(15-04-2012, 14:48)Regenbogen schrieb: Eine Frage jahrelang gibt mir keine Ruhe: Warum sollten Jünger Jesu etwa 30 Jahre warten, bis ein erstes Evangelium geschrieben wurde?
Hier nehme ich Bezug auf diese Aussage von Epicharm:Bion schrieb: Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein...Noch spätere Datierung der Evangelien, halten überhaupt keine Kritik mehr.
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Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde.
So ist es eben.
Die erste Generation der "Verkünder der Lehre Christi" ist, dem Vorbild des Herrn nacheifernd, predigend herumgezogen.
Als die Überlieferung durch die zweite und dritte Generation schriftlich festgehalten wurde, waren bereits verschiedene Versionen der Geschichten im Umlauf.
Mittlerweile neige ich zur Ansicht, dass das MkEv erst nach 70 nC niedergeschrieben wurde.
Die Zerstörung des Tempels hat so stattgefunden, wie sie sie prophezeit wurde (Mk 13, 1ff.). Der Verfasser schilderte also ein Ereignis, das ihm bekannt gewesen war.
Mt u. Lk sind zwischen 80 und 90 nC, , wie ich heute meine, Joh zw. 90 und 100 nC entstanden, vielleicht auch noch etwas später.
Die großen Autoritäten im Urchristentum waren die umherwandernden Propheten gewesen. Diese wirkten, ihrem Vorbild Jesu nacheifernd, als Wanderprediger und tradierten Jesu Worte, Gleichnisse und Lehrerzählungen. Das, was von ihnen an Herrenworten weitergetragen wurde, hat man in einem "Prophetenbuch", der "Logienquelle", gesammelt.
Gleichzeitig traten im kleinasiatisch-ägäischen Raum Missionare auf, die von Stadt zu Stadt zogen, predigten und Gemeinden gründeten. Diese Missionare standen nicht selten in Konkurrenz zueinander, der erfolgreichste von ihnen war Paulus gewesen.
MfG B.