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Auslegung der Offenbarung
#61
@ Mandingo

...schon-oft-gelebt meint vielleicht das Sternzeichen "Jungfrau"....
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#62
Hallo Thomas,
t.logemann schrieb:..ich hab`da mal was vorbereitet...
es ist rührend, wie viel Arbeit Du Dir mit diesem schwierigen Text und vor allem seiner Jetzt-Zeit-Deutung gemacht hast. Es wäre wirklich besser, Du oder Deine Glaubensbrüder und -Schwestern hätten nicht "die Theologen" geschrieben, sondern welche Verfasser dafür verantwortlich zeichnen. Ich kenne einige Interpretationen, die sich auf bestimmte antike Städte und Vorgänge darum herum beziehen. Davon schreibst Du gar nichts. Für mich ist das "apokalyptische Literatur" - und sonst nichts.

Es gibt viel konkretere Gefahren, die aus schlichtem, menschlichen Vermehrungsdrang resultieren und einem unverantwortlichen "Kopf in den Sand stecken". Ich wies ja bereits darauf hin. Man kann es bei EKiR.de Stichwort Landessynode nachlesen.

Solange sich Menschen mit antiken Bildern eingebildeter und ausgeschmückter Gefahren und "Gottesstrafen" befassen und ganz konkrete Schäden in unserer Welt ignorieren (oder zu ignorieren scheinen), bin ich nicht bereit, mich mit "apokalyptischer Literatur der Bibel" oder moderner Propheten auseinander zu setzen!

Mich treibt nicht die Angst vor Gottes Strafen um, sondern Angst vor menschlichen Groß-Strukturen (Staaten, Staatsapparate, globale Konzerne, Groß-Anlagen). Und diese anonymen Strukturen dienen ausschließlich ihren ganz eigenen Interessen. Gott ist denen schnuppe, weil jeder kleine Verantwortungsträger dort hinter den Betriebsinteressen gesichtslos verschwindet, selbst die scheinbaren Führungsfiguren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#63
Hallo Ekkard,

Danke für die "Lorbeeren" - ich bin aber noch längst nicht fertig mit dem Geschreibsel... wenn`s fertig ist, kommt natürlich auch noch eine Literaturliste dazu.

So ganz allgemein stellt sich für mich natürlich die Frage, ob einige der von Menschen verursachten Katastrophen - Stichwort: Klimaveränderung - nicht bereits als Ereignisse in solchen apokalyptischen Versionen "beschrieben" wurden. Und in diesem Zusammenhang stellt sich für mich grundsätzlich die Frage, ob in den apokalyptischen "Gesichte" überhaupt auf materieller Ebene nachvollziehbare Ereignisse beschrieben wurden - oder ob es sich nicht um "gleichnishafte Bilder" handelt? Es ist meines Erachtens zu einfach, wenn wir materielle Gegebenheiten dieser Welt in eine apokalyptische Vision hineinlegen wollen; schon alleine deswegen, weil es eine Klimaveränderung (wenn auch nicht in unserem heutigen Ausmass) schon öfter in den letzten 200 Jahren gab.

Deine Angst um menschliche Grossstrukturen, globale Wirtschaftimperien, einer wie auch immer gearteten Weltdiktatur teile ich voll und ganz. Hier die Hände in den Schoss zu legen und zu sagen: ",,, was soll`s, Johannes hat`s ja vorausgesagt" ist auch meiner Ansicht nach völlig falsch .

Wir stehen jedoch in einer zusammenwachsenden Welt vor einem Problem: Wir haben keinen globalen Ethos, keine global allgemein anerkannte Grundlage, auf der wir gleichberechtigt zusammenwachsen könnten. Wir können zwar sehen, das nur durch die gemeinsame, globale Handlung aller Völker der Erde die Probleme, die uns über den Kopfwachsen, zu bewältigen sind - aber auf welcher Basis? Die von Menschen erdachten Ideologien geben keine globale Antwort auf die Probleme der Menschheit; weder Kapitalismus, noch Sozialismus und schon garnicht irgendeine Form einer Theokratie (Stichwort: "Gottesstaat", Islamismus) kann auch nur "ein Jota" zur Klärung unserer verfahrenen Situation beitragen.

In solchen Situationen "fallen" Menschen in den Fundamentalismus der Religion - unter anderem auch mit solchen apokalyptischen "Voraussagen" in der Hand. Von der Sache her ist es dabei völlig egal, ob es sich dann um "wiedergeborene Christen" vom Schlage eines Herrn Bush oder "bekennende Muslime" vom Schlage eines Herrn Ahmadenidschad handelt. Das Ergebnis: "..willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein.." ist bei allen religiös-fundamentalistischen Strömungen gleich. Und auch ein solches Verhalten von und unter Gläubigen kann durchaus mit einem "Weltuntergang" gleichgestellt werden; es muss hier nicht immer auf Vulkanausbruch und Atombombe verwiesen werden.

Und genau diesen Zweck verfolge ich mit der Darstellung der Johannesoffenbarung - ein Untergang der Zivilisation ist es meiner Ansicht nach nämlich auch, wenn der Mensch zum schlimmsten Feind - des Menschen wird...
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#64
Lieber Thomas
Der zuletzt benannte Zweck, kommt mir aber in Deiner Abhandlung nicht heraus - jedenfalls bisher nicht! Und vor allem gibt es in dem Text der Evangelischen Kirche eine viel strengere Analyse unser (menschlichen und nicht nur christlichen) Situation mit Handlungsanleitungen. Du beginnst, ausgehend von einem unklaren, phantasievollen und der Antike verhafteten Text diese Analyse neu zu erfinden. Das ist meiner Meinung nach nicht effektiv.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#65
Da hast Du Recht, - der letzte "Teil" kommt noch nicht heraus. Bis jetzt bin ich ja auch nur zu den möglichen Erklärungen für den Begriff "Wolken" gekommen (und zu einer möglichen Erklärung, warum Johannes 7 "Leuchter" sah).

Mir geht`s nicht darum, die Analyse neu zu erfinden - sondern mir geht es darum, in der Analyse auch die ähnlich oder gleich klingenden Wörter und Sätze auch des Islams (und natürlich auch meiner Religion) hinzu zu ziehen. Ich versuche schlichtweg aufzuzeigen, das 1. Johannes eine Bildersprache gebraucht hat, die sich nicht auf materielle Begebenheiten im Zeitenablauf stützt, 2. das diese Bildersprache ihre Entsprechungen auch im Islam und in der Baha`i-Religion haben, 3. das diese Bildersprache unabhängig vom Geschichtsablauf entschlüsselt werden kann und das 4.diese Entschlüsselung uns nicht das Recht gibt, träge die Hände in den Schoss zu legen und Gott alleine "machen zu lassen".

Bis jetzt bin ich erst beim ersten Teil... es werden noch einige Nächte am Schreibtisch vergehen, bis ich auch am letzten Teil angekommen bin...

Wenn Du einen Link über die Analyse der EKD hast, wär`ich Dir sehr dankbar.
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#66
t.logemann schrieb:Wenn Du einen Link über die Analyse der EKD hast, wär`ich Dir sehr dankbar.
http://www.ekir.de/ekir/47506_47972.php
dort ab Seite 8, Abschnitt I Nr. 1 und viele weiteren Passagen in den "Arbeitsfeldern" unter "Sehen" (eigentlich "Beobachtung"). Man erkennt, wenn man sich durch rund 50 Seiten Text gewühlt hat, wie komplex die Problem- und Arbeitsfelder einer "globalisierten Welt" sind. Dagegen ist eine apokalyptische Phantasie-Geschichte fast eine Wohltat, was wahrscheinlich auch ihre Faszination ausmacht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#67
Hallo Ekkhard,

danke für den Link - ich hab`mir den Beitrag `runtergeladen und gestern durchgesehen. "Rein theoretisch" ist eine faire und gerechte Welt gar nicht so schwer zu verwirklichen, rein praktisch aber.... sind die Widerstände der gegenwärtigen politischen wie ökonomischen Strukturen dieser Welt fast unüberwindlich. Mit "attac" arbeiten übrigends nicht nur christliche Verbände zusammen, sondern auch auch die ebbf (www.ebbf.org).

Kennst Du eigentlich den "Global-Marshall-Plan"?
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#68
Danke Thomas,
ich habe bei EBBF einige Artikel des Knowledge Centres kurz überflogen. Ich kann nur sagen, dass vieles davon durchaus auch von christlich-protestantischer Seite aus gesagt worden sein könnte.
Zu Deiner Frage: Nein, ich kenne den "Global-Marshall-Plan" nicht, muss mich aber im Augenblick um jemanden kümmern, der mich auf meinem Fachgebiet, der Lasersicherheit, angesprochen hat. Ich hoffe, wir kommen an anderer Stelle auf den genannten Plan zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#69
t.logemann schrieb:Ich versuche schlichtweg aufzuzeigen, das 1. Johannes eine Bildersprache gebraucht hat, die sich nicht auf materielle Begebenheiten im Zeitenablauf stützt, 2. das diese Bildersprache ihre Entsprechungen auch im Islam und in der Baha`i-Religion haben, 3. das diese Bildersprache unabhängig vom Geschichtsablauf entschlüsselt werden kann und das 4.diese Entschlüsselung uns nicht das Recht gibt, träge die Hände in den Schoss zu legen und Gott alleine "machen zu lassen"
1. Die Bildersprache des Johannes, lieber Thomas,
stützt sich weniger auf die "Begebenheiten im Zeitenablauf" als auf die Motive der apokalyptischen Literatur. Du hast in der Offenbarung Literatur vor dir, sonst nichts!
Die Menschen damals verstanden die Bilder besser, weil sie die übrige Literatur dieser Art kannten und wussten, woher Johannes seine Motive hatte, wer sonst damit gemeint war usw..

2. Auch andere Religionen bedienen sich der Motive apokalyptischer Literatur, weil sie auch denen bekannt sind, da sie aus älterer, allgemein zugänglicher Literatur, vor allem alten Ur-Mythen stammen.

3. "Unabhängig vom Geschichtsablauf"
kann wohl nur selten etwas entschlüsselt werden, wenn der Autor den Menschen seiner Zeit eine Botschaft übermitteln will, die er für wichtig hält und als Handlungsanweisung oder Basis für Orientierung der Gläubigen schreibt.
Das war zur Zeit des Johannes eben die erste staatliche Christenverfolgung unter Domitian.

4. Die Entschlüsselung
muss für uns natürlich auf unsere Verhältnisse übertragen werden, wenn auch wir daraus lernen wollen.
Das gilt aber mehr für die Positionen der Motive im System der Story als für Einzelheiten. Dabei sind Symbole ebenfalls als komprimierte Positionierungen und Polarisierungen (Macht vs. Ohnmacht, Liebe vs. Hass, Treue vs. Verrat usw.) im gesellschaftlichen und individuellen System zu sehen.
Das schließt Geheimnis-Spielereien wie Buchstabenspielchen nach der Art von "Schon-oft-gelebt" aus (aus "Eva" "Affe" herauszulesen, ist absoluter Blödsinn!).

Ohne Basis-Fachwissen über apokalyptische Literatur
sollte man gar nicht mit der Deutung beginnen, sie führt schnell zur Spinnerei statt zur Orientierungshilfe für Gläubige.
Lit. z.B.:
Otto, Gert: Grundwissen zur Theologie, S. 161-163
Wolters, M.: Apokalyptik als Redeform im Neuen Testament (bes. S.171-191)
Theißen, Gerd: Das Neue Testament (Beck-Taschenbuch 2192) S. 110-113
Siehe auch den kath. Fernkurs zum Thema "Apokalyptik":
www.dioezese-linz.at/pastoralamt/bibelwerk/neueseiten/Fernkurs/apokalyptik.doc
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#70
Ich möchte mal den Links noch einen weiteren beigesellen, eine Art Analyse der Johannes-Apokalypse von Joerg Sieger (kath. Parrer und/oder Lehrender an der Uni Mannheim):
http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/06offb/nt_e6.htm

Ich kenne Joerg Sieger nur aus seinen Internet-Texten, und auch da nur stichprobenartig. Aber mein Eindruck ist, dass seine Texte sehr vernünftig in dem Sinne sind, dass sie wissenschaftliche Ergebnisse zusammenzufassen suchen.
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#71
Karla schrieb:Ich möchte mal den Links noch einen weiteren beigesellen, eine Art Analyse der Johannes-Apokalypse von Joerg Sieger (kath. Parrer und/oder Lehrender an der Uni Mannheim):
http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/06offb/nt_e6.htm

Ich kenne Joerg Sieger nur aus seinen Internet-Texten,
Jörg Sieger ist kath. Pfarrer in Bruchsal, anscheinend auch bei den Gottessucherinnnen http://www.gottes-suche.de/ aktiv seelsorgerisch dabei, mit seiner Bibelkunde-Theologischen Einleitungen zur Bibel Web-Urgestein seit vielen Jahren.

Scheint aber bisweilen anzuecken in der Hierarchie ... wenn man dem Webkirchenklatsch glauben darf.

Hat sich mit den Webangeboten und auch der CD-Rom mir seit vielen Jahren immer wieder als hilfreich und zuverlässig erwiesen ... und eben verfügbar ... auch für Protestanten.

Auch seine Küchenrezepte sind klasse!

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#72
In diesem Thread hier (Pantheismus in der Bibel?) http://religionsforum.de/showthread.php?tid=2201&pid=29217#pid29217
habe ich einen Essay vorgestellt, in dem Gedanken sowohl zum Dualismus in der Bibel als auch zur Eschatologie und kurz der Johannes-Offenbarung enthalten sind.

Die Gedanken zum Dualismus habe ich dort kurz beschrieben, die zu der apokalyptischen Literatur mir für diesen Thread aufgespart.
Das Thema dieses Essays (Autor: Holger Nielen) ist: "Der Einfluß des Zoroastrismus auf das Judentum" http://www.relwi.unibe.ch/fachschaft/arc...dentum.pdf

Und es wird an einigen Beispielen aufgezeigt, dass der apokalyptische Gedanke gar nicht ursprünglich aus dem Judentum stammt, ihm also von Haus aus wesensfremd ist. Sodass ein entscheidender Teil des Christentums ganz andere Wurzeln hat letztendlich, nämlich persische, aus der Religion des Zarathustra.


Ich zitiere ein paar Absätze:

"Ahura Mazda schuf die Welt, die am Anfang vollkommen war, um Angra Mainyu zu besiegen. Doch diesem gelang es, die Welt zu beschmutzen. Aufgabe der Gläubigen ist es, die Lüge und das Böse in der Welt zu bekämpfen. Am Ende der Zeiten nämlich werden die Gerechten Anteil am Reich Ahura Mazdas haben, die Ungläubigen aber in den Höllenschlund fallen. Ahura Mazda wird dieses Ende mit einem Feuergericht einläuten, jeder hat eine Feuerprobe zu bestehen. Alle Menschen müssen durch flüssiges Metall gehen. Für die Guten wird es sich wie warme Milch anfühlen, den Bösen aber wird es furchtbare Schmerzen bereiten.

Zarathustra lehrte die Auferstehung des Leibes. Nach dem Tod des Leibes werde die Seele drei Nächte lang beim Leib verbleiben, bis sie über die Cinvat-Brücke gelangt. Während die Anhänger Zarathustras über diese Brücke von einem schönen Mädchen, einer Inkarnation des eigenen guten Gewissens, in den Himmel geleitet werden, werden die Bösen und Lügner von einer alten Hexe, der Inkarnation des schlechten Gewissens über die Brücke geleitet, die sich immer weiter bis zum Nullpunkt verjüngt, bis die Betroffenen schließlich in den stinkenden Abgrund stürzen. Am Jüngsten Tag wird der Erlöser Saošyant kommen, die Toten aufrütteln und alle Menschen auferstehen lassen. Die Knochen werden wieder mit Fleisch überzogen und von der Seele wiederbelebt.

[...]


Ein weiterer Aspekt ist die Eschatologisierung der Messiasgestalt. In der zoroastrischen Lehre wird die Erde am Ende der Zeit wiederhergestellt werden. Eine allgemeine Auferstehung von den Toten wird stattfinden, wobei an dieser Stelle gesagt sein muß, daß es nicht einen, sondern drei Saošyants gibt. Während ihre Namen schon im jüngeren Awesta bekannt sind, werden sie erst in späterer Zeit zu Söhnen Zarathustras. Nach zoro-astrischer Lehre gibt es vier Weltalter, an deren jeweiligem Ende ein Kampf zwischen Gut und Böse stattfindet. Jedesmal tritt ein Saošyant als Helfer Ahura Mazdas auf, um die Mächte des Bösen zu bezwingen. Doch erst nach dem letzten Weltalter wird das Böse endgültig besiegt werden. Während sich einmal die Lehre von den vier Weltaltern auch im Danielbuch findet (Dan 2 und 7), ist die jüdische Messiasidee zunächst nicht apokalyptisch verstanden worden. Im AT war der Erlöser derjenige, der die Feinde Israels bekämpft, das Gottesvolk aufrichtet und Israel als unabhän-gige Nation wiederherstellt. Der davidische Messias war vom Konzept her gar nicht geeignet, die kosmischen Kräfte des Bösen zu bekämpfen. Das wird in der zwischentestamentlichen Literatur und im NT anders. Wie der Saošyant erscheint Jesus Christus als Richter und Helfer bei der Letzterlösung (Mt 25,31-46; Joh 5,27). Die apokalyptische Endschlacht zwischen den Mächten der Finsternis und den Mächten des Guten, wie sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben sind, verraten dann deutlich zoroastrische Färbung.

Im Buche Daniel, das um 166 v. Chr. geschrieben wurde, finden sich griechische und persische Lehnwörter.12 Des weiteren stimmt die Prophezeiung vom Weltende, wie es in Dan 11,21-12,3 beschrieben ist, mit der zoroastrischen Lehre vom Ende der Tage, wie sie im Zand i Vahman Yašt be-schriebe ist, überein.13 Der Glaube an die Auferstehung der Toten, wie sie in Dan 12,2-4 beschrieben ist, zeigt zoroastrischen Einfluß. In beiden Religionen zeigt sich überdies, daß hier Entwicklungen bezüglich dieses Gedankens stattgefunden haben. Denn bei Daniel werden zwar alle Menschen auferstehen, aber nur die Frommen zum ewigen Leben, die anderen dagegen zum Schmach und zur Schande. Dagegen lehrt 2Makk (entstanden um 100 v. Chr.) 7,14, daß nur die Frommen auferstehen, die Bösen aber gar nicht, während 1Makk (Entstehungszeit um 125 v.Chr.) von Totenauferstehung gar nichts berichtet. Die Sadduzäer hingegen lehnten den Glauben an sie vollends ab.14 Der Glaube an die Auferstehung der Toten scheint im Judentum zu dieser Zeit also noch nicht allgemein Konsens ge-wesen zu sein. Im Zoroastrismus ist er aber schon spätestens für das 4. Jahrhundert v.Chr. voll ausgebildetes Gedankengut. So heißt es im Yašt 19,11: „Wenn die Toten wieder auferstehen werden, für die Lebenden Vernichtungslosigkeit kommen wird, dann wird der Weise Herr die Existenz nach seinem Willen erneuern.“ Im Bundahišn 221 werden alle Menschen wieder auferstehen, auch die Lügner. Doch sie müssen vor dem Weltgericht Schmach erleiden. Die Wiederherstellung der Welt, die grundsätzlich mit dem vorangehenden Gericht Gottes über die Sünder und Bö-sen einhergeht, das Stattfinden von Naturkatastrophen, Zerfließen von Bergen und dergleichen findet sich sowohl schön ausgeprägt in Jes 33-35 als auch im Bundahišn."


All dies scheint mir nicht nur Material für die Johannisoffenbarung zu bieten, sondern auch für die Grundfrage, was einem "Religion" überhaupt zu geben vermag.
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#73
Was mir (einmal mehr) auffällt: "Die Bösen" werden gequält, gedemütigt und schließlich vernichtet, und "die Gläubigen" werden Teil des Gottesreiches. Wie wir wissen, ist das alles ziemlicher Mist und hat mit der ambivalenten Lebenssituation so gut wie nichts zu tun. Natürlich empfinde ich Hass, wenn mich jemand beklaut oder Schlimmeres. Aber diese Gefühle muss ich nicht auch noch religiös übermauern!

Danke Karla für deine Fleißarbeit! Sie zeigt sehr deutlich wie diese Religionen funktionieren. Ich wäre froh, wenn man solche "Polarisierungen" überwinden könnte (auch in der aktuellen Religionsausübung).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#74
Ekkard schrieb:Was mir (einmal mehr) auffällt: "Die Bösen" werden gequält, gedemütigt und schließlich vernichtet, und "die Gläubigen" werden Teil des Gottesreiches. Wie wir wissen, ist das alles ziemlicher Mist und hat mit der ambivalenten Lebenssituation so gut wie nichts zu tun. Natürlich empfinde ich Hass, wenn mich jemand beklaut oder Schlimmeres. Aber diese Gefühle muss ich nicht auch noch religiös übermauern!
Ja, so ähnlich sehe ich das ja eben auch. Wer die Gefühle oder Empfindungen der Menschen nicht in "gute" und "böse" einteilt, sondern dem Rechnung trägt, dass "Wut", gar "Hass" die Kehrseite von einer positiven Energie, die verletzt wurde, sein kann - dann kommt man zu ganz anderen Ergebnissen. Man muss untersuchen, wo diese Energie verletzt, gebremst wurde, um herauszufinden, warum sie in Destruktivität umschlug. Nur so können wir doch "heilen".

Ich will nicht leugnen, dass ich vielleicht ein anderes Menschenbild hätte, wenn ich in der Nazizeit gelebt hätte, oder wenn ich persönlich hätte mit ansehen müssen, wie ein Mensch einen anderen foltert. Vielleicht wäre da alles in mir kaputt gegangen, was jetzt meinen Halt ausmacht: dass destruktive Energien nur entstehen, wenn die menschliche Energie als Ganzes verletzt, unterdrückt wurde. Dennoch gelingt es mir nicht, dem Menschen als "angeboren böse" wahrzunehmen, der auf jeden Fall "verloren" wäre, wenn nicht da irgendeine Lichtgestalt alle "Schuld" auf sich genommen hätte.
Dieses Denken ist so verquer, zementiert so sehr das Menscheinbild von angeborener Lasterhaftigkeit oder Sündenhaftigkeit, dass ich die Wände hochgehen könnte. Das Schlimme ist ja, dass dieses "Menschenbild" bis heute so attraktiv ist, immer wieder neu Menschen überzeugt.


Zitat:Danke Karla für deine Fleißarbeit!
Eigentlich bin ich immer auf der Suche nach GEMEINSAMKEITEN zwischen dem, wie ich selber Leben, Welt, Mensch usw. wahrnehme und deute, und den Religionen bzw. wie religiöse Menschen Leben, Welt, Mensch usw. warhnehmen und deuten.

Ich bilde mir manchmal ein, dass das nur unterschiedliche Sprachen, Ausdrucksweisen sind, und dass ich manche christlich gefärbte Sprache einfach für mich übersetzen kann, und dann sind es die gleichen Grunderkenntnisse, die eben nur verschieden ausgedrückt werden.
Bei manchen christlichen Autoren gelingt mir das auch, und ich meine da sicher zu sein, dass da eine gemeinsame Grunderkenntnis vorliegt.
Ein Schlag ins Kontor ist dann aber jeweils, wenn auf bestimmte in dieser Religion tradierte Überzeugungen beharrt wird, wozu im extremen Fall das "Gottesgericht" gehört.
Da ist es dann für mich selber eine große Erleichterung, zu sehen, wann dieser Gedanke entstanden ist und dass er nicht einmal originär zum Christentum gehören MUSS.


Zitat:Sie zeigt sehr deutlich wie diese Religionen funktionieren.
Ja. Das ist mir, als ich mich gestern mit diesem Aufsatz beschäftigt habe, auch sehr klar geworden, obwohl ich ohnehin schon meine massiven Zweifel habe, ob eine Religion ohne das "Festtackern" von Grundüberzeugungen, die man zu haben habe, damit man "in Ordnung" ist, auskommen kann.


Zitat:Ich wäre froh, wenn man solche "Polarisierungen" überwinden könnte (auch in der aktuellen Religionsausübung).
Aber wie, Ekkard? In der Bibel finden wir dafür keine Anleitungen. Sie sagt das Gegenteil. Das Einzige, was mir einleuchten würde - und was mir ein Theologiestudent mal explizit hergeleitet hat -, ist, dass das Christentum gar keine schriftliche Religion IST. Dass ihr Wesen gar nicht auf der SCHRIFTLICHEN Überlieferung beruht. Es war ein Protestant, der mir das erklärte, aber ich habe das noch nicht wirklich durchdacht. Zum Glück habe ich seine Erklärung schriftlich.

Wenn es das Wesen des Religiösen wäre, dass es sich entwickeln darf, sich verändern darf, statt dass es vorschreibt, was für richtig angesehen zu werden hat und was nicht, dann wäre manches leichter.
Aber kann das Christentum auf die Sätze "Du musst Christus annehmen" oder "Jesus hat dein Vorbild zu sein" verzichten?
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#75
Karla schrieb:Wenn es das Wesen des Religiösen wäre, dass es sich entwickeln darf, sich verändern darf, statt dass es vorschreibt, was für richtig angesehen zu werden hat und was nicht, dann wäre manches leichter.
Aber kann das Christentum auf die Sätze "Du musst Christus annehmen" oder "Jesus hat dein Vorbild zu sein" verzichten?

Natürlich "darf" sich Religiöses entwickeln, es muss sich sogar entwickeln! Denn wie will man in einer zusammenwachsenden Welt noch darauf beharren, das nur die eigene Religion die "einzig richtige" Religion ist? Da ist doch dann dem nächsten Ideologie- und Glaubenskrieg (siehe Islam-Funamentalisten) Tür und Tor geöffnet, wenn man die eigene Religion NICHT weiterentwickelt.

Die "Vorbildwirkung" von Jesus an sich ist ja nicht verkehrt - man muss sich bloss darüber im Klaren sein, das man als unperfekter Mensch die Vollkommenheit eines Gottesgesandten nicht erreichen wird. Das heisst aber noch lange nicht, das man nach dieser Vollkommenheit nicht streben soll. "..Du musst Christus annehmen" (analog zum Islam "..Du darfst nicht vom Glauben abfallen"...) hat aber nichts mit dem Gottesgesandten zutun - das ist die Meinung des Klerus. Jedenfalls ist mir im NT keine Stelle bekannt, in der Jesus der Überlieferung nach gesagt hätte: "Du MUSST mir nachfolgen..." (und auch von Muhammad ist ein solcher Sartz nicht überliefert; noch nichtmal in den Hadithen).
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