(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Ich hoffe, dass es in Ordnung ist, wenn ich das Thema noch einmal aufgreife und mir zu eigen mache.Besten Dank sogar dafür...
(22-11-2011, 08:12)petronius schrieb: allerdings auch nicht in rein symbolischem sinn. was, bitte, sollte man denn auch z.b. unter "seele" "im physikalischen Sinne" verstehen wollen?Da sehe ich es ähnlich wie petronius. Wir machen hier eine konkrete Aussage, was mit "uns" nach dem Versagen funktionell wichtiger Organe, also nach dem Tod passiert. Einen naturphysikalischen Mechanismus halte ich daher für fast schon notwendig, vergleichbar dem Abschalten eines Computers oder dem Lösen einer Onlineverbindung.
trotzdem ist der glaube an eine unsterbliche seele ganz konkret und nicht etwa nur eine bildhafte aussage
Hier alles auf eine ominöse und transzendente Seinsebene zu verschieben, halte ich nicht für sehr zielführend. Da bewegt man sich wieder in den gleichen Sphären wie der Solipsist oder Anhänger der Simluationshypothese ("Matrix"). Transzendenz, als "prinzipielle Nicht-Erfahrbarkeit" lässt sich meines Erachtens auf zweierlei Gründe zurückführen. Zum einen darauf, dass sich das entsprechende Objekt (z.B. "Gott") auf einer anderen ontologischen Ebene befindet, wobei man hier aber sofort in die Erklärungsnot gerät, was denn eine andere Seinsebene überhaupt sein soll. Zum anderen beruht meines Erachtens der Begriff Transzendenz aber auch auf einer mangelnden Erkenntnisfähigkeit und Vorstellungskraft (dass etwas nämlich gar nicht prinzipiell nicht-erfahrbar ist). In diesem Sinne waren die "Atome" Demokrits ebenfalls transzendent, da er sich schlicht nicht hätte vorstellen können, ob und wie man diese Frage jemals hätte klären können. Wahrscheinlich hätte er hier bestenfalls wie Archimedes argumentiert: "Gebe mir einen hinreichend großen 'Vergrößerungsstein' (Lupe), und ich zeige euch die Haken und Ösen der Atome!"
Außerdem käme er wohl nicht auf die aberwitzige Idee, die "Atome" auf eine andere Seinsebene zu verlagern nur weil er sie nicht direkt zeigen bzw. untersuchen konnte.
Bezüglich der Seele vertrete ich die zweite Auffassung von Transzendenz (und hoffe, ich tue da jetzt dem Begriff kein Unrecht). Wir haben schlicht nicht wirklich eine Ahnung, wie diese Frage geklärt werden könnte. Hier können wir (als Zivilisation insgesamt) nur auf den Erkenntnisfortschritt der Naturwissenschaften hoffen, und darauf, dass sie eines Tages auf etwas stoßen wird, wo wir sagen würden, dass der Begriff der "Seele" mehr oder weniger genau dazu passen würde. Denn in ähnlicher Weise erging es uns auch bezüglich der Frage nach dem "Urstoff" oder den "Atomen", auch wenn wir die "Haken und Ösen" nicht gefunden haben, und nun sogar vor der Frage stehen, welcher Art denn der "Urstoff" selbst ist... (-> Strukturebene unterhalb der Atome, Quarks usw.) Gleiches übrigens auch in Bezug auf die "Urform", also die Kräfte die man damals in der Welt vermutete (von Gravitation und Elektromagnetismus hatte man nur vage eine Ahnung, heute dafür umso mehr).
Hier sähe ich bspw. Chancen bei der Neurophysiologie, Bewusstseinsforschung, Transzendentalphilosophie usw. Die aktuellen Erkenntnisse sind meines Wissens eher ernüchternd, allerdings düfte die Wissenschaft viele Probleme, wie bspw. der Qualia (Wiki) noch einige Zeit beschäftigen (man kann sich bzgl. der Qualia natürlich auch Dennett anschließen, siehe Link).
Was den eher spekulativen Teil betrifft, so könnte man die Seele als eine Art Gefäß auffassen, wie es bereits Platon seinerzeit tat. Einige Menschen reizt die Vorstellung, dass der Geist wie bei einer Art gigantischem Rollenspiel in verschiedenste Rollen schlüpft um die Welt aus ihr heraus zu erleben.
Außerdem sympathisiere ich persönlich mit panpsychistischen Sichtweisen (Wiki), also der Auffassung, dass der Materie generell geistige Eigenschaften zu kommen, bzw. bereits Eigenschaften anhaften, die nur noch als solche identifiziert werden müssten. Panpsychisten verneinen genauer die dualistische Trennung von Geist und Materie (Monismus) und entziehen sich hierdurch bspw. dem Leib-Seele-Problem. Und an und für sich entstehen Empfindungen und Bewusstseinsstufen erst bei größeren Strukturen hinreichender Komplexität, Stichwort Emergenz.
(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Trotzdem fällt es mir sehr schwer, zu verstehen, was damit gemeint ist.Man muss sich wohl fragen, was man selbst darunter verstehen will. Wieviel von seinen "Ich(s)" ist man bereit aufzugeben, um den Rest "Seele" zu nennen?
Der Atheist ist bereit alles aufzugeben und manche Menschen würden am liebsten noch ihre irdischen Schätze mitnehmen...
(der Atheist ist ein getarnter Buddhist, welcher hofft, bereits nach diesem Leben im "Nichts" zu landen

(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Hier schon mal das Ergebnis meiner bisherigen Sammlung...Du hast ja Quellen...
Wenn du dich für den "Urstoff" interessierst, liest du dann auch bei Thales nach, oder studierst du da nicht vielleicht eher (Atom-)Physik...?

(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Wenn ich mir das Alte Testament ansehe, kommt Seele so gut wie nicht vor.Danke für den Tipp...
Noch ein Grund mehr nicht darin zu stöbern... (sorry, Bibelfans).
(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: beseelt (=Leben) oder unbeseelt (=Tod)Die Konsequenzen aus dieser Denkweise sind ja bekannt... Da habe ich noch die ewigen Streitereien, wann man denn vom "lebenden" Fötus spricht, im Kopf...

(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Irgendwo hab ich mal gelesen, dass bei den "alten Indern" das Wort für Seele vom Wort für Atem herstammt. Meiner Meinung nach hatte es dort eine ähnliche Bedeutung - d.h. der Atem zeigt an, ob ein Körper lebt oder nicht.-> Hunde sind beseelt, Wale nicht...
(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: ...wohl auch beeinflußt von Plato......der meines Erachtens da allerdings wesentlich weiter war...
(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Im Christentum erscheint jetzt die Zweiteilung Körper/Seele, wobei irgendwie die Seele mit Schuld beladen und erlöst werden muss. Somit existiert die Seele nach dem Tod weiter, während der Körper verfällt. Auch eine Existenz der Seele vor dem Leben wurde diskutiert, aber verworfen.Nun... und wer entscheidet (teilweise bereits hier) über Schuld...?

Was ist mit 3-jährigen Kindern, welche an Leukämie sterben? Sicherlich unschuldig, aber vielleicht wären sie ja später doch noch kriminell geworden..., wer weiß...
Wie alt sind sie denn dann eigentlich im Himmel? Immer noch 3?

(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Heute scheint der Trend mehr in Richtung körperlose Auferstehung zu gehen.Also nur eine 3-jähriges Bewusstsein...
Ohne Körper lässt sich nebenbei auch schwer empfinden (und ohne Gehirn sicherlich schwer denken). Wie läuft es dann also konkret ab? Was mache ich dort im Himmel oder Jenseits? Wie funktioniert die Kommunikation ohne Mund und Ohr...?
Mindestens einige kognitive Fähigkeiten wie Erinnern, Wahrnehmen, Entscheiden müssten wohl gegeben sein... Sonst wäre ein "Aha! So und so und so läuft das also!" nicht möglich.
Solche Fragen sprengen leider meinen Verstand...
(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Neben Körper und Seele wurde aber auch noch von dem Geist als drittem Bestandteil ausgegangen.Der Unterschied zwischen Seele/Geist ist ebenso eine Frage...

(30-01-2012, 10:04)soulman schrieb: Sehr verwirrend.Mindestens.