Der-Einsiedler
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Ich lese zur Zeit wunderbar-böse Satiren von Henscheid, und da fragte ich mich schon mehrfach, ob es "religiöse Satiriker" gibt oder geben kann?
Im Internet habe ich zwar einen oder zwei Namen gefunden, die ich aber entweder nicht kenne, oder aber Autoren, die ihren eigenen Glauben leicht ironisch, aber grundsätzlich wohlwollend betrachten, was für mich aber eigentlich keine Satire ist (C.S.Lewis oder Adrian Plass z.B.), zumal mir in diesen Texten die satirische Schärfe fehlt.
Mir selbst fällt nur Karl Kraus ein, den ich aber nicht explizit "religiös" nennen würde (seine jüdische Religion, unterbrochen von 12 katholischen Jahren, spielte meiner Meinung nach nie eine grosse Rolle in seinem Werk).
Ist Euch da jemand bekannt?
Schönen Gruss
DE
Der-Einsiedler
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Fällt niemandem etwas ein? Hm...
Mir fiel noch der spätere Hans-Dieter Hüsch ein...
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(29-11-2010, 13:22)Der-Einsiedler schrieb: Ich lese zur Zeit wunderbar-böse Satiren von Henscheid, und da fragte ich mich schon mehrfach, ob es "religiöse Satiriker" gibt oder geben kann?
die frage ist schon mal, wann ein satiriker als "religiöser satiriker" gelten kann
definitiv religiös gefärbte satire ist mir auch nicht bekannt. zumindest würde ich entsprechende versuche, soweit mir z.b. aus dem evangelikalen bereich bekannt, aufgrund ihrer imho unbeholfenheit nicht als solche anerkennen wollen
satiriker, die sich als privatperson durchaus als gläubig bzw. religiös empfinden, wird es wohl schon geben (auch ich meine, über hüsch mal so was gehört zu haben). man weiß es bloß in der regel nicht, weils ja auch keine rolle für die qualität der satire spielt
kann, könnte es spezifisch "religiöse Satiriker" geben?
ich denke schon. könnte mir z.b. vorstellen, daß man die weltläufte durchaus satirisch beleuchten könnte auch von einer dezidiert relöigiösen haltung heraus. anscheinend fehlt aber diesem milieu die spezifische "leichtigkeit des seins", die gelungene satire nun mal auch ausmacht
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Die "Göttergespräche" des Lukian sind religiöse Satire, auch "Lob der Torheit" von Erasmus v. R., der bei Lukian Anleihen genommen hat.
Vielleicht kann man mache religiöse Streitschrift der Reformationszeit als satirischen Text durchgehen lassen, meist aber, denke ich, waren es Pamphlete, die in Umlauf gebracht wurden.
In der Theaterliteratur wird man was finden, wenn man danach sucht.
Molières "Tartuffe" fiele mir ein. Auch in Goethes Faust gäbe es, denke ich, was zu entdecken.
Für religiöse Satire besonderer Qualität halte ich "Das Leben des Brian".
MfG B.
Der-Einsiedler
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Danke, Bion, das ist doch schon mal was...
Ja, Petronius, ich hätte das spezifizieren sollen: ich meinte Satiriker, die bewusst von einem religiösen Standpunkt aus Satiren schreiben. Was Satiriker privat glauben oder nicht, ist für mich weniger von Interesse. Ausschlaggebend für meine Frage war, dass ich viel Kirchen- und Religionskritik in satirischer Form finde, meist von Autoren, die bewusst NICHT religiös sind (Atheisten, Agnostiker), aber so gut wir nichts Kritisches und zugleich Witziges über den Glauben oder Unglauben von Autoren, die bewusst religiös sind.
Schönen Tag
DE