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Ehe und Familie in der Antike - Druckversion

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Ehe und Familie in der Antike - Sinai - 09-12-2013

(09-12-2013, 15:14)Sinai schrieb: Bei den polytheistischen Kulturen im vorchristlichen Europa gab es zwei Typen:
1.) Griechen, Römer, Kelten, Germanen, Slawen kannten die Paarbildung.
2.) Aber die große Mehrheit der in Europa lebenden Stämme kannte keine Paarbildung. Die Menschen lebten in Rudeln wie die Hirsche
Kinder wurden geboren und von der Sippe großgezogen.
( . . . )

(09-12-2013, 16:26)Bion schrieb: Welchen Ethnien waren jene Völker zuzurechnen, die nach Deiner Meinung "die große Mehrheit der in Europa lebenden Stämme" bildeten?

Wenn man Griechen, Römer, Kelten, Germanen und Slawen ausnimmt, welche "große Mehrheit der in Europa lebenden Stämme" sollte da übrigbleiben?

Die Griechen, Römer, Kelten, Germanen, Slawen waren nicht die ersten in Europa.
Es gab vorher eine autochthone Bevölkerung. Eine Urbevölkerung.
Von ihren Sprachen weiß man nichts, da es damals noch keine Schrift gab.

Die autochthone Bevölkerung wurde von den Griechen, Römern, Kelten, Germanen, Slawen nicht ausgerottet, sondern überlagert.
Sie wurden als agrarische Arbeitskräfte ausgebeutet.
Im Laufe vieler Jahrhunderte übernahmen sie die Sprachen der neuen Oberschicht.

Beispiele: die Griechen nannten Karer und Pelasger. Auch die Alt-Kreter sind zu nennen. Das sind die einzigen schriftlichen (griechischen) Erwähnungen von solchen Altvölkern.

Die Römer erwähnten die mehr als rätselhaften Ligurer.
Die vor-latinische Bevölkerung Roms waren die Etrusker. Sie sprachen nicht Latein. Die etruskische Sprache konnte bis heute noch nicht übersetzt werden. Uralte Grabsteine in Rom zeigen, daß die Latiner patriarchalisch organisiert waren, und die zweite Komponente der Bevölkerung Roms – die Etrusker – das Matriarchat hatten.

In Irland gibt es ein rätselhaftes sprachliches Substrat.

Einziges sprachliches Überbleibsel aus grauer Vorzeit in Europa sind heute die Basken


RE: Bibel - Metapher oder wahre Begebenheiten - petronius - 09-12-2013

(09-12-2013, 15:14)Sinai schrieb: 1.) Griechen, Römer, Kelten, Germanen, Slawen kannten die Paarbildung.
2.) Aber die große Mehrheit der in Europa lebenden Stämme kannte keine Paarbildung. Die Menschen lebten in Rudeln wie die Hirsche
Kinder wurden geboren und von der Sippe großgezogen

woher hast du das denn?

"in Rudeln wie die Hirsche" *kopfschüttel*


RE: Ehe und Familie in der Antike - Bion - 09-12-2013

(09-12-2013, 18:37)Sinai schrieb: Die Griechen, Römer, Kelten, Germanen, Slawen waren nicht die ersten in Europa.

Davon war auch nicht die Rede.

Du nanntest Griechen, Römer, Kelten, Germanen und Slawen, die, wie Du schriebst, die Paarbildung kannten, und setzt eine "große Mehrheit von Stämmen" dagegen, die "in Rudeln wie die Hirsche lebten", was genau das immer heißen soll.

Sinai schrieb:Beispiele: die Griechen nannten Karer und Pelasger. Auch die Alt-Kreter sind zu nennen.

Woher weißt Du, dass diese "in Rudeln wie die Hirsche lebten und ihre Kinder gemeinsam aufzogen"?

Sinai schrieb:Das sind die einzigen schriftlichen (griechischen) Erwähnungen von solchen Altvölkern.

Von den Karern berichtet Herodot, dass sie "von den Inseln kamen", von den Pelasgern weiß er, dass "sie nie eine bedeutende Volkszahl erreicht" hätten. Zum sozialen Leben bei diesen Völkern sagt er nichts.

Sinai schrieb:Die etruskische Sprache konnte bis heute noch nicht übersetzt werden.

Von etwa 160 etruskischen Wörtern weiß man heute - genau oder ungefähr -, welche Bedeutung sie haben.

Sinai schrieb:...die zweite Komponente der Bevölkerung Roms – die Etrusker – das Matriarchat hatten.

Das ist Wissensstand des 19. Jhs. Behauptet hat das Johann Jakob Bachofen. Er vertrat die Ansicht, dass es bei den Etruskern das Mutterrecht gegeben hätte.

Diese Ansicht wir heute nicht mehr geteilt. Das Matriarchat hat es in Etrurien nicht geben, wenngleich die etruskische Frau eine gesellschaftlich bessere Stellung einnahm als die griechische (von der Spartanerin abgesehen) und die römische.


RE: Ehe und Familie in der Antike - Lelinda - 10-12-2013

Was die Etrusker betrifft, so sprechen die Figuren auf den Sarkophagen, die oft einen Mann und eine Frau darstellen in gegenseitiger Zuneigung, eigentlich für eine "Paarbildung".

Ansonsten: Wenn man die Familienverhältnisse bei antiken Völkern vergleichen will, sollten diese auch aus den gleichen Epochen stammen. Oder wie weit soll das "vorchristliche Europa" zurückgehen? Davon abgesehen weiß man von dem Familienleben aus vorschriftlichen Zeiten praktisch nichts.


RE: Ehe und Familie in der Antike - Bion - 10-12-2013

So ist es.

Wenn von Griechen, Römern, Kelten, Germanen und Slawen die Rede ist, kann man diesen nicht die Lebensverhältnisse von Völkern gegenüberstellen, die irgendwann in grauester Vorzeit gelebt haben und über die man - von ein paar Anmerkungen antiker Autoren abgesehen - nichts weiß.

Ein Vergleich Etrusker - Römer hingegen ist zulässig.

Etruskische Frauen lebten in Zweierbeziehungen (Ehen), waren wertgeschätzt und Männern offenbar gesellschaftlich gleichgestellt.