(03-05-2012, 20:48)Keksdose schrieb: Wenn ich, wie von dir beschrieben, die Schöpfungsgeschichte als unerhörte Erfolgsgeschichte metaphorischer Natur ansehe und dennoch an den Gott mit seinen biblischen Attributen Güte und Allmacht glaube, stellt sich mir die Frage, wie aus einer Erfolgsgeschichte dennoch eine Leidensgeschichte wird. Sprich, die Theodizeefrage ist in diesem Fall immer noch weit von einer Lösung entfernt.Wenn eine Frage keine Antwortmenge besitzt, so ist sie entweder unzulässig oder falsch gestellt. Die Theodizee-Frage ist deshalb nicht zu beantworten, weil der Mensch Gott bestenfalls (mit Hilfe von Begriffen wie "allmächtig", "allweise", "gütig", "wissend") verehren kann, aber keine Möglichkeit hat, diese Eigenschaften zu testen (Gottesexperimente).
Der Begriff "Gott" ist die Übereinkunft der Gläubigen, die ultimative Form der Verantwortlichkeit und den ewigen Wunsch nach einer funktionierenden, Sicherheit bietenden Gesellschaft geistlich "aufzuhängen". Gott - ist der primäre Ankerpunkt im Denkuniversum des sozialen Wesens Mensch! - unabhängig davon, was das Subjekt über Gott denkt. Selbst wenn man die Idee dahinter ablehnt, bleibt die überragende Verantwortlichkeit des sozialen Menschen.
Wir können nicht wissen, ob hinter diesem Nagel noch eine massive Wand ist, und es ist unerheblich. Folglich kann die Theodizee-Frage keine Antwortmenge haben. Man kann nur eines sagen: Des Menschen Verantwortlichkeit erstreckt sich auch auf die Katastrophen und insbesondere auf die Versagensfälle der menschlichen Gesellschaft. Das ist das, was allein schon die vorgenannte Idee "Gott" von uns verlangt.
Gott vollzieht sich im (sozialen) Tun und nicht durch äußere (übernatürliche) Eingriffe. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat es auf den Punkt gebracht: Einen Gott, den es gibt, gibt's nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

