(29-11-2011, 18:06)Schmettermotte schrieb: Carey, vielleicht sollte man den Kuchen mal von der anderen Seite betrachten. Was sind denn diese tatsachen, die Fundis angeblich ignorieren? ..........
Vor einigen Jahren hieß es, wissenschaftlich sei festgestellt worden, dass Kaffee dem Körper Wasser entzöge. Einige Zeit später wurde dies zurückgenommen, das sei nicht so, Kaffee gelte aber trotzdem,w eils schädlich sei, nicht als Getränk welches man gegen Durst trinken solle. Wieder einige Jahre später stellte die Wissenschaft fest, dass KAffee in bestimmten Mengen sogar gut für den Körper sei und so weiter und sofort.
Und wir haben das alle brav geglaubt und mal mehr oder mal weniger Kaffee getrunken, weil wir dem, was wir Wissenschaft nennen, teilweise blind Vertrauen.
So ähnlich ist es bei den Fundis doch auch. .......
Klar kann man Kaffee nicht mit einem suizidalen Attentat vergleichen, aber der Grundstein ist derselbe. Man glaubt etwas von einer vertrauenserweckenden Institution und baut sein handeln darauf auf, nur in welchen Extremen ist natürlich unterschiedlich. Letzteres ist meines Erachtens nach aber nur der Fall, weil unere Wissenschaft die Menschen nicht beeinflussen will, das tun "nur" die Lobbyisten und der Markt, die Politik u.a. und denen steht der Europäer nicht mehr ganz so vertrauensvoll gegenüber. .......
So in Etwa ist es im Fundamentalismus doch auch, denn die Vorstellung in der Hölle zu enden ist für Menschen mit starker glaubensgeprägter Erziehung doch genauso real, wie für uns die angeblich tödlichen Keime.
Bei dem Vergleich von Kaffee und Fundamentalismus gibt es allerdings einen entscheidenden Unterschied. Als wir herausgefunden haben, dass der alte "Glauben" an die Wirkungsweise von Kaffee falsch war, haben wir ihn abgelegt und durch einen neuen, korrekteren ersetzt. Wir haben nicht mit Gewalt versucht, an der alten Sichtweise festzuhalten und diese mit Zähnen und Klauen gegen neue Belege verteidigt, wir haben der "Gegenseite" weder ihre Legitimation abgesprochen, noch sie zu Ketzern erklärt, noch versucht, ihnen Redeverbot zu erteilen. Und wir haben auch keine Anschläge auf sie verübt.
Wir haben einfach einen Fehler korrigiert. Weiter kann man von Fundamentalismus und dem Glauben, der dahinter steht, nicht entfernt sein. Nur weil wir im Deutschen für beide Vorgänge das Wort "Glaube" verwenden, ist es nicht gleichbedeutend.
Was das Thema angeht: Es ist psychologisch naheliegend, Muster zu finden, wo keine sind. Unser Gehirn ist darauf gedrillt. Genau so ist es darauf gedrillt, die eigene Meinung zu bestätigen und Belege höher zu werten als Widersprüche. Es ist sehr leicht, an ein einfaches, auf den ersten Blick schlüssiges Weltbild zu glauben und daran festzuhalten. Es ist aber sehr schwierig und anstrengend, sich immer wieder zu hinterfragen und sich den kognitiven und psychologischen Mängeln unseres Gehirns zu stellen.
Erst wenn es um unbedeutenden Kleinkram geht, werden Auseinandersetzungen wirklich bitter.