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Wozu dienen Banken?
#2
Ich kann dir das gerne aus Sicht einer Schweizer Bank darlegen (Schweizer Bank, weil ich Schweizer bin ^^). In der Branchentheorie hat eine Bank 3 Aufgaben:

Die Vermittlung von Geld (Kapital und Kredite)
Die Übermittlung von Geld (Zahlungsvermittlung) und/oder
Aufbewahrung / Anlage von Geld (Wertschriftengeschäft, Anlageberatung, Vermögensverwaltung etc.)

Wie wir alles wissen funktioniert ohne Geld heute praktisch nichts mehr in der modernen Wirtschaft. Die Banken leisten hier eine wichtige Drehscheibenfunktion.

Vermittlung von Geld

Als Kapital- und Kreditvermittlerin übernimmt die Bank die eben erwähnte Drehscheibenfunktion zwischen Geldgebenden und - suchenden. Manche Menschen verbrauchen nicht alle Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, und sparen. Wer das tun will, kann sein Geld auf die Bank bringen. Dafür bezahlt die Bank einen Passivzins (für die Bank ist das Entgegennehmen von Geld das "Passivgeschäft", weil diese Gelder als Fremdmittel auf der Passivseite der Bankbilanz erscheinen).
Die entgegengenommenen Kundengelder behält die Bank nicht für sich, sondern leiht sie auf eigenes Risiko an Geldsuchende, bsp. Unternehmungen und Private aus. Dafür nimmt die Bank einen Aktivzins (nennt sich so, weil diese Gelder in der Bilanz als Aktiva aufgeführt sind). Das ist eine Einkommensquelle der Bank, der Aktivzins ist höher als der Passivzins, die Differenz is die Marge der Bank.

Die Bank muss beim Ausleihen von Geld allerdings vorsichtig sein. Kann ein Geldsuchender den Kredit nicht zurückbezahlen, ist das GEld für die Bank verloren. Dem Kunden auf der Passivseite schuldet die Bank nämlich nach wie vor die anvertraute Summe. Den Verlust muss sie zu 100% aus dem eigenen Sack bezahlen. Macht eine Bank so hohe Verluste bei der Kreditvergabe, dass sie ihre Eigenmittel aufbraucht, kann sie die Passivgelder nicht mehr vollständig zurückzahlen. Sie macht Konkurs, und die Geldgebenden verlieren ihre Guthaben. Deswegen gibt es da strenge Vorschriften für Banken.

Innerhalb der Geldvermittlung gibt es wiederum 3 Transformationsfunktionen die die Bank wahrnimmt. D.h. die Bank wandelt die Gelder der Geldgebenden in eine Form um, die den Wünschen der Geldsuchenden im Aktivgeschäft entspricht. Wichtig sind:

Die Betragstransformation

Die Bank bündelt Anlagen und Kredite, so dass die Geldgebenden genau den Gewünschten Betrag anlegen können, und die Geldsuchenden genau den gewünschten Kreditbetrag erhalten.
Beispiel: Die Unternehmung "Romero AG" braucht 100'000 Franken. Ekkard hat ein Sparkonto mit 20'000 Franken.
Diesen Betrag von Ekkard trägt die Bank zusammen mit anderen Kundengeldern (z.B. Schmettermotte (10'000), Petronius (20'000), d.n. (50'000)...), so dass sie der Romero AG 100'000 Franken ausliehen kann.

Wenn die Bank nicht wäre, müsste die Romero AG sich selbst die 100'000 Franken zusammensuchen, oder jemanden finden, der genau diesen Betrag ausleihen möchte und Ekkard müsste jemanden suchen, der genau 20'000 Franken benötigt, und ihm den Zins dafür bezahlt den er so von der Bank erhält.

Die Fristentransformation

D.h. die Bank bündelt die Anlagen und Kredit, sodass die Geldgebenden ihr Geld genau so lange wie gewollt anlegen können und die Geldsuchenden ihren Kredit genau so lange wie benötigt erhalten.

Beispiel: Ekkard will die 20'000 Franken während eines Jahres anlegen. Die Romero AG möchte die 100'000 Franken schon in 5 Monaten zurückbezahlen.
Die Bank sucht nun auf der Passivseite Gelder mit verschiedenen Laufzeiten und bringt sie mit der gewünschten Laufzeit der Geldsuchenden in Übereinstimmung. Wenn die Romer AG das Geld zurückbezahlt, sucht sie eine neue Möglichkeit um Ekkards Geld für die restlichen 7 Monate jemand anderem auszuleihen.

Wäre die Bank nicht, müsste Ekkard eine Person finden, die sein Vermögen genau 12 Monate benötigt und die Romero AG müsste jemanden suchen, der ihr das Geld für genau 5 Monate zur Verfügung stellt. So sucht die bank für alle Geldgebenden und Geldsuchenden die passenden Fristen.

Risikotransformation
Die Bank verteilt die Gelder der Passivseite auf möglichst viele GEldsuchende. Dabei geht sie sehr sorgfältig vor. Können Geldsuchende den Kredit nicht zurückbezahlen, muss die Bank den Verlust nämlich selbst tragen.

Beispiel: Aus dem Passivgeschäft stehen der Bank 50 Mio. Franken zur Verfügung. Diesen Betrag teilt sie in viele Tranchen auf. Der Romero AG gibt sie 100'000 Franken, der Dhoruba GmbH 200'000 und Familie Indymaya 400'000 für den Hausbau. Kann einer dieser Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen, ist der Schaden für die Bank verkraftbar.

Wäre die Bank nicht, könnte Ekkard seine 20'000 Franken auf einmal verlieren, wenn er diese einem einzigen Geldsuchenden zur Verfügung stellt, und dieser Konkurs geht.

Soviel zur Kapitalvermittlung.

Wenn du willst, kann ich gern noch Ausführungen zu Zahlungsvermittlung und Wertschriftengeschäft/Vermögensverwaltung anfügen.
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Nachrichten in diesem Thema
Wozu dienen Banken? - von Dhoruba - 30-09-2011, 12:46
RE: Wozu dienen Banken? - von Romero - 30-09-2011, 21:27
RE: Wozu dienen Banken? - von petronius - 30-09-2011, 23:54
RE: Wozu dienen Banken? - von Dieter - 01-10-2011, 15:12

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