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Christen im Koran
#91
Nein, würde nichts ändern.

Und ja, ist es unter anderem.
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#92
@Romero
Da frage ich mich allerdings, wenn in einer Großstadt wie Heilbronn nichtmuslimische Bürger mit Argwohn auf die muslimischen Mitbürger schaut, und knappe 30 km weiter, in einer Kleinstadt mit ca 20.000 Einwohner ein nahezu freundschaftliches Verhältnis zw. beiden Gruppen bestehen (bis hinein ins religiöse Zusammenleben), wer macht da etwas "falsch"? Offensichtlich nehmen die Kleinstädter die ursprüngliche koranmäßige Aufforderung zum friedlichen Zusammenleben etwas ernster als ihre großstädtische "Kollegen"!

Gruß
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#93
Womöglich schon, weiss nicht. Vielleicht ist das "Miteinander" einfacher in kleinen Gruppen?
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#94
wir weichen vom thema ab Icon_frown
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#95
Romero schrieb:Womöglich schon, weiss nicht. Vielleicht ist das "Miteinander" einfacher in kleinen Gruppen?

Die Gruppen der Gemeinschaft sind in der Kleinstadt größer. Dafür sind es nicht so viele, da eben das Potential nicht vorhanden ist. Aber dem nichtmuslimischen (zumeist christl) Andersgläubigen wird anders begegnet.

Da fehlt die aggressive Vorgabe, eigentlich haben doch wir Muslime den wirklichen (und wahren) Glauben übermittelt bekommen. Die Toleranz zum Miteinander wird hier mehr in den Vordergrund gestellt und praktiziert.

Gruß
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#96
Vielleicht zieht es aggressive "Prediger" eher in die Grossstädte, wo sich manch ein Gläubiger beeinflussen lässt?
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#97
Romero schrieb:Vielleicht zieht es aggressive "Prediger" eher in die Grossstädte, wo sich manch ein Gläubiger beeinflussen lässt?
Leider weiß ich nicht, wie das Auswahlverfahren der Imame abläuft. Nur eben, daß es Beamte der türkischen Ditib sind und aus der Türkei her auch bezahlt werden, was die Gemeindeprediger angeht.

Gruß
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#98
(12-12-2009, 21:07)alwin schrieb:
Romero schrieb:Vielleicht zieht es aggressive "Prediger" eher in die Grossstädte, wo sich manch ein Gläubiger beeinflussen lässt?
Leider weiß ich nicht, wie das Auswahlverfahren der Imame abläuft. Nur eben, daß es Beamte der türkischen Ditib sind und aus der Türkei her auch bezahlt werden, was die Gemeindeprediger angeht.

Gruß

Die Imame sind Beamte der Türkischen Religionsbehörde Ditib. Sie haben Theologie studiert insbesondere den Islam, kennen sich aber auch in den anderen Religionen aus. Es gibt kein spezielles Auswahlverfahren. Die Beamten haben in der Türkei auch religiöse Aufgaben innerhalb der Ditib. Einige erklären sich bereit in ein europäisches Land zu gehen, die Behörde entscheidet dann wer wann in welches Land geht. In der Regel für 4 Jahre. Dann gehen sie wieder zurück und können erst nach 5 Jahren wieder in ein anderes Europäisches Land geschickt werden. Sie stehen unter der Aufsicht der jeweiligen Konsulate in Deutschland, auffällig oder agressiv predigen dürfen Sie nicht. Habe schon einige kennen gelernt, je nach Alter und Herkunft sind sie offener oder nicht. Wie die Christlichen Pfarrer sind sie auch nur Menschen. Die agressiven Prediger gehören in der Regel nicht zur Ditib sondern kommen aus anderen Gruppen.
LG
Zahira
As Salamu Aleikhum
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#99
Danke zahira für die sehr gute Information! Der hiesige "Kleinstadt"-Imam hat mir da auf Anfrage auch mal etwas erklärt, abe das mußte dann vom Gemeindevorsteher übersettz werden und ob ich da alles soooo mitbekommen habe, könnte es nicht beschwören!

Gruß
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Ich hatte das Glück das der vorletzte Imam meiner nächsten Kleinstadt relativ gut deutsch konnte und sehr offen war. Er hat mir ausführlich alle meine Fragen zum Islam beantwortet und auch viele Bücher besorgt. Er hat sich völlig problemlos mit einer deutschen Frau ohne Kopftuch ausgiebig über seine Religion unterhalten und hat immer wieder gesagt dass ich Fragen muss was ich wissen will, weil er von sich aus nicht über den Islam erzählen darf, da er nicht missionieren darf.
Aber das hat nichts mit dem Thema Christen im Koran zu tun. Sorry
LG
Zahira
As Salamu Aleikhum
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Von den Deutschkenntnissen abgesehen (aber sehr gute Übersetzung dafür), habe ich in dieser Kleinstadt gleiche Erfahrung gemacht. Aber da ich nunmal zur anderen östlichen Richtung durch meinen Job orientiert bin, ist der Kontakt etwas eingeschlafen. Aber, das läßt sich ja ändern durch aktiv werden.

So, wie ich Dich verstanden habe, stehst Du einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch ja offen gegenüber?!

Liebe Grüße!
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Hi allerseits :)
Um zum Thema zurueckzudriften, "Christen im Koran", koennte man hier anknuepfen:
Zitat:Da frage ich mich allerdings, wenn in einer Großstadt wie Heilbronn nichtmuslimische Bürger mit Argwohn auf die muslimischen Mitbürger schaut,
und knappe 30 km weiter, in einer Kleinstadt mit ca 20.000 Einwohner ein nahezu freundschaftliches Verhältnis zw. beiden Gruppen bestehen (bis hinein ins religiöse Zusammenleben),
wer macht da etwas "falsch"?
- rein normalpsychologisch: wenn - sagen wir durchschnittlich 1 Mensch ungefaehr 60 Andere meistens mit beruecksichtigen kann:
wo relativ wenige Menschen einer Glaubensgruppe oder abweichenden Nationalitaet in einem relativ kleinen Ort leben, sind die Dinge im Alltag ihnen einzeln wie auch zusammen nicht ohne die andern zugaeglich. Automatisch sucht man einen Konsensus - sei es, dass man das an einem selbst Besondere im Hintergrund laesst, sei es dass man das Eigene weniger praktiziert. Man kann nicht ganz unbedacht darauf leben, was fuer Leute unter diesen "60" mit drin sind.

Ein grosser Ort hat von allem relativ groessere Gruppen, und da kann die Mehrheit der Wahrnehmungen einer Woche durchaus schonmal aus fast nur Leuten der eigenen Herkunft oder Konfession bestehen, also kann man unbedachter Brauchtum, Sitten, Wissen, Sprache in Uebung halten.
Folge: was man als "Integration" bezeichnet, hat es schwerer.

Andererseits fuehlen diese Leute sich in der Fremde etwas wohler, indem sie mehr von frueher beibehalten koennen, weil sie einander oefter und mehrheitlich treffen koenen. Jedoch tritt ein Polarisierungs-Effekt ein "Wir - und die andern". Die "Anderen" sieht man ungenauer, pauschaler, und braucht sie nicht so unbedingt wie in kleineren Orten.

Im kleinen Ort mit mehrheitlich Nicht-Angehoerigen der wenigen Neulinge je Konfession oder nationaler Herkunft koennte man in Kindergarten, Schule, Arbeitsstelle und Freizeit von allen einige wenige treffen, auch von anderen Landesneulingen keine grosse Gruppe. Das foerdert, dass man eher lernt, wieviel weitere Nicht-Wir es auch in der Welt gibt. Die ist foerderlich, sich auf ein neues Level des Miteinanders einzuspielen. Das kann einem dann ja nicht als uniforme Menge der "Anderen" zur Verfuegung stehen.

Im grossen Ort passiert es viel leichter, dass einer die andersartigen Orts-Neulinge gar nicht von der Grundbevoelkerung differenziert, sondern mit dazu rechnet. Der "Ureinwohnern" geht es nicht anders dabei, jeder, der sich eines Tages "umstellt" fuehlt, wenn grad in seine Nachbarschaft eine merklich "andere Welt" zog und sich gemuetlich zu fuehlen beginnt, wuerde es hochrechnen und sich beraubt fuehlen um all die kleinen Kommunikations-Austaeusche, die mit anderen frueher Brauch waren.

Wenn um ihn herum in jedem Haus aus einer weiteren Welt-Ecke unterschiedliche Neulinge leben, koennte der Alt-Eingesessene vielleicht doch noch dies als mehr Internationalitaet empfinden, aber es ist noch nicht polarisiert.
Sollten rundum aber nur Leute aus 1 anderen Welt sich haeufen, was relativ automatisch passieren kann ("teils schob es ihn, teils zog's ihn hin"), dann ist zu erwarten, dass diese allein zurechtkommen koennen und moechten, also der nebenan wird auch kaum was gefragt, kann sich nichtmal zum Einleben als Helfer andienen, und bei vielem, was denen Spass macht, nicht mithalten.

Sollte dann noch Konkurrenz im Beruf oder im Handel oder im Sozialamt hinzukommen, addiert man den "Anderen" leicht noch was hinzu, woran nicht ein einziger schuld zu sein braucht, und es braucht nichtmal objektiv zu stimmen, was man als "Ungleich-Behandlung" definiert.

Beauftragte, die nun auch noch dafuer bestellt wurden, sich des kuenftigen Miteinanders fachkundig anzunehmen, wuerden sich vermutlich um die "Problem-Faelle" als erstes kuemmern muessen oder wollen - denen, die nun das miterleben, dass ihnen als "Normalos" niemand soviel Zuwendung gewaehrt, ob sie gut durchkommen, sind dann wieder relativ unterversorgt.

Es war aber schon immer die Crux des "Guten Sohns", der "funktionierte, wie's soll", die Last des Tages tatsaechlich trug, der immer da war, wo man ihn brauchte - dass diesen keiner eine Party gibt, denn "so soll es ja (nur) sein". Dem Gast raeumt "man" den Platz am Tisch ein, gar das eigene Bett, schiebt ihm das beste Essen zu - "die eignen Kinder frieren draussen im Dunklen, und klappen hungrig verlangend beim Blick durchs Fenster mit den Zaehnen" - das ist keine Strafe, sondern ein etwas drastisch geschilderter Zustand, der so alt ist wie die Menschheit.

Man war schon ueber Fremdarbeit und Zwangsarbeit vorangekommen zum Begriff "Gast"-Arbeit - nun sagt man ausweichend "Migrations-Hintergrund" und das umfasst auch die Binnen-Mobilitaet innerhalb der urspruenglichen Buerger - ("urspruenglich" am Ort aus 50 bis 800 Jahren) - das verschaerft das Fremdfuehlen aller und macht schnell nervoes. Die 1-bis-2-Personen-Sippe vieler einheimischer Berufswanderer und Alleinerziehender wird konfrontiert mit eintreffenden Grossfamilien vom Ausland.

Auch das kann wirken wie ein Religions-Unterschied per se. Mit Verwandten ist man ja einfach verwandt, auch wenn man sich streitet, bleibt das so - um Freunde muss man permanent werben, und ohne Berufs-Konstellation kann man sie eventuell alle verlieren, wenn die Berufe einen von Ort zu Ort immer mehr trennen - das ist das schlimmste Leid der Arbeitslosen, wird aber kaum beachtet.

In einer sich eingependelt habenden Gesellschaft ist das relativ einfach: es kommt die Gelegenheit, da besucht man die andern und ist dann ja auch mal der "super versorgte" Gast. Es war oft in der Welt staendig gegenseitig Brauch, und da passten immer auch ein paar Arme zwischen, die man mitversorgte, bis deren Weg weiter zum eigenen Ziel kommen kann. Das erhoffte man fuer sich selbst auch.

Eine kleine Gemeinschaft, religioes oder landsmannschaftlich, kann herzlicher miteinander umgehen, denn der kleine Kreis kann wieder auf Gegenseitigkeit hoffen - wer im Thema zu der Gruppe passt, bekommt dann schon die Freuden des wiedergefundenen verlorenen Sohns, ungeachtet wie der war. Das wieder fehlt einer alt-eingesessenen Gemeinde, der die Mehrheit noch irgendwie zugehoert.
- Man koennte direkt auch mal drueber nachdenken, was das besagt, wenn eine Religion dort, wo sie die Mehrheit im Lande stellt, die Todesstrafe auf das Wechseln dieser Konfession zu einer andern hin stehen hat - theoretisch zwar - aber noch unvergessen - im Gegensatz zu dem, was in der Bibel so aehnlch formuliert wurde.

- Aber genau damit, dass Gastfreundschaft ja als Reihum-Vorgang angenehm sein kann, ist in der neueren Gegenwart nicht zu rechnen. A besucht B, B aber besucht dann C, und C ueberhaupt keinen (daher ist der nicht gastfreundlich, hat auch nichts zum Anbieten bevorratet, weil er nicht ahnt, was das soll), dafuer besucht D alle der Reihe nach - dies ist unabgewogen - und gilt dann als "einer, der sich durchschnorrt", weil A, B und C es gar nicht versucht haben, den auch zu besuchen.

All solche Faktoren spielten auch in der Entstehungszeit des Islam eine Rolle.

Im Qur'an haben wir es mit einer recht kurzen Zeitspanne zu tun, nachdem Mohammed schon etwa 40j war, als es begann
- wenn er Christen erwaehnt, kennt er mehrere Ebenen und Beispiele. Mekka enthielt christl.Gemeinden, wo er aufwuchs, es gab da ausserdem "Sterndiener" sabaeischer Richtung, und gewiss auch noch Arianer aus der Goten-Vandalen-Herrschaft her, sie sich trotz ganz anderer Vorstellungen ueber Jesus als Christen definierten
- und als man hier im Vorderen Orient sogar schon ganz ueberwiegend "Christ" hiess, geriet man in die Fronten sich bekaempfender Grossmaechte, die das als "Thema" nahmen, Eroberte an je ihre Nations-Religion zwangs-zuvereinen.

Ein Eroberer-Volk war Persien - ausdruecklich nicht-christlich, eins was Aethiopien mit eignen Beziehung zum Fruehchristentum nach Zeiten, wo sie Judentum auch mal lange Zeit hatten - und die 3.Macht war Ostrom (im Qur'an kurz Roma genannt, aber Konstantinopel meinend).
Die hatten gerade heftige Land-Eroberungs-Kriege laufen, um den damaligen See-Handel Arabiens an sich zu binden, und dem Volk ging es auf die Nerven und auf das Gemuet, fuer Perser dem Christentum abschwoeren zu muessen, von dem nur die Gelehrten und Moenche Genaueres schriftlich gesehn hatten, oder sich tadeln zu lassen als "verdammte Abtruennige", wenn man den Persern nachgegeben und deren Monate ueberlebt hatte - und nun entweder den Aethiopiern oder den Byzantinern ewige Treue zu schwoeren gezwungen wurde, wissend, dass das naechste Woche schon wieder lebensvernichtend werden konnte, falls ein Heer der anderen mal wieder durchbrach.

Die Christen-Kirche von Rom, aus der wir die Katholiken, Protestanten und generell die "abendlaendische" Saekularisations-Moral bis hin zum sozialistisch- philosophischen Atheismus haben - die war damals sehr lange kaum bemerkbar:
es sind die, deren jeweilige Lehre eigentlich nicht fest an eine bestimmte Untertanenschaft zu binden geeignet ist, waehrend arianische Goten offiziell "alles" regierten. Deren Idee von G0TT produzierte ein absolutistisch-feudales Regieren, das weder zur Bibellehre, noch zu Judentum oder Christentum passte.

Wenn diese Roem.Katholischen sich meldeten, dann eher nicht grad in Mekka, wo das lateinische oder griech.Roemertum nie im Volk Fuss gefasst hatte. Ihre christl. Gelehrten-Treffen waren allerdings hitzig, weil ja diese "kleinen" Lehr-Unterschiede gesellschaftlich sehr relevant spuerbar waren.

Also das, was uns in Europa unter Christentum bekannt ist, meint der Qur'an eigentlich nur theoretisch mit, wenn man von den "Buchreligionen" spricht, zu welchen sich auch die "Sternendiener" der Araber von Saba und bis nach Indien hin schrift-kennende Buddhisten rechnen konnten.

Die Offenbarung der Suren geschah, auf die Jahre Mohammeds verteilt, zu bestimmten Gelegenheiten und aus jeweils unterschiedlichem Anlass, manche von selbst, nachdem es einmal angefangen hatte, manchmal erst dann, wenn eine Frage aufgekommen war und einer Entscheidung bedurfte. Ein ehrbarer Kaufmann wie Mohammed konnte evtl.auch als Marktrichter mit herangezogen werden. Umfang und Zeitraum entspraeche 1 Prophetenbuch der Gesamt-Bibel, die als Buch ihrerseits rund 1000 plus nochmal 300 Jahre und haufenweise "Autoren" in sich umfasst.

Da ist es ein Unterschied, dass die Zitierung biblisch geschilderter Personen voraussetzt, dass deren Tradition schon bekannt ist aus der biblischen Quelle plus Gemeiinde-Erzaehlungen, und das wird nur etwas kompliziert, wenn eben davon im Qur'an nichts wiederholt werden musste (ob es der Engel sagte oder Mohammed sich zeitbedingt gedacht haette, ist dafuer kaum relevant) - es hatte Sinn, soweit es weiter davon etwas berichtete, was Christen oder Juden haette neu sein koennen.

Dann brach aber gerade diese Bekanntheit bald ab, sowie die einen das Augenmerk darauf hatten, dass es nicht das sei, wie es die Bibel und Tradition bisher berichtet hatten - und die anderen wollten doch mehr auf den energischen Rechts-Gemeinschfts-Willen hinaus.

Die wurden aber nicht alle persoenlich von Engeln direkt informiert - also es begann eine Bruecke zu fehlen zu dem, was der vorherige Abdulla, ehe er Ahmed und Mohammed wurde, von der Welt seiner Tage, von G0TT, von Suenden und Vergebungen, von einer Geschichte bis hin zu ihm, im Hinterkopf hatte, waehrend er die Worte des Engel wiederzugeben bestrebt war. Im Nu war daraus eine 4.militaerische Front entstanden, und teilte sich auch frueh in 2 an der Frage, ob nur Jemeniten der Sprachart in den Hedschas um Mekka zur Leitung dieses neuen Systems geeignet seien - oder ob es um den Inhalt ginge.

Was aber war der Unterschied der "Buchreligionen" zu andern?

Viele kurze Abschnitte im Qur'an klingen fuer mich wie z.B.Entscheidungen, bei was jemand schwoeren koennen darf und bei was nicht. Wer eine Ware bezahlt bekommen, aber nicht geliefert hatte, oder etwas aufbewahrt und dann nicht zurueckgeben konnte, hatte die Moeglichkeit, sich mangels anfassbarer Beweise, warum das nicht seine Schuld war, durch einen Heiligen Eid dieser Pflicht erstmal entledigen ("Ein Loewe hat die Herde angefallen, die sind entlaufen, 2 Tiere frass er mit den andern Loewen zusammen komplett auf" - sowas etwa) - dann musste man dies gelten lassen. Der Brauch kann so alt sein, dass biblisch etwa Adams Urenkel dies schon taten.

Sinngemaess ist ein Eid aber nur etwas wert, wenn man auch glaubt, dass das, wobei man schwor, existiert und es erweisen koennen wuerde, ob derjenige die Wahrheit beschwor. Innerweltlich, haette man etwa festgestellt, das "beim Grab meines Onkels" bezog sich auf einen noch ganz munter lebenden Onkel, dann haette dieser schwoerende Spassvogel sich im halben Orient auf keinem Markt mehr blicken lassen koennen. Ging man es aber theologischer an, bedenkend, welche Hoheit hinter dem Eid als solchen stand, musste ein solcher auch damit rechnen, falls es dies Grab gab, aber er doch gelogen hatte, dass sein G*tt ihm etwas zustossen lassen wuerde, zur Strafe, das in der Art und Weise dem entspraeche, womit er log - das war allgemein als Ansicht verbreitet und man hatte viele dies ausschildernde Geschichten im Umlauf.

Das befestigte Staedtchen Mekka nahe der Kaaba der Sternendiener, das war mehr provinziell als das nahe Medina, die Hafenstadt Jathrib (so heisst es eigentlich, Medinat ist der Grossmarkt). In den langen Jahren, als Mohammed in Mekka nicht leben konnte, war hier sehr viel mehr von der ganzen Welt ansaessig, viele staedtische Juden, Perser, Inder, Byzantiner, Afrikaner, hier kam die Grosse Fahrt vorbei, Fernhandel zu Wasser, und zwar seit Jahrtausenden - hier war das typisch Markt-Staedtische der Fall, dass man multikulturell zu existieren imstande war, um den Handel zentriert, beruflich nach Strassen spezialisiert, Verarbeitungs-Betriebe nationaler Art, weil man Berufe meistens noch erbte. So war es in Babel zuerst praktiziert worden.

Nicht immer wirkte sich Gebiets-Krieg hier genauso aus wie im Binnenland.
Fernhaendler mussten doch auch die Religions-Fragen "relativ" sehen, weil sie die ja regulaer alle mal beruflich trafen, man hatte sich sicherlich auch zu einer gezaehlt, musste doch auch auf Ehrlichkeit und Vertrags-Moral halten.

Es gab da von altersher Regeln fuer unterwegs: "Halte Dich komplett heraus, bis du wieder unter deinen eignen Leuten bist - da kannst du dich einmischen und fuer Prinzipien starkmachen - von dem, was anderswo geschieht, kennt der Durchreisende doch gar keine Hintergruende - unterwegs hilft es niemandem, allenfalls kommst du nie mehr nachhause, weil man mit Fremden wenig Geduld zu haben pflegt."

Also Suren, offenbart in Medina, waeren durch andere Themen bestimmt worden als die ersten und die letzten in Mekka. Manche Suren entstanden auch in mehreren Teilen, einer ziemlich viel spaeter den andern ergaenzend. Die Reihenfolge ist spaeter gewaehlt, im Allgemeinen einfach ungefaehr der Laenge nach von 2 bis 114 kuerzer werdend. Vom Mohammed selbst - denke ich - stammt hauptsaechlich die Zusammengehoerigkeit innerhalb jeder Sure. Die Sunna halte ich fuer umso unentbehrlicher. Sie ist die Sammlung, was der enge Mitarbeiterkreis des Mohmmed davon berichten konnte, wie es war, damals, vor, nach und mit diesen Suren.

Als der Qur'an vom 3.Kalifen zum Buch zusammengefasst und gesichert worden ist, da war die "Bewegung" schon weit verbreitet, weiter als Mohammed selber gekommen war. Das muss man auch mit ueberlegen.
Es wurden viele vorherige Christen und Sternendiener beteiligt, auch Juden. Im Kern interessierte es als Rechts-Gelehrtheit, also Richter und Gerichts-Klienten. Das grenzte doch ohne Uebergang an philosophische Genauigkeit und an theologische Dimensionen.

Wie ich schon sagte: dem Arianismus als "Goten-Konfession" (die diesen von byzantinischen Gelehrten / Geistlichen so angetragen wurde, um in eine Rechtssicherheit ueberhaupt zu kommen, und gerade deshalb dazu geeignet, dass diese sich ein Reich aufbauen konnten, was ohne Rechte und Abmachungen gar nicht ginge,

Ich hab mal "Wulfilas Bibel" mit Bedacht gelesen. Es ist das damalige Gotisch, und ob es perfekt uebersetzt war, kann sicher nur ein Gote von damals beurteilen. Jedoch faellt auf, dass sie herrliche Dinge schufen, aber praktisch nicht schrieben, und so hinterblieb eben an "Sprachdenkmaelern" fast nur dies: ein Auszug aus der Hl.Schrift, reduziert auf nur das Johannes-Evangelium, 1 Kapitel aus Esra-Nehemija, wo es um die Abgaben an einen Feldherrn geht, der vor der Stadt erscheint (mit Heer) - kein Paulusbrief, keine Moses-Buecher, nichts aus Israels Geschichte - das war hinterlegt durch Predigten, soweit es andere biblische Inhalte betraefe, und z.B.jener Uebersetzer, Bischof Wulfila, war ein Fanatiker, der die roem.kath.Kirche so schlimm hasste, dass auch die orthodoxen Landeskirchen ihn ablehnten. Er war aber nicht der einzige Goten-Missionar - und Goten selbst hatten fast 300 Jahre auch ihr eigenes beitragen koennen.

Mir faellt auf, dass sie eben keine gotisch-sprachige Literatur hinterliessen, soweit es ihrer absolutistischen Regierungs-Idee ja genuegte, wenn das Staats-Oberhaupt einen gelehrten Hof hatte, und diese entsenden die Beamten und Richter. Als der Qur'an fest geschrieben wurde, gab es Muslime schon bis hin zum heutigen Irak, in einigen Sprachen. Gerade deshalb entwickelten sie nun eine intensive Kunst des korrekten Uebersetzens - korrekt genug fuer Juristen und Philosophen, wohlgemerkt - davon erlebt man als Volk nur die Ergebnisse. Und wer die staerkere Armee vor Ort hatte.

Andererseits, wo die Goten-Reiche herkamen, wozu auch die Langobarden und die Burgunder der Nibelungen gerechnet werden koennen, kann man auch nicht sagen, dass sie insgesamt an einer Schreib-Unfaehigkeit oder -Ablehnung litten. Sowie welche davon katholisch wurden, wurden sie ja produktiv - das heisst, sie begannen wieder, ihre Untertanen mitdenken zu lassen.

Von dieser Phase ist die Zeit bis zum Reich der Ottonen gepraegt. Karl d.Gr. bekaempfte zwar Sarazenen (wie man damals islamische Araber generell bezeichnete) militaerisch - aber die Gelehrten hatten regen Austausch und man verachtete gerade deshalb einander nicht. Damals war aber noch immer nicht die Sammlung der AHadith beendet, die Nachrichten aus dem Islam aus Berichten von Zeugen-Ketten, welche sagten, was er oder seine engeren Gefaehrten gesagt oder getan haetten, eine immense Sammlung, ehe die letzten Ketten der Ueberlieferung haetten abreissen koennen, zugleich einn Zeit-Spiegel, was fuer Unterschiedliches alles unter dem Titel eines islamischen Reichs moeglich waren

Zu beachten wichtig finde ich - das galt als auf G0TT bezogen "sehr leichtes Dach": nur 5 Gebote "muss" ein Muslim halten, hiess es bis in die Mitte des 20.Jhds. (Juden "613", Christen "10"). - Die beinhalteten nicht, den genauen Inhalt des Qur'an je gekannt zu haben, es funktionierte muendlich durch die 5 Gebets-Zeiten pro Tag, deren 1 man mit der Gemeinde zu halten versuchen soll, am Abend, und 1 mit der ganzen Familie am Morgen.

- Also da mischt sich so viel aus anderen Quellen arglos mit unter, wie es eben Volks-Ueberlieferung verwechseln kann, wer etwas als erster tat, sagte oder erlebte. Etliches darunter passt gar nicht zu Aussagen des Qur'an.

Kurz gesagt: der Qur'an selbst sagt nichts Genaues zu dem, was gegenwaertig Christentum als "Eigenschaft" des westlichen Weltbildes darstellt - meine ich. Es gab zu wenig Kongruenzen. Erst wieder eine sehr moderne Bemuehung ordnete im Nachhinein zu, wann und wo der Qur'an von real-dann existierenden Christen (resp.Juden) rede, dabei an die roem.kath.Kirche - und besonders an ihre Abkoemmlinge, die Mohammeds Suren-Sammlung ja praktisch nie gekannt haben kann - denkend.

mfG WiT
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Der geschichtliche Abriß ist sicherlich sehr interessant. Ob er aber Einfluß auf das Verhalten von Otto-Normalverbraucher nimmt, wage ich zu bezweifeln. Ein traditionsabhängiges Verhalten wird hier sicherlich nicht ob seiner geschichtlichen Entwicklung betrachtet.

Gruß
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Hi, Alwin :)
Ein historischer Ueberblick macht dann Sinn, wenn man sich klarmacht, dass man die Gegenwart mit Menschen teilt , die ihrer Erziehung nach und aus weiteren Gruenden mit ihrem Bewusstsein noch in verschiedenen aelteren gehabten Epochen stecken,
unter anderem auch deshalb, weil man Buechern aus allen diesen Epochen auch die Denk-Argumente entnimmt.

Ein ausgepraegter Qur'an-Schueler und ein Talmudschueler werden nicht so praesent haben, wann bestimmte Autoren und Personen lebten, weil die Fachdiskussion ihre Texte wie die von uns fast zugleich lebenden Gelehrten behandelt.

Man tut as ja auch schon, wenn man zur Untermauerung einer eigenen Aussage etwas aus den Hl.Schriften zitiert.
mfG WiT :)
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WiT schrieb:Ein ausgepraegter Qur'an-Schueler und ein Talmudschueler werden nicht so praesent haben, wann bestimmte Autoren und Personen lebten, weil die Fachdiskussion ihre Texte wie die von uns fast zugleich lebenden Gelehrten behandelt.
Da stimme ich Dir zu.
Allerdings habe ich mittlerweile die Vermutung, daß in einer Kleinstadt mit starker Präsenz einer Minderheit dennoch eher die Chance besteht, freundlich (auf Grund der Möglichkeit sich als Nachbarn zu kennen) miteinander umzugehen als in einer Großstadt, da hier das Maß der Anonymität doch größer ist. Leider fehlen mir für beide Städt die soziologischen Hintergründe der muslimischen Minderheit.

Gruß
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