05-07-2011, 00:55
(04-07-2011, 21:11)Karla schrieb: Also, ich denke, dass man mit jedem Text machen kann, was man will, solange man damit nicht jemandem schadet.
Wenn ein Autor sich entschieden hat, die Texte für die Veröffentlichung freizugeben, dann hat er kein Recht mehr darauf, dass sie in seinem Sinne gedeutet werden
Liebe Karla,
ich denke man muss hier unterscheiden zwischen bestimmten Arten von Texten. Bei einem rein literarischen Text gebe ich dir Recht, ja es gibt sogar Autoren die fordern, jeder Leser solle sein eigenes Bild aus dem Geschriebenen rauslesen und nicht krampfhaft das vom Autor vermittelte suchen.
Ein philosophischer Text (und hiermit meine ich streng wissenschaftliche Texte, keine Prosa) ist da etwas anderes. Der Verfasser hat eine klare Meinung (zumindest meistens) und versucht dem Leser diese in logischen Schritten nahezubringen, ihn also an seine Gedanken heranzuführen.
Das finden wir bei den Gottesbeweisen eines Thomas von Aquin ebenso wie bei Sokrates oder Kants Vernunft.
Natürlich steht es dir dennoch frei, auch etwas anderes hineinzuinterpretieren, nur ist das nicht die eigentliche Absicht des Verfassers. Bei anderen Wissenschaften (egal ob Geistes- oder Natur-) ist es ja genauso.