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Kurien-Macht und Papst-Einflußmöglichkeiten
#1
Guten Tag,

... die Kurie war so gesehen noch nicht dauerhaft und tiefengründig im Focus der TV-Medien.
Das Papst Franziskus gewählt wurde zeigt dass die Reformkräfte langsam die Überhand gewinnen.

Einige Kurien-Kardinäle leben aber in einer eigenen Welt und bilden ein Staat im Staate.
Dieses System ist recht gut eingespielt und hat viele Reformbestrebungen abblocken können.

Die Frage ist ob der Papst überhaupt noch Einfluß auf die Kurie hat in zentralen Verwaltungsfragen.
Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass ist nicht der Fall und wird auch noch längere Zeit so bleiben.

Der Vatikan kann ohne Verwaltungsreform sich m. E. gar nicht erneuern und die Zeit ist immer
noch nicht reif dafür.
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#2
(04-01-2019, 13:01)Kreutzberg schrieb: Der Vatikan kann ohne Verwaltungsreform sich m. E. gar nicht erneuern und die Zeit ist immer
noch nicht reif dafür.


Trump said the Vatican 'has the biggest wall of them all'
Der Vatikanstaat ist laut Wikipedia eine absolute Wahlmonarchie, deren Monarch der Papst ist.

Das Christentum ist eine 2000 Jahre alte Religion, die kann man nicht an die heutigen Ideen anpassen.

Du willst diskutieren, ob sich der Vatikan "erneuern" kann - er will sich doch gar nicht erneuern! Das wäre sein Untergang
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#3
Das will konkret was heißen :
das 2. Vatikanische Konzil war die letzte Novelle welche von der Kurie für lange Zeit noch mitgetragen wurde ?
Das ist natürlich unsinnig. Die Lösung liegt auf der Hand : mehr Befugnisse für die Ortskirchen - weniger für die Zentralkirche.

An diesem Punkt kommt man nicht vorbei : es geht um die Zukunftsfähigkeit der RKK.

b) außerdem gibt es natürlich irgendwann einen Personalwechsel in der Kurie.
Das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Ob dann ein Betonkopf gegen einen anderen ersetzt wird ist natürlich schwer zu sagen.

Es steht unbestreitbar fest, dass eine Kirchenreform laut Definition des Vatikans für die weltlichen Gläubigen nur ein Reförmchen darstellt.
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#4
(10-01-2019, 16:12)Kreutzberg schrieb: Die Lösung liegt auf der Hand : mehr Befugnisse für die Ortskirchen - weniger für die Zentralkirche.

Schwer zu sagen. Hier solltest Du 2 Möglichkeiten bedenken:
1.) Die Zentrale (Rom) wäre nicht der Stuhl Petri. In diesem Fall solltest Du aus der Kirche austreten (falls Du Mitglied bist)

2.) Die Zentrale (Rom) ist der Stuhl Petri. 99 % der Katholiken denken so. Daher ist es für sie unsinnig und in höchstem Maße unerwünscht, wenn die Ortskirche religiöse Entscheidungen treffen kann.
Denn damit wäre das einzelne Kirchenmitglied an die Zufallsentwicklung in seinem Wohnort gekettet
Wer sagt denn, daß die Entscheidung der Ortskirche ihm gefällt ?

(10-01-2019, 16:12)Kreutzberg schrieb: Es steht unbestreitbar fest, dass eine Kirchenreform laut Definition des Vatikans für die weltlichen Gläubigen nur ein Reförmchen darstellt.

Wie schon oben angedeutet, wollen die weltlichen Gläubigen gar keine Veränderungen.
Sie wünschen keine verehelichten Priester - und lehnen solche aus vollstem Herzen ab.
Heißt es doch im Neuen Testament: "Sie sind es, die sich nicht mit Weibern befleckt haben" Offenbarung 14:4 (Einheitsübersetzung)
Die Kirche wäre schlecht beraten, wenn sie hier Veränderungen durchziehen würde.

Diejenigen, denen es in der katholischen Kirche nicht gefällt, sollen doch die Kirche verlassen und sich dem Protestantismus anschließen. Dort gibt es all das, was ihnen gefällt.

Ein Gleichnis:
A sitzt in einem vegetarischen Restaurant. Die Speisen sagen ihm nicht zu - denn er möchte kein Gemüse essen, sondern will einen Schweinebraten
Nun beginnt er gegen die vegetarische Küche zu agitieren, versucht das Servierpersonal, den Koch und den Chef davon zu überzeugen, daß Schweinebraten gesund sei - und versucht seinen Tischgenossen den Appetit auf das fade Gemüse zu nehmen.

Ist es da nicht besser, er steht auf, grüßt höflich und verläßt das Lokal - und geht paar Schritte weiter in ein Restaurant, wo er für sein Geld Speisen bekommt, die ihm schmecken ?
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#5
Ich habe mir den spannenden Beitrag #1 noch einmal angeschaut:
(04-01-2019, 13:01)Kreutzberg schrieb: Das Papst Franziskus gewählt wurde zeigt dass die Reformkräfte langsam die Überhand gewinnen.


Der Papst ist doch ein Jesuit und ich tue mir schwer, sie zu irgendwelchen "Reformkräften" zu rechnen

In der ganzen Geschichte waren die Jesuiten die Speerspitze der Gegenreformation, und sie bekämpften meines bescheidenen Wissens auch innerkatholische Neuerungen (wie den "Modernismus" um ca 1900)
Sollte bei den Jesuiten - von der Kirchenöffentlichkeit unbemerkt - unglaublicherweise eine 180° Kehrtwendung stattgefunden haben, so läge die Beweislast dafür bei den Jesuiten.

Mit ein paar aufsehenerregenden Handlungen des Papstes ist es damit nicht getan.

Der Schwerpunkt der katholischen Welt liegt längst in Südamerika
Ein riesiger Kontinent, eine katholische Bevölkerung die nicht überaltert ist, zudem familienfreundlich ist und daher rasch wächst.
Die Stahlindustrie in Südamerika ist heute stärker als die europäische. Sehr fleißige Leute. Starke Landwirtschaft mit riesigen Flächen. Da spielen die paar Verbrecherviertel und Slums auch keine Rolle.
Derartige gewalttätige Ausschreitungen und Straßenkämpfe wie in Paris seit ein paar Monaten gibt es in Südamerika jedenfalls nicht.
Südamerika ist sehr aufstrebend. Europa ist längst nicht mehr das leuchtende Vorbild für die Welt. Diese Vorbildrolle hat Europa schon vor Jahrzehnten verspielt

Der Papst hätte wenig Veranlassung, auf Zurufe von irgendwelchen Einzelmeinungen aus dem breiten und uneinheitlichen Spektrum der aussterbenden katholischen Welt Europas zu reagieren

Eigentlich könnte der Papst das Museumsdorf Vatikan verlassen
und in Südamerika residieren


Der Vatikan hat eine Fläche von nur einem halben Quadratkilometer
So mancher Staatschef in Südamerika wäre stolz, wenn der Papst in seinem Land residieren würde.
Vielleicht schenkt ihm einer ein kleines Viereck Brachland (7 km x 7km = 49 Quadratkilometer) also 100 Mal so groß !

Jedenfalls glaube ich nicht, daß der Papst irgendwelche Änderungen in der Religion gegen den Willen der Myriaden von Katholiken des südamerikanischen Kontinents durchziehen wird, nur um irgendwelche europäische Liberale zufrieden zu stellen, die nicht einmal in der katholischen Kirche Europas anerkannt sind.

Das sind meist Einzelmeinungen, die lautstark vorgetragen werden - und der Papst wendet offenbar eine geschickte Strategie an. Er will das "aussitzen"
Einmal hier eine zwar hochauffällige aber letztlich wirkungslose Handlung setzen, das Gerede ein wenig anheizen, Zeit gewinnen . . .

Europa verliert immer mehr Gewicht in der katholischen Welt.
Was ist denn die europäische katholische Welt? Süddeutschland, Südfrankreich, Spanien, Portugal, Italien, Irland und Polen

Um 1970 galt Italien noch als erzkatholisches Land. Heute dürfen sie nicht einmal mehr Kruzifixe in die Klassenzimmer hängen, das hat der Europäische Gerichtshof verboten weil eine Migrantin sich aufgeregt hat. Katholische Schulkinder sind in Rom längst die Minderheit

Die katholische Religion hat in Europa längst verloren. Die Katholiken sind überaltert und sterben allmählich aus. Kirchen werden aufgelassen und müssen zusammengelegt werden.

Bekanntlich denkt die katholische Kirche in Jahrhunderten und die Jesuiten denken seit jeher großräumig, nicht eurozentriert. Schon vor Jahrhunderten waren manch ihrer Schwerpunkte in Südamerika und in China.

Den Jesuiten geht es nicht ausschließlich darum, europäische Befindlichkeiten zufrieden zu stellen (da soll man sich vom jesuitischen Barock nicht täuschen lassen; der war wohl nur Mittel zum Zweck um den Protestantismus in Mitteleuropa auszustechen) - und derzeit ist es innerhalb der gespaltenen und in sich zerstrittenen Welt der katholischen Christenheit Westeuropas keineswegs klar, was ihre Befindlichkeit überhaupt ist. Immerhin gibt es die schweigende Mehrheit - und die will keine Veränderungen. Und die Veränderer sind hochaktive Aktivisten, aber in der Minderheit. Es gibt unausgesprochene aber tiefe Gräben

So wie es aussieht, wollen die Jesuiten eine neue Plattform außerhalb des für die Kirche verlorenen Europa aufbauen, und die heißt nun einmal Südamerika

Die Katholiken Europas schwelgen gerne in alten Zeiten (Märtyrertod des Apostel Petrus in Rom, Iroschottische Mission, Karl der Große und sein längst verblichenes Reich) aber realistisch gesehen ist Europa nicht mehr der Schwerpunkt der katholischen Religion
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#6
Um diese Frage vernünftig diskutieren zu können müsste man die Machtverhältnisse der Kurie kennen. Dort gibt es sicherlich auch opportunistische Kardinäle. Außerdem dürfte die Kompetenzabgrenzung zw. Kurie und Papst doch recht stringent sein. Ich bin auch davon überzeugt, dass das eigentliche Machtzentrum des Vatikans dort zu finden ist.

Was kann man überhaupt über die Kurie im Internet finden ?

Wikipedia sagt dazu nicht viel und die Kurie ist auch relativ pressescheu.
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#7
(18-01-2019, 12:05)Kreutzberg schrieb: . . . müsste man die Machtverhältnisse der Kurie kennen. Dort gibt es sicherlich auch opportunistische Kardinäle.

Die Kurie ist wohl jesuitisch dominiert.
Begründung: Wenn das den Papst wählende Kardinalskollegium einen Jesuiten zum neuen Papst wählt, dann wird wohl auch die Kurie nicht anders denken.

(18-01-2019, 12:05)Kreutzberg schrieb: Außerdem dürfte die Kompetenzabgrenzung zw. Kurie und Papst doch recht stringent sein.

Der Vatikan ist eine Wahlmonarchie. Wohl aus gutem Grunde. Auf einem Schiff gibt es immer nur einen Kapitän, und bei Sturm oder Piratenangriff wäre es fatal, wenn es eine Handvoll Schreihälse gäbe, der eine befiehlt dem Steuermann Hart Backbord, der andere will aber nach Steuerbord ausweichen und gibt Befehl, die Segel nach seinem Plan zu setzen. Das Narrenschiff wird bald untergehen

(18-01-2019, 12:05)Kreutzberg schrieb: Ich bin auch davon überzeugt, dass das eigentliche Machtzentrum des Vatikans dort zu finden ist.

Na wo denn sonst ??
"Als Römische Kurie wird seit etwa dem 11. Jahrhundert die Gesamtheit der Leitungs- und Verwaltungsorgane der römisch-katholischen Kirche bezeichnet."
Römische Kurie - Wikipedia

(18-01-2019, 12:05)Kreutzberg schrieb: Was kann man überhaupt über die Kurie im Internet finden ?
Wikipedia sagt dazu nicht viel und die Kurie ist auch relativ pressescheu.

Gegenfrage:
Es gibt moderne Politiker, die sehr pressegeil sind. Beispielsweise Präsident Trump, Angela Merkel, Emmanuel Macron, und die verflossene
Margaret Thatcher
Sind das deshalb gute Politiker ??


----------------------------------------------------------------


Der Vatikan hat schon etliche schwache Päpste überstanden. Seine Verfassung ist wohl der Garant dafür

Der erste Papst, Petrus, hat Jesus dreimal verleugnet bevor der Hahn krähte
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#8
Das was kommuniziert wird muss nicht der Wahrheit entsprechen ; meines Wissens gibt es eine Kompetenz-Trennung zw. Papstbefugnissen und Kurienbefugnissen. Dazu höre ich hier aber nichts ; was Wikipedia zur Kurie schreibt mag richtig sein ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
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#9
Dir würde ein Semester einer Vorlesung "Kirchenrecht" gut tun. Vermutlich ist das eine Doppelstunde in der Woche. Vorlesungen sind bekanntlich öffentlich, für alle Menschen zugänglich, und kostenlos

Die Aufgabenverteilung und die Kompetenzen innerhalb der katholischen Kirche sind natürlich ganz genau geregelt, aber diese Spezialfragen solltest Du nicht in einem Forum stellen, sondern eine Universität aufsuchen.

In Vorlesungen kannst Du auch Fragen stellen, das ist erwünscht. Allerdings nicht, wenn einer 20 Fragen in einer Vorlesung hat

Und jede Universität hat eine Bibliothek, dort kannst Du Dich beraten lassen, welche Bücher für Deine Fragen empfehlenswert sind

Möglicherweise wäre eine deutsche Übersetzung des Codex Iuris Canonici CIC für Dich eine interessante Fundgrube, und zwar eine mit Kommentar, aber das solltest Du mit dem Verkäufer in der Bibliothek besprechen

Wie Du richtig angemerkt hast, dürfte das lesen in Wikipedia nicht mehr ganz ausreichend sein für Deine doch sehr speziellen Fragen

So einen CIC kannst Du vielleicht günstig antiquarisch kaufen

Schau mal hier: in CIC 330 bis 367 "Die höchste Autorität der Kirche" wird alles samt den Aufgabenbereichen genau beschrieben:
Papst
Bischofskollegium
Bischofssynode
Kardinalskollegium
Römische Kurie
Gesandte des Papstes (Nuntius)
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#10
Was in Büchern über die Kurie steht und wie die Verwaltungspraxis aussieht ist doch sicherlich ein Unterschied.
In der Praxis funktioniert die Politik ja auch anders als im Schul-Unterricht. Das hat nichts mit Verschwörungstheorien
zu tun sondern mit einfachen Plausibilitäten. Natürlich wissen wir alle nicht wirklich bescheid. Der Vatikan hat schließlich auch entsprechende Betriebsgeheimnisse welche zwingend nicht offen gelegt werden.

Das ist sicherlich keine Unterstellung sondern ein nüchterner Rückschluss. Es ist auch sonst nicht zu erklären weshalb der
Papst bei internen Dingen sich gelegentlich relativ reserviert verhält. Das macht er aus Rücksichtnahme. Das gab es wohl immer schon.
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#11
(29-01-2019, 12:44)Kreutzberg schrieb: Was in Büchern über die Kurie steht . . .

Hast du überhaupt reingeschaut in den Codex Iuris Canonici ?
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