(14-08-2012, 00:44)Robert1111 schrieb: Da wäre es doch besser, auf das Wort: 'Du sollst dir kein Bildnis machen' zu achten. Und doch geschieht die Macht der Bilder ständig vor den Spiegeln dieser Welt, als Kirchenfürst, als zukünftiger Präsident oder als Germanys Next Top Modell. Die Welt der Worte liegt hinter den Spiegeln.
Oder als das Spiegelbild jedes beliebigen Mitmenschen. ^^
Frei interpretiert verstehe ich dieses Gebot: "Du sollst dir kein Bildnis machen" so, daß man nicht von sich auf andere schließen soll. Wir neigen in der Regel dazu, eigene Maßstäbe und Verhaltensweisen auf unser Gegenüber zu projezieren und zu erwarten, daß es ähnlich "tickt" wie wir selbst. Das gilt auch für Gottesvorstellungen: "er" hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen und "er" trägt menschliche Züge: Eifersucht, Rachsucht, Liebe usw. Aus so einer Haltung heraus wird erwartet, daß "er" nach unseren Maßstäben 'funktioniert'. Tut "er" es nicht ("Wie kann Gott zulassen, daß mir so viel Leid widerfahren ist, "er" ist ein grausamer Gott!") ist die Enttäuschung groß und "er" wird verworfen.
Ähnlich verhält es sich im Umgang mit anderen ("Jetzt also zeigst du dein wahres Gesicht!") - Menschen, besonders wenn sie uns nahe stehen - werden oft nicht so wahrgenommen, wie es ihrem eigenen Wesen entspricht, sondern wie man es von ihnen erwartet, weil man selbst ja auch... - und man macht ihnen zum Vorwurf, daß sie anders als erwartet fühlen und handeln als man selbst.
Ließe sich vermeiden, wenn man sich nicht von vornherein "ein Bildnis" gemacht hätte, statt mit offenen Augen und Respekt für das Anderssein des Gegenübers sich selbst nicht zum Maßstab für's "Normale" machen würde.
So gesehen kann ich mit diesem Gebot ganz gut leben.