteile des Verstandes über Sachverhalte, Seiendes oder Taten.

Gut ist alles, was (inwiefern es) wegen seiner Eignung, einen Willen (ein Begehren) zu befriedigen, als zweckvoll beurteilt wird. Das »gut-Sein« ist, begrifflich, ein Produkt unseres Urteils über die Bedeutung eines Objekts für unser oder für ein Ich (für ein Ding) überhaupt (subjektiv gut, objektiv gut). Das objektiv Gute ist das (empirisch oder ideal) allgemein Bewertete, zu Bewertende, weil die Allgemeinheit Fördernde, es ist das überindividuelle Gute. Das An-sich (Fundament) des Guten besteht in den Eigenschaften, um derentwillen etwas als gut gewertet wird. Zu unterscheiden sind das physisch, biologisch, geistig, social, ethisch, ästhetisch, logisch, religiös Gute. Schlecht ist etwas, sofern es ein Bedürfnis nicht befriedigt, zu einem (bestimmten) Zwecke untauglich ist. Gut und schlecht mit allen ihren Modifikationen sind praktische oder Wertungs-Kategorien, Beurteilungsbegriffe; sie enthalten (bewußt oder stillschweigend) die Beziehung auf ein Subjekt überhaupt. (vgl. Eisler - Wörterbuch der philosophischen Begriffe hier)


RE: Woher der Wertemaßstab? - Alanus ab Insulis - 17-03-2009

(16-03-2009, 10:38)Qtipie schrieb: Hallo,

Ich habe gelesen, dass aus der Natur kein Wertemaßstab ableitbar ist. Die Natur ist wertneutral. Wie kommt es aber, dass in den Menschen, in ihren Gehirnen, die ja ein Teil in der Natur sind, doch ein Wertemaßstab existiert, und das Wissen über Gut und Schlecht?

Danke schonmal für die Antworten.

Man könnte hier den homo-mensura-Satz des Protagoras Sophist voll zur Geltung bringen. Der Mensch ist das Maß aller Dinge! Somit ist auch das menschliche Sein und seine Kategorien der Urspung für das wertende Urteil über Dinge, Taten und Personen. Kantisch gesprochen: der Mensch legt seine Denkstrukturen, die ihm apriori, d.h. ohne Erfahrung, rein verstandesgemäß, gegeben sind, in die Natur und in die Welt hinein. In "Gut" und "Schlecht" zu urteilen, bedeutet immer nach menschlichen Verstandeskategorien zu urteilen, nach Kategorien die uns immer schon gegeben sind. Sie gehören zum Mensch-sein dazu.

Soweit Presbyter


RE: Woher der Wertemaßstab? - Sonne - 17-03-2009

Hallo Presbyter,
du hast recht mit deiner Kritik. Aber dann komm ich zu dem Schluss, dass Moral etwas rein religiöses ist.... und erst recht keine anthropologische Konstante!


RE: Woher der Wertemaßstab? - petronius - 19-03-2009

(16-03-2009, 10:38)Qtipie schrieb: Hallo,

Ich habe gelesen, dass aus der Natur kein Wertemaßstab ableitbar ist. Die Natur ist wertneutral. Wie kommt es aber, dass in den Menschen, in ihren Gehirnen, die ja ein Teil in der Natur sind, doch ein Wertemaßstab existiert, und das Wissen über Gut und Schlecht?

weil die verständigung auf gemeinsame werte das menschliche zusammenleben kolossal erleichtert

im übrigen gibt es keinen einen wertemaßstab, der von natur aus "in den Gehirnen" aller menschen wäre. unsere werte sind zum größten teil kulturell geprägt, zum geringeren teil eigenen überlegungen geschuldet - aber nicht angeboren


RE: Woher der Wertemaßstab? - WiTaimre - 28-05-2009

In der Bibel kommt die Erzaehlung, warum wir ueberhaupt werten, ob etwas gut oder das Gegenteil ist (schlecht oder boese sind beides Gegenteile) - gleich zu Beginn des ersten Paares, das den abseits von der Tierwelt in eigenem Wir zu G0TT geschaffenen Menschen, der weiss, was ein Vater ist und wie also Kinder entstehn, durch wen zumindest, geschaffenen geistigen Menschen einer biologisch existenten Lebewesen-Art hinzugab. Diese Leute waren erstmal arglos an ihrem Ort, kann man sagen, Adam ging herum, sorierte das Tierreich um sich, benannte sie anscheinend zusammengehoerig, definierte, dass die weiblichen eine Hilfe fuer die Maennlichen sind, und stellte erstmal nur fest, dass ihm eine passende solche Hilfe nicht begegnet war. Dann wird Eva an seine Seite gegeben, er nennt sie "eine Ich_e, wie ich ein Ich bin", heisst es sprachkuenstlerisch, also er haengt dem Wort, wi8e er sich bezeichnet (Isch) hier einfach ein _H an, um die Zusammengehierigkeit eindeutig zu machen, kann man denken.
- Erst nachdem die Nahasch ("nackteste = listigste" Schlange) die Frau animiert hat, Fruechte von dem Baum, von dem sie anscheinend nur wusste, dass sie dessen Fruechte am besten nicht mal anfassen, geschweige denn essen sollten, zu essen, damit sie wuerden wie ein Gerichtshof (G*tter, 1 "die da"-Gesamt), bricht sie das Verbot und ihr Mann dann ja auch, und nun erkennen sie erstmal, dass sie "nackt =listig" sind und beurteilen bereits, dass das "nicht-gut" sei, also versuchen sie, sich G0TT nicht so zu zeigen.
Als sie sich rechtfertigen sollen, sagt Adam, seine Frau haette ihn veranlasst, und sie sagt, die Nachasch habe sie veranlasst, sieht man, was wohl die "Erbsuende" bedeutet: der Mensch will es gerne abschieben, etwas Falsches aus eigenem und selbst getan zu haben - und das ist ja ein bis heute vor Gericht uebliches Verhalten. Kommt heute jemand wegen einer Straftat vor die Richter, arbeitet in der Mehrheit wohl dieser Angeklagte und dessen Verteidigung darauf hin, irgendwen anders zu finden, der "eigentlich" daran schuld war, falls nicht abgewehrt werden kann, dass der /die es wirklich selber getan hat. Da sind heutzutage am ehesten die Eltern dann "schuld" (keine getroffen, zu milde, zu streng, zu beschaeftigt, oder selbst boese, also irgendsowas).
Anstatt nun korrekterweise z.B.so beschuldigte Verursacher vor Gericht zu laden und folglich dann doch diese zu bestrafen
- wenn es denn so gewesen waere, dass sie dran fuer schuldig akzeptiert worden waeren, wird doch eher so eine Beschuldigung ungeprueft als "mildernder Umstand" gewertet, und es ergibt sich eine fuer das Gefuehl der Beschaedigten erstaunlich milde Strafe.
- Wenn man nun aber korrekter waere und so weiter vorginge, nun doch erstmal auch diese Eltern vorzuladen, die doch nun zu Mittaetern abgestempelt wurden, wuerden diese doch ebenso und erst recht eine Verteidigung derselben Art versuchen, meistens wohl, und besonders ja, weil sie das Strafbare hier doch wirklich nicht selber mit getan hatten, und diese kaemen auf ihre Eltern zu sprechen: dass sie es doch nur so mitbekommen haetten, mit diesem schuldig-gewordenen Kind umzugehn, usw. zurueck bis eben zu den ersten zwei, die keine Eltern haben, denen sie die Schuld zuschieben koennten. Also "bis zu Adam und Eva"
- das Phaenomen koennte ich als "Erbsuende"-Problem sehn, zumal, solange Kinder fuer Schulden der Eltern haften und fuer Schuld der Eltern buessen mussten und die Gesellschaft in der angeborenen Familie resp.in der Ueberlieferungs-Kette (Meister-Lehrling, Lehrer-Schueler), pauschal vorging.
Der "Hausvater" in der Antike war dem umgebenden Staat pflichtig, dass weder die abhaengigen Verwandten noch das saemtliche dazu gehoerige Personal andern etwas Strafbares antat. Das fuer mindestens 2000 Jahre vorbildlichst gewordene Gesetz war das, was als Ur-Exemplar in Babel stand, unter Obhut des *MarDuku" Vereins in deren Tempel, der Codex Hammurabi (HamurApil), die Griechen holten es sich dort, die Roemer-Republik dann von den Griechen.
Darin z.B.steht "Gesetzt-den-Fall, ein Baumeister baut ein Haus, der Kunde Bauherr zieht ein, es faellt um und das Kind des Bauherrn verunfallt toedlich, dann habe man ein Kind des Baumeisters zu toeten, traf es die Frau des Bauherrn, dann die Frau des Baumeisters, traf es den Bauherrn selbst, dann den Baumeister." - (so aehnlich, das war das Vorbild des Talions-Rechtes "Auge um Auge etc.")
- und es setzte auch die Strafen staendisch an: traf ein Schaden Priester oder Tempelgueter, war die Strafe-plus-Suehne mehrfach hoeher als bei einem Buerger, und weitaus geringer als der stand ein Leibeigener, dessen Tat (zum Schaden eines Buergers oder gar Priesters) wurde am heftigsten bestraft. Das war ungefaehr zeitgleich zum biblischen Abraham.
Dennoch: ueberhaupt eine Regelung war besser als Selbstjustiz nach Gutduenken und "gefuehlter aktueller Wut". Und fortschrittlich daran war, dass es auch wirklich ein Mass fuer Strafen-plus-Suehne setze, das nicht ueberschritten werden durfte.
Es hat juristische Schwaechen darin, dass mitunter ein "Ordal" (G*ttes-Urteil) zur Ermittlung, ob ein Verdaechtiger schuldig sei, genuegte, etwas in der Art: eine gefesselte Person wird in den Euphrat geworfen, geht sie unter, war sie (un)schuldig... - (ob ja oder nein schuldig, das wechselte mehrmals in der Weltgeschichte, solange es Ordalien gab)
Die biblische Gebotssammlung hat 70 Paragraphen nach aehnlicher Machart wie der Codex Hammurabi, incorporiert, es wird berichtet, dass der Schwiegervater des Moses, ihm dieses vorschlug, um bei dem grossen Volk Streitigkeiten unds Rechtsfaelle soweit zu normen, dass man vieles delegieren konnte an Satzungsrichter (Schoftim), die kein Gesetz erlassen, und keine Rechtsfindung urteilen, sondern nur feststellen, ob dieser Verdaechtige dieses selbst tat und wie dann die Busse (Strafe plus Suehne plus Wiedergutmachung) sei, aber z.B.nicht mehr staendisch einen Unterschied setzend, wer wem einen Schaden antat, ausser so herum: wer dem Eigentum von Israels Heiligtum Schaden zufuegte oder es beklaute, ueber den wurde gar nichts verhaengt (das sollte G0TT mit dem regeln). Und in keinem Fall, den ich wuesste, muss jemand anders als der Taeter selbst eine Strafe tragen.

Da hat ja auch schon Abraham aufmerksam reagiert, als er G0TT "ins Gewissen redete": ER wolle doch wohl nicht Gerechte-Eintraechtige mit beschaedigen, wenn ER einige insgesamt als verbrecherisch zu beurteilende Orte vernichten wuerde (Sodom und Gomorrha, und die 3 anderen Kolonie-Staedte Elams muessen wohl ziemlich viel angerichtet haben, man soll ja auch nicht deren Mitmenschen ignorieren, denen hier herum das Leben verleidet worden war - wenn z.B.zum Uebernachten genoetigte Durchreisende - wie im 2x geschilderten Fall - durch gewisse sexuelle Praktiken der Einwohner-Gangs bei Nacht zu Tode missbraucht wurden, oder, was Abraham und Isaak ja damals auch real in Aegypten und Gaza befuerchteten: dass man den Gast ermordete, um an dessen Witwe als wieder heiratbarer Ehefrau zu kommen). - Also unter "10 Gerechte pro Stadt" fragt Abraham dann auch nicht mehr um Duldung der Uebeltaeter-Gesellschaften. Noah war zwar auch als "gerecht" einstufbar, aber er kommentierte es nicht, als er hoerte, dass die Sintflut faellig sei und um ihn herum "alles Fleisch" (Mensch und Tier) verdorben sei.
Rechte-Beachtung anderer und Eintracht (der biblische Tsadiq ist mehr geschildert als sehr sozial gestimmter, eintraechtiger Mitmensch) sind schon auch besser als nichts, aber Erbarmen und Sinn fuer individuelle Genauigkeit, wen man da straft, ist ein in der Bibel so frueh zeitlich angesetzter Fortschritt, denn automatische Mit-Haftung de-motiviert doch irgendwann jeden total darin, sich selbst gut und fair zu verhalten und foerdert den unsympathischen Haustyrannen-Typ, der absolut alle kontrollieren "muss", um Haftungsansprueche an ihn zu vermeiden.

So gut und schoen auch Gebote gedacht sind, auf welche Menschen sich schliesslich als Gruppe einigen koennen, es werden immer welche unbedachter, heissbluetiger, feiger, unerfahrener sein und neue, die hinzugeboren werden, moechten vielleicht auch erstmal gefragt worden sein, ob sie diese Regeln auch gewaehlt haetten - also Gesetz-Bedarf geht nie aus.
In Buch Hiob geht diese Diskussion weiter, und da steht der Jude Hiob, der im Ausland lebt (und geschildert wird als mehr-als-im Mindestmass sorgfaeltiger, sozialer Mitbuerger) im Freundeskreis anderer Kulturen, die auch im Rahmen noachitischer Gerechtigkeit leben, und diese vertreten eben Ansichten wie "G0tter sind zu gross, um auf einzelne Leute zu achten" oder "bring auf alle Faelle ein Bussgeschenk dar, wenn es Dir schlecht geht, denn Du weisst ja doch nie genau, ob sie da oben meinen, Du habest gesuendigt" und ueberhaupt: "Was bist Du schon? - ein Wurm!" also er habe kein Recht zu erwarten, dass es einem guten Menschen auch gut gehe. Er vertritt hier die Menschen-Wuerde, die auch von "Hoeheren Wesen" keine Willkuer hinzunehmen braucht, und disputiert fuer ein Sich-Melden, wenn man Beschwerden hat, und fuer das Recht, Auskunft zu bekommen, wenn ihm etwas passiert, was er als Bestrafung interpretiert, und der sich eben nicht, wenn es ihm schlecht geht, dann auch noch umbringt, in der Annahme, zu leben sei er dann niemandem was wert.
Merkwuerdig, uebrigens, wie oft die biblisch fuer falsch und ein Schuldopfer faelligen Ansichten der Freunde bei Auslegern der Bibel als Leute aufgefasst werden, deren Ansicht der Fromme folgen muesse.
Der 4."Freund" in der Erzaehlung ist wohl der eingangs erwaehnte Satan selbst, der die 3 Freunde hier beim Eifern "ueberkam", denn der treibt es noch auf die Spitze und da greift dann G0TT ein und macht etwas ganz Unerwartbares: ER lenkt Hiobs Aufmerksamkeit von diesen Themen ganz ab, antworten tut also niemand auf den 4.Anklaeger des Hiobs, und nachfragen auch nicht, sondern dieser 4.wird dann ueberhaupt gar nicht mehr erwaehnt.
Fuer die 3 echten Freunde, deren Motive durchaus als ehrenwert hingestellt werden, darf dann der Angegriffene um Versoehnung G0TT gegenueber, Den sie doch so falsch darstellten, beten, und wid erhoert. (Man beachte den Freund aus Teman, das ist Jemen, von wo der Islam konzipiert wurde.)

Also wie die Bibel vorliegt, formuliert sie des Menschen Sonderstellung in der Werte-Frage, kennt aber auch eine fuer Blutvergiessen zur Rechenschaft stehen muessende Tierwelt (Nephesch Hhaj sind aber in dieser Hinsicht auch nur Saeugetiere und Voegel). Irgendwo kam ja im Forum auch die Frage, ob der Glaube den Tieren die "Seele" abspreche. Also zur Zeit Noahs nicht, "Lebensseele" ist aber nur eine bestimmte Ebene im Tierreich, am ehesten alle die Arten, die man als Warmblueter zusammenfassen kann. Die Auffassung teilten wohl Aegypten, und die Sumerischen Stadt-Republiken "seit Noah", und folgerichtig werden auch stoessige Ochsen und Haustiere, die Menschen toeten, in der Satzung zum Tode verurteilt, das spricht ihnen soweit ja auch eine Wuerde ihrer Seele zu.

Kommen wir zu den in diesem Thread erwaehnten Situationen, dass Tiere ihre Kinder lieben und verteidigen, einander Paartreue halten, die einen mehr die andern weniger, und sogar, dass einige Tierarten imstande waeren, einen Menschen als Baby oder verlorenes Kleinkind, oder auch ein Junges anderer Tierart, in ihre Rotte aufzunehmen, dass z.B.Wildsauen auch verwaiste Frischlinge bei anderen Sauen eine Chance geben, Schimpansen einen kranken Artgenossen ins sichere Nest schaffen und dort wenigstens auch Futter hinaufbringen, dass Elefanten einander helfen, wieder aufzustehn, oder dabeibleiben, wenn einer stirbt, sodass auch der bis zuletzt etwas versorgt wird, so gilt das fuer zumeist ein Mitglied der eigenen Tiergruppe (Rotte, Herde), und schon bei falschem Geruch kann diese Fuersorge in erbarmungslose Brutalitaet umschlagen, die zu toeten, die sich dann nicht verjagen lassen wollen. Mitglieder anderer Gruppe und Geruchsnote oder gar feindliche Arten ebenso zu versorgen, duerfte wohl im Tierreich kaum vorkommen, wie gesagt, ausser bei Babies mal.
Ein sich selbst gewaehltes Gesetz, sich auch bei Abneigung doch wie zu einem Gruppenmitglied zumindest irgendeinen Rangs in der Gruppe sozial hilfreich zu verhalten, dafuer hab ich noch kein Beispiel aus dem Tierreich berichtet gesehn. Auch ist es im Tierreich sehr ungleich, wie sie es schaffen, ihre Kinder aufzuziehen. Fast zu 100 Prozent bringen das Geier zustande, und ziemlich heroisch verlaeuft das bei Pinguin-Paaren, aber schon mit grosser Rate an Kindersterblichkeit, Loewen stehn bei etwa 30 Prozent, die erwachsen werden, Tintenfische sind schon als Eltern beide tot ab der Geburt der Kinder: am Zeugen stirbt der Vater, am Geburtsakt die Mutter.
In einigem Ausmass trifft man auch im Tierreich das Lehren der Kinder, hier ums Haus seh ich es bei Dohlen sehr perfektioniert, bei Tauben wird es auch gesagt, Affen zeigen ihren Kindern, welche Pflanzen sie meiden sollen, und ahmen generell viel nach. Elefanten und Hunde lernen es aneinander ab, wenn sie etwas Bestimmtes koennen, aber auch vom Menschen, der sie dressiert, ohne das von einer Lehr-Absicht des erfahreneren Tieres die Rede sein muss, und die Bibel stimmt ja auch zu, dass der Mensch manches im Tierreich anschauen und ruhig auch beherzigen sollte.
Der Unterschied ist biblisch der, das Mensch-und-Kuh besonders sind, anfangs, diese Kombination ist schon geradezu eine Floskel, "und-Kuh" wird bei manchen Uebersetzungen aber ausgelassen. Immerhin sollten ausdruecklich auch die Rinderherden mit zum Berg Sinai kommen, und auch sie durften den Berg bei der Heiligung nicht betreten. Im Buch Jonah erwaehnt G0TT auch die Kuehe, ueber die ER sich erbarmte, bei der Erwaegung, ob die Reue und Umkehr der Menschen von Ninive noch einmal eine Verschonung ermoeglichte - und jene Noachiten des Reiches Assur beteiligten ja ihre Rinder auch am Bitten um Gnade, doch mehr passiv.
Jeden Sabbath soll der Jude auch all seinen diensttuenden Tieren die Gelegenheit schaffen, sich die Lebensseele zu erfrischen, und helfen, wenn eins ueberlastet wurde, viele Nationen hatten auch im Gesetz, bestimmte Tiere nicht zu essen, aber verschiedene, z.B."Schaf und Ziege war den Aegyptern ein Greuel" und das ist zwar praktisch, weil z.B.einige Gruppen der Nilbauern Schweine halten und essen konnten, und die anderen Bauern einmal im Jahr diese Schweine zur Saatzeit brauchten, um das Saatgut in den frischen Schlamm zu treten, es gab aber auch ein aegyptisches Fest, wo geboten war, 1 Schwein zu toeten.
So etwas besagt uebrigens nichts darueber, ob es ungesund ist oder warum man ganze Arten nicht isst. Das denken sich Leute hinzu. Es ist nicht Natur eines Gebotes, sie zu erklaeren, denn eine Erklaerung kann durch Erkenntnisse ueberholt werden, oder jemand disputiert sie einem etwas Duemmeren gegenueber wieder weg - eine Erklaerung stellt also anheim, ob dann das Gebot noch geachtet werden "muss".
Das biblische Gebotswerk wurde aber doch erlassen auf alle folgenden Generationen derer, die damals selbst anwesend und in 2 Generationen selbst waehlen duerfend anwesend waren.
Es sind Regeln, die man halten kann, sie schaden zumindest niemandem (ordentlich angewendet), sie wurden Menschen gegeben, die sie alle untereinander in Beziehung setzen und ausgleichen duerfen. Das ist eine Wuerde und Freiheit in einer wirklich vorausgesetzten Beziehung.

Dass es Vergleichbares im Tierreich gaebe, ist noch nicht erforscht worden oder wurde nie beschrieben. Eine eigenstaendige, die eigene Sippe und den Rang darin gar ueberschreitende Sittlichkeit, Wahl eines physisch Schwaecheren zum Situations-Leittier kommt ja auch vor, aber wenn eine Art "Staatsbildung" vorliegt, wie bei Insekten, dann durchlaeuft das Einzeltier biografisch bestimmte Jobs und zusammen ist das eher ein Ganz-Organismus, auf verschiedene Einzelkoerper verteilt.
Biblisch sagt man nur aus, dass der Haupt-Unterschied darin bestehe, dass sie keinen freien Willen haben, der z.B.auch darin realisierbar waere, zuliebe eines Schwaecheren einen eigenen Nachteil zu waehlen.

mfG WiT :)


RE: Woher der Wertemaßstab? - Ekkard - 28-05-2009

(16-03-2009, 10:38)Qtipie schrieb: Ich habe gelesen, dass aus der Natur kein Wertemaßstab ableitbar ist.
Diese Feststellung halte ich für zutreffend, solange mit Natur die unbelebte Natur gemeint ist. Sobald Gesellschaften auftreten, ist die Beurteilung einer Situation oder einer Vorgangsfolge eine Frage der Ökonomie. Eine Situation muss innerhalb einer Gesellschaft schnell dahin gehend beurteilt werden können, ob sie günstig oder gar letal wirken wird. Es wäre eine Verschwendung von Ressourcen (womöglich Individuen), immer wieder nach der "trial-and-error"-Methode vorzugehen, sich also Urteile stets neu zu bilden. Man darf daher für vergesellschaftlichte Wesen einen Selektionsvorteil unterstellen, wenn Urteile schnell und präzise erfolgen.
Was in der menschlichen Gesellschaft daraus wird, has WiTaimre ausführlich beschrieben.