29-03-2012, 10:46
(29-03-2012, 08:58)petronius schrieb:(29-03-2012, 00:23)deja-vu schrieb: Diese "Religion an sich" kann also nur eine rein subjektive Betrachtungsweise bzw. rein subjektive Weltanschauung sein
oft scheint es sich dabei um einen ausdruck subjektiver gefühligkeit zu handeln, schwärmerische sehnsucht nach dem irgendwie guten, wahren und schönen, nicht befleckt durch die zwänge und nickeligkeiten des realen alltags,...
Ich denke auch, dass (Denk-)Ergebnisse "rein subjektiver Betrachtungsweise" nicht Ding an sich sein können.
deja-vu schrieb:dabei sollten wir vom Allgemeinen zum Besonderen gelangen, denn eigentlich sollten es ja um das ..."an sich" gehen...^^
Und ja, imo ist dieser Kern, diese "Substanz" ein rein subjektiver Gegenstand der auch durchaus Fragen nach Existenz, Stellung zu Irgendwas, und auch egal als wie "engstirnig" man diesen Selbstbezug bewerten mag, eben diese Dinge des subjektiven Erfahren des Seins und eben auch deren durchaus subjektiven Rechtfertigung, respektive Weltbild, beinhaltet.
Diese "Religion an sich" kann also nur eine rein subjektive Betrachtungsweise bzw. rein subjektive Weltanschauung sein.
Für mich ergibt die Frage nach "Religion an sich" (nach der Kant'schen Definition zum Ding an sich, die ich zu der meinen mache) keinen Sinn.
Wenn sich "Religion" nicht einmal verbindlich definieren lässt, wie soll denn dieser Begriff "durch den reinen Verstand" (als Ding an sich) gedacht werden können. Denn, wenn sich Religion als Ding an sich denken ließe, müssten wir nicht zwangsläufig zu deckungsgleichen Ergebnissen gelangen?
Leibniz hat Gott in seiner Theodizee als "Ding an sich" bezeichnet und diese Annahme damit begründet, dass das "gemeiniglich gesagt" werde. Diese Begründung ist, sagen wir einmal, "dürftig"!
Nach Kant ist das "Ding an sich" etwas, das nicht Gegenstand der Sinne sei, sondern lediglich durch einen reinen Verstand gedacht werden soll. Liegen Dinge außerhalb der menschlichen Erkenntnisfähigkeit, können sie nicht Ding an sich sein (KdV). Darüber hinaus muss nach Kant ein Ding an sich als "als Substrat" (im Sinne von Substanz) gedacht werden können (KdU).
Die Frage, die sich Kant (in: Prolegomena zu einer künftigen Metaphysik) dazu stellt, ist, ob etwas, wie beispielsweise "seine Seele", "außerhalb seiner Gedanken im Raume als Körper existieren könne" (also Ding an sich sei). Das muss, meinte er, ohne alles Bedenken in der Natur verneint werden.
Husserl versuchte, zwischen dem naturalistischen Ding-an-sich-Begriff und dem "Bewusstsein" eine Brücke zu schlagen. Adorno meinte, dieser Versuch Husserls sei "misslungen".
Soll heißen:
Wenn wir einander, was unsere Vorstellungen von Religion, Seele, Gott, etc. im Allgemeinen und als "Ding an sich" im Besonderen betrifft, nicht folgen können, mag ein Trost sein, dass es den großen Denkern ebenso ergangen ist bzw. ergeht.
MfG B.

