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Christianentum
(30-10-2010, 20:49)qilin schrieb: Nun, dass die Tötungshemmung des Menschen gegen die eigene Spezies nicht besser
funktioniert als bei Löwen, Gorillas oder Kakerlaken, so weit waren wir ja schon -
und dass die Intelligenz nur äußerst mühsam ausreicht für die Entscheidung, moderne
A-Waffen nicht dafür zu verwenden, ist inzwischen auch klar geworden. D.h. wenn die
Möglichkeit dafür besteht, dann ist die Gefahr auch tatsächlich gegeben (auch wenn
die seit Ende des Kalten Krieges bedeutend verringert sein dürfte...). Auch wenn man
"die Zukunft unseres Planeten bzw. eines großen Teils des Lebens darauf nicht an
diesem klitzekleinen teil messen will" - wenn der 'klitzekleine Teil' die Möglichkeit
dazu hat, dann bringt es wenig, darüber zu diskutieren ob irgendjemand irgendwas
'daran messen will' - die Gefahr besteht, und nicht nur für den Menschen....

"gefahr" für das leben auf der erde besteht immer

der eine fürchtet sich halt vor dem kometen, der andere vor der wasserstoffbombe

die konstruktion eines menschlichen "todestriebs" rechtfertigt beides nicht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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(30-10-2010, 22:23)Ekkard schrieb: Hier geht es um die christianische Weltsicht und nicht um Evolutionsbiologie?!

bist du dir da sicher?

bzw. bist du dir sicher, daß der schöpfer des christianentums selbst da nicht einen sehr engen zusammenhang konstruiert, wenn auch nach in der regel - wissenschaftlich gesehen - völlig falschen zusammenhängen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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Nein, bin ich mir nicht. Ich reiche die Frage weiter ...
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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[quote]
[quote='Schmettermotte' pid='95046' dateline='1288274342']
[quote]Im Menschen weiß die Natur, daß sie tötet und warum.

Dieses Wissen bringt das Böse in die Natur, wenn das Töten nicht mehr ausschließlich zum Nahrungserwerb dient.
[/quote]
[quote]
Den ersten Satz kann ich nicht nachvollziehen, was soll der bedeuten?
[/quote]
Erstmal danke, daß Du Dich auf mich und das Christianentum eingelassen hast.
Dieser Satz will ganz einfach verstanden werden: Im Tier und in den Pflanzen kann die Natur nur in Gottes vorgegebenen Bahnen agieren, beim Menschen weiß die Natur, daß sie die Wahl hat zwischen sinnlosem lebensverachtenden Tod und begründetem lebenerhaltenen Tod.

[quote]
Der zweite Satz ist an sich biologisch nicht richtig, denn Tiere töten nicht ausschließlich zum Nahrungserwerb. Sie töten um sich vor Fressfeinden zu schützen, sie töten um ihr Terretorium zu verteidigen, sie töten sogar Jungtiere ihrer eigenen Art um sich schneller fortzupflanzen usw...
[/quote]
Liebe Schmettermotte, natürlich hast Du recht, mein biologisches Wissen ist sub omnia kanone, aber das ist hier nicht von Wichtigkeit. Wichtig ist und jetzt versuche ich die Wirkung meines Arguments zu erweitern, daß die außermenschliche Natur nur sinnvoll und lebenserhaltend tötet. Ich nehme an, daß Gott das total normal findet. Und Du schreibst ja selbst:
[quote]
Aber das alles ist in dem Sinne nicht "böse".
[/quote]
[quote]
Böse ist immer subjektiv und impliziert eine Handlung. Die Natur ist aber kein handelndes Wesen und das Überlebensprinzip dieses Planeten, dem Überleben des am besten Angepasstesten, ist ebenso nicht "böse". Es ist einfach. Es existiert um sich selbst zu erhalten und der Mensch gehört in dieses Schema. Den Menschen in "böse" oder "gut" aufzuteilen ist eine rein menschliche Eigenschaft und ein Verlangen, dass dem Menschen als ein gruppenorientiertes Wesen zu Eigen ist, denn "gut" bedeutet Sicherheit und Überleben. "Böse" bedeutet, ausgeschlossen zu werden und zu sterben.
Dieses Streben nach Unterscheidung zwischen Gut und Böse auf alles andere, auf die Natur an sich zu übertragen empfinde ich als etwas engstirnig. Der Mensch überträgt von sich auf alles andere, als müsse alles andere so sein wie er selbst ist und weil er es übertragen kann hält er sich für etwas höher stehendes.

Sehr paradox alles.
[/quote]

Recht hast Du, wenn Du sagst, daß der Mensch meint, das Maß aller Dinge zu sein, was natürlich falsch ist.
Du sagst, Böse ist immer subjektiv. Das sehe ich anders. Nenne mir einen Fall, wo die Natur aus niederen Beweggründen tötet. Ich glaube, den gibt es in der außermenschlichen Natur nicht. Aber in der sogenannten "menschlichen" Natur gibt es niedere Beweggründe. Dazu sagt das Christianentum, das sind die Fälle , in denen Gott sich geirrt hat.Nach der Denkweise des Christianentums ist das Böse nicht subjektiv, sondern ein objektiv feststellbarer Fehler, der von der Handlungsweise von 95 Prozent normaler Menschen abweicht. Unser Rechtswesen objektiviert diese Fehler in allgemein gültig definierten Tatbeschreibungen.
Das Christianentum hängt sich an diese Feststellung des Bösen an und sagt, daß Gott die Menschen benutzt, um seine Irrtümer zu heilen, indem er sie durch sie bestrafen läßt und indem er durch Generalprävention versucht, seinen Irrtum auch für die Zukunft zu korrigieren.
Sicher erscheint Dir die christianische Denkweise der gegenseitigen Durchdringung von menschlichem und göttlichem Handeln mindestens seltsam, wenn nicht gar überheblich. Aber das ist nicht ein Previleg des Menschen, denn Gott steckt auch in allen Tieren und Pflanzen.
Das führt zu einem zentralen Bekenntnis des Christianentums, daß die Zeit, in welcher der Religion ein Ghetto zugewiesen wurde, vorbei ist.

Du schreibst, daß Du die Übertragung des Gegensatzes von Gut und Böse auf die Natur als engstirnig empfindest. Wenn Du die außermenschliche Natur meinst, dann ist diese Übertragung nicht nur engstirnig, sondern schlicht falsch. Du hast ja selbst festgestellt, daß es in der außermenschlichen Natur kein Gut und Böse gibt.
Aber leider oder vielleicht Gott sei Dank ? gehört der Mensch mit zur Natur. Ich frage mich immer wieder, warum ist die Natur dieses Risiko eingegangen, sich mit der Entwicklung des Bewußtseins die Tür zum Bösen offen zu halten ?
Auch das Christianentum findet keine Antwort.

Danke für Deinen Beitrag.
Volker
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Liebe Kritiker des Christianentums,
aus aktuellem Anlaß kennt das Christianentum ab heute eine neue These.

These 379: Wer glaubt, daß die Kaffee- Industrie Verbrechen verschweigt, weil sie angeblich vom Einsatz von Kinder-Sklaven bei der Kaffee -Ernte nichts weiß, kann vielleicht auf den Weg gelangen, Gottes Irrtum zu erkennen.
Es ist immer die gleiche Lüge: Wir haben angeblich von Kinder- Sklaven nichts gewußt, aber die Wahrheit ist, wir haben es nicht wissen wollen. (Tchibo -These).

Gruß Volker
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Zitat:

beim Menschen weiß die Natur, daß sie die Wahl hat zwischen sinnlosem lebensverachtenden Tod und begründetem lebenerhaltenen Tod.


"Die Natur", lieber Volker List, "weiss" gar nichts. Sie "folgt" den Naturgesetzen. Es liegt an den Naturgesetzen dass das Tier "tötet" um nicht selbst zu sterben - dem Löwen bleibt nichts anderes übrig als das Zebra oder die Gazelle zu "töten". Das Naturgesetz ist in sich so komplex, das es "das Töten" vom Löwen aus der Gesetzmässigkeit heraus geradezu "verlangt" - sonst würden nämlich die Gazellen und Zebra's überhand nehmen und hätten die Weidegründe schnell kahl gefressen.

Der Mensch, obwohl in seiner physischen Natur auch Naturgesetzen unterworfen, steht trotzdem "über" den Naturgesetzen, denn er hat die Wahl entweder in Kauf zu nehmen, das 1.300 Liter Wasser für die Erzeugung eines Kilos pflanzlicher Nahrung ausgegeben werden - oder aber 13.600 Liter Wasser zur Erzeugung eines Kilos tierischer Nahrung.

Der Tod wiederum ist ein Naturgesetz, dem sich letztlich auch der Mensch nicht entziehen kann. Er kann den Tod herauszögern - aber unsterblich ist der Mensch in seiner physischen Gestalt keinesfalls. Aus seinem intellektuellen, geistigen Bewusstsein heraus hat der Mensch aber die Auswahl, ob er sinnlos wegen Land, Geld, Rohstoffen mordet (und selbst gemordet wird), oder ob er sein Leben der gerechten Verteilung der Güter widmen will - und letztlich zufrieden gehen kann, anstatt in Groll, Zorn aber auch Angst jämmerlich zu sterben.
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Liebe Kritiker des Christianentums,
leider war ich lange krank und bin noch heute sehr schwach.

Dennoch hat das Christianentum ab heute eine neue These.

These 380: " Wer glaubt, daß in einer Mischehe einer von beiden nachgeben muß, indem er konvertiert, damit die Ehe eine Voraussetzung hat, glücklich zu werden, ist vielleicht auf einem Irrweg, auf dem man Gott möglicherweise nicht begreifen kann, denn in der Natur Gottes gibt es täglich Wunder, daß beide Partner glücklich jeder in seinem eigenen Glauben verharrt, indem zum Beispiel Christentum Islam küsst oder Islam Christentum küsst und beide sich nach Gottallahs oder Allahgottes Willen glücklich zu einer Brücke vereinen, so wie in der Natur ein Raubtier sein Opfer säugt, anstatt es zu fressen.
Gott hat bei aller Präzision ein über alle menschlichen Vorstellungen hinaus gehendes weites Herz. (Mischehen- These ).
Gruß Volker
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[quote='t.logemann' pid='95706' dateline='1288965121']
Zitat:

beim Menschen weiß die Natur, daß sie die Wahl hat zwischen sinnlosem lebensverachtenden Tod und begründetem lebenerhaltenen Tod.


Lieber t.logemann, entschuldige, daß ich Deinen Beitrag vom 5.11.2010 erst heute beantworten kann, denn ich war lange krank.
[quote]
"Die Natur", lieber Volker List, "weiss" gar nichts.
[/quote]
Die Natur, lieber t.logemann, weiß einiges, denn der Mensch ist auch Natur. Das ist dieses typische menschenzentrierte Denken, daß der Mensch im Mittelpunkt oder gar außerhalb der Natur steht. Das ist schlicht falsch, ebenso wie die Behauptung, daß Plutonium nicht in der Natur vorkkommt. Naturlich kommt Plutonium in der Natur vor, auch wenn der Mensch das einzige Wesen ist, das es herstellen kann.

[quote]
Der Mensch, obwohl in seiner physischen Natur auch Naturgesetzen unterworfen, steht trotzdem "über" den Naturgesetzen.
[/quote]

Das ist wieder dieses typische menschenzentrierte Denken, daß der Mensch angeblich über den Naturgesetzen steht.
Daß der Mensch angeblich die Wahl hat, für oder gegen die Natur zu arbeiten, ist eine unrichtige, weil zu kurzfristig gesehene Behauptung.
Die mehr oder minder ernsthaften Bemühungen der meisten Staaten dieser Erde, die Arbeit des Menschen gegen die Natur zu stoppen, zeigt das Gegenteil. Fazit: Wir Menschen sind nicht so frei, wie wir behaupten. Siehe hierzu die These 62 des Christianentums.
In der These 63 geht das Christianentum noch einen Schritt weiter: Auch Gott ist nicht frei.
These 63: " Wer glaubt, daß Gott frei ist, begeht vielleicht einen Irrweg, auf dem er Gott nicht begreifen kann, denn selbst Gott ist nicht frei von Irrtümern und er ist nicht frei vom Zwang, sie zu vermeiden.

[quote]
. Aus seinem intellektuellen, geistigen Bewusstsein heraus hat der Mensch aber die Auswahl, ob er sinnlos wegen Land, Geld, Rohstoffen mordet (und selbst gemordet wird), oder ob er sein Leben der gerechten Verteilung der Güter widmen will - und letztlich zufrieden gehen kann, anstatt in Groll, Zorn aber auch Angst jämmerlich zu sterben.
[/quote]

Sicher hast Du nicht ganz Unrecht, wenn Du behauptest, daß der Mensch die Wahl hat, ob er wegen Land, Geld oder Rohstoffen mordet oder sein Leben für die gerechte Verteilung aller Güter einsetzt.

Aber die Freiheit seiner Wahl ist beschränkt durch tausend Umstände und widrige Voraussetzungen. Unser sowohl wunderschönes als auch entsetzliches Leben macht die Realisierung einer reinen Lehre unmöglich.

Morden unsere deutschen Soldaten, wenn sie in Afghanistan einen Taliban erschießen ?
Mordet ein deutscher Soldat, wenn er versehentlich einen unbeteiligten afghanischen Zivilisten erschießt ?
Tausend Fragen, auf die auch das Christianentum keine oder nur sehr unvollkommene Antworten hat.
Hier ein Beispiel:
These 366: " Wer glaubt, daß der Verstand des Menschen der große gottlose Betrüger sein kann, der uns zu Irrtümern Gottes macht, wenn wir glauben, daß es irgendeinen gerechten oder gerechtfertigten Krieg geben kann, könnte auf dem Wege sein, Gott vielleicht zu begreifen.
Hört auf euer Millionen Jahre älteres Gefühl, damit ihr nicht vom Wege abirrt, Gott zu begreifen und damit ihr nicht das Verbrechen begeht, einen Krieg zu führen."

Vielleicht hast Du ja auch wie ich das Gefühl, daß wir ganz am Anfang einer Diskussion stehen, die wir ein bißchen in der Realität wiederfinden sollten.
Danke für Deinen Beitrag.
Volker
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qilin schrieb am 30.Oktober 2010:
(30-10-2010, 20:49)qilin schrieb: Nun, dass die Tötungshemmung des Menschen gegen die eigene Spezies nicht besser
funktioniert als bei Löwen, Gorillas oder Kakerlaken, so weit waren wir ja schon -
und dass die Intelligenz nur äußerst mühsam ausreicht für die Entscheidung, moderne
A-Waffen nicht dafür zu verwenden, ist inzwischen auch klar geworden. D.h. wenn die
Möglichkeit dafür besteht, dann ist die Gefahr auch tatsächlich gegeben (auch wenn
die seit Ende des Kalten Krieges bedeutend verringert sein dürfte...). Auch wenn man
"die Zukunft unseres Planeten bzw. eines großen Teils des Lebens darauf nicht an
diesem klitzekleinen teil messen will" - wenn der 'klitzekleine Teil' die Möglichkeit
dazu hat, dann bringt es wenig, darüber zu diskutieren ob irgendjemand irgendwas
'daran messen will' - die Gefahr besteht, und nicht nur für den Menschen....

Lieber quilin,
wahrscheinlich wird Dich mein heutiger Beitrag, der sich auf Deinen Text vom 30.Oktober 2010 bezieht, gar nicht mehr erreichen.
Es tut mir leid, ich war lange krank.

Du schreibst von der nicht vorhandenen Tötungshemmung bei Löwen, Gorillas und Kakerlaken. Obwohl ich Dir nicht widersprechen kann, da mein Bio-Wissen grottenschlecht ist, widerspreche ich Dir.

Wenn ein Löwe die Jungen eines anderen Löwen tötet, damit "seine" Löwin möglichst schnell wieder schwanger werden kann, dann ist das doch mit der nicht vorhandenen Tötungshemmung eines deutschen Soldaten, der einen Taliban im Visier seines Sturmgewehres hat, überhaupt nicht vergleichbar.
Beim Löwen hat Gott ein Glecihgewicht hergestellt zwischen der Fürsorge einer Löwin für ihre Jungen und dem männlichen Verlangen nach eigenem Nachwuchs. Wer von beiden siegt, ist Gott im Einzelfall nicht, aber in der Summe ziemlich egal, denn sein Naturgesetz vom göttlichen Fortpflanzungswillen wird im schlimmsten Fall nur um eine Schwangerschaftsperiode verzögert, aber nicht verhindert.

Dieses göttliche Vorgehen soll vergleichbar sein mit der nicht vorhandenen Tötungshemmung eines deutschen Soldaten, der einen Taliban im tödlichen Visier hat ?
Das Christianentum fragt Gott, warum er der Natur die Entwicklung eines Verstandes gestattet hat, der in der Lage ist, die Tür zum Bösen immer einen Spalt breit offen zu halten.
Einen Spalt breit, weil 90 Prozent des deutschen Volkes den Krieg in Afghanistan ablehen und nur 10 Prozent die Tür dieses verbrecherischen Krieges offen halten.
Vox populi vox dei est ?
Bei der Wankelmütigkeit und Schwäche des Verstandes habe ich da meine Zweifel.
Das Christianentum nimmt zu diesem Thema wie folgt Stellung:

These 366: " Wer glaubt, daß der Verstand des Menschen der große gottlose Betrüger sein kann, der uns zu Irrtümern Gottes machen kann, wenn wir glauben, daß es irgendeinen gerechten oder gerechtfertigten Krieg geben kann, könnte auf dem Wege sein, Gott vielleicht zu begreifen.
Hört auf euer Millionen Jahre älteres Gefühl, damit ihr nicht vom Wege abirrt, Gott zu begreifen und damit ihr nicht das Verbrechen begeht, einen Krieg zu führen."

Gruß Volker
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Schmettermotte schrieb am 31.Oktober 2010:
(31-10-2010, 10:08)Schmettermotte schrieb: Nein Ekkard, aber es geht darum, dass Volker schrieb wie seines Erachtens nach das "Böse" in die Natur kommt und er dazu voraussetzte, dass die Natur nicht Böse an sich ist, weil sie nur aus Überlebens, also aus Nahrungsbeschaffungszwecken tötet. Das ist aber als Ausgangsposition nicht richtig, denn der Löwe an sich überlebt auch, wenn er die Jungen seines Vorgängers nicht töten würde.
Es braucht also eine neue Definition von "böse", wenn man so will.

Liebe Schmettermotte,
es ist vielleicht aussichtslos, Dir auf Deinen Beitrag vom 31.10.2010 antworten zu wollen. Es tut mir leid, ich war lange krank.

Natürlich hast Du Recht, daß Nahrungsbeschaffung nicht die einzige Rechtfertigung der Natur ist, gottgewollt zu töten. Gerade mein Löwensbeispiel eignet sich dafür nicht, denn hier wirkt das Gottesgesetz des Fortpflanzungswillens, indem es das Tötungshemmnis gegenüber Jungtieren ausschaltet.

Mit Deiner Feststellung, daß eine neue Definition des Bösen gefunden werden muß, stößt Du eine Tür auf, von der ich glaube, daß wir sie lange nicht werden abschließen können, falls das überhaupt möglich ist.

Das Christianentum befragt nicht den wankelmütigen Verstand, sondern sein Gefühl, wenn es glaubt, daß in der außermenschlichen Natur das Böse nicht existiert, nicht existieren kann.
Das Christianentum ist mindestens eine suchende, wenn nicht gar eine forschende Religion und ist bis jetzt außerstande, das Böse zu definieren.
Wer versucht, das Böse zu definieren, muß es abstrahieren, das heißt vom Tatbestand einer bestimmten Untat lösen und das funktioniert schlecht oder gar nicht.
Nehmen wir ein Beispiel.

Am Vorabend des 1. Advent 2010 lockt am Rathausmarkt in Hamburg ein Mann mit etwas Futter eine Taube an, packt sie und bricht ihr vor aller Augen brutal einen Flügel.
Der Aufschrei und die Empörung der Umstehenden signalisiert uns, hier war soeben das Böse am Werk.
Aber woher kommt es ?
Wie entsteht es ?
Hat der Senat in Hamburg eine Vergiftungsaktion zur Eindämmung der Taubenplage angeordnet ?
Ist die Tür zum Bösen weit geöffnet, wenn sogar der Staat ganz offiziell Juden hasst, sodaß jeder Einzelne seinen Frust, der sich in Jedermanns Leben leicht finden läßt, abreagieren kann ?
Was geschieht mit uns, wenn uns das Böse erfasst ?
Und wie geschieht es ?
Sind unsere Ohnmachtsgefühle ein Nährboden für das Böse ?
Auf welchem Urgrund kann das Böse in der Natur wachsen und wie es scheint auf "menschlich" infiziertem Boden ?
Hat das Christentum diese Zusammenhänge längst durchschaut, indem es dem Menschen die Erbsünde anhängte ?
Die christliche Erbsünde, die vom Christianentum scharf abgelehnt wird, indem das Christianentum nur 5 Prozent der Menschen sich durch den schmalen Spalt des Bösen zwängend beobachtet ?
Fragen über Fragen und keine gültigen Antworten.
Gruß Volker
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Hallo Volker,
für mich stellen sich all diese Fragen nicht, denn "Das Böse" an sich ist für mich nicht existent. Es ist keine geschlossene Einheit, kein Massenphänomen das einen Menschen übernimmt und dessen Verstand außer KRaft setzt.
Tiere sind nicht perse böse, sondern gelenkt von Instinkten, die uns böse anmuten.
Der Mensch ist nicht perse böse oder nur gut. Jeder Mensch hat mitmenschliche und unmenschliche Gedanken in seinem Kopf und ein Mensch, der etwas moralisch böses tut (ich gebrauche dieses Wort nicht gern, weil es so beladen ist) tut auch das aus einem Grund heraus. Ein Mensch der einer Taube die Flügel bricht tut das vielleicht aus einer psychischen Krise heraus, aus Erinnerungen die ihn überkommen, aufgrund einer psychischen Krankheit, aber er ist nicht "böse" an sich und es ist nicht "Das Böse", was ihn übernimmt, denn Böse oder gut sind Kategorien, in die nur der Mensch teilt und diese Kategorien begründen zu wollen, also den Ursprung des "Bösen" zu suchen ist für mich völlig irrelevant und eine nette BEschäftigung für Menschen, die die NAtur an sich und alle Lebewesen darin nicht als komplex begreifen können. Für Menschen, die für negative Eigenschaften und Taten des Menschen eine Entschuldigung brauchen. Die auch ihren Gott nicht als komplex begreifen und ihn für ausschließlich "gut" halten und eine Ausrede für etwas brauchen, dass aus menschlicher Sicht böse ist und von Gott kommen muss.

All das brauche ich nicht. Ich betrachte den Menschen als komplexes Tier, welcher mehr als andere Tiere seiner Psyche unterworfen ist, so wie andere Tiere ihren Instinkten. Kein Mensch ist nur gut oder nur böse, ebenso wenig meine Vorstellung eines Gottes. Oder, um präziser zu werden: Gut und Böse gibt es nicht.
Gruß
Motte

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(26-12-2010, 14:20)VolkersList schrieb: Fragen über Fragen und keine gültigen Antworten.


Nein, gültige Antworten gibt es sicher nicht.

Dennoch sind wir nicht so ganz ratlos.

Als erstes könnte man darauf verzichten, die sprachliche Abstraktion "das Böse" zu benutzen,
das Geschehen wieder von der Abstraktion zu befreien und
stattdessen wieder das konkrete Geschehen ins Auge zu fassen: Warum tut jemand 'Tat X'?

Als zweites könnte man dann diese konkrete Tat X in Zusammenhange zu dem Gesamtmenschen zu stellen suchen.
Das ist ein Ansatz der Psychologie und der Sozialpsychologie.

Ich vereinfache mal etwas und bezeichne Tat X als Ausdruck der Aggression.

Aggression entsteht nach obengenanntem Ansatz und meiner eigenen versuchsweisen Deutung als eine Art negativer Kompensationsversuch.

Darf ein Kind nicht ins Kino, obwohl im der Film wahnsichtig wichtig ist, demoliert er vielleicht den Schreibtisch oder entwickelt Hass, der sich irgendwann sonstwo entlädt.
Das nur als relativ harmloses Beispiel.

Kausale Beziehungen gibt es vermutlich nicht, oder sie sind nicht festkopfbar - aber dass die Tat X aus dem Nichts kommt, nicht konkret gegründet ist in der jeweiligen Person:
das halte ich für relativ ausgeschlossen.

Daraus könnte dann die These abgeleitet werden (mit aller Vorsicht):
Ein Mensch, der keine wesentlichen Verwirklichungsprozesse in sich unterdrücken musste, wird - vermutlich - keine menschlich kaum nachvollziehbaren Aggressionstaten begehen.

"Mit aller Vorsicht" sage ich darum, weil es durchaus noch weitere Zusammenhänge geben kann.

Der von mir eben beschriebene Zusammenhang läuft im Grunde aber auf die Tatsache hinaus, dass der Einzelmensch in Konflikt mit Ansprüchen anderer an ihn steht.
Meiner Sicht nach tut er das notgedrungen. Das ist das "Angeborene" dabei: wir sind immer gleichzeitig Individualwesen und Sozialwesen.

Das auszubalancieren geht nicht bei jedem gleich gut, und ganz komplett kann es meines Erachtens auch gar nicht gehen. Man ist auf Kompormisse angewiesen, die man in sich selber macht.

Fazit: Die Tat X, die man bisweilen "böse" nennt, ist für mich nie ohne Zusammenhang zu dem Wachstumsbedürfnis des Individuums zu sehen.

Dieses Wachstum an sich werte ich als positiv.
Da dieses Wachstum aber immer wieder eingeschränkt wird, entsteht seelischer Notstand, der sich eine Entladung sucht.
Diese Entladungen können unkontrolliert und verheerend sein.
Eine Abhilfe wäre nur, das Wachstum möglichst nicht einzuschränken bzw. Wege anzubieten, wie man mit notwendigen Einschränkungen klar kommt.

Ob alles und jedes an destruktiven Handlungen damit erklärt werden kann, will ich keinesfalls behaupten. Aber mir hilft dieser Weg sehr, eiiges zu verstehen und darum auch als nicht ausweglos - in der Behebng dieser Destruktionen - zu betrachten.
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Mal als Einwurf:

Bei meiner Suche nach Christianentum über google finde ich lediglich Beiträge hier im Forum.

Eine spontan erdachte Religion von Volker?

EDIT: jetzt hab ich erst die Beiträge am Anfang gesehen, wo auch der Link zu den Thesen zu finden ist. Lustige Idee, zumal sich hier jemand wirklich Gedanken um Kontinuität/Tradition gemacht hat. ABER: das Christianentum setzt sich so massiv mit dem Christentum auseinander und dessen Thesen um Gott, dass es dieses gar nicht überwinden kann. Vielleicht könnten das die "Post-Christianer". Als religiäse Satire m.E. durchaus geeignet, aber man muss dafür schon ein reges Interesse am Christentum haben ;)

Meiner Ansicht nach gibt es nur einen Weg, marode Denksysteme und starre Stukturen und Hierarchien zu überwinden: Liebe. Die braucht auch keine Argumente.
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Liebe Kritiker des Christianentums,

ich wünsche Euch für 2011 die höchste Qualifikation, die ein Mensch haben kann, nämlich, daß Ihr gesund bleibt.
Leider leben wir, mich eingeschlossen, nicht immer so, daß wir die Gesundheit und die Kraft behalten, unsere von Gott geschenkten Fähigkeiten zu entfalten.
Volker
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Schmettermotte schrieb am 26.12.2010:

(26-12-2010, 15:03)Schmettermotte schrieb: Hallo Volker,
für mich stellen sich all diese Fragen nicht, denn "Das Böse" an sich ist für mich nicht existent. Es ist keine geschlossene Einheit, kein Massenphänomen das einen Menschen übernimmt und dessen Verstand außer KRaft setzt.
Tiere sind nicht perse böse, sondern gelenkt von Instinkten, die uns böse anmuten.
Der Mensch ist nicht perse böse oder nur gut. Jeder Mensch hat mitmenschliche und unmenschliche Gedanken in seinem Kopf und ein Mensch, der etwas moralisch böses tut (ich gebrauche dieses Wort nicht gern, weil es so beladen ist) tut auch das aus einem Grund heraus. Ein Mensch der einer Taube die Flügel bricht tut das vielleicht aus einer psychischen Krise heraus, aus Erinnerungen die ihn überkommen, aufgrund einer psychischen Krankheit, aber er ist nicht "böse" an sich und es ist nicht "Das Böse", was ihn übernimmt, denn Böse oder gut sind Kategorien, in die nur der Mensch teilt und diese Kategorien begründen zu wollen, also den Ursprung des "Bösen" zu suchen ist für mich völlig irrelevant und eine nette BEschäftigung für Menschen, die die NAtur an sich und alle Lebewesen darin nicht als komplex begreifen können. Für Menschen, die für negative Eigenschaften und Taten des Menschen eine Entschuldigung brauchen. Die auch ihren Gott nicht als komplex begreifen und ihn für ausschließlich "gut" halten und eine Ausrede für etwas brauchen, dass aus menschlicher Sicht böse ist und von Gott kommen muss.

All das brauche ich nicht. Ich betrachte den Menschen als komplexes Tier, welcher mehr als andere Tiere seiner Psyche unterworfen ist, so wie andere Tiere ihren Instinkten. Kein Mensch ist nur gut oder nur böse, ebenso wenig meine Vorstellung eines Gottes. Oder, um präziser zu werden: Gut und Böse gibt es nicht.

Liebe Schmettermotte,
danke für Deinen Beitrag vom 26.12.2010.

Wenn Du schreibst, daß alle diese meine Fragen sich Dir nicht stellen, dann kollidiert diese Aussage heftig mit dem Christianentum, das ich an dieser Stelle als Fragereligion bezeichnen möchte.

Recht hast Du, wenn Du sagst, daß das Böse losgelöst vom Bezug auf einen Tatbestand nicht existiert. Genau dieser Sachverhalt gilt auch für das Gute, für die Wahrheit, für die Güte, alles Begriffe wie Schall und Rauch und nutzlos ohne Bezug auf konkrete Sachverhalte, da hast Du also völlig Recht.
Das war auch der Grund, weshalb ich einen konkreten Fall, den mit der Taube gebracht habe.
Sicher hast Du Recht, wenn Du sagst, daß der Mensch nie nur gut oder nur böse ist. Beispiel: Ein Mörder füttert liebevoll seine Tauben.

Aber die Feststellung, daß Gut und Böse fast unentwirrbar gemischt sind, geht am Kern des Bösen vorbei. Ein Mörder, der liebevoll seine Tauben füttert, bleibt bis zu seinem Tod ein Mörder. Daß ein Mörder vielleicht einen Grund haben könnte, macht seine Tat vielleicht erklärbar, aber niemals entschuldbar.
Ein Mensch, der einer Taube heimtückisch den Flügel bricht, ist, wie Du richtig sagst, vielleicht in einer psychischen Krise. Das ist vielleicht eine Erklärung , aber niemals eine Entschuldigung.

Du hast auch Recht, wenn Du sagst, daß dieser Mann nicht perse böse sein muß. Aber diese qualvolle und heimtückische Vernichtung eines Lebewesens, das Gott nach dem Glauben des Christianentums auf Augenhöhe mit dem Menschen geschaffen hat, ist böse, ist das Böse an sich, ist perse böse.

Es tut mir leid, ich muß jetzt Schluß machen, aber Dein Beitrag wird mich noch länger beschäftigen.
Danke dafür.
Volker
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