23-01-2012, 01:04
(22-01-2012, 17:53)Theodora schrieb: Wie die Gesetzgebung in anderen Ländern dabei verfährt, weiß ich nicht. Die Kirche ist jedoch nicht der Gesetzgeber oder Regierung eines Landes, auch wenn die christliche Ethik eine wichtige Rolle dabei spielen sollte.
Der Papst hat nicht die Macht, die ihm ständig vorgehalten wird. Er vertritt lediglich eine Ethik, ein Menschenbild, welches den Menschen von Anfang an als Gott gewollt achtet. Vom Mutterleib bis zum Tode.
Sehr richtig. Dennoch muss man bedenken, dass die kath. Kirche einen ziemlich großen Einfluss hat, gerade in Entwicklungsländern. Zudem tritt sie hier auch als Hilfswerk auf, was ihr natürlich zusätzlichen Einfluss bringt. Die Kirche ist überall und nimmt sich auch den Armen an. Und damit kommt auch ihr Weltbild in das Land.
Mich wundert ja vor allem eines bei dieser Studie: Man hat erkannt dass es Länder gibt, in welchen die Abtreibungsrate sinkt und welche in denen die Abtreibungsrate nur geringfügig sinkt:
"Im Gegenteil: In den sogenannten entwickelten Ländern sank der Anteil der Abbrüche von 36 Prozent auf 26 Prozent. In Ländern mit strengen Gesetzen gegen Abtreibung gab es hingegen eine geringe Rückgangsrate."
Hier wird also der Rückgang der Abtreibungsrate ausschließlich in Zusammenhang mit der Gesetzgebung gebracht. Und hier ist das eigentliche Problem, da andere, in meinen Augen weit größere Faktoren, überhaupt gar nicht berücksichtigt werden.
So könnte man genauso eine Korrelation aufstellen zwischen Armut und Abtreibungsrate. Oder zwischen Bildung und Abtreibungsrate. Wird aber nicht gemacht. Man (bzw. einige User) schaut lediglich auf die Gesetzgebung und die Abbruchrate und meint damit ein Urteil fällen zu können wie: "Abtreibungsverbote verhindern Abtreibungen nicht". Denn um dies mit Bestimmtheit sagen zu können, müsste man ausschließlich Vergleiche von Ländern heranziehen, welche ähnliche soziale, kulturhistorische und politische Verhältnisse haben, sich jedoch in punkto Abtreibungsverbot unterscheiden.
So aber werden dritte-Weltstaaten (die Studie sagt selbst dass der Anteil hier besonders hoch ist) mit entwickelten Ländern verglichen und der Unterschied in der Abbruchrate ausschließlich der Gesetzgebung zugerechnet, obwohl eine Unmenge anderer Faktoren ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, da schon die Grundverhältnisse enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern aufweisen. So werden die Frauen in Südstaaten wesentlich häufiger schwanger als bei uns. Ihr Einkommen ist wesentlich geringer, die soziale Sicherheit nicht gegeben. Es ist nur logisch dass die Abtreibungsrate eine potentiell höhere und ein direkter Vergleich damit unsinnig ist.
Es ist ebenso falsch zu behaupten, durch das Verbot würden keine Föten gerettet, da die Zahl der Abtreibungen ja über der in anderen Ländern liegt. Auch hier ist wieder der Vergleich zwischen den Ländern unsinnig und man muss zugeben, dass man nicht weiß ob Frauen zb. in Nigeria legal mehr Geburten abbrechen würden als sie es illeagl tun. Vieleicht ja, vieleicht nein.
Die Studie (so wie sie auf der Website präsentiert wird)sagt dazu jedenfalls nichts aus und die vorgebrachten Fakten rechtfertigen ein Statement ala "Abtreibungsverbote verhindern Abtreibungen nicht" so simpel mit Sicherheit nicht.