11-06-2012, 00:01
(10-06-2012, 23:08)eddyman schrieb: Wenn es Gott nicht gibt, ist Vollkommenheit eine Illusion. Wenn es Gott gibt, dann ist diese begrenzte Identität eine Illusion.Sorry, das ist wohl ein geistiger Kurzschluss; klingt gut, hält aber den Nachdenken nicht stand: Die Identität (ein Gefühl für das Selbst) ist nicht von Gott abhängig. Und Vollkommenheit ist in jedem Fall eine Illusion oder sagen wir besser eine (nie endende) Grenzbetrachtung.
(10-06-2012, 23:08)eddyman schrieb: Es ist vielleicht eher das philosoph. Problem des Zusammentreffens von Absolutem und Relativem... das es eigentlich nicht geben kann.Wenn man nicht genau liest, tappt man in die Denkfalle, als gebe es etwas Absolutes. Irgend eine Vorstellung von Absolutem ist immer eine Abstraktion, gar Extrapolation, aus unserer Welt, die ich gerne mit Tolkien als "Mittelerde" bezeichne. Es gibt Skalen, mit denen man zwar rechnen, für deren Eigenschaften wir aber keine Vorstellungen entwickelt haben oder entwickeln können, weil sie außerhalb von Mittelerde liegen.
(10-06-2012, 23:08)eddyman schrieb: Wenn Gott, wie es so schön heißt, "die Welt aus sich selbst erschaffen hat", dann wäre Er ja nicht mehr Gott.Ontologisch gesehen ist Gott das ordnende Element einer menschlichen Gemeinde. ER ist gewissermaßen die Ordnung, die wir diesseits des Chaos finden. Nur in diesem Sinne hat ER die Welt erschaffen - nämlich das, was wir geordnet darüber denken bzw. denken können. Wieweit unsere Empfindung von Ordnung (Gott) mit der physischen Welt übereinstimmt, wissen wir nicht oder zumindest nicht sehr genau (im philosophischen Sinne).
(10-06-2012, 23:08)eddyman schrieb: Wenn das Unendliche zum Endlichen wird, ist es nicht mehr das Unendliche.Ooch, Eddyman: Wenn etwas Rotes zum Grünen wird, ist es nicht mehr rot
(10-06-2012, 23:08)eddyman schrieb: Gott wäre demnach von der Welt "überlagert", wie die weiße Kinoleinwand von einem Film überlagert ist*. ...Da gefällt mir die Vorstellung von der Matrix schon besser. Gott als Hardware und alles Geschehen als Software.
*Das ist übrigens auch eine sehr gute Metapher. Der Film könnte ohne die Leinwand nicht gezeigt werden. Egal was für ein Film läuft, und wenns ein Kriegsfilm ist, die Leinwand bleibt davon unberührt. Und Sie bleibt übrig, wenn der Film aus ist.
Aber was das mit dem Thema "höchstes Ideal" zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Es sei denn, das Ideal ist das Verstehen Gottes.
Nur dagegen gibt es ein sehr einfaches Argument, dem man nicht widersprechen kann: Die Vorstellung "Gott" ist axiomatisch durch die Tradition und die Akzeptanz durch Gläubige bestimmt. Sie legt den Grund für das Weitere Nachdenken über das menschliche Dasein (und seine Implikationen). Etwas, was durch Konvention entschieden wird (an Gott zu glauben) kann nicht weiter hinterfragt werden. Denn anderenfalls gäbe es einen tieferen Grund des Nachdenkens als Gott selbst - und der wäre sicherlich längst gefunden.
(Oder wird gefunden werden. Dies wird dann Gott seiner Stelle im menschlichen Denken entheben! Aber gemach: Von einem solch tieferen und sympathischeren Grund habe ich bisher noch nie gehört oder gelesen - gleichwohl schon von miserablen Gottesbildern, die Erschrecken machen.)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard


