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Israel als neue Religion? - joachim stumpf - 04-02-2014

Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung, das die Jüdische Gemeinde ( ich glaube Berlin)
den Kirchenkritiker Drewerman eingeladen hatte um einen Vortrag zu halten, dabei nutze er die Gelegenheit den Anwesenden unangenehme Dinge zu sagen, erwartet waren wohl genehmere, dabei führte er aus, das die neue Religion der Juden wohl heute der weltliche Staat Israel sei.

( Diese Meldung liegt einige Zeit zurück, ich bitte gegeben falls um Nachsicht, wenn ich womöglich den falschen Kritiker genannt habe, wenn jemand mich berichtigen kann, dann bitte ich darum.)

Wird der weltliche Staat Israel zur "neuen jüdischen"Religion, oder wandelt sich das Judentum zu einer weltlichen Religion.
Jo.


RE: Israel als neue Religion? - Ulan - 04-02-2014

Solche vagen "Fast-Zitate" sind schwer zu kommentieren. Wie soll denn das gemeint sein? Mit der gegebenen Information faellt mir dazu nichts ein.

Israel selbst hat uebrigens einen erklecklichen Prozentsatz an orthodoxen Juden, und wenn man sieht, wie gross deren Familien sind, duerfte die biologische Entwicklung ihre Bedeutung in Zukunft noch erhoehen.


RE: Israel als neue Religion? - Sinai - 05-02-2014

(04-02-2014, 23:08)joachim stumpf schrieb: ich bitte gegeben falls um Nachsicht, wenn ich womöglich den falschen Kritiker genannt habe, wenn jemand mich berichtigen kann, dann bitte ich darum.

Hallo Joachim –

Die Kritik kommt von wo anders her

Es ist bekannt, daß die Fundamentalisten unter der Orthodoxen Juden den Staat Israel ablehnen ! Sie argumentieren dahingehend, daß die Zerstörung des Tempels und die danach erfolgte zwangsweise Diaspora (vorher gab es allerdings eine freiwillige Diaspora wovon unter anderem die Familie des Saulus von Tarsus zeugt) die Strafe Gottes sei. Ein Orthodoxer Jude kann niemals zugeben, daß sein Gott zu schwach gewesen sei, um seinen Tempel vor den römischen Legionen zu schützen – er muß daher von einer bewußten Strafe reden. Und zwar von einer gerechten Strafe, denn Gott ist nicht ungerecht.

So weit, so gut. Nun sagen die Ultraorthodoxen Juden, daß nur Gott die Diaspora beenden darf. Eine eigenmächtige Beendigung der Diaspora sei gegen den Willen Gottes ! Gott wird dann wenn er es für gut findet, einen Messias senden, der dann die Israeliten nach Israel führen wird.

Das Kennzeichen des messianischen Zeitalters wird eine Zeit des tiefsten Friedens sein, was aber derzeit nicht der Fall ist. Israel wird laufend durch kleine Raketen beschossen, wöchentlich sterben Israelis dadurch. Und alle paar Jahre hat Israel Krieg. Immer wieder Kriege seit der Staatsgündung. Somit ist aus der Sicht gläubiger Juden das messianische Zeitalter noch nicht angebrochen. Die Diaspora wurde gegen den Willen Gottes eigenmächtig beendet !

Mache nicht den Fehler anzunehmen, daß die Ultraorthodoxen Juden den Staat Israel akzeptieren, nur deshalb weil dort viele von ihnen leben. Im Laufe von über 2000 Jahren lebten und leben Ultraorthodoxe Juden in allerlei Staaten – was aber keineswegs bedeutet, daß sie diese Staaten akzeptieren . . .
Sie selbst trifft keine Schuld, denn sie haben den Staat Israel nicht gegründet. Sie leben dort bloß, so wie sie um 1400 im katholischen Spanien lebten.

Noch ein kleiner Hinweis zum Begriff Ultraorthodoxe Juden:
Die Pharisäer zur Zeit Herodes waren allesamt das, was man heute als Ultraorthodoxe Juden bezeichnet. Das war noch viele Jahrhunderte so.
Das Mainstream-Judentum war bis zur Zeit von Rabbi Maimonides so, wie das heutige Ultraorthodoxe Judentum. Heute ist das originale, ursprüngliche Judentum wie es zur Zeit Herodes lebte, eigentlich eine Minderheit.

Das heutige Judentum hat eigentlich mit dem originalen Judentum zur Zeit Herodes und davor nichts zu tun – aber diesen Vorwurf gibt es ja auch innerhalb der Christenheit: immer wieder wird ja behauptet, daß die heutige Christenheit mit dem Urchristentum nichts zu tun hat.

Interessant ist jedenfalls, daß im heutigen Iran (im islamischen Gottesstaat) sehr viele Ultraorthodoxe Juden in Teheran leben und sich dort wohl fühlen. Als Leute des Buches werden sie dort in keiner Weise verfolgt – und dadurch, daß sie den Staat Israel als nicht-messianisch ablehnen, werden sie von den Schiiten hoch geschätzt.

Der Staat Israel war und ist das Werk der liberalen Juden. Bedenke, daß Theodor Herzl ein liberaler Jude war, er studierte in Wien an der Universität und war einige Zeit sogar Mitglied der Burschenschaft Albia und er focht Mensuren ! Für Orthodoxe Juden völlig undenkbar

Stellt sich die Frage, warum dann Orthodoxe Juden in Jerusalem leben.
Ich denke, sie lehnen den Staat Israel als gottlosen Staat in demselben Ausmaß ab, wie sie alle übrigen Staaten der Welt als gottlos ablehnen. Und irgendwo müsse sie ja leben . . . So macht es für sie keinen Unterschied, ob sie in Deutschland, in Frankreich, in Spanien, in Rußland, in den USA oder in Israel leben . . . gottlos sind diese Staaten aus ihrer Sicht alle

Im Staat Israel gibt es schwere Spannungen zwischen mehr oder weniger Orthodoxen Juden und den regierenden liberalen Juden.

Und diese Spannungen bestehen auch in der gesamten Disapora. Da gibt es in einer Großstadt mehrere Synagogen – wo die eine Synagoge nicht automatisch die Ehen akzeptiert, die in der Nachbarsynagoge geschlossen werden

Wenn zB eine Nichtjüdin zum Judentum übertritt (Giur) und dies erfolgt bei einer liberalen Gemeinde, so wird diese Jüdin von der orthodoxen Gemeinde nicht als Jüdin anerkannt. Wenn sie dann (in der liberalen Synagoge) einen Orthodoxen Juden heiratet, wird diese Ehe von den Orthodoxen Juden nicht anerkannt – und was besonders tragisch ist, die Kinder aus dieser Ehe gelten aus Sicht der Orthodoxen Juden nicht als Juden sondern als Mamserim


RE: Israel als neue Religion? - joachim stumpf - 05-02-2014

(04-02-2014, 23:41)Ulan schrieb: Solche vagen "Fast-Zitate" sind schwer zu kommentieren. Wie soll denn das gemeint sein? Mit der gegebenen Information faellt mir dazu nichts ein.

Israel selbst hat uebrigens einen erklecklichen Prozentsatz an orthodoxen Juden, und wenn man sieht, wie gross deren Familien sind, duerfte die biologische Entwicklung ihre Bedeutung in Zukunft noch erhoehen.

Stimmt, ich habe den Text zu diesem Thema wohl unüberlegt und schlecht geschrieben. ich bin erst neu hier und bitte um Nachsicht.


RE: Israel als neue Religion? - Ulan - 06-02-2014

(05-02-2014, 22:04)joachim stumpf schrieb: Stimmt, ich habe den Text zu diesem Thema wohl unüberlegt und schlecht geschrieben. ich bin erst neu hier und bitte um Nachsicht.

Keine Bange, auf meine Nachsicht bist Du gewiss nicht angewiesen Icon_wink. Ich habe halt nur nicht verstanden, wie ein Staat eine Religion sein kann, und wie das jetzt genau gemeint war.


RE: Israel als neue Religion? - petronius - 12-02-2014

(05-02-2014, 01:31)Sinai schrieb: Stellt sich die Frage, warum dann Orthodoxe Juden in Jerusalem leben.
Ich denke, sie lehnen den Staat Israel als gottlosen Staat in demselben Ausmaß ab, wie sie alle übrigen Staaten der Welt als gottlos ablehnen. Und irgendwo müsse sie ja leben . . . So macht es für sie keinen Unterschied, ob sie in Deutschland, in Frankreich, in Spanien, in Rußland, in den USA oder in Israel leben . . . gottlos sind diese Staaten aus ihrer Sicht alle

aber nur israel finanziert ihnen ein leben auf der faulen haut insofern, als sie weder zum eigenen lebensunterhalt noch zum materiellen staatswohl beitragen


RE: Israel als neue Religion? - indymaya - 22-02-2014

(12-02-2014, 14:44)petronius schrieb: aber nur israel finanziert ihnen ein leben auf der faulen haut insofern, als sie weder zum eigenen lebensunterhalt noch zum materiellen staatswohl beitragen
Jeder Bürger eines Staates trägt zum "materiellen Staatswohl" bei.
Bei unseren Harz4empfängern z.B. fließt jeder Euro zurück in den Geldkreislauf des Staates und selbst die Schwarzarbeit des "kleinen Mannes" ist Motor der Wirtschaft. Hier würde dir die Akzeptanz einer Minderheit gut anstehen wie du sie auch bei anderen zu haben vorgibst.


RE: Israel als neue Religion? - Harpya - 22-02-2014

Ein Hartz4 Empfänger wird natürlich alimentiert , schon mal Gesundheitswesen und Miete.
Kauft er keine Artikel aus dem Ausland ?
Wenn das so wäre wie du sagst könnten wir ja alle Hartz4 Empfänger werden und
der Staat hat keine finanziellen Probleme mehr.

Hartz 4 und Schwarzarbeit sind Motor der Wirtschaft.
Wenn alle schwarzarbeiten gehts uns blendend ?
Ist das nicht was für die Humorecke ?


RE: Israel als neue Religion? - indymaya - 22-02-2014

(22-02-2014, 20:34)Harpya schrieb: alle
alle
Wenn alle blind sind kann keiner sehen.


RE: Israel als neue Religion? - Megiddo - 22-02-2014

Ah ja. Ein Staat als Religion.

Die orthodoxen Juden sind gegen den Staat Israel in seiner heutigen Form. Und die, die dafür sind, sind in der Mehrheit liberale Juden.

Aber ist klar. Ein Staat als Religion. Man ist fast geneigt zu fragen, ob der Mann besoffen war.


RE: Israel als neue Religion? - Harpya - 22-02-2014

(22-02-2014, 21:37)indymaya schrieb:
(22-02-2014, 20:34)Harpya schrieb: alle
alle
Wenn alle blind sind kann keiner sehen.

Ist das mein Beispiel, das Nichtstun und Steuervermeidung
staatstragend ist ?


RE: Israel als neue Religion? - indymaya - 23-02-2014

(22-02-2014, 23:05)Harpya schrieb: Ist das mein Beispiel, das Nichtstun und Steuervermeidung
staatstragend ist ?
Nein, dein Beispiel setzte voraus, dass alle Harz4empfänger sind und alle schwarz arbeiten.


RE: Israel als neue Religion? - Harpya - 23-02-2014

Wenn 1 Hartz4 Empfänger staatstragend ist, wieso dann Andere nicht.

Was hat das damit zu tun das er auch noch schwarz arbeiten sollte.
Ich hab nirgends gesagt, das Hartz4 Empfänger straffällig sind.

"selbst die Schwarzarbeit des "kleinen Mannes" ist Motor der Wirtschaft"
Deine Worte.

Also sind Hartz4 Empfänger im Verbund mit Schwarzarbeitern beide staatstragend.
Warum die Schwarzarbeit in großem Stil, von ganzen Firmen das nicht seine sollen,
sondern nur "der kleine Mann" erschliesst sich mir nicht.


RE: Israel als neue Religion? - indymaya - 23-02-2014

(23-02-2014, 00:51)Harpya schrieb: Warum die Schwarzarbeit in großem Stil, von ganzen Firmen das nicht seine sollen,
sondern nur "der kleine Mann" erschliesst sich mir nicht.
Ich habe weder behauptet, dass orthodoxe Juden noch Hartzler noch Schwarzarbeiter staatstragend sind. Es sind Minderheiten. Und würdest du den "Kleinen Mann"
effektiv an seiner "Schwarzarbeit" hindern, könnten alle Baumärkte schließen.
Deine "Schwarzarbeit im großen Stil" ist auf Arbeitgeberebene, kriminalistisch vieleicht vergleichbar mit Zeitarbeitsfirmen, konsumschädigend weil ihre Angestellten sich nicht mehr kaufen können wie Harzler und weniger als ein fleißiger Handwerker, der eher für Schwarzarbeit in den Knast geht als sich von staatlich geduldeten und von Argen beschickten Abzockern ausnehmen zu lassen.


RE: Israel als neue Religion? - Sinai - 23-02-2014

Schwarzarbeit (im kleinen Rahmen) kann sehr wohl einen positiven volkswirtschaftlichen Effekt haben.

Nämlich dann, wenn durch die Schwarzarbeit billige Leistungen erstellt werden, die sonst (in der offiziellen Wirtschaft) nicht nachgefragt würden, weil unleistbar.

Beispiel: Putzfrau

Die klassische Schwarzarbeiterin verlangt € 10, das können sich die alten Leute leisten.

Eine offizielle Putzfrau einer Reinigungsfirma kostet € 48 die Stunde, das könnte ohnehin fast niemand bezahlen (von Spitzenpolitikern und Bankdirektoren abgesehen) – somit verdrängt die Schwarzarbeiterin niemand !
Aber ihre Leistung ist volkswirtschaftlich viel wert, denn ohne sie würden jährlich viele tausend Alte vorzeitig ins Altersheim kommen.