10-09-2012, 15:48
(10-09-2012, 13:14)Bella schrieb: Wenn Menschen im Namen einer atheistischen Ideologie morden, wo ist da dann der Unterschied zur Religion?
Atheistische Ideologien beziehen sich allein auf das Diesseits und können nur existieren, wenn jemand in ihrem Sinne handelt. Religionen sind noch umfassender (beziehen z.B. das Jenseits mit ein) und sind nach Meinung ihrer Anhänger nicht auf Taten einzelner Personen angewiesen (wenn man von Einzelfällen wie Religionsstiftern absieht, die aber eher Erfüllungsgehilfen von umfassenderen Phänomenen wie Gott sind, welche auch ohne diese Erfüllungsgehilfen existieren würden). Mit anderen Worten: Religionen können prinzipiell (nach Meinung ihrer Gläubigen) auch ohne "Heldentaten" wie Morden weiterbestehen, nicht-religiöse Ideologien dagegen nicht.
So gesehen besteht für den ideologischen, nicht-religiösen Mörder eher ein "ehrenhafter" Grund, für seine "Sache" zu handeln oder gar zu morden, weil die Entwicklung seiner Ideologie seine Handlung braucht. Er selbst hat nicht unbedingt etwas davon, zumindest nicht, wenn seine Ideologie scheitert. Ein Jenseits kann ihm nicht versprochen werden. Stirbt er bei seiner Tat, kann er höchstens hoffen, als Held gefeiert zu werden.
Ein aus religiösen Gründen Mordender hingegen tut es vor allem für sich selbst, denn dafür winkt irgendeine Belohnung, z.B. ein Platz im Paradies. Täte er es nicht, gäbe es auch keine Belohnung. Allerdings wäre seine Religion nur wegen seines Nicht-Handelns nicht in irgendeiner Gefahr. Religionen fürchten nicht (wie Ideologien) irgendwann einzugehen; sie befinden sich (in ihren Augen) höchstens in einer ungünstigen Situation, was sich aber (in ihren Augen) ändern wird, weil sie ja Recht haben. Eine nicht-religiöse Ideologie glaubt zwar auch ,die besten Ideale zu haben, muss aber befürchten, dass diese unbekannt bleiben, wenn sie nicht deutlich vorgeführt werden.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.