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Matthäusevangelium
#1
Romero, Naturgeschichtliche Erwartungen, Beitrag 22,
schrieb:
Ja. Eine hebräische Ur-Version ist uns nicht bekannt, obwohl ihre mögliche Existenz durchaus diskutiert wurde. Wie aktuell das noch ist, weiss sicher Bion

Der Überlegung, ob vielleicht einmal ein auf Hebräisch abgefasstes Matthäusevangelium vorgelegen habe, liegt eine Notiz aus der Kirchengeschichte des Eusebius zugrunde.

Eusebius (HE III 39,15f.) bezieht sich auf eine Notiz des Papias (Bf. v. Hierapolis), wonach Matthäus ein Ev "Έβραΐδι διαλέκῳ" zusammengestellt habe. Ob Papias mit dieser Bemerkung auf die semitisierende Redeweise des Verfassers hinweisen wollte oder ob er tatsächlich der Meinung gewesen war, es hätte einmal ein hebräisches (aramäisches) Urevangelium vorgelegen, ist nicht mehr feststellbar. Die spätere Tradition (Origenes, Eusebius) ging davon aus, dass Papias von einem in Aramäisch abgefassten Ev berichtet habe.

Die Berichte des Papias sind von zweifelhaftem historischem Wert. Papias hat beispielsweise auch die Apostolizität des Verfassers der Offenbarung des Johannes bezeugt.

Heute herrscht unter Fachtheologen und Fachhistorikern Übereinstimmung, dass das Mt-Ev im Original in Koine verfasst worden war:

Der Verfasser des Mt-Ev war in Griechisch sprechender Umgebung zuhause und hat für Griechisch sprechende Christen geschrieben, die freilich mehrheitlich (wie der Verfasser selbst) jüdischer Herkunft gewesen sein dürften.
(K.-W. Niebuhr, Grundinformationen Neues Testament 2003, S.83)

An der Sprache des Matthäusevangeliums fällt die Beeinflussung durch die Septuaginta auf, die in den Schriftzitaten sowie in Grammatik, Stil und Denken hervortritt. Dieser Einfluss erklärt die Semitismen, die bei Matthäus häufiger zu finden sind als in den anderen griechischen Texten jener Zeit.
(P. Pokorny/U. Heckel, Einleitung in das Neue Testament 2007, S. 431)

Der Verfasser ist nach altkirchlicher Überlieferung, die sich auf Papias (um 130) stützt, der Apostel Matthäus, der im Ev selbst mit dem »Zöllner« identifiziert wird (10,3). Doch dieser Zöllner, der ein Gastmahl für Jesus und seine Jünger veranstaltete, heißt bei Mk 2,14 (und Lk 5,27) »Levi«, und erst Mt hat den sonst unbekannten Levi mit dem Apostel gleichgesetzt. Daraus erklärt sich die altkirchliche Überlieferung, aber ohne zureichenden Grund. Auch die aus dem Papias-Zeugnis herausgelesene Annahme eines aramäisch geschriebenen »Urmatthäus« ist nicht haltbar. Das Mt-Ev ist ein original griechisch geschriebenes Werk, und der Evangelist dürfte ein aus dem (hellenistischen) Judentum stammender Mann der zweiten Generation sein. Die in der neueren Forschung öfter vertretene Ansicht, dass er kein gebürtiger Jude, sondern ein Heidenchrist war, lässt sich schwerlich halten. Er schreibt für eine Gemeinde, die beide Gruppen umfasste; aber er ist mit jüdischen Anschauungen und jüdischer Sprechweise bestens vertraut.
(R. Schnackenburg, Neue Echterbibel, Kommentar Matthäusevangelium 2005, Bd. I, S. 10)
MfG B.
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Nachrichten in diesem Thema
Matthäusevangelium - von Bion - 21-06-2011, 16:17
RE: Matthäusevangelium - von Romero - 21-06-2011, 16:36
RE: Matthäusevangelium - von Sinai - 09-08-2019, 23:21
RE: Matthäusevangelium - von Ulan - 10-08-2019, 03:11
RE: Matthäusevangelium - von Sinai - 10-08-2019, 19:17
RE: Matthäusevangelium - von Ulan - 10-08-2019, 20:55
RE: Matthäusevangelium - von Sinai - 10-08-2019, 21:34
RE: Matthäusevangelium - von Ulan - 10-08-2019, 23:55

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