17-07-2012, 21:36
(17-07-2012, 21:16)Harpya schrieb: Ansonsten zu na vielleicht nicht blumenreich aber verklausulierter
Sprache aus Götterdämmerun, Die Vernunft in der Philosophie:
"Und was für feine Werkzeuge der Beobachtung haben wir an unsern Sinnen! Diese Nase zum Beispiel, von der noch kein Philosoph mit Verehrung und Dankbarkeit gesprochen hat, ist sogar einstweilen das delikateste Instrument, das uns zu Gebote steht: es vermag noch Minimaldifferenzen der Bewegung zu konstatieren, die selbst das Spektroskop nicht konstatiert. Wir besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das Zeugnis der Sinne anzunehmen – als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu Ende denken lernten. Der Rest ist Mißgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnistheorie. Oder Formal-Wissenschaft, Zeichen-Lehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die Mathematik. In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als Problem: ebensowenig als die Frage, welchen Wert überhaupt eine solche Zeichen-Konvention, wie die Logik ist, hat. –"
Das Werk heißt Götzendämmerung, und aus der vor dir zitierten Stelle lese ich eine Aussage zur Wirklichkeit heraus.
Nietzsche kritisierte da alle bloß gedachten Formen von "Wirklichkeit", also irgendwelche "höheren" oder "eigentlichen" (platonischen) Wirklichkeiten und setzte den Fokus auf das Erleben.
So sind Logik und Mathematik bloße Kopfwerkzeuge, die sich gut zur Ordnung eignen, aber "Wirklichkeit" ist das nicht.
Selbst eine Aussage wie "2+2 = 4" beruht auf einer Konvention bezüglich mathematischer Regeln.
Die selbe Sachlage könnte auch völlig anders betrachtet werden (und wird es häufig auch).