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theologischer disput oder "der alte mann im fummel vor dembundestag"
#1
in gesprächen über theologische inhalte beobachte ich mit schöner regelmäßigkeit folgendes muster:

der nicht gläubige stellt eine frage zu einem religiösen/theologischen sachverhalt

als antwort kommt nicht etwa eine konkrete erklärung, sondern es werden 5 neue dinge einfach so in den raum gestellt (weder begründet noch erklärt), die angeblich zu dem führen sollen, wonach gefragt wurde

fragt man nun diese dinge einzeln nach, so kommt anstatt einer konkreten antwort - ihr ahnt es schon - ein neuer fünferpack von postulaten, anhand derer sich hervorragend erneut abschweifen und die diskussion zerfasern läßt

besteht man nun trotz all dieser ablehnungsmanöver auf einer klaren antwort auf die erste frage, wird dann gern das "warum?" mit einem genervten "darum eben!" beantwortet, nicht selten auch darauf verwiesen, daß gott sich ja nicht an menschliche vernunft zu halten habe

so habe zumindest ich die debatte über kreuzestod und erlösung zu einem guten teil erlebt

was hat das nun mit dem papst vor dem bundestag zu tun?

nach dieser rede hat der (protestantische) theologe graf genau dies kritisiert: daß ratzinger nichts von seinen positionen (die im übrigen mit der aus diskussionen hier im forum auch nicht unbekannten umdeutung allgemein anders verstandener begriffe einhergingen, in seinem fall "natur" und "vernunft") erklärt oder begründet hat, sondern einfach gewisse sachverhalte und zusammenhänge als gegeben in den raum gestellt hat (z.b. daß der "natur" ein göttlicher "wille" zugrunde liege)

mir scheint dieser wahnsinn jedoch methode zu haben, begegnet er mir doch allzu häufig. die theologie scheint es derart gewohnt zu sein, zu dozieren und selbstherrlich "letzte wahrheiten" zu verkünden, daß sie gar nicht auf die idee kommt, ihre gedanklichen ansätze auch mal zu begründen, ihre plausibilität, wenn nicht gar zwingende folgerichtigkeit, auch nachzuweisen

mir erscheint das immer als ausdruck unerträglicher arroganz, den gesprächspartner nur als zu belehrenden dümmling wahrzunehmen, dem eine erläuterung ja noch nicht mal zusteht ("wenn du dem,was ich sage, nicht folgen magst, dann befasse dich doch erst mal mit theologie und lerne, um was es überhaupt geht")

es mag im einzelfall gar nicht unbedingt so gemeint sein - sorgt aber bei mir jedenfalls für einen gewissen widerwillen, nun meinerseits wohlwollend auf argumente einzugehen

was meint ihr - ist diese art des diskurses einfach aus der sache heraus vorgegeben, müssen wir uns damit abfinden, daß religiöse/gläubige/theologen einfach anders ticken, einer auch im alltag verständlichen sprache schlicht nicht mächtig sind, weil sie es schon viel zu sehr gewohnt sind, in (letztlich beliebig - also in ihrem sinn - interpretierbaren) bildern zu sprechen?

wer konkret wird, könnte ja darauf festgenagelt werden

gott behüte...o.O
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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theologischer disput oder "der alte mann im fummel vor dembundestag" - von petronius - 24-09-2011, 23:58

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