19-12-2011, 20:24
hier handelt es sich um eine frage der definition, die immer mal wieder auftaucht. aufschlußreich finde ich dazu die ausführungen auf
://www.religion-ethik.de/religion/definition-was-ist-religion.html
(auszugsweise zitiert und mit hervorhebungen meinerseits, anm. petronius)
"Unter dem Begriff Religion versteht man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die den Glauben an eine Welt der Gottheiten oder der Spiritualität beinhalten
Der substanzialistische, auch essentialistische Religionsbegriff genannt, geht auf inhaltliche Merkmale von Religion ein. Er leitet die Definition vom Wesen der Religion ab und charakterisiert gleichzeitig die wesentlichen Merkmale von Religion. Religion ist danach ein Phänomen, das das Heilige, das Transzendente, das Absolute, das Numinose oder das Allumfassende zum Wesen hat. Religion wird von dem substanzialistischen Ansatz her auf die Auseinandersetzung des Menschen mit einer numinosen Macht oder den Glauben an übernatürliche Wesen bezogen
Der funktionalistische Religionsbegriff geht den Definitionsweg über die Funktion der Religion. Er besagt, dass Religion für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet. Definiert wird Religion so über ihre soziale Funktion. Sie wird in Bezug auf gesellschaftliche und individuelle Zusammenhänge gesetzt. Vertreter dieser Richtung sind Emile Durkheim, Ninian Smart oder Thomas Luckmann. Durkheim definiert Religion etwa als "solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer moralischen Gemeinschaft, die Kirche genannt wird, alle Personen vereint, die ihr angehören".
Funktionalistische Religionsdefinitionen sind sehr weit. Sie beziehen oft auch Phänomene mit ein, welche im Normalfall nicht als religiös gesehen werden, so etwa die Kunst, der Sport oder auch die politische Überzeugung . Der funktionalistische Religionsbegriff wird hauptsächlich von der Religionssoziologie genutzt; sie bezieht diese quasireligiösen Phänomenen mit in ihre Forschungen ein.
Dem Funktionalitätsbegriff kritisch gegenüber stehen viele Religionskritiker der Aufklärung"
ohne mich jetzt als "Religionskritiker der Aufklärung" zu verstehen, stehe auch ich dem funktionalistischen definitions- und deutungsansatz kritisch gegenüber. zumindest insofern, daß religion nach allgemeinem verständnis (also nicht unbedingt aus der sicht des religionssoziologen) eben dem substanzialistischen religionsbegriff folgt, also der berufung auf das transzendente (als bestimmende wesenheit)
von der funktionalistischen sichtweise halte ich deshalb (außerhalb ihres spezialzusammenhangs der religionssoziologie) nichts, weil ein begriff, der auf alles (mögliche) bezogen wird, letztlich keine bedeutung mehr hat - und wenn er auf zu vieles bezogen wird, nur anlaß zum mißverständnis gibt
wie das oft in die diskussion eingebrachte mißverständnis, unter "religion" das verstehen zu wollen (ggf. das funktionale), was der andere offensichtlich nicht gemeint hat (z.b. das essentielle)
es hat daher auch wenig sinn, funktionalistisch einen kriterienkatalog festzulegen und dann die einzelnen punkte daraufhin abzuklopfen, ob nicht der eine oder andere auch verschiedenen säkularen systemen zugeschrieben werden kann
und sei das der kleintierzüchterverein, der schließlich auch - rein funktionalistisch betrachtet - "für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet", ergo "Religion" sein müßte; wie auch ein humanistisches verständnis, welches zum postulat der universalen menschenrechte führt, ohne dazu heiliger Überzeugungen und Praktiken zu bedürfen (Durkheim, der damit die funktionalität doch enger faßt als so mancher hier im forum)
://www.religion-ethik.de/religion/definition-was-ist-religion.html
(auszugsweise zitiert und mit hervorhebungen meinerseits, anm. petronius)
"Unter dem Begriff Religion versteht man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die den Glauben an eine Welt der Gottheiten oder der Spiritualität beinhalten
Der substanzialistische, auch essentialistische Religionsbegriff genannt, geht auf inhaltliche Merkmale von Religion ein. Er leitet die Definition vom Wesen der Religion ab und charakterisiert gleichzeitig die wesentlichen Merkmale von Religion. Religion ist danach ein Phänomen, das das Heilige, das Transzendente, das Absolute, das Numinose oder das Allumfassende zum Wesen hat. Religion wird von dem substanzialistischen Ansatz her auf die Auseinandersetzung des Menschen mit einer numinosen Macht oder den Glauben an übernatürliche Wesen bezogen
Der funktionalistische Religionsbegriff geht den Definitionsweg über die Funktion der Religion. Er besagt, dass Religion für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet. Definiert wird Religion so über ihre soziale Funktion. Sie wird in Bezug auf gesellschaftliche und individuelle Zusammenhänge gesetzt. Vertreter dieser Richtung sind Emile Durkheim, Ninian Smart oder Thomas Luckmann. Durkheim definiert Religion etwa als "solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer moralischen Gemeinschaft, die Kirche genannt wird, alle Personen vereint, die ihr angehören".
Funktionalistische Religionsdefinitionen sind sehr weit. Sie beziehen oft auch Phänomene mit ein, welche im Normalfall nicht als religiös gesehen werden, so etwa die Kunst, der Sport oder auch die politische Überzeugung . Der funktionalistische Religionsbegriff wird hauptsächlich von der Religionssoziologie genutzt; sie bezieht diese quasireligiösen Phänomenen mit in ihre Forschungen ein.
Dem Funktionalitätsbegriff kritisch gegenüber stehen viele Religionskritiker der Aufklärung"
ohne mich jetzt als "Religionskritiker der Aufklärung" zu verstehen, stehe auch ich dem funktionalistischen definitions- und deutungsansatz kritisch gegenüber. zumindest insofern, daß religion nach allgemeinem verständnis (also nicht unbedingt aus der sicht des religionssoziologen) eben dem substanzialistischen religionsbegriff folgt, also der berufung auf das transzendente (als bestimmende wesenheit)
von der funktionalistischen sichtweise halte ich deshalb (außerhalb ihres spezialzusammenhangs der religionssoziologie) nichts, weil ein begriff, der auf alles (mögliche) bezogen wird, letztlich keine bedeutung mehr hat - und wenn er auf zu vieles bezogen wird, nur anlaß zum mißverständnis gibt
wie das oft in die diskussion eingebrachte mißverständnis, unter "religion" das verstehen zu wollen (ggf. das funktionale), was der andere offensichtlich nicht gemeint hat (z.b. das essentielle)
es hat daher auch wenig sinn, funktionalistisch einen kriterienkatalog festzulegen und dann die einzelnen punkte daraufhin abzuklopfen, ob nicht der eine oder andere auch verschiedenen säkularen systemen zugeschrieben werden kann
und sei das der kleintierzüchterverein, der schließlich auch - rein funktionalistisch betrachtet - "für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet", ergo "Religion" sein müßte; wie auch ein humanistisches verständnis, welches zum postulat der universalen menschenrechte führt, ohne dazu heiliger Überzeugungen und Praktiken zu bedürfen (Durkheim, der damit die funktionalität doch enger faßt als so mancher hier im forum)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

