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sterbehilfe
(22-11-2012, 23:58)indymaya schrieb:
(22-11-2012, 23:44)petronius schrieb: zumal, wenn es niemandem schadet -weil die rede von meiner (assistierten) selbsttötung ist
Der Assistent ist Dein Buttler?

Es ist ein Arzt, der assistiert. Und Butler schreibt man nur mit einem "t".
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(22-11-2012, 23:49)schmalhans schrieb: Sondern?
Ich schrieb ein anderer Mensch, weil die Beziehung Gott - Mensch besteht. Gott - Dr. ändert nichts.
Auch wenn ich die Sterbehilfe in entsprechenden Extremfällen nicht als Straftat ansehe, kann ich indymayas Sorgen dennoch nachvollziehen.

Es geht immerhin um eine moralische Grenzüberschreitung.
(23-11-2012, 00:08)indymaya schrieb:
(22-11-2012, 23:49)schmalhans schrieb: Sondern?
Ich schrieb ein anderer Mensch, weil die Beziehung Gott - Mensch besteht. Gott - Dr. ändert nichts.

Diesen Bezug hast du doch gar nicht hergestellt, sondern den "ich will sterben und ein anderer Mensch soll mich töten" (was ja Quatsch ist). Das habe ich korrigiert, weil es eben nicht irgendein Mensch machen darf, sondern nur ein Arzt. Gott hatte und hat dabei nix zu suchen (ganz davon abgesehen, dass es Gott nur in deinem Kopf gibt).
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(23-11-2012, 00:13)Mustafa schrieb: Auch wenn ich die Sterbehilfe in entsprechenden Extremfällen nicht als Straftat ansehe, kann ich indymayas Sorgen dennoch nachvollziehen.

Es geht immerhin um eine moralische Grenzüberschreitung.

Was denn für Sorgen? Er hat keine geäußert. Was denn für eine Moral? Moral gibts in der Kirche für lau. Entscheidend ist das ethische Verhalten. Und das muss man sich erarbeiten.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(23-11-2012, 00:13)Mustafa schrieb: Auch wenn ich die Sterbehilfe in entsprechenden Extremfällen nicht als Straftat ansehe, kann ich indymayas Sorgen dennoch nachvollziehen. Es geht immerhin um eine moralische Grenzüberschreitung.
Ich sehe mit anderen Usern auch, dass gewisse Sorgen im Hinblick auf den Missbrauch bestehen, die möglicherweise berechtigt sind. Ich kann auch gut die gegenteilige Position, also die grundsätzliche Ablehnung jeglicher Sterbehilfe aus moralischen Gründen nachvollziehen. Allerdings bewegen wir uns in diesem Fall weg von dem was, staatlicherseits geregelt und sanktioniert werden muss.

Wenn jemand selbst seinem Leben ein Ende setzen will, dann soll er/sie das tun können, ohne dass jene, die indirekt mitgewirkt haben, bestraft werden. Die staatlichen Regeln sollten nur dort greifen, wo nachweislich Missbrauch betrieben wurde (meist geht es um Bereicherung). Der Staat ist keine "moralische Instanz", sondern eine Interessengemeinschaft. Es mag das Interesse geben, bestimmte moralische Vorstellungen zu verwirklichen. Im vorliegenden Fall sehe ich aber kein berechtigtes Interesse an der Durchsetzung einer allgemeinen "Verurteilung zum Weiterexistieren".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Petronius, im Prinzip liegen wir gar nicht so weit auseinander, auch wenn Du das vielleicht meinst, Deine Anschauung hatte ich auch mal, ist zwar schon etwas her, aber da war doch kaum ein Unterschied.
(22-11-2012, 16:07)petronius schrieb: warum eigentlich soll "Selbstmord eine der schwersten Sünden" sein?
ich weiß zwar, daß selbstmörder nicht innerhalb der friedhofsmauern bestattet wurden usw. - aber auf welcher grundlage eigentlich? weil man mit einem selbstgewählten todeszeitpunkt "gott ins handwerk pfuscht"?..die medizin "pfuscht gott" andauernd "ins handwerk"..gegen eine verbesserung der umstände des sterbens schon? (hat ein gläubiger etwas dagegen,) wieso?
Das Leben ist eine Sache, seine Umstände eine andere. Wenn ich von "Prüfung" rede wäre es vielleicht notwendig diese Angelegenheit genauer auszuführen, denn Du wirst sagen, "Gott weiß doch sowieso alles, wozu also noch eine Prüfung, lächerlich." So oder ähnlich wohl.
Darüber reden wir gerne ein andermal. Nimm es also einfach einmal hin dass es so ist (sein könnte - für Gläubige...), und dazu gehören auch die negativen Seiten des Lebens, nicht nur direkt Leid und Schmerz am eigenen Körper, auch alles andere was uns bedrücken kann und nicht direkt mit uns zusammenhängt, ohne jetzt auf Näheres einzugehen. Auch die Verführungen, Neid, Wohlstand, alles das gehört dazu. Der Tod, das wichtigste Ereignis unseres Lebens, kann man in etwa als Ziel dieses Lebens betrachten, hier fällt die Flagge, da ist der Schlussstrich, und dabei sollte nichts schiefgehen, wir sind kein Tier das einfach nur verreckt und beseitigt wird und ende, für uns gibt es das Danach. Du glaubst es zwar nicht, aber um zu verstehen solltest Du mal so tun "als ob", um den Standpunkt eines Gläubigen zu verstehen, musst ihn ja nicht teilen.

Unsere "Stunde" ist bestimmt, das ist der Plan, wie in einem Fahrplan, "Bus fährt ab um: "--:--", alles andere ist "danach berechnet", die ganze Welt, das gesamte Universum "weiß" darum, alles gehört zusammen, eine fast unendliche Geschichte hier, Deine und meine Stunde ist festgelegt, nicht nur die Stunde, die Sekunde bis wer weiß wie viele Zahlen hinterm Komma, ganz exakt, und der Todesengel hat sich danach zu richten, das ist seine Aufgabe und der kriegt das auch wohl ganz gut hin.
Gott hat das so bestimmt und Er weiß warum Er das so gemacht hat, Er kennt jede Sekunde des Schmerzes schon lange bevor wir am Leben sind, und weil Er der Stärkste ist hält Er das auch aus, Er erfreut Sich nicht am Leid, aber gemäß Seinem Willen ist das notwendig, es gibt Menschen, die sich dafür sogar bedanken....
Wenn wir uns umbringen lehnen wir uns gegen Gott auf, es ist nicht der Schmerz, es ist das " Nicht einverstanden sein" mit Gottes Plan, die Meinung "es besser zu wissen", und auch, fällt mir hier besonders auf, die Meinung "Gott kann doch nicht so böse sein...", ohne das Geringste zu wissen, nur weil "man meint". Aber davon will man ja auch gar nichts wissen, es würde nämlich das gesamte Leben verändern, und dann sieht man vor sich diese Bilder von Gläubigen die man verachtet, und schon ist wieder alles im Eimer.
Man muss sich davon befreien, von den Gedanken der Anderen befreien, von den Gedanken an die Gedanken der Anderen muss man sich befreien, das ist nicht so einfach wie es sich liest.

Wenn man sich umbringt dann beendet man ein Lied irgendwo mittendrin, man stellt sich über den Komponist, meint besser zu wissen als er wann der Schlussakkord gesetzt wird, dabei kann man nicht einmal Noten lesen, hat den Schluss noch gar nicht gehört, weiß nichts über die Reaktion des Publikums wenn man die Sache durchzieht bis zur Finalkadenz, die wird unterschlagen, für nichtig erklärt. Auch die Akkorde vor der Tonika fehlen komplett, man setzt nach eigenem Belieben irgendwo einen Misslaut und wartet auf den Vorhang, das ist nur schäbig, vollkommen unproffessionell, eine Beleidigung des Komponisten und des Publikums, die Verachtung der Kunst an sich, würdelos. Aus Angst es nicht richtig hinzubekommen? Der letzten Anstrengung nicht gewachsen zu sein? Dabei hat man das Stück schon seit langem voll drauf, und bei den letzten Tönen kackt man ab? Was ist denn das?
Nein, durch bis zum Finale Mann, egal wie, das geht auch noch vorbei, wie alles andere...

Für mich gehört zur Würde das Leben zu nehmen wie es kommt und es aushalten, bis zum Ende.
Dein standpunkt ist durchaus verständlich, solange er eben nicht als für allgemein gültig erklärt wird,..Wenn du so empfindest sei dir das unbenommen, allein für dich hat das natürlich absolute Gültigkeit,...

Der Hauptpunkt ist, dass jeder für sich entscheiden kann, gemäß seiner persönlichen Wertvorstellungen, gleichzeitig aber die Möglichkeit der freien Entscheidung für alle bleibt,..d.h. wer sterben will soll das auch mit Beihilfe ohne Probleme tun können, und alle dies nicht betrifft, sollen sich nicht einmischen mit ihren persönlichen Ethikbegriffen,..

Vereinfacht ausgedrückt: Wenn ich abtreten will, so weis ich zwar, dass es andere Einstellungen zum Suizid gibt, aber als Buddhist interessiert es mich dann aber herzlich wenig, dass mich ein Gott, der mich schlicht nichts angeht, mich dafür angeblich als Sünder bestraft, und es mir seine Gläubigen verbieten oder zumindest erschweren wollen,..

Hier stört mich hauptsächlich dieses "Ich weis durch meinen Gott was richtig ist, und ihr müßt auf mich hören",..diese Arroganz gegenüber Anders- und Nichtgläubigen,..und besonders bedenklich wirds, wenn Gruppierungen dieser Art ihren Willen als allgemein verbindlich deklarieren und gesetzlich festschreiben lassen wollen,..
Aut viam inveniam aut faciam
(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Wenn wir uns umbringen lehnen wir uns gegen Gott auf, es ist nicht der Schmerz, es ist das " Nicht einverstanden sein" mit Gottes Plan, die Meinung "es besser zu wissen"

Okay, nehmen wir das mal so hin. Aber konsequent zuende gedacht muss ich dann doch auf jede medizinische Hilfe verzichten - oder? Ich meine dann ja, "es besser zu wissen", ich bin nicht einverstanden mit der Krankheit / der Verletzung, die ich durch die Prüfung von Gott bekommen habe.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Petronius, im Prinzip liegen wir gar nicht so weit auseinander, auch wenn Du das vielleicht meinst, Deine Anschauung hatte ich auch mal, ist zwar schon etwas her, aber da war doch kaum ein Unterschied
...
Wenn ich von "Prüfung" rede wäre es vielleicht notwendig diese Angelegenheit genauer auszuführen, denn Du wirst sagen, "Gott weiß doch sowieso alles, wozu also noch eine Prüfung, lächerlich." So oder ähnlich wohl.

Ich glaube, du meinst mich mindestens genauso wie Petronius, denn das mit der Prüfung, die nicht notwendig sein sollte, weil Gott doch angeblich alles weiß, habe ich gesagt.
Und bei mir ist es genau umgekehrt wie bei dir: Was du glaubst, habe ich auch einmal geglaubt (genauer: aus Angst vor Gott geglaubt, glauben zu MÜSSEN) - und jetzt, wo ich mich von diesem Bild eines allmächtigen und damit zwangsläufig böswilligen Gottes freigemacht habe, fühle ich mich sehr viel besser. Mit einem guten, aber machtlosen Gott kann ich leben. Einen allmächtigen kann ich nur verachten, egal, welche theologischen Kniffe und Tricks auch probiert werden, um sein Verhalten schönzureden.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: ... wir sind kein Tier das einfach nur verreckt ...

Es gibt aber sehr viele Menschen, die elendig sterben (anscheinend wohl, weil es dem allmächtigen Gott so gefällt), und wenn Leute wie du und Indymaya ihre Meinung durchsetzen können, wird es noch viel mehr Leuten so ergehen. DAS ist es, was mich aufregt: die Auffassung, dass andere Menschen gezwungen sind, sich auf das Schlimmste herumzuquälen, obwohl man ihnen (nur, wenn sie es wünschen!) helfen könnte – und zwar, weil diese Leute selbst (die gar nicht die Leidenden sind) eine solche Hilfe für unmoralisch halten!

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Du glaubst es zwar nicht, aber um zu verstehen solltest Du mal so tun "als ob", um den Standpunkt eines Gläubigen zu verstehen, musst ihn ja nicht teilen.

Doch, ich verstehe sehr gut, was du meinst. Warum glaubt ihr immer, man sei unfähig, euch zu verstehen, wenn man eure Meinung nicht teilt?

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Unsere "Stunde" ist bestimmt, das ist der Plan, wie in einem Fahrplan, "Bus fährt ab um: "--:--", alles andere ist "danach berechnet", die ganze Welt, das gesamte Universum "weiß" darum, ...

Dann weiß das Universum es auch rechtzeitig vorher, wenn ich mir Sterbehilfe geben lasse. Denn auch das gehört dann zum Plan. Oder glaubst du wirklich, man könnte einem allmächtigen Gott ins Handwerk pfuschen, wenn er das partout verhindern will?

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Er kennt jede Sekunde des Schmerzes schon lange bevor wir am Leben sind, und weil Er der Stärkste ist hält Er das auch aus,

Warum sollte Gott es nicht aushalten, wenn ich Mensch leide? Du sagst doch selbst, dass der Mensch (für Gott) eigentlich nicht mehr ist als ein Grashalm. Wenn ich z.B. sehe, wie eine Amsel einen Regenwurm frisst, dann bedaure ich den Wurm vielleicht, aber das beschäftigt mich nicht lange. Ich halte die Vorstellung, dass Tiere von anderen Tieren gefressen werden, aus, weil es mich selbst ja nicht betreffen wird (es sei denn, ich gehe in Naturschutzgebieten mit großen Fleischfressern spazieren). Wäre ich dagegen der Regenwurm, sähe das ganz anders aus. Und dann wäre es mir vollkommen egal, dass es normal ist, dass AmselnWürmer fressen, dass die Amsel vielleicht ihre Jungen füttern muss und auch, ob der zuschauende Mensch auf der Seite der Amsel oder meiner Seite ist.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Er erfreut Sich nicht am Leid,

Nein? Wenn ich bedenke, dass sogar schon kleinste Kinder, die noch gar keine Möglichkeit hatten, Schlechtes zu tun, genauso leiden müssen wie Erwachsene, fällt es mir schwer, das zu glauben.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: aber gemäß Seinem Willen ist das notwendig,

Warum? Notwendig wofür? Als Strafe für irgendwelche Sünden? Das wäre erstens mittelalterliche Prügelpädagogik-Theologie (gibt es bei den evangelikalen Christen noch heute!), und zweitens würde sich die Frage stellen, warum z.B. der eine Mensch schon mit 2 Jahren unheilbar an Krebs erkrankt oder bei einer Naturkatastrophe umkommt, während ein anderer ein Verbrechen nach dem anderen begeht und fröhlich bis ins hohe Alter lebt.
Oder als Prüfung alá Hiob, wie viel der einzelne Mensch aushält, ohne in Verbitterung zu fallen? Das ist es ja, was Gott sowieso schon wissen müsste, ohne es ausprobieren zu müssen. Und wenn viel später, in seinem Reich, sowieso nur noch gute Menschen leben, weil die bösen entweder in der Hölle schmoren oder vernichtet sind, gibt es ja auch nichts mehr, wogegen man sich bewähren müsste.

Jesus hat das (obwohl seine Vorstellung von Gott meiner Meinung nach auch ziemlich barbarisch war) wohl ein bisschen anders gesehen. Jedenfalls heilte er (den Evangelien nach) die Kranken, die ihn um Hilfe baten, und versuchte nicht, sie mit irgendwelchen Floskeln abzuspeisen. Aber nein, ich habe vergessen: deiner Meinung nach tat Jesus ja nichts, als den richtigen Glauben zu predigen und sich dann aufgrund mangelnden Interesses zurückzuziehen...

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: es gibt Menschen, die sich dafür sogar bedanken....

Aber doch hoffentlich nur für selbst erlebtes Leid und nicht für das Leid anderer. Und in diesem Thread geht es darum, ob man von anderen (!) verlangen darf, ihre Leiden (die ja nur sie selber spüren) auszuhalten, oder ob man ihnen helfen darf, dieses Leiden zu beenden - wenn sie es unbedingt wollen und es keine Alternative gibt.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Wenn wir uns umbringen lehnen wir uns gegen Gott auf, es ist nicht der Schmerz, es ist das " Nicht einverstanden sein" mit Gottes Plan, die Meinung "es besser zu wissen", und auch, fällt mir hier besonders auf, die Meinung "Gott kann doch nicht so böse sein...", ohne das Geringste zu wissen, nur weil "man meint". Aber davon will man ja auch gar nichts wissen, es würde nämlich das gesamte Leben verändern,

Du gibst demnach zu, dass dein(e Vorstellung von) Gott böse ist? Ein Gott, der bis in die tiefsten Schichten der Seele blicken kann, müsste doch wohl einsehen, dass mancher Mensch manches Leid einfach nicht ertragen kann. Trotzdem ist er beleidigt, wenn so ein Mensch aufgibt, weil er seinen Plan ein bisschen abwandeln muss? Das klingt doch ziemlich kindisch und unreif. Und Kinder spielen, wie sie Lust und Laune haben. Der Unterschied ist, dass die Spielfiguren der Kinder tote Materie sind, während Gottes Spielfiguren Gefühle haben.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Man muss sich davon befreien, von den Gedanken der Anderen befreien, von den Gedanken an die Gedanken der Anderen muss man sich befreien, das ist nicht so einfach wie es sich liest.

Richtig. Von solchen Gedanken, wie du sie hier zu vermitteln versuchst, habe ich mich zum Glück befreit. Und meine jetzigen Gedanken sind meine eigenen, ohne dass sie mir irgendjemand vermittelt hätte.

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Der letzten Anstrengung nicht gewachsen zu sein? Dabei hat man das Stück schon seit langem voll drauf, und bei den letzten Tönen kackt man ab? Was ist denn das?
Nein, durch bis zum Finale Mann, egal wie, das geht auch noch vorbei, wie alles andere...
Für mich gehört zur Würde das Leben zu nehmen wie es kommt und es aushalten, bis zum Ende.

Wer es aushalten will, soll es ja tun können! Es geht um die, die es nicht aushalten können, und die sollten das (Menschen-)Recht haben, es so leid-los zu Ende bringen zu können, wie sie möchten. Notfalls mit Hilfe. Wer bist du, dass du glaubst, bestimmen zu können,wer welchen „Anstrengungen“ (ein verniedlichendes Wort) noch gewachsen sein müsste?

Es ist nur der Betroffene selbst, der weiß, was er für Schmerzen hat, und ob er sie noch aushalten will – und kann! Es ist ja nicht Trotz oder böser Wille (z.B., um Gott zu ärgern), wenn man lieber sterben will, als sich noch wochenlang mit Schmerzen herumzuquälen, bis man sowieso stirbt. Und das müsste auch dein doch so weiser Gott einsehen. Wenn nicht, würde das nicht gerade für ihn sprechen.

Und glaube mir: Wenn dich ein Angehöriger um den Tod anbetteln würde, weil er es vor Schmerzen nicht mehr aushält und ihr beide wisst, dass es keine (medizinische) Besserung mehr geben wird, sondern höchstens noch schlimmer werden wird – dann ist es dir auch egal, wenn Gott deswegen gekränkt die Stirn runzelt. Denn nicht (der allmächtige) Gott ist es, der in einer solchen Situation leidet, sondern der Patient. Und die (Menschen-)Rechte eines leidenden Wesens auf Hilfe sind (in meinen Augen) höher zu bewerten als die Gefahr, ein allmächtiges Wesen, das niemals wissen wird, was Schmerzen sind, durch diese Hilfe zu beleidigen.
(22-11-2012, 23:58)indymaya schrieb:
(22-11-2012, 23:44)petronius schrieb: zumal, wenn es niemandem schadet -weil die rede von meiner (assistierten) selbsttötung ist
Der Assistent ist Dein Buttler?

indy, lern einfach lesen...

es ist alles hier schon gesagt, und das mehrfach. nur du weigerst dich, es zur kenntnis zu nehmen, und baust weiter deine lustigen strohmänner

was versprichst du dir davon?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
(23-11-2012, 00:13)Mustafa schrieb: Auch wenn ich die Sterbehilfe in entsprechenden Extremfällen nicht als Straftat ansehe, kann ich indymayas Sorgen dennoch nachvollziehen.

Es geht immerhin um eine moralische Grenzüberschreitung.

magst du das auch erläutern...?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
(23-11-2012, 01:28)Ekkard schrieb: Ich sehe mit anderen Usern auch, dass gewisse Sorgen im Hinblick auf den Missbrauch bestehen, die möglicherweise berechtigt sind.

Neben der Sache mit möglichem Missbrauch sehe ich ein mögliches Problem damit, dass Sterbehilfe zum normal-ärztlichen Aufgabengebiet hinzukommt.
Es geht an dieser Stelle also um den Arzt, und der Erwartungshaltung, die an ihn gestellt wird.

Ein weiterer Problempunkt wäre eine gesellschaftliche Entwicklung, in der Sterbehilfe aus pragmatischen Gründen immer "salonfähiger" wird, und irgendwann auch an alte und kranke Menschen eine entsprechende Erwartungshaltung gestellt wird so nach dem Motto "Was, du musst so schwer leiden ? Aber heutzutage kann man da doch Abhilfe schaffen...".

Das sollte alles gut durchdacht werden.
(23-11-2012, 10:10)Mustafa schrieb:
(23-11-2012, 01:28)Ekkard schrieb: Ich sehe mit anderen Usern auch, dass gewisse Sorgen im Hinblick auf den Missbrauch bestehen, die möglicherweise berechtigt sind.

Neben der Sache mit möglichem Missbrauch sehe ich ein mögliches Problem damit, dass Sterbehilfe zum normal-ärztlichen Aufgabengebiet hinzukommt.
Es geht an dieser Stelle also um den Arzt, und der Erwartungshaltung, die an ihn gestellt wird.

Ich denke, die aktive Sterbehilfe würde dann eher zu einem Fachgebiet innerhalb der Medizin werden, ähnlich oder in Verbindung mit der Palliativmedizin.

(23-11-2012, 10:10)Mustafa schrieb: Ein weiterer Problempunkt wäre eine gesellschaftliche Entwicklung, in der Sterbehilfe aus pragmatischen Gründen immer "salonfähiger" wird, und irgendwann auch an alte und kranke Menschen eine entsprechende Erwartungshaltung gestellt wird so nach dem Motto "Was, du musst so schwer leiden ? Aber heutzutage kann man da doch Abhilfe schaffen...".

Aber es spricht doch absolut nichts dafür, dass etwas derartiges geschieht. Ich finde schmalhans` Beispiel mit der Abtreibung ganz gut. Diese ist ja in der Anfangszeit einer Schwangerschaft erlaubt. Dennoch wird nicht zb. an schwangere Frauen ohne Mann die Erwartungshaltung gestellt, ihr Kind abzutreiben.
(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Das Leben ist eine Sache, seine Umstände eine andere. Wenn ich von "Prüfung" rede wäre es vielleicht notwendig diese Angelegenheit genauer auszuführen, denn Du wirst sagen, "Gott weiß doch sowieso alles, wozu also noch eine Prüfung, lächerlich." So oder ähnlich wohl.
Darüber reden wir gerne ein andermal. Nimm es also einfach einmal hin dass es so ist (sein könnte - für Gläubige...)

ich bestreite doch gar nicht, daß es gläubige geben könnte, die das so sehen

aber das hat doch überhaupt nichts damit zu tun, ob sterbehilfe erlaubt sein soll

wer aus glaubensgründen unbedingt leiden will - meinen segen hat er. nur soll er das nicht auch anderen abverlangen

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Der Tod, das wichtigste Ereignis unseres Lebens, kann man in etwa als Ziel dieses Lebens betrachten, hier fällt die Flagge, da ist der Schlussstrich, und dabei sollte nichts schiefgehen

und genau deshalb sollte da ja auch ein fachmann mithelfen, sodaß sich der kranke eben nicht die kugel geben oder die pulsadern aufschneiden muß

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Unsere "Stunde" ist bestimmt, das ist der Plan, wie in einem Fahrplan

und wenn ich mich umbringe, dann stand halt genau das im fahrplan. jedenfalls kannst du das gegenteil auch nicht beweisen

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Er erfreut Sich nicht am Leid, aber gemäß Seinem Willen ist das notwendig, es gibt Menschen, die sich dafür sogar bedanken....

ich spreche doch den glaubensmasochisten nicht ihre existenzberechtigung ab. ich muß flagellanten nicht für wirklich zurechnungsfähig halten, aber solang sie andere in ruhe lassen und die sauerei selber wieder aufwischen - go ahead...

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Wenn wir uns umbringen lehnen wir uns gegen Gott auf

wieso?

ja, du wiederholst dein mantra pausenlos - aber du kannst es nicht zwingend begründen

wenn wir uns gegen das sterben wehren, also etwa eine krankheit behandeln lassen - lehnen wir uns dann auch "gegen Gott auf"?

das ist doch die aus deiner haltung unmittelbar sich ergebende frage - seltsam, daß ihr leidensfetischisten darauf die antwort verweigert

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: es ist nicht der Schmerz, es ist das " Nicht einverstanden sein" mit Gottes Plan, die Meinung "es besser zu wissen", und auch, fällt mir hier besonders auf, die Meinung "Gott kann doch nicht so böse sein...", ohne das Geringste zu wissen, nur weil "man meint"

tja, richard, mehr als dieses "meinen" ist halt bei der ganzen glaubenssache nicht drin - nimms zur kenntnis und bescheide dich damit

du meinst das eine, ein anderer etwas anderes, der dritte wieder was ganz anderes. ist so, denn mehr als meinung hat das ganze glaubensgedöns nicht zu bieten und schon gar nicht zu bedeuten

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Wenn man sich umbringt dann beendet man ein Lied irgendwo mittendrin, man stellt sich über den Komponist, meint besser zu wissen als er wann der Schlussakkord gesetzt wird

eine ganz wunderbare metapher, die den unterschied zwischen deiner und meiner auffassung sehr schön und klar heraustellt. für mich ist der mensch - jeder mensch - ein selbstbestimmtes individuum, du selber siehst dich als nicht mehr als totes notengekritzel, welches von sich aus keinerlei leben in sich trägt und nur als schablone für die rein performative ausführung durch andere gut ist. in humanistischer hinsicht bist du also der absolute nihilist

(23-11-2012, 02:07)Richard Bastian schrieb: Für mich gehört zur Würde das Leben zu nehmen wie es kommt und es aushalten, bis zum Ende

ach wie heroisch... (worte sind billig)

reden wir noch mal drüber, wenn der krebs deine eingeweide zerfrißt. ich möchte dann mal sehen, ob du nicht doch um linderung winselst
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


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