03-03-2012, 22:49
@Paradox: Meine Idee ist, dass nicht Gott, sondern die damaligen Kriegsherren ihre Anordnungen und Berichte theologisch unterfüttert haben. Und so sind sie von "ihren" Priestern aufgeschrieben und überliefert worden.
Du fragst, wie ich auf so einen Gedanken komme. Meine Antwort lautet: "Weil dies eine in sich schlüssige, naheliegende Erklärung ist". Auch in der Antike kannte niemand die Anordnungen Gottes, so wenig wie heute. Die ganze Offenbarung besteht nur darin, dass sich bestimmte Glaubensaussagen der Tradition (überwiegend der jüdischen) mit der goldenen Regel decken und dadurch als "ewig" oder "absolut" zugleich "mich persönlich betreffend" empfunden werden. Der Rest ist zeitbedingt.
So kann man die Argumentation "von heute und von unten her" aufrollen; sich also fragen, wie gut oder wie ihr widersprechend die Erzählung zur goldenen Regel (oder der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, der Solidarität) sich verhalten und zwar ohne Ansehen der Person, und sei es der Feind.
Hinzu tritt noch eine anti-solipsistische (philosophische) Welterklärung, die den Menschen aus dem Paradies (dem Solipsismus) heraus nimmt und ihn in eine objektive Welt (mit Dornen und Disteln, Arbeit und Schweiß) versetzt. Dort ist sein Betätigungsfeld! Die Schöpfungsgeschichte ist ein außerordentlich sinnreiches, philosophisches Elaborat, das im Grunde erst eine objektive, analytische Beschäftigung mit der Welt erlaubt – sehr zum Leidwesen des Animismus oder der Verehrer der Mutter-Erde-Göttin. Ich persönlich habe kein Problem damit, dass diese ontologische Betrachtungsweise von Gott ausgeht.
Aber grundsätzlich kann man dieselbe Philosophie auch ohne einen Gott formulieren, würde aber weniger eindrucksvoll erscheinen.
Zweifel an der Bibel:
Gegenfrage: in welcher Hinsicht? Die Bibel ist keine Gebrauchsanleitung für "gesellschaftliches Zusammenleben" und nie gewesen. Sie ist ein Mythenbuch, das uns die (antike) Tradition vermittelt. Ein solches Mythenbuch will uns mitteilen, dass es über die objektive Welt hinaus eine "Seinsebene" gibt, die sich mit der Weltordnung, insbesondere der menschlichen Beziehungsebene beschäftigt.
Eine solches Buch trägt natürlich Fragen im Blick auf unser Tun und Ergehen an uns heran. Eine fest gefügte, gar ewige Moral ist nicht ihr eigentlicher Gegenstand.
Tötung auf Anordnung Gottes als Strafe:
Tötung ist keine Strafe, denn "danach" gibt es keine Verhaltensänderung mehr. Ihr einziger Sinn ist Rache der Gesellschaft und zwar projektiv als Drohung die Todesangst ausnutzend. Auf so etwas kommt nur der Machtmensch, der zu herrschen und zu reglementieren wünscht. Schau dir die Welt an, es ist so. Dies Gott zuzuordnen, verdunkelt einmal mehr den Sinn der religiösen Botschaft vor allem des Neuen Testaments. Ich kann religiös maßgebliche Kreise nur dringend davon warnen, solche typisch menschlichen Machtanstrengungen theologisch vereinnahmen zu wollen. Ein wirklich nachdenkendes "Schäfchen" wird schreiend davon laufen – zumindest irgendwann.
Nur Fragen?
Oh ja, nur Fragen! Und was du in deinem letzten Absatz schreibst, dass auch Weisungen enthalten seien, formuliert letztlich auch nur Fragen. Natürlich waren die jüdischen Priester auch daran interessiert, Weisungen an ihr Volk auszugeben. Das heißt aber nicht, dass diese auch für uns heute unter total anderen Daseinsbedingungen gültig sind. Im Gegenteil!
Allerdings stellen sie unsere moralischen Wertvorstellungen immer wieder in Frage – aber eben sich selbst auch! Ich glaube, es war Schorlemmer, der die Bibel als Projektionsleinwand für unsere Fragen nach der Moral und anderen theologischen Fragen definiert hat. Ich glaube, dass dies ein ganz guter Ansatz ist.
Du fragst, wie ich auf so einen Gedanken komme. Meine Antwort lautet: "Weil dies eine in sich schlüssige, naheliegende Erklärung ist". Auch in der Antike kannte niemand die Anordnungen Gottes, so wenig wie heute. Die ganze Offenbarung besteht nur darin, dass sich bestimmte Glaubensaussagen der Tradition (überwiegend der jüdischen) mit der goldenen Regel decken und dadurch als "ewig" oder "absolut" zugleich "mich persönlich betreffend" empfunden werden. Der Rest ist zeitbedingt.
So kann man die Argumentation "von heute und von unten her" aufrollen; sich also fragen, wie gut oder wie ihr widersprechend die Erzählung zur goldenen Regel (oder der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, der Solidarität) sich verhalten und zwar ohne Ansehen der Person, und sei es der Feind.
Hinzu tritt noch eine anti-solipsistische (philosophische) Welterklärung, die den Menschen aus dem Paradies (dem Solipsismus) heraus nimmt und ihn in eine objektive Welt (mit Dornen und Disteln, Arbeit und Schweiß) versetzt. Dort ist sein Betätigungsfeld! Die Schöpfungsgeschichte ist ein außerordentlich sinnreiches, philosophisches Elaborat, das im Grunde erst eine objektive, analytische Beschäftigung mit der Welt erlaubt – sehr zum Leidwesen des Animismus oder der Verehrer der Mutter-Erde-Göttin. Ich persönlich habe kein Problem damit, dass diese ontologische Betrachtungsweise von Gott ausgeht.
Aber grundsätzlich kann man dieselbe Philosophie auch ohne einen Gott formulieren, würde aber weniger eindrucksvoll erscheinen.
Zweifel an der Bibel:
Gegenfrage: in welcher Hinsicht? Die Bibel ist keine Gebrauchsanleitung für "gesellschaftliches Zusammenleben" und nie gewesen. Sie ist ein Mythenbuch, das uns die (antike) Tradition vermittelt. Ein solches Mythenbuch will uns mitteilen, dass es über die objektive Welt hinaus eine "Seinsebene" gibt, die sich mit der Weltordnung, insbesondere der menschlichen Beziehungsebene beschäftigt.
Eine solches Buch trägt natürlich Fragen im Blick auf unser Tun und Ergehen an uns heran. Eine fest gefügte, gar ewige Moral ist nicht ihr eigentlicher Gegenstand.
Tötung auf Anordnung Gottes als Strafe:
Tötung ist keine Strafe, denn "danach" gibt es keine Verhaltensänderung mehr. Ihr einziger Sinn ist Rache der Gesellschaft und zwar projektiv als Drohung die Todesangst ausnutzend. Auf so etwas kommt nur der Machtmensch, der zu herrschen und zu reglementieren wünscht. Schau dir die Welt an, es ist so. Dies Gott zuzuordnen, verdunkelt einmal mehr den Sinn der religiösen Botschaft vor allem des Neuen Testaments. Ich kann religiös maßgebliche Kreise nur dringend davon warnen, solche typisch menschlichen Machtanstrengungen theologisch vereinnahmen zu wollen. Ein wirklich nachdenkendes "Schäfchen" wird schreiend davon laufen – zumindest irgendwann.
Nur Fragen?
Oh ja, nur Fragen! Und was du in deinem letzten Absatz schreibst, dass auch Weisungen enthalten seien, formuliert letztlich auch nur Fragen. Natürlich waren die jüdischen Priester auch daran interessiert, Weisungen an ihr Volk auszugeben. Das heißt aber nicht, dass diese auch für uns heute unter total anderen Daseinsbedingungen gültig sind. Im Gegenteil!
Allerdings stellen sie unsere moralischen Wertvorstellungen immer wieder in Frage – aber eben sich selbst auch! Ich glaube, es war Schorlemmer, der die Bibel als Projektionsleinwand für unsere Fragen nach der Moral und anderen theologischen Fragen definiert hat. Ich glaube, dass dies ein ganz guter Ansatz ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

