t.logemann schrieb:Verdrehende Auslegungen der Heiligen Schriften ebenso wie "schwarze Schafe" in den Religionen - kennen wir aus allen Religionen. Ich halte es nicht für fair, sich gerade solche "schwarzen Schafe" gegenseitig "um die Ohren zu hauen".
Darum tue ich das auch nicht. Genau das würde keinen Sinn machen. Das gerade wollte ich aufzeigen. Der Katholik hat genauso das Recht, in seiner Kirche zu bleiben wie wojciech in seinem eigenen Glauben bleibt. Ständig andere Religionen zu attackieren, ist herzlich sinnlos.
Möge doch jeder innerhalb seiner Religion, Gemeinschaft, Kirche sein Glück finden, seine Heimat... Und dabei noch die beglückende Erfahrung machen, dass dies eine Brücke zum Nächsten, Andersgläubigen sein kann. Sie muß es sogar.
Lea
Die Religionen sind keine Brücke zum Nächsten, sondern eine Kluft. Sie reißen Gräben auf, formulieren Dogmen, die der Rechthaberei dienen.
Meines Erachtens enstehen sie in dieser instiutionalisierten Form, damit der Mensch seinem Bedürfnis, dem anderen das Recht auf Wahrheit abzusprechen, Auslauf bieten. Religionen kann man nicht abschaffen, weil man dieses Bedürfnis nach Abgrenzung nicht abschaffen kann. Darum muss man versuchen, die Religionen von innen zu reformieren, damit der Schaden - der allein durch ihre Existenz entsteht - gemildert und gemindert werden kann.
Das in den letzten Jahrzehnten wiedererstandene Bedürfnis nach Religion hat genau das als Ursache: sich von dem Fremden abzugrenzen. Die alten Bücher wurden wieder hervorgekramt, wo man die Rechtfertigung dafür formuliert fand, den anderen als den Bösen beschreiben zu dürfen. Die alten Bücher wurden das Fundament für einen äußeren oder einen inneren Religionskrieg.
Lea schrieb:Möge doch jeder innerhalb seiner Religion, Gemeinschaft, Kirche sein Glück finden, seine Heimat... Und dabei noch die beglückende Erfahrung machen, dass dies eine Brücke zum Nächsten, Andersgläubigen sein kann. Sie muß es sogar.
Lea
Die Religion kann nur soweit zu einer Brücke zum Nächsten werden, wie sie sich selber auflöst. ALS Religion ist sie feindlich gesonnen, ihr Wesen ist die Feindschaft.
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Hallo Karla,
Reformationen wurden schon oft "versucht". Immer gab es eine Spaltung, niemals wurde durch Reformation das erreicht, was erreicht werden wollte. Stattdessen gab es Krieg und Abspaltungen. Sobald jemand etwas "anders" machen möchte, aus was für Gründen auch immer, wird er/sie immer auf Wiederstand derer treffen, die sich nicht weiter entwickeln wollen, die durch Starrheit an etwas festhalten, was im Grunde auch nur wieder eine Auslegungssache ist.
LG
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
Julchen schrieb:Hallo Karla,
Reformationen wurden schon oft "versucht". Immer gab es eine Spaltung, niemals wurde durch Reformation das erreicht, was erreicht werden wollte.
Aber nein. Die sanften Reformationen liefen so still ab, dass sie kaum bemerkbar sind. Aber sie fanden jede Menge statt.
Leider nehmen das die Kritiker nicht so wahr, nehmen es auch nicht gerne wahr. Sie wollen lieber das alte hässliche Bild bewahren, weil das Feindbild benötigt wird. Darum kramen sie in schriftlichen Zeugnissen, um die Andersgläubigen auf diese Dokumente festzunageln. Das geschieht hin und her zwischen Islam und Christentum. Christen zitieren ohne Ende aus dem Koran, um nachzuweisen, dass der Islam nicht reformierbar ist, dass er von Haus aus gewalttätig ist, und Moslems oder Anti-Christen tun das gleiche mit der Bibel. Dass die jeweilig andere Religion sich längst reformiert hat - jedenfalls in einigen Bereichen - wird geleugnet, indem man mit dem Knöchel auf diese Schriften schlägt und damit "nachweisen" will, dass ein reformierter Christ, ein reformierter Moslem kein Christ, kein Moslem mehr sei und gefälligst auszutreten habe.
Dass längst nicht alle alten Zöpfe abgeschnitten sind, ist wahr. Aber sie sind ja bereits thematisiert. Es wird gefordert, dass sie abgeschnitten sind.
Dazu bedarf es überhaupt nicht der Gehässigkeit Andersgläubiger, die die reale Situation ja gar nicht einschätzen können (und meist auch nicht daran interessiert sind, dass die anderen Religionen sich reformieren).
Wenn man Religionen kritisiert - was man auch tun sollte -, dann muss man auch Lösungsmöglichkeiten aufweisen. Und die Schritte, die gemacht werden, anerkennen. Selbst wenn man sein Feindbild dabei verlieren sollte.
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hmmm....aber an der eigentlichen Schrift lässt sich doch gar nichts reformieren, höchstens in den Kirchen /Glaubensgemeinschaften an sich, vondaher ist es eben eine Auslegungssache oder eben ein Neubeginn einer neuen Religion(s-sekte)
wer liefert denn Feindbilder...? Da beisst sich schon wieder der Hund in den Schwanz. Wer hat's geschrieben, wer verändert und so weiter und so fort. Müßiges Thema....
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
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Julchen schrieb:hmmm....aber an der eigentlichen Schrift lässt sich doch gar nichts reformieren, höchstens in den Kirchen /Glaubensgemeinschaften an sich,
Ja, natürlich. Reformieren lässt sich der Blick auf die Schriften, die Erkenntnis desbezüglich.
Zitat:vondaher ist es eben eine Auslegungssache oder eben ein Neubeginn einer neuen Religion(s-sekte)
In meiner Kindheit gab es keine weiblichen Pastoren in der Kirche. Dann wurde dieses zugelassen. Gänzlich ohne Spaltung. Und neu ist auch, dass Homo-Ehen akzeptiert werden, auch ohne Spaltung.
Das, was dem vorausgegangen war, war die Emanzipation von der Bibel als zeitlos gültiger Aussage. Auch dies ist ohne äußere Spaltung geschehen. Dass viele darum ausgetreten sind und neue Gemeinschaften gebildet haben, um die Zeitlosigkeit der Bibel zu retten, ist ein ander Ding. Die Kirchen selber aber haben diesen Schritt - innerkirchlich - gemacht.
Seit mehreren Jahrzehnten neu ist auch, dass die Verbindung der christlichen Kirchen mit dem Gedankengut des Zen-Buddhismus zugelassen ist; dies besonders in der katholischen Kirche. Ich kenne einen Theologen, der nach Zen arbeitet und seit vielen Jahren regelmäßig Mediationstage in diesem Sinn anbietet - unter der Veranstaltung der katholischen Kirche.
Ebenso ist der Gedanke der Ökumene relativ neu, ein Fortschritt der inneren Reform.
Auch noch in meiner Studentenzeit durften katholische Theologen keine evangelischen Theologen heiraten - einer musste seinen Glauben aufgeben. Ich glaube, auch dies hat sich geändert.
Ich denke, man darf nicht die Basis Religion mit der Auslegung durch die Theologie verwechseln. Wenn im neuen Testament dem Jesus die Aussage :"Liebet Euren Nächsten wie Euch selbst" zugesprochen wird, so ist hier in dieser Aussage nur "der Nächste" definiert, nicht aber ob dieser Nächste eine bestimmte Anschauung, einen bestimmten Glauben, eine bestimmte Einstellung, ein bestimmtes Aussehen oder eine bestimmte Eigenschaft haben soll oder muss. Die Einschränkungen dieser Kernaussage treffen Theologen - die dann diese Kernaussage eben dazu benutzen, mit der Religion sich von anderen Menschen abzugrenzen.
Das Wesen der Religion ist es nicht, Spaltungen zu schaffen und zu verfestigen - das Wesen der Religion ist es, Trennungen und Spaltungen aufzuheben.
t.logemann schrieb:Das Wesen der Religion ist es nicht, Spaltungen zu schaffen und zu verfestigen - das Wesen der Religion ist es, Trennungen und Spaltungen aufzuheben.
Sie sind geschaffen worden,um sich von anderen abzugrenzen. Es ging immer darum, einen Kanon von heiligen Schriften zu haben, auf den die Mitglieder verpflichtet wurden. Damit wurden die, die diese Verpflichtung nicht auf sich nahmen, ausgegrenzt. Das Neue Testament belegt das in beklemmend deutlicher Sprache. Das Christentum wurde begründet in dem Kampf um die einzig richtige Wahrheit. Der Kanon wurde festgelegt, damit man dem nicht mehr widersprechen kann, ein Akt der Gewalt, und ein Akt des Ausschlusses. Andere Schriften wurden vernichtet, um die eigene Auslegung als die einzig richtige tradieren zu können.
Im Alten Testament ist das nicht minder deutlich. Die Feinde wurden vernichtet; zumindest vom Anspruch her.
Erst heute bemüht man sich, diesen Giftzahn zu ziehen und in der Institution Religion wieder das rein religiöse Anliegen zu entdecken. Eerst dann kann es zu einem Brückenschlag kommen. Aber es dauerte über zweitausend Jahre, bis man das ins Auge fasste. Davor bedeutete "Einheit": Gegenmeinungen niederschlagen, verbieten.
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18-07-2008, 14:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-10-2008, 09:27 von Keiner.)
Gelöscht
Ich bezweifle sehr stark, das Jesus seinen Kernsatz seiner Botschaft "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" als Paradigma zur Abgrenzung oder Ausgrenzung verstanden und verkündet hat. Und ich bezweifle ebenfalls sehr stark, das die Überlieferungen des Alten Testamentes vom ersten bis zum letzten Wort allesamt "Botschaften Gottes/der Religion" sind. Aufgrund mancher verblüffender Gleichheit von Inhalten der Überlieferungen in der Bhagavad-Ghita und im uns bekannten Alten Testament habe ich eher das Gefühl, das sowohl die Bhagavad-Ghita der Hindus als auch das Alte Testament der Juden und Christen nichts anderes als die Zusammenfassungen alter Überliefrungen sind, die zeitlich noch weit über das Mass hinausgehen, das Juden als Zeitmass der Schöpfung und Hindu`s als Zeitmass der Menschwerdung ansehen.
Nun ist das mit den mündlichen Überlieferungen so `ne Sache: Geht mal in ein kleines Dorf in Franken, im Westerwald oder in Ostfriesland - wenn am Ortseingang morgends um neun ein Unfall passiert (Blechschaden, einer hat `nen Kratzer am Arm...), dann heisst es um 4 nachmittags am Ortsausgang: "Du, heut morgen hat`s am Eingang gekracht - 12 Schwerverletzte und der Rettungshubschrauben war da....." Kunststück; sonst passiert im Dorf ja nix aussergewöhnliches.... Wie verhält es sich da erst mit der fortlaufenden Geschichtserzählung; mal ganz abgesehen davon das eine Behauptung, eine Rechtfertigung auf eine höhere Macht schon öfters dafür herhalten musste, das man ganze Völker abgeschlachtet hat - aus machtpolitischen Erwägungen. Ich bin mittlerweile sehr skeptisch wenn ich im alten Testament lese, das Gott angeblich einem Volk gesagt haben soll, man müsse mit Mann und Maus, mit Kind und Kegel das Nachbarvolk abschlachten.... sowas erinnert mich an die Theologie Osama-bin-Ladens - oder auch an die Theologie der Ausbeutung, die die christlich-katholische Kirche über Jahrhunderte in Südamerika "predigte".
Theologie kennzeichnet sich nicht alleine dadurch, mit der Rhetorik der Religion, mit der allzu menschlichen Spekulation und der Philosophie "Unbegreifliches" erklärbar zu machen - sie kennzeichnet sich auch dadurch, das man die Religion zum Instrument des Eigennutzes kanalisiert. Und ein Theologe, der Dir, mir, uns erzählt:"Diese unsere Anschauung ist von Gott direkt zu uns übermittelt - wir sind die Auserwählten, die Besonderen, die Elite..." tja, ein solcher Theologe versteht es geschickt die Einbildungskraft des Menschen zu stärken, ihn gleichzeitig in die Gruppe der Eingebildeten zu integrieren und ihm dabei auch noch zu einem "positiven" Gruppen- und Selbstwertgefühl zu verhelfen - und gleichzeitig alle Aussenstehenden als "unwürdig, minderwertig" zu deklarieren. Hat aber ein solcher Theologe oder eine solche Theologin etwas mit dem Kern der Botschaft der Religion zutun?
Ausgehend von den 10 Geboten die Mose vom Berg Sinai brachte, lässt sich bis in die Zeit Mose sicher noch der Kern der Religionen analysieren. Bei Zrathustra sieht`s schon anders aus; ebenso wie bei Buddha sind zwar Lehren übnerliefert, aber Teile der Kernaussagen anscheinend verloren gegangen. Bei den noch weiter zurück reichenden Religionen - die des Abraham, die des Noah, die des Adam nach dem Alten Testament, aber auch die des Brahma, des Vishnu, des Krishna fehlen basisorientierte Zeugnisse völlig. Insoweit können unsere jüdischen Freunde Adam, Noah, Abraham durchaus in die Religionsstiftung von Mose mit einfliessen lassen und sie für "urjüdisch" erklären - einen erforschbaren Beweis dafür gibt es nicht. Und gleiches gilt für den Hinduismus; man kann nur noch vermuten das es sich bei Brahma, Vishnu und Krishna um einzelne Religionstifter handelte - erforschen kann man es aufgrund der hohenm Zeitdifferenz von "heute bis zum Anfang" (der von Gott inspirierten Gesandten) nicht mehr.
t.logemann schrieb:Ich bezweifle sehr stark, das Jesus seinen Kernsatz seiner Botschaft "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" als Paradigma zur Abgrenzung oder Ausgrenzung verstanden und verkündet hat. Wir reden total aneinander vorbei. Ich rede die ganze Zeit von Religionen, und zwar von institutionalisierten. War denn das nicht deutlich? Jesus hat keine Religion gegründet.
Zitat:Und ich bezweifle ebenfalls sehr stark, das die Überlieferungen des Alten Testamentes vom ersten bis zum letzten Wort allesamt "Botschaften Gottes/der Religion" sind.
Das Gegenteil habe zumindest ich nicht behauptet, und ich glaube, niemand hier. Wessen Aussagen also bezweifelst Du?
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22-07-2008, 06:34
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-10-2008, 09:28 von Keiner.)
Gelöscht
Keiner schrieb:Der Schöpfer hat seiner Schöpfung verziehen.
Das wird sich noch zeigen,
so wie es jetzt aber ausschaut muss Jeder selbst etwas zu seiner Befreiung dazutun.
Gott will uns vergeben, wenn wir Ihn schön drum bitten wird Er es vielleicht auch tun.
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