31-07-2012, 09:07
(30-07-2012, 23:35)Gundi schrieb:(30-07-2012, 23:15)schmalhans schrieb: Interessanterweise wertet er dagegen die Leugnung des Holocausts ("Die Leugnung des Mordes an sechs Millionen Juden sollte zwar so wenig strafbar sein wie die Leugnung des Kreuzestodes Jesu zum Beispiel im Koran. Sie ist einfach eine falsche Tatsachenbehauptung.") als Meinungsfreiheit.
Und ebenso die Leugnung des Kreuztodes Jesu.
Es gibt aber gewaltige Unterschiede zwischen dem Kreuztod Jesu und dem Holocaust. Wobei letzterer ohne ersteren gar nicht möglich gewesen wäre, denn nur aufgrund des Hasses der Christen auf die Juden wegen dieser Hinrichtung konnten die Juden überhaupt in eine derart schlimme Lage kommen, dass sie zum Volksfeind erklärt werden konnten. Und sonst hätte sich die abstruse Idee des Antisemitismus wohl überhaupt nicht erst entwickeln können, weil die Juden sonst immer integrierte Mitbürger gewesen wären.
Einer der Unterschiede ist, dass beim Holocaust Millionen Menschen ermordet wurden - mit der einzigen Begründung, dass sie der falschen Bevölkerungsgruppe angehörten. Bei Jesu Kreuzigung starb nur eine Person aufgrund von religiösen Streitereien und politischen Unruhen. Sicher kreuzigten die Römer noch viele andere, und Pilatus konnte sich vermutlich schon nach einer Woche nicht mehr an Jesus erinnern. Aber jede Hinrichtung war für sich ein Einzelfall und bezog sich nur auf den Verurteilten konkret.
Der zweite große Unterschied ist, dass Jesu Kreuzigung 2000 Jahre her ist und seit 2000 Jahren niemand mehr lebt, der indirekt dafür verantwortlich gemacht werden könnte. Am Holocaus waren Tausende mehr oder weniger direkt oder indirekt (und sei es nur, weil sie weggesehen haben) beteiligt, und einige von diesen Menschen leben noch bzw. viele Leute haben diese Personen noch persönlich (z.B. als Großeltern) kennengelernt.
Auf der Opferseite gibt es außerdem viele Überlebende und natürlich auch Angehörige, die die Ermordeten noch persönlich kannten. Für diese Menschen wäre es ein Schlag ins Gesicht, wenn jemand öffentlich behaupten würde, der Mord an ihren Angehörigen hätte nie stattgefunden.
Das Römische Reich selbst ist Geschichte, Deutschland dagegen muss der Welt (immer noch) beweisen, dass es heute ein demokratischer Staat ist, der die Menschenrechte beachtet. Und dazu gehört, dass er anerkennt, dass im Namen dieses Staates vor einigen Jahrzehnten grauenhaftes Unrecht geschehen ist.
Die Kreuzigung Jesu dagegen ist wirklich Geschichte, alle Beteiligten oder Angehörigen sind tot, und wie man zu der Geschichte selbst steht, ist eine Glaubenssache. Glauben aber ist Meinung, und Meinungen unterstehen der Meinungsfreiheit: Die Freiheit, etwas nicht zu glauben genau wie die, an etwas zu glauben.

