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Absolutheitsanspruch der Religionen
#12
(23-08-2011, 21:03)Ekkard schrieb: Hallo Unschlagbarer,
dein "Rundumschlag" trifft die Nägel nicht, die du treffen wolltest, weil viel zu unspezifisch. Der wahre Grund ist viel einfacher: Es gibt keine Super-Weltanschauung oder Wertekanon, nach der man eine Religionslehre beurteilen kann. Auch der Atheismus, die Naturreligionen oder fernöstliche Weisheiten liefern einen solchen Wertekanon nicht. Praktisch sind Religionen regionales Kulturgut, was man an verschiedenen Ecken der abrahamitschen Religion, der germanischen, keltischen oder griechischen Mythologie erkennen kann. "Lokal" definieren diese Weltanschauungen, was gutes und richtiges Verhalten sein sollte. Sie waren darin nie völlig unumstritten. Und jetzt kommt teilweise dein Argument: Sie können nicht anders. Nicht ganz, würde ich antworten. Denn die "gängigen Anschauungen" (repräsentiert in den Mythen und Legenden, in Literatur und Kunst) finden sich übergreifend in der betreffenden Region.
So finden sich Grundideen abrahamitischer Religionen in ganz Europa der Gegenwart - selbst in atheistischen Köpfen.

Das "Hauptübel" ist nicht der Absolutheitsanspruch, der ist in einer Region überhaupt nicht relevant, sondern die Ideologie, die man in allen menschlichen Gemeinschaften (vom Clan über Religionsgemeinschaften bis hin zu Nationen!) mehr oder weniger deutlich wiederfindet: Wir - die Guten bekämpfen jene anderen, die Bösen (und zwar ohne Ansehen der Gemeinsamkeiten!).

Du hast ja nicht Unrecht, nur eines, und zwar zum beim im Atheismus vermissten "Wertekanon".

Offenbar bist du selbst religiös (falls nicht, muss ich dich falsch verstanden haben), daher erkennst du den wirklichen Sinn und Charakter des Atheismus gar nicht. Dieser bietet natürlich keine Alternative zu einer bestimmten Religion (wie sollte er auch, dann wäre er selbst ja auch nur eine weitere Religion), sondern er lehnt jede Religion ab, weil er jeden Götterglauben ablehnt.

Du bist nicht der einzige, der dieses Fehlen von Wertekanons dem Atheismus vorwirft. Das ist aber genauso absurd, als würde man von der Religion verlangen, ihre Annahmen durch die überall geltenden Naturgesetze nachzuweisen.

Es mag ja sein, dass - oberflächlich betrachtet - auch dem Atheismus die Nähe zum Absolutheitsanspruch gemacht werden kann, nur behauptet der Atheismus nichts derartiges wie es die Religionen tun (ich spare mir hier, all die absolut gemeinten Behauptungen der Religionen aufzuzählen).
Er lehnt gerade den Absolutheitsanspruch der Religionen ab. Wir wollen mal die Übersicht nicht verlieren. Sogar die Religionen untereinander - besser gegeneinander - verweigern den anderen Religionen dasselbe, was sie für sich und ihre eigene Religion jeweils beanspruchen.

Der Atheismus hat aber quasi alle Religionen sowie den gesamten Aberglauben dieser Welt gegen sich.

Wenn 8 Mio Chinesen an die Glücksbedeutung der Ziffer Acht glauben, dann sind eben 8 Mio Chinesen abergläubisch. Wenn paar Milliarden an irgendenen Gott nach ihrer eigenen Prägung samt Teufel, Engel, Himmel und Hölle glauben und daran, dass ihre Seele nach dem Tode weiterlebt, etc., dann sind imho paar Milliarden Menschen auch abergläubisch. Nicht die Anzahl der daran Glaubenden entscheidet über Wahrheit oder Lüge einer Behauptung. Die Religionsparodie "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" zeigt den Zusammenhang auf eindrucksvolle Weise. Infantile, naive Leute behaupten jedoch, dass die "Anhänger" an dieses Monster glauben würden, ähnlich wie sie an ihren Gott.

Das beweist, dass Religiöse weder den Atheismus noch eine Religionsparodie begreifen können. Und selbst der studierte Mann an der Spitze der römisch-katholischen Kirche ist in seinem Denkverhalten genauso strukturiert. Er meint, dass der Atheismus "nur ein Aufbegehren, ein Protest gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt" sei und gibt ihm die Schuld für Verbrechen von (naturlich ausschließlich kommunistischer) Diktaturen. Die Verbrechen religiöser Diktatoren werden wie immer geflissentlich übergangen. Und die Millionen Katholiken glauben ihm, weil sie der Meinung sind, dass der Papst der Stellvertreter Jesu auf Erden sie und sich demzufolge niemals irren kann. (Absolutheitsanspruch der RKK, der Christenheit, des Islam etc. etc.)

Der Atheismus wäre aber sofort in Nichts aufgelöst, würde es einen einzigen aber unwiderlegbaren Nachweis für eine göttliche Existenz geben. So dumm ist der Atheist nicht, dass er trotzdem dann unbeeindruckt weiter auf seiner Position beharren würde, wie es die Religiösen allerdings tun.
„Die Kunst weise zu sein ist die Kunst zu wissen, was man übersehen hat.“ (William James)
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