17-07-2011, 09:50
(17-07-2011, 00:23)Ekkard schrieb: Warum sollte ich akzeptieren, dass ein Text ausschließlich zusammenhanglose Hinweise philosophischer Natur enthalten soll, wenn dort eine zusammenhängende Geschichte und sei es ein Klagelied erzählt wird? Ähnlich wie das Wort "Wolf" im Deutschen können natürlich auch übertragene Bedeutungen enthalten sein. Aber eben nicht nur!
Ekkard, in den Zeiten als man noch auf einer Filmkamera Schmalfilmaufnahmen machte, sah man "Tausend" Bilder auf den Filmstreifen, die sich alle nur ein klein wenig unterschieden, aber vom Bücken eines Menschen bis zu dessen Hände in die Luft strecken führten. Erst der Ablauf des Films ließ darin die Bewegung entstehen.
Der biblische Text ist -beweglich- und ich kann nicht in Einzelschritten arbeiten und gleichzeitig die Bewegung zeigen. Das ist vermutlich Dein Verständnisproblem. Der laufende Text entsteht bei etwas Übung automatisch. Wie das Erlernen einer Fremdsprache ist es NUR AM ANFANG schwer. An einer Darstellung - wie Du sie vermutlich gern hättest - scheiterten bereits Reiche und Religionen. Man verwendete also nur die Erzählung - und predigte darüber die Moral.
"Zitiert" man die Bibel, ist sie jedoch unmoralisch.
Das ist das Kernproblem.
Nun bin ich schon wieder bei der Frage - "wie stellt man das dar?"
Nürnberger Trichter habe ich keinen zur Verfügung, Nachschlagewerke und entsprechende Literatur sind nur nach dem Schema Erzähltext - und keiner denkt selbständig.
Ekkard, es war wenigstens nett zu sagen - was Du verstanden hast.
Was man nicht sah - ist eine Sache des Umdenkens. Das fällt gewaltig schwer besonders bei dem Satz von Jeremia 14:
"Dies ist das Wort, das der HERR zu Jeremia sagte von der teuren Zeit"
Das ist nämlich nicht nur ein Sprachproblem - sondern die ganze Weltanschauung / das frühere Durchdenken aller Möglichkeiten / gegen die Annahme ein Gott sagt persönlich zu Jeremia... die man ja im Text sicher zu sehen meint ... und sich daher nicht bequemt, den Ungereimtheiten nachzugehen ...
Spätestens bei Vers 6 kommt -vielleicht- ein Kommentar, dass dieser Satz doch etwas seltsam sei:
Zitat:Jer 14. 6 Das Wild stehet auf den Hügeln und schnappet nach der Luft, wie die Drachen, und verschmachtet, weil kein Kraut wächst.
Der Satz ist auch vielleicht geeigneter, um Schritt für Schritt den Film ablaufen zu lassen. Bist Du beim Vergleich mit Drachen stutzig geworden - und geht dort irgend ein Denken los? Vielleicht siehst Du bildlich, dass das Wild nicht auf dem Hügel nach Luft schnappen würde, sondern im Schatten stehen und die Kräuter an einem Bachlauf suchen würde. Dann wären wir der Realität etwas näher. An diesem Punkt setzte bei einem Hebräer nicht nur die Logik sondern auch das Überlegen zum Wortschatz ein, ob er alles so richtig verstanden hat - oder ob es noch eine andere Möglichkeit gäbe.
Das Bildliche verbindet sich im hebräischen Vokabular meist auch mit der Philosophie. Der Flußlauf würde auch in Deutsch das fließen von Ideen darlegen können. Wild oder Kühe sind wegen dem Wort mit Fruchtbarkeit verbunden. Man verliert kurzzeitig den Faden, wenn man denkt, dass das Wild bei Trockenheit nicht auf den Hügeln steht, sondern im Schatten liegt. Erneut verliert man den Faden, sobald einer denkt, dass die Fruchtbarkeit auf den "Hügeln" steht, weil die im Gegensatz zur Not unten ganz oben auf der Rangskala ist. Trotzdem ergibt sich ein ganzheitliches Bild, weil das Rätsel sich auflöst. Die Lösung ist "umgeblendet". Trotzdem braucht man alles gesamtheitlich und sieht nun den Ausblick: Fruchtbarkeit ist oben - man schnappt nach Luft. Möchte das sogar erweitern ...
Ruach ist sowohl Wind, Luft als auch erleichtert sein und geht als gleich geschriebenes [ravax] mit den Gedanken nach Wohlstand und Gewinn noch einen Schritt weiter. [ravax] ist auch erleichtert sein und verbreiten. Man will sich verbreiten und geht in Gedanken weit über die Hügel hinaus, hat aber grad den Hunger hinter sich.
Wieder gibt dieser Abschnitt an sich keinen Sinn, denn man steht vor dem "Wild auf dem Hügel, nach Luft schnappend wie ein Drache". Das sieht ein Hebräer aber nun wirklich anders ... Er ist so gedankenverloren, dass er den Drachen als solchen gar nicht mehr wahr nimmt und k_tanim einem normalen Wort zuordnet, was gegeben wird und was sich entwickelt. Vielleicht hängt er immer noch an den Gedanken, dass für die Hügel gar nicht der Name eines Hügels genannt wurde, sondern ein Wort, das ihn zu so vielen anderen Gedanken bringt und zu Überlegungen, wo etwas zu Ende wäre und wo es absolut Spitze wäre - dass Du nach Luft schnappst.
Wobei er wieder am Boden der Tatsachen ist und den nächsten Satz aus der GESAMTHEIT der Gedanken liest.
Er merkt dann recht schnell, dass hier so gedichtet wurde, dass genau diese Gedankenwege (die er aber nur mit dem hebräischen Wortschatz bekommt) vorbereitet wurden und dafür ausgelegt werden.
Konnte das ein klein wenig weiterhelfen?
Noch etwas Generelles in Darstellungsarten:
Andererseits, so eine Darlegung ist sehr umfangreich. Soll man alle Sätze wirklich so umfangreich darlegen (oder kurz und knapp: Jer 14. 6 Das Wild stehet auf den Hügeln und schnappet nach der Luft... weil kein Kraut wächst...)
Das ist auch gleich - aber das Fehlen einiger Worte und Gedanken brächte einen Leser doch schon wieder in ein ganz anderes Feld, etwa so, dass unten Überschwemmung wäre, z.B.
Das musste ich noch zeigen, um die Schieflage der Gedanken zur Bibel erneut auch an diesem Beispiel zu zeigen.