12-04-2012, 21:43
@Petronius: Ich halte es für unfair, die Beiträge eines anderen Users als "inhaltsleeren Schwurbel" und "haarsträubenden unfug" abzutun, weil das dem meist nicht so klaren Anliegen nicht gerecht wird. Klar ist, dass viele Menschen, Gläubige einschließlich, sich in der religiös gefärbten Sprechweise nicht mehr wiederfinden. Gleichwohl transportiert ein Beitrag in dieser Diktion durchaus Anliegen, die den Einzelnen wichtig sind.
In der Tat macht zumindest die christliche Lehre hierzu eine Fülle von Aussagen, die dem Schema "Sünde - Schuld - Vergebung" angehören. Du kannst hierzu im Grunde keinerlei Analogie zum Tierreich anführen, weil die Lehraussagen von vorneherein auf die menschliche Gesellschaft und ihr Beziehungsgeflecht zugeschnitten sind.
Natürlich ist damit (Natur-) Wissenschaft nicht überfordert. Es gibt ja eine Reihe von Untersuchungen auf dem Gebiet der Beziehungspsychologie mit und ohne Glauben. Wer's genauer wissen will, lese Ulrich Schnabel: "Die Vermessung des Glaubens", ISBN 978-3-89667-364-0 (Blessing Verlag 2008).
Es gibt nur ein ungutes Gefühl bei denjenigen, die, einem holistischen Ansatz verpflichtet, die sachlich sezierenden Fragestellungen und Methoden der Wissenschaften im Grunde ablehnen. Zum Trost sei gesagt, dass der holistische Ansatz der Religion(en) das Ziel der Gemeinschaftsbildung hat, während die Wissenschaften die Sachverhalte im Einzelnen prüfen und belegen wollen und sollen. Das sind nicht nur verschiedene Paar Stiefel, sondern ein gemütlicher Ofen für drinnen und ein paar Stiefel für draußen.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Die Religion gibt Antworten auf die Frage nach dem Grund des Menschen.Hierin dürften wir alle übereinstimmen. Was man bedenken muss: Der "Grund" des Menschen ist kein Begriff aus dem Bereich (Natur-)Wissenschaft, sondern aus der Seinslehre, der Ontologie. D. h. Religion gibt Antworten auf allgemeine Fragen menschlichen Seins und seiner Grundlagen, zu denen auch ein funktionierendes Bewusstsein gehört. Ich möchte auch hinzu fügen, dass Religion weniger antwortet als erörtert und verlangt. Dass im Mäntelchen der Mythologie auch Antworten transportiert werden, ist nur vordergründig richtig. In Wahrheit werden der Glaubensgemeinschaft gemeinsame Vorstellungen (Gemeinschaftsgeist) transportiert - und keine wirklichen Antworten.
Der Mensch verfügt über Geist.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Der Mensch verfügt über Geist.Gemeint sind neben dem erwähnten, zur Reflexion tauglichen Bewusstsein auch der Pool gemeinsamer Vorstellungen, die ich hier mal als 'Gemeinschaftsgeist' bezeichne. und so, wie ich Dich, Hans, verstehe, meinst du diesen "Gemeinschaftsgeist", wenn du schreibst:
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Dass der Mensch über Geist verfügt, das erklärt der Schöpfungsbericht, oder der Schöpfungsbericht befasst sich mit diesem Merkmal.Ich mag das auch nicht gerne so stehen lassen. Individuenübergreifende, gemeinsame Vorstellungen transzendieren zwar das Individuum, nicht aber die Natur. Letztere vor allem deshalb nicht, weil "Natur" quasi alles und jedes einschließlich aller Systemeigenschaften und Dimensionen sein kann. Man kann dies analog zu einem See sehen, der eben nicht nur Wasser und Schlamm, Ufer, Boden unten und Luft oben mit ein paar Fischen ist, sondern ein sich selbst regulierendes und auf Umweltbedingungen gezielt reagierendes System. Der See transzendiert seine Teile.
Der Geist ist nicht natürlich, sondern übernatürlich und das überragt die Schöpfung oder die sinnliche Welt.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Von der ET her,wäre der Mensch an und für sich die größte Fehlkonstruktion, weil er übernatürlich ist. Weil er aufgrund seiner geistigen Fähigkeiten der Natur gegenüber steht und nicht eins mit ihr ist.Dem möchte ich widersprechen, weil es mir zu schnell daher gesagt vorkommt. "an und für sich" besagt je schon, dass du selbst Vorbehalte gegen eine solche Aussage hast. Der Mensch - und da gebe ich Petronius Recht - ist überhaupt keine "Konstruktion", weil die Evolution nicht konstruiert. Es ist umgekehrt: Die Lebensbedingungen lesen jene Varianten aus und verstärken sie, welche am besten an sie angepasst sind. Die anderen werden weniger bis sie nach einigen Tausend Generationen verschwunden sind. Eine Konstruktion ist bestenfalls im Wachsen der Nachkommen zu sehen. Das war's aber.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Nur der Mensch kann aufgrund seiner geistigen Fähigkeiten einen falschen Weg einschlagen, darüber reflektieren um daraus zu lernen, und in der Folge richtig zu handeln.Das können viele "höhere" Lebewesen auch. Ich vermute, dass du das Verhältnis des Gläubigen zu Gott meinst, gegen dessen Weisungen man handeln kann.
In der Tat macht zumindest die christliche Lehre hierzu eine Fülle von Aussagen, die dem Schema "Sünde - Schuld - Vergebung" angehören. Du kannst hierzu im Grunde keinerlei Analogie zum Tierreich anführen, weil die Lehraussagen von vorneherein auf die menschliche Gesellschaft und ihr Beziehungsgeflecht zugeschnitten sind.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Religion hat ihre Berechtigung und die Naturwissenschaft hat ihre Berechtigung.Korrekt. Dann tu es doch auch nicht. Die Lehre vom Dasein des Menschen in Relation zu Gott (Religion) beeinflusst Haltung und Handeln des Menschen und speist sich aus unserer Beziehungserfahrung und Wirkungsgeschichte über historische Zeiträume hinweg. Dabei spielt ein ganzheitlicher Denkansatz eine große Rolle, der in der Tat das Individuum transzendiert.
Man darf Religion und Naturwissenschaft nicht miteinander vermischen.
(12-04-2012, 13:35)hans schrieb: Der Geist ist die Wirklichkeit des Denkens und zu denken ist eine intersubjektive Angelegenheit.Dies ist nur zu verstehen, wenn es um das Beziehungsgeflecht geht. Nicht jedes (Nach-)Denken ist intersubjektiv. Hier muss man genau hinsehen, um was es bei Religion bzw. ihrer Ausübung geht: nämlich um eine enge Einbindung der Individuen in eine Gemeinde. Das Dach dazu bilden gemeinschaftliche Vorstellungen, weitererzählt und damit transportiert durch Bekenntnisse, Mythen, Legenden und Erzählungen.
Natürlich ist damit (Natur-) Wissenschaft nicht überfordert. Es gibt ja eine Reihe von Untersuchungen auf dem Gebiet der Beziehungspsychologie mit und ohne Glauben. Wer's genauer wissen will, lese Ulrich Schnabel: "Die Vermessung des Glaubens", ISBN 978-3-89667-364-0 (Blessing Verlag 2008).
Es gibt nur ein ungutes Gefühl bei denjenigen, die, einem holistischen Ansatz verpflichtet, die sachlich sezierenden Fragestellungen und Methoden der Wissenschaften im Grunde ablehnen. Zum Trost sei gesagt, dass der holistische Ansatz der Religion(en) das Ziel der Gemeinschaftsbildung hat, während die Wissenschaften die Sachverhalte im Einzelnen prüfen und belegen wollen und sollen. Das sind nicht nur verschiedene Paar Stiefel, sondern ein gemütlicher Ofen für drinnen und ein paar Stiefel für draußen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard