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Fundstück der Woche
#76
(25-10-2012, 20:58)Mustafa schrieb:
(25-10-2012, 19:31)Lelinda schrieb: aber die Religionen behaupten, die wahre Antwort zu haben

Das mögen viele religiöse Vertreter tun, aber so ganz grundsätzlich sehe ich bei Religionen eher ein Bekenntnis zu einer "Wahrheit", einer "Ordnung" hin.

Man legt sich in gewisser Weise fest, und steht für diese Idee.

Mit arrogantem "ich weiß es besser" muss das keineswegs etwas zu tun haben.

Das stimmt. Eine solche Erklärung des "Festlegens" und "dazu stehen" habe ich schon öfters gehört. Persönlich kann ich jedoch wenig damit anfangen, stellt sich mir doch die Frage weshalb ich zu etwas stehen sollte, dass ja doch gänzlich anders sein kann bzw. über dessen Wahrheitsgehalt ich nichts aussagen kann?
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#77
(25-10-2012, 21:49)Gundi schrieb: Persönlich kann ich jedoch wenig damit anfangen, stellt sich mir doch die Frage weshalb ich zu etwas stehen sollte, dass ja doch gänzlich anders sein kann bzw. über dessen Wahrheitsgehalt ich nichts aussagen kann?

Nun, ich betrachte die Idee des Monotheismus als direkte Bezugnahme zu eben dem "Letztendlichen", "Ewigen", vielleicht "Ungreifbarem", oder welche Worte man dafür finden mag.

Philisophisch gesehen sicher recht dreist, einfach mal in das "Unaufhellbare" ein "mein Vater" o.ä. hineinzusprechen.
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#78
(25-10-2012, 22:33)Mustafa schrieb:
(25-10-2012, 21:49)Gundi schrieb: Persönlich kann ich jedoch wenig damit anfangen, stellt sich mir doch die Frage weshalb ich zu etwas stehen sollte, dass ja doch gänzlich anders sein kann bzw. über dessen Wahrheitsgehalt ich nichts aussagen kann?

Nun, ich betrachte die Idee des Monotheismus als direkte Bezugnahme zu eben dem "Letztendlichen", "Ewigen", vielleicht "Ungreifbarem", oder welche Worte man dafür finden mag.

Philisophisch gesehen sicher recht dreist, einfach mal in das "Unaufhellbare" ein "mein Vater" o.ä. hineinzusprechen.

Mir ist es eher unverständlich, wie man (bzw. der Papst) von Antworten auf die "entscheidenden Fragen des Menschen" mit solcher Überzeugung sprechen kann. Er reduziert imho die Wertigkeit anderer Wissenschaften, um die Theologie zu erheben. Und das obwohl gerade die Antworten des katholischen Glaubens imho keine Sicherheit geben können.
Es ist diese Überzeugung, die als vermeintliche Wahrheit verkündet wird und mit der auch Menschen für die eigene Sache gewonnen werden sollen (sagt er ja in dem Artikel) unter dem Aspekt eines Argumentes, dass so nicht korrekt ist (oder zumindest unvollständig). Es reicht (zumindest für mich) nicht aus eine Antwort zu erhalten, wenn deren Wahrheitsgehalt völlig unbestimmt ist.
Während die Philosophie sich selbst vom kritischen Hinterfragen nicht ausnimmt, setzt die Theologie eine unüberprüfbare Tatsache vorraus und leitet hieraus Absoluta ab.
MMn. eine absolut unverständliche Sache.
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#79
Für mich ist es eher unverständlich, dass manch einer glaubt, es gebe etwas "Letzendliches", "Ewiges". Warum sollte es so etwas geben? Alle Erfahrung spricht doch dagegen - denn alles ist vergänglich, nichts hat Bestand. Warum will man, dass etwas besteht? Oder gar ein Ziel hat, das für alle und alles verbindlich ist? Warum?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#80
(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Warum will man, dass etwas besteht? Oder gar ein Ziel hat, das für alle und alles verbindlich ist?

Die feste Überzeugung, mit seiner Meinung Recht zu haben, scheint eben manchen zu verleiten, sie anderen Leuten aufdrängen zu wollen. Und wenn zu der Meinung gehört, dass alle, die nicht der gleichen Ansicht ist, das spätestens nach ihrem Tod büßen müssen, kann dieser Wunsch zur fixen Idee werden. Früher wurden viele Menschen auch deswegen zwangsmissioniert, weil die Missionare möglichst viele Seelen retten wollten. Heute ist es nicht mehr möglich, andere zum Glauben zu zwingen. Da versucht man es eben, indem man den Leuten einredet, sie hätten unerfüllte seelische Bedürfnisse, und man selbst (z.B. als Kirche) hätte für sie die Lösung.
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#81
(26-10-2012, 08:44)Lelinda schrieb:
(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Warum will man, dass etwas besteht? Oder gar ein Ziel hat, das für alle und alles verbindlich ist?

Die feste Überzeugung, mit seiner Meinung Recht zu haben, scheint eben manchen zu verleiten, sie anderen Leuten aufdrängen zu wollen. Und wenn zu der Meinung gehört, dass alle, die nicht der gleichen Ansicht ist, das spätestens nach ihrem Tod büßen müssen, kann dieser Wunsch zur fixen Idee werden. Früher wurden viele Menschen auch deswegen zwangsmissioniert, weil die Missionare möglichst viele Seelen retten wollten. Heute ist es nicht mehr möglich, andere zum Glauben zu zwingen. Da versucht man es eben, indem man den Leuten einredet, sie hätten unerfüllte seelische Bedürfnisse, und man selbst (z.B. als Kirche) hätte für sie die Lösung.

Es ging mit bei der Frage nicht um Missionierung oder Überzeugung. Es ging mir um die Beständigkeit für einen selbst. Wieso brauchen Menschen diese eingebildete Stabilität des "Ewigen"?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#82
Ein weiteres Kapitel "Kirche und Privilegien"

"Entweder die Stadt zahlt auch bei der Kita in Dietersheim den gesetzlich vorgesehenen, kirchlichen Anteil in Höhe von 16 000 Euro mit, oder es wird keine Erweiterung geben. Die Crux: Die Stadt wäre dazu zwar bereit, um das insgesamt 165 000 Euro teure Projekt zu verwirklichen, hat ihre Zusage aber entsprechend einer Empfehlung des Gemeinde- und Städtebundes an die Auflage geknüpft, künftig beim Personal, der pädagogischen Ausrichtung und den arbeitsrechtlichen Fragen der Einrichtung mitreden zu dürfen. Das wiederum lehnt das Bistum Mainz strikt ab."

*http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/12535924.htm
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#83
(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Für mich ist es eher unverständlich, dass manch einer glaubt, es gebe etwas "Letzendliches", "Ewiges". Warum sollte es so etwas geben?

so gehts mir auch

ich sehe dahinter immer eine gewisse sucht nach autorität, danach, etwas vorgegeben zu bekommen, nur reagieren zu müssen, aber nicht selbständig denken, entscheiden und handeln zu müssen

ich kanns mir jedenfalls nicht anders erklären
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#84
(26-10-2012, 09:38)schmalhans schrieb: Ein weiteres Kapitel "Kirche und Privilegien"

Och Mensch, grün ärgern könnte man sich da... Echt schade dass die da so eine Entscheidungsgewalt haben. Und ihre Stellung in unserer Gesellschaft torpedieren die damit langfristig gesehen doch nur selbst. Dieses Arbeitsrecht ist einfach überholt. Meilenweit.

Letzte Woche war ich mit einer Freundin unterwegs, deren Mutter sich hat scheiden lassen. Sie arbeitet als Gemeindereferentin. Wenn sie sich nochmal verliebt hat sie echt ein Problem - offiziell führen darf sie die Beziehung nicht! Eine Heirat würde für sie das Ende ihrer Karriere bedeuten, der sie ihr Leben gewidmet hat - was, um Himmels Willen, könnte der Papst da dagegen haben? Jesus würde sich an die Stirn schlagen... Eusa_doh
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
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#85
(25-10-2012, 23:03)Gundi schrieb: MMn. eine absolut unverständliche Sache.

Ich finde diesen Text von Nietzsche sehr interessant :

"Nun aber eilt die Wissenschaft, von ihrem kräftigen Wahne angespornt, unaufhaltsam bis zu ihren Grenzen, an denen ihr im Wesen der Logik verborgener Optimismus scheitert.
Denn die Peripherie des Kreises der Wissenschaft hat unendlich viele Punkte, und während noch gar nicht abzusehen ist, wie jemals der Kreis völlig ausgemessen werden könnte, so trifft doch der edle und begabte Mensch, noch vor der Mitte seines Daseins und unvermeidlich, auf solche Grenzpunkte der Peripherie, wo er in das Unaufhellbare starrt.
Wenn er hier zu seinem Schrecken sieht, wie die Logik sich an diesen Grenzen um sich selbst ringelt und endlich sich in den Schwanz beißt – da bricht die neue Form der Erkenntnis durch, die tragische Erkenntnis, die, um nur ertragen zu werden, als Schutz und Heilmittel die Kunst braucht." (aus : Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik)

Als Schutz und Heilmittel sehe ich an dieser Stelle auch Glauben und Religion.
Wie oben schon geschrieben : An den Grenzpunkten der Peripherie, wo man in das "Unaufhellbare" starrt, kann man dennoch auf eine "Ordnung" vertrauen und Bezug suchen.

Ob einem gerade die Antworten der katholischen Kirche dabei helfen, ist natürlich eine andere Sache.
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#86
(26-10-2012, 11:17)Mustafa schrieb: Ich finde diesen Text von Nietzsche sehr interessant :

"Nun aber eilt die Wissenschaft, von ihrem kräftigen Wahne angespornt, unaufhaltsam bis zu ihren Grenzen, an denen ihr im Wesen der Logik verborgener Optimismus scheitert.
Denn die Peripherie des Kreises der Wissenschaft hat unendlich viele Punkte, und während noch gar nicht abzusehen ist, wie jemals der Kreis völlig ausgemessen werden könnte, so trifft doch der edle und begabte Mensch, noch vor der Mitte seines Daseins und unvermeidlich, auf solche Grenzpunkte der Peripherie, wo er in das Unaufhellbare starrt.
Wenn er hier zu seinem Schrecken sieht, wie die Logik sich an diesen Grenzen um sich selbst ringelt und endlich sich in den Schwanz beißt – da bricht die neue Form der Erkenntnis durch, die tragische Erkenntnis, die, um nur ertragen zu werden, als Schutz und Heilmittel die Kunst braucht." (aus : Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik)

Als Schutz und Heilmittel sehe ich an dieser Stelle auch Glauben und Religion

wovor mußt du denn geschützt, wovon geheilt werden?

und warum?

(26-10-2012, 11:17)Mustafa schrieb: Wie oben schon geschrieben : An den Grenzpunkten der Peripherie, wo man in das "Unaufhellbare" starrt, kann man dennoch auf eine "Ordnung" vertrauen und Bezug suchen

sicher kann man

man kann auch an den osterhasen glauben

das spannende ist doch, warum jemand das will
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#87
(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Für mich ist es eher unverständlich, dass manch einer glaubt, es gebe etwas "Letzendliches", "Ewiges". Warum sollte es so etwas geben?

warum sollte so etwas nicht geben ?

(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Alle Erfahrung spricht doch dagegen
du meinst Anschaungen sprechen dagegen, gebe es wirklich Erfahrungen, gebe es keine Gegensätze wie zb. Religionen
oder du sprichst von deinen eigenen Grenzen

(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: denn alles ist vergänglich, nichts hat Bestand.

Vergänglich ist Objektive Erfahrung
wie wärs mit Vergänglich und/oder Verwandlungsfähig.. ? Das noch unvollständig nachgewiesene Theorie der "Morphogenetischen Felder" bringen zum Ausdruck, das etwas verloren gehen könnte ist in dem uns bekannten Physikalischen Welt unlogisch wäre.. Icon_cheesygrin

(26-10-2012, 00:48)schmalhans schrieb: Warum will man, dass etwas besteht? Oder gar ein Ziel hat, das für alle und alles verbindlich ist? Warum?
weil wir uns nicht in eine Welt befinden, in dem alles aufgeklärt ist, zumteil gibt es für manche Thesen nicht mal ein Basis zur Aufklärung
Sprich: Seele, Geburt, Tod, Geister, Gefühle, Gene, die Leere mitten im Molekul, Die Urmaterie, die Zeit
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#88
(26-10-2012, 08:44)Lelinda schrieb: Die feste Überzeugung, mit seiner Meinung Recht zu haben, scheint eben manchen zu verleiten, sie anderen Leuten aufdrängen zu wollen. Und wenn zu der Meinung gehört, dass alle, die nicht der gleichen Ansicht ist, das spätestens nach ihrem Tod büßen müssen, kann dieser Wunsch zur fixen Idee werden.

ich glaube nicht dass die Basis der Glaube Angst ist, dass du hier zu beschreiben versuchst.
Die Glaube kommt viel vorher, unzwar bevor Jemand die Gedanke oder das Gefühl hat, nach dem Tod büßen zu müssen.
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#89
(26-10-2012, 11:53)petronius schrieb: wovor mußt du denn geschützt, wovon geheilt werden?

Steht doch in Nietzsches Text klar da :

Die "tragische Erkenntnis" braucht, um nur ertragen zu werden, Schutz und Heilmittel.
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#90
Da steht aber auch, dass Kunst dieser Schutz und dieses Heilmittel ist. Und nicht Religion.
Nietzsche wollte damals mit diesem (philologischen) Text einen neuen Zugang zum antiken Verständnis erreichen (und ist dafür von der Fachwelt verlacht worden, insbesondere sein bekannter Kollege Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf hat ihn dafür heftig angegriffen). Sein Versuch, ein apollinisches Prinzip (der Ästhetik und Ordnung, der Klarheit der Kunst) gegen ein dionysisches Prinzip (der Orgie, des Chaos, des Gehenlassens, des Rauschs) als Gegenpol zu setzen, ist aber schon (philosophisch) interessant.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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