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Hieronymus (Hl.)
#1
Sophronius Eusebius Hieronymus, Heiliger, Festtag 30.9. ↗Kirchenvater und ↗Kirchenlehrer.

Das Leben des Hieronymus ist für eine ↗antike Person durch eigene Texte vergleichsweise gut dokumentiert. Geboren wurde er um 347 nC in Stridon, einer kleinen Stadt in Dalmatien, die noch zu seinen Lebzeiten von den ↗Goten zerstört worden war. Sie ist heute nicht mehr genau zu lokalisieren. Gestorben ist er am 30.9.420 (419?) in ↗Betlehem.

Hieronymus entstammte einer wohlhabenden christlichen Familie und erhielt eine gründliche Ausbildung in ↗Rom (358-366). Sein Lehrer war der damals berühmteste römische Grammatiker und Vergilkenner, ↗Aelius Donatus, gewesen. Schon während seiner Studienzeit knüpfte er Freundschaften zu Persönlichkeiten aus der römischen Oberschicht, beispielsweise zu ↗Pammachius aus der gens Furia, einem  alten römischen Adelsgeschlecht, und zu ↗Melania, der Frau eines römischen Stadtpräfekten. Auch ↗Rufin von Aquileia, mit dem er zunächst befreundet und später verfeindet gewesen war, lernte er schon während seiner Studienzeit kennen (Revellio 35).

Nach Beendigung des Studiums ging er 367 nach ↗Trier, möglicherweise um als Beamter tätig zu werden. In Trier kam er mit Frühformen des ↗Mönchtums in Berührung. Die ↗asketische Lebensweise der Mönche faszinierte und veranlasste ihn, nach ↗Aquileia zu gehen, um dort für ein paar Jahre (etwa 368-374) in einer monastischen Gemeinschaft zu leben. Von dort ging er nach ↗Antiochien (etwa 374-380). In Antiochien machte er sich mit dem ↗Griechischen und dem ↗Hebräischen vertraut. Gegen Ende seines Aufenthalts wurde er zum ↗Priester (ohne Amtsverpflichtung) geweiht. Es folgte ein Aufenthalt in ↗Konstantinopel (380-382), wo er mit ↗Gregor von Nazianz und ↗Gregor von Nyssa bekannt wurde.

Als Hieronymus 382 wieder nach Rom kam, gewann er rasch das Vertrauen von ↗Papst ↗Damasus I. und wurde sein Berater und Sekretär. Vielleicht von Damasus angeregt, begann er die im Umlauf befindlichen lateinischen Bibeltexte zu revidieren und mit griechischen und hebräischen Grundtexten, soweit ihm solche zugänglich waren, abzugleichen. Dass seine Hebräischkenntnisse dafür ausgereicht hätten, ist zu bezweifeln (vgl. ep. 125,12). Der von ↗Origenes revidierte ↗Hexapla-Text hatte ihm jedenfalls als Arbeitsbehelf vorgelegen. Das Ergebnis dieser Arbeit war die später ↗Vulgata genannte und vom ↗Konzil von Trient als verbindlich erklärte lateinisch Bibelübersetzung.

Gleichzeitig wirkte Hieronymus als geistlicher Betreuer einer Gruppe asketisch orientierter Damen der römischen Hocharistokratie, die sich im Haus der ↗Witwe ↗Marcella auf dem ↗Aventin versammelten.

Strengste Moralvorstellungen, gepaart mit Rechthaberei und Streitsucht führten dazu, dass Hieronymus sowohl im römischen Klerus als auch in der städtischen Oberschicht bald zahlreiche Feinde hatte und bald nach dem Tod von Papst Damasus (Mitte 385) Rom verlassen musste. Nicht unwesentlich hatte dazu der Tod der jungen ↗Blesilla, der ältesten Tochter seiner Gönnerin, der reichen Witwe ↗Paula, beigetragen. Blesilla hatte sich unter Hieronymus' Aufsicht zu Tode kasteit. Bevor Hieronymus auf Blesilla Einfluss gewonnen hatte, war diese eine lebenslustige junge Frau der römischen Gesellschaft gewesen.

Enttäuscht und beleidigt verließ Hieronymus Rom. Seine Gemütsverfassung gibt der Brief wieder, den er zum Zeitpunkt der Abreise an seine Schülerin und Freundin ↗Asella (ep. 45) gesandt hatte: Er, der anfangs für würdig befunden worden war, selbst das Papstamt zu bekleiden (ep. 45.3.1), erfahre nun 'häßlichen Neid' und 'abscheuliche Teufelslist, die stets das Heilige verfolgt' (ep. 45.4.1f.). 

Zunächst ging Hieronymus nach ↗Palästina, dann nach ↗Ägypten. Paula und ihre Tochter ↗ Eustochium folgten ihm. Schließlich ließ er sich (386) dauerhaft in ↗Betlehem nieder. Dort gründete er mit Paulas Geld ein Männerkloster, drei Frauenklöster und ein Gästehaus für Pilger. Ob Hieronymus den Klöstern geistlich vorstand, dazu gibt es keine gesicherte Nachricht. Geleitet wurde das Männerkloster wohl von ihm selbst, den Frauenklöstern stand Paula (und nach Paulas Tod Eustochium) vor und unter ihrer Aufsicht jeweils eine Nonne, die den Titel 'Mutter' führte (Grützmacher III 137ff.).

Hieronymus entfaltete ein reiches literarisches Schaffen. Er kommentierte Bibeltexte, war Verfasser von Mönchsromanen (Vita Hilarionis, Vita Malchi, Vita Pauli), von polemisch-apologetischen Texten, von wissenschaftlichen Schriften, Trostschriften und von Texten (Briefen), die mit dem Anspruch abgefasst wurden, das Leben von ↗Jungfrauen, Witwen, Priestern und Mönchen zu regeln. Viele seiner Texte sind theologisch, manche von ihnen (zB 'de viris illustribus'1, dazu einige Briefe) auch kulturgeschichtlich von Bedeutung. In nahezu alle theologischen Konflikte seiner Zeit war Hieronymus involviert. Den wohl heftigsten Streit führte er um die Bewertung von Texten des Origenes mit Rufin von Aquileia. Bemerkenswert ist auch sein Briefverkehr mit ↗Augustinus.

Dargestellt wird Hieronymus überwiegend als bärtiger Greis in Mönchs- oder Einsiedlerkleidung, manchmal auch als Büßer nackt mit Lendenschurz. Seltener sind Darstellungen im Priesterornat anzutreffen. Auch Darstellungen im Bischofsornat und mit Kardinalshut sind bekannt, ohne dass seine Vita solche Zuordnungen rechtfertigen würde. Das wichtigste ↗ikonographische Attribut des Hieronymus ist der ↗Löwe, dem er der ↗Legende nach einen Dorn aus der Pfote gezogen haben soll und der danach aus Dankbarkeit bei ihm geblieben war. Weitere seiner Attribute sind Kreuz mit Corpus, ↗Totenschädel und ↗Geißel.


1) Vom Titel her knüpft Hieronymus an das Werk ↗Suetons an. Sueton hat unter dem Titel 'De viris illustribus' das Leben von Persönlichkeiten skizziert, die sich um herausragende Leistungen der römischen Geistesgeschichte verdient gemacht hatten. Hieronymus beschreibt unter demselben Titel 135 christliche Autoren von ↗Paulus bis zu ihm selbst.


Literatur:
Georg Grützmacher. Hieronymus. Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte. 3 Bde. 1901 Leipzig. Dietrich´sche Verlagsbuchhandlung und 1906 bzw. 1908 Berlin. Verl. Trowitzsch & Sohn.
Marie Revellio. Zitate der Aeneis in den Briefen des Hieronymus. 2022 Berlin/Boston. Verl. DeGruyter.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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