Ekkard schrieb:Wie auch immer: Ich halte das Gleichnis in dem Augenblick für "überinterpretiert", wo es sich gegen Menschen richtet.
Ich meine, es wäre an der Zeit, solche Dinge für obsolet zu erklären.
Es ist der kritischen Theologie hoch anzurechnen, dass sie das immer öfter auch tut. Leider geschieht es vornehmlich in "geschlossenen Gesellschaften" an den Universitäten und – entsprechend vorsichtig - in der Fachliteratur, die der Durchschnittsgläubige aber so gut wie nie vors Gesicht bekommt. Den Theologen an den Priesterseminaren sind solche Aussagen zumeist ein Ärgernis. Wagt sich ein katholischer Theologe damit zu weit in die Öffentlichkeit, kann er recht schnell sein Lehramt verlieren.
(28-05-2012, 22:29)indymaya schrieb:(28-05-2012, 21:47)Bion schrieb: Ich habe mir den griechischen Grundtext angesehen. Es steht dort durchgehend ζιζάνιον, ein allgemeiner Ausdruck für Unkraut (im Getreide).Erstmal ist "Unkraut" allgemein das unerwünschte Kraut auf dem Feld. Daneben gehört, allgemein, Weizen zu den 7 Getreidearten.
Wäre Lolch (im Weizen) gemeint, müsste dort αἶρα stehen. Tut es aber nicht.
Und zuletzt passt der Lolch zu den Aussagen des Gleichnisses.
Und weil man bei einem Weizenfeld vor dem Winter mit der Ernte nicht fertig wird wenn man jeden Halm einzeln schneidet wird alles zusammen geerntet und dann ausgelesen.
Im Griechischen lassen sich die Dinge fein auseinanderhalten, wenn man etwas Spezielles mitteilen will.
Ist Lolch (im Getreide) gemeint, und legt man Wert darauf, dass das unmissverständlich festgehalten wird, sollte dafür αἶρα stehen.
Will man auf den sog. schwarzen Weizen hinweisen, kann das mit μελάμ-πῡρον eindeutig festgehalten werden.
Soll der Windhafer (in der Gerste) als Unkraut beschrieben werden, heißt es αἰγίλωψ.
Ist das schnittreife Feld durch Wildgras oder sonstiges Kraut verunreinigt, heißt das Unkraut ποι-ώδης.
Im Text aber steht durchgehend ζιζάνιον.
Es wird also auf ein nicht näher bestimmtes Unkraut (im Getreide) hingewiesen. ζιζάνιον kann für alles stehen, was die Getreidefrucht verunreinigt, natürlich auch für Lolch. Nur ergibt sich daraus eben kein zwingendes Argument.
MfG B.

