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(10-11-2013, 22:24)Sinai schrieb: Eine Muslima in Italien ärgert sich über die Kreuze in den Volksschulen dieses katholischen Landes. (...) Jetzt muß der EuGH "entscheiden" ob Kreuze in italienischen Schulen zulässig sind?
Wie ist das eigentlich zu entscheiden ? Soll sich der EuGH das aus den Fingern saugen ?
Gerichte entscheiden das nicht, sie machen etwas anderes. Du schriebst selbst:
(10-11-2013, 22:00)Sinai schrieb: Die Gesetze werden in einer Demokratie nun einmal von der Mehrheit erzeugt.
Die Richter haben diese Gesetze anzuwenden – und nicht abzuändern oder gar aufzuheben.
Die Richter können gar keine neuen Gesetze machen, sie können die vorhandenen nur anwenden. Und genau das müsste das Gericht in besagtem Fall tun. Es müsste geklärt werden, welches Recht überwiegt, wenn zwei kollidieren. Die Kreuze im Klassenzimmer sind da eigentlich ein gutes Beispiel. Das Gericht muss dann herausfinden, was Kreuze im Klassenzimmer eigentlich für die Religionsfreiheit bedeuten und dann eine begründete Folgerung (keine kreative Erfindung) vorlegen. Und das ist doch das Einzig richtige. Die Alternative wäre folgende: "Hmm, wir wollen den Gerichtshof ja nicht mit Religion belasten, also bleibt einfach alles generell so, wie es ist." Auch nicht grade super.
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(10-11-2013, 22:41)Keksdose schrieb: (10-11-2013, 22:18)Harpya schrieb: Wir reden hier von Kindern die mit unnützem Beiwerk überfrachtet werden,
das sie doch oft garnicht verstehen.
Für dich ist es unnützes Beiwerk, für einen großen Teil deiner Mitmenschen ist es ein wichtiger Aspekt ihres Lebens.
Ich halte es für sehr ungerecht und daher gefährlich, wenn man Christeneltern das Kreuz ( als unnützes Beiwerk) wegnehmen will – und gleichzeitig betont, daß muslimische Kultuselemente für die Moslemeltern ein wichtiger Aspekt ihres Lebens seien.
So etwas ist parteiisch.
Echter Atheismus muß alle Religionen treffen. Sonst ist er parteiisch und unglaubwürdig.
Ein angeblicher "Atheismus" der einzelne Religionen begünstigt, ist reine zündelei. Das Volk wird sich das eine gewisse Zeit gefallen lassen (weil niemand gerne seine Komfortzone verläßt) – aber dann wird sich plötzlich massiver politischer Widerstand formieren. In einer Intensität die sich heute keiner träumen läßt.
Siehe Österreich. In Italien marschieren bereits die Faschisten. In Ungarn auch.
In Frankreich gibt es bereits eine sehr starke ausländerfeindliche Partei.
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10-11-2013, 23:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-11-2013, 23:08 von Sinai.)
(10-11-2013, 22:52)Keksdose schrieb: Es müsste geklärt werden, welches Recht überwiegt, wenn zwei kollidieren. Die Kreuze im Klassenzimmer sind da eigentlich ein gutes Beispiel. Das Gericht muss dann herausfinden, was Kreuze im Klassenzimmer eigentlich für die Religionsfreiheit bedeuten und dann eine begründete Folgerung (keine kreative Erfindung) vorlegen.
Zu so etwas sagt man Politjustiz.
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(10-11-2013, 22:43)Sinai schrieb: (10-11-2013, 22:04)Keksdose schrieb: Warum sollte irgendjemand da so extrem darauf reagieren, wenn im Kindergarten der eigenen Kinder ein paar Feste mehr gefeiert werden?
Unschuldige Frage . . .
Die Rede war jedoch von völliger Gleichberechtigung und nicht von ein paar Festen mehr . . .
Also bitte, im Kindergarten bedeutet völlige Gleichberechtigung doch nichts weiter als "ein paar Feste mehr". Wurdet ihr alle im Kindergarten gezwungen, euch vor einem Gekreuzigten niederzuwerfen, oder woher kommt diese Angst vor religiöser Bildung für Kinder?
(Abgesehen davon halte ich "völlige Gleichberechtigung" in allen Teilen der Gesellschaft doch für das langfristige Ziel. Seit wann ist diese Vorstellung denn so bedrohlich?)
(10-11-2013, 22:43)Sinai schrieb: Da geht es doch gar nicht mehr um ein Fest im Kindergarten – die Frage ist ob man den sozialen Konsens beibehalten will oder durch auf die Spitze getriebene Forderungen und Experimente das Narrenschiff zum kentern bringen will.
Also ersteinmal geht es hier tatsächlich um religiöse Feste im Kindergarten. Es geht nicht darum, alle Kinder gleichzeitig zu beschneiden, blau anzumalen und in einen Satanistenzirkel zu stecken - also bitte auf dem Teppich bleiben. Zweitens verstehe ich nicht ganz, was du mit dem Narrenschiff meinst. Hast du den Eindruck, die sozialen Spannungen zwischen den Religionen stehen in Deutschland kurz vor der Eskalation? Übrigens, ich lebe ja seit kurzem in Österreich und habe viel über die politische Situation und das jüngste Wahlergebnis geredet. Ich hab eine einstimmige Antwort bekommen: "Idioten gibt es überall." Sollen wir jetzt aus Angst vor ebendiesen Idioten die Religionsfreiheit zurückstecken und den Muslimen dieser Gesellschaft sagen "Tut mir leid, wenn ihr den Ramadan feiern dürft, kommen bei uns die Faschisten wieder an die Macht!"? Darum geht es hier nämlich nun wirklich nicht. Es geht hier um folgende Frage: Ist es in Ordnung, im Kindergarten Sankt Martin zu feiern - und wäre es vielleicht auch in Ordnung, Feste anderer Religionen im Kindergarten zu feiern? Und meine persönliche Antwort darauf ist ganz eindeutig: "Klar, warum auch nicht?" Denn deswegen bricht die öffentliche Ordnung ja nicht gleich zusammen!
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(10-11-2013, 23:07)Sinai schrieb: (10-11-2013, 22:52)Keksdose schrieb: Es müsste geklärt werden, welches Recht überwiegt, wenn zwei kollidieren. Die Kreuze im Klassenzimmer sind da eigentlich ein gutes Beispiel. Das Gericht muss dann herausfinden, was Kreuze im Klassenzimmer eigentlich für die Religionsfreiheit bedeuten und dann eine begründete Folgerung (keine kreative Erfindung) vorlegen.
Zu so etwas sagt man Politjustiz.
Also, wenn das Politjustiz sein soll, dann erklär doch mal bitte, was Gerichte deiner Meinung nach bestenfalls den lieben langen Tag so machen. Denn wie gesagt: Gerichte können gar keine Gesetze machen. Sie können sie nur anwenden. Und genau das müssen sie tun. Insbesondere ja wohl, wenn die Anwendung so schwierig ist wie bei den Kreuzen im Klassenzimmer. Denn immerhin will man ja die Religionsfreiheit der christlichen und der nichtchristlichen Schüler gleichermaßen schützen! Siehst du ein, dass das einem Richter bedarf, oder möchtest du bei Schwierigkeiten einfach immer beim Status Quo (und damit bei den Schwierigkeiten) bleiben?
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(10-11-2013, 23:10)Keksdose schrieb: Es geht hier um folgende Frage: Ist es in Ordnung, im Kindergarten Sankt Martin zu feiern - und wäre es vielleicht auch in Ordnung, Feste anderer Religionen im Kindergarten zu feiern? Das stimmt doch gar nicht. St. Martin soll nicht mehr St. Martin heißen, weil er ein christlicher Heiliger ist. Darum geht es in der Aussage dieses "Politikers".
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(10-11-2013, 23:20)indymaya schrieb: (10-11-2013, 23:10)Keksdose schrieb: Es geht hier um folgende Frage: Ist es in Ordnung, im Kindergarten Sankt Martin zu feiern - und wäre es vielleicht auch in Ordnung, Feste anderer Religionen im Kindergarten zu feiern? Das stimmt doch gar nicht. St. Martin soll nicht mehr St. Martin heißen, weil er ein christlicher Heiliger ist. Darum geht es in der Aussage dieses "Politikers".
Genau das meinte ich. Ich habe die Frage nur umformuliert. Ich erweitere sie dir gerne, damit du siehst, das wir dasselbe meinen: "Ist es in Ordnung, im Kindergarten Sankt Martin zu feiern, oder muss man das Fest jetzt umbenennen?"
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Ich halte die ganze Aufregung für reichlich übertrieben.
Zumindest meiner Erfahrung nach in Sachen Kinder und Kindergärten, lassen die sich von allen möglichen Festen und sonstigen Ideen inspirieren, um selber kreativ zu sein, und irgendwas dazu zu basteln.
Ich sehe keinen Grund, den mythologischen Hintergrund wegzulassen.
Entscheidend ist die Offenheit für andere Ideen und gesellschaftliche Geschichten.
Ansonsten kann doch wohl jeder Kindergarten seine Feste benennen wie er will.
Das geht dann vom Geburtstag vom Franz von Hahn bis eben zum alten Martin.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-11-2013, 23:53 von Sinai.)
(10-11-2013, 23:17)Keksdose schrieb: Also, wenn das Politjustiz sein soll, dann erklär doch mal bitte, was Gerichte deiner Meinung nach bestenfalls den lieben langen Tag so machen. Denn wie gesagt: Gerichte können gar keine Gesetze machen. Sie können sie nur anwenden. Und genau das müssen sie tun. Insbesondere ja wohl, wenn die Anwendung so schwierig ist wie bei den Kreuzen im Klassenzimmer.
Gesetze müssen klar determiniert sein. Und zwar deshalb, damit der Staatsbürger die richterliche Entscheiung vorhersehen kann.
Es ist völlig unsauber und demokratiepolitisch höchst problematisch, wenn Parlamente aus Scheu sich öffentlich festzulegen klare Aussagen in ihren Gesetzen vermeiden und das Problem an "Richter" delegieren.
Wer ist denn ein Richter ? Ist das ein weiser Onkel der jetzt entscheiden darf, was sich die Parlamentarier nicht zu entscheiden getrauen ?
Auf diese Weise höhlt man das Prinzip der Gewaltentrennung mutwillig aus.
Nach welchen Kriterien hätte denn ein Richter in religiösen Fragen "Kreuz oder nicht" zu entscheiden ?
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-11-2013, 23:57 von Sinai.)
Weißt Du was passiert, wenn der EuGH das entscheidet ?
Die unterlegene Partei (gleichwohl ob Christen oder Moslems) wird sofort behaupten, daß der fünfköpfige Richtersenat parteiisch ist.
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(10-11-2013, 23:52)Sinai schrieb: Auf diese Weise höhlt man das Prinzip der Gewaltentrennung mutwillig aus.
Damit liegst du falsch. Genau das ist Gewaltentrennung!
Dein Ansatz würde die richterliche Gewalt quasi obsolet machen.
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Nach deutschem Recht müssen Gesetze möglichst eng determiniert sein.
Wir sind nicht in England !
(10-11-2013, 23:32)Keksdose schrieb: Genau das meinte ich. Ich habe die Frage nur umformuliert. Ich erweitere sie dir gerne, damit du siehst, das wir dasselbe meinen: "Ist es in Ordnung, im Kindergarten Sankt Martin zu feiern, oder muss man das Fest jetzt umbenennen?" Müssen wir jetzt, in unseren Kindergärten, historische, christliche Feste umbenennen weil Muslime ihre Kinder dort abgeben? Was ist das? Schwachsinn?
Angst vor Terror?
Indy, indy... bei dir spürt man wirklich mit nahezu jedem Beitrag diese tiefsitzende Antipathie (oder Hass?) gegen Andere, vor allem Muslime.
Das du dich selbst noch Christ nennen kannst...
Für eine offene, tolerante Gesellschaft kann es jedenfalls nur nutzvoll sein, wenn Kinder auch die Religionen ihrer Freunde kennenlernen. Feste sind hierfür ziemlich gut geeignet, da sie Spaß machen und zwanglos sind.
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(11-11-2013, 00:48)indymaya schrieb: Müssen wir jetzt, in unseren Kindergärten, historische, christliche Feste umbenennen weil Muslime ihre Kinder dort abgeben? Was ist das? Schwachsinn?
Angst vor Terror?
Man könnte zB den Weihnachtsmann in Al-Halal-Mann umbenennen, der statt dem Nordpol auf dem Mond lebt.
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Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
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