02-10-2012, 23:28
(02-10-2012, 16:18)petronius schrieb: sagen wir mal so: die hoffnung stirbt zuletzt...
unser pfarrer damals war bestimmt ehrlich davon überzeugt, einige von uns für den glauben gewinnen zu können. und bei mir hats ja mittelbar auch fast geklappt, aus den kontakten im zusammenhang mit der konfirmation hat sich ein paar jahre später die mitwirkung in einer christlichen jugendgruppe ergeben, aus der sich durchaus eine jesus-schwärmerei meinerseits ergeben hat (nur wächst man halt aus sowas auch wieder heraus, wenn die religiöse selbstbesoffenheit der rationalen ernüchterung weicht)
Das finde ich ja auch wieder in Ordnung. Kann nur immer wieder betonen, dass Gedankenanregung und die auch die Möglichkeit sich im Gemeindeleben zu engagieren erstrebenswert sind.
Mich stört das eigentliche Ziel dieser ganzen Übung: Das, größtenteils gelogene, Glaubensbekenntnis vor versammelter Gemeinde
(02-10-2012, 16:18)petronius schrieb: ich seh das eher so, daß eine "spirituelle phase" zu jeder klassischen adoleszenz gehört. hält halt nicht ewig - bei mir ging die jesusschwärmerei sozusagen über in einen idealistischen vulgärmarxismus, der dann eben von einer realistischen weltsicht abgelöst wurde
Das halte ich eben nicht für richtig. Es sei denn du legst den Begriff Adoleszenz wirklich großzügig aus...
Ich kenne genug Leute, die auch mit 30 während einer Unterhaltung offenbaren, dass sie sich noch nicht eingehend mit dem Thema befasst haben. Ausnahmen gibt es natürlich auch genug. Ich habe hier aber eher die breite Masse im Sinne
(02-10-2012, 21:33)Ekkard schrieb: Die Konfirmierten im Sinne von alle Konfirmierten werden wohl nie alle weiterhin mitarbeiten. Ich weiß nicht in welcher Art von Gemeinde ihr lebt. Hier auf dem Köln nahen Land besteht eine lebendige Gemeinde mit vielen Helfern und angehenden Jugendleitern aus dem Kreis der Konfirmierten. Manchmal denke ich, dass derartige Aktivitäten auch nicht gesehen werden, wenn man nur ab und zu mal den (langweiligen Durchschnitts-) Gottesdienst besucht. Bei Familien- und Sondergottesdiensten mit Band etc. sieht die Sache schon deutlich anders aus.
Wir haben hier ganze lückenlose Karrieren von der Konfirmation über Helferkreise bis in die Sozialpädagogik und andere Sozialberufe.
Ein paar von diesen Menschen gibt es bei uns natürlich auch. Aber der Anteil ist wirklich äußerst gering. Bei uns werden pro Jahr ca. 30 Leute konfirmiert. Der Helferkreis ist vielleicht 10-20 Mann stark. Und hat sich während der 10 Jahre, in denen meine Brüder und ich konfirmiert wurden (ich also noch einen gewissen Einblick hatte) nicht merklich verändert. Ca. alle 2 Jahre wechselt mal einer der Helfer. Einer steigt aus der Jugendarbeit aus und ein neuer kommt rein..
Und hier wieder mein Einwand: Ist dafür die Konfirmation eine nötige Vorraussetzung ? Sollte es nicht vielleicht andersherum ablaufen ? Erst eine aktive Beteiligung in der Gemeinde, dann die Konfirmation ?
(02-10-2012, 21:33)Ekkard schrieb: Es gibt in der Tat eine Lücke in der Gemeinde der in der Berufsausbildung stehenden und der Berufsanfänger. Aber das ist - denke ich - verständlich. Denn diese Zeit ist extrem arbeitslastig und fällt in die Phase der Familienentstehung. Solche Menschen sieht man dann plötzlich bei deren Hochzeit wieder.
Und nach der Hochzeit ? Verschwinden sie erst wieder für ein paar Jahre ?
Das ist doch sicherlich wieder zu vergleichen. Eine kirchliche Trauung ist eben noch eine gesellschaftliche Norm. Aber im Prinzip, entschuldige bitte den Ausdruck, eine ebenso sinnentleerte Formsache, wenn das neue Paar danach trotzdem nicht aktiv dem Gemeindeleben beitritt.
(02-10-2012, 21:33)Ekkard schrieb: Spiritualität ist nicht unbedingt Motiv, Gottesdienste zu besuchen. Mein Motiv und das vieler meiner Bekannten sind eine gute Predigt oder in den Arbeitskreisen und Foren ein guter Vortrag. Die ewig gleiche Leier der Liturgie kann mit "gestohlen bleiben". (Sie stiehlt bloß keiner)
Das finde ich vernünftig. Verlangt aber auch nach modernen/fortschrittlichen und wirklich engagierten Pfarrern.
(02-10-2012, 16:18)petronius schrieb: Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass wir, um global zurecht zu kommen, im Kleinen Vertrauen und soziale Kompetenz lernen müssen. Die Großgruppe (also gleich die Zivilgemeinde, die Kommune, die Businesswelt oder gar die Welt) machen m. E. bindungslos und führen zu einer Art Burnout-Syndrom. Die von Schmalhans gelobte Vielfalt ist nur dann stressfrei erträglich, wenn man weiß, aus welchem "Nest" man kommt, wo gewissermaßen (psychisch) "zu Hause" ist.
Da stimme ich dir zu. Aber eine Glaubensgemeinschaft ist doch nicht der einzige Ort, an dem man soziale Kompetenzen erlernt. Ich komme auch vom Dorf. Es hat mich immer von dort weggezogen, aber durch das Studium in einer Großstadt habe ich den Wert des Dorflebens für mich erkannt. Im Dorf gibt es natürlich eine Dorfgemeinschaft mit vielen verschiedenen Vereinen, die meiner Meinung nach ebenfalls diese Möglichkeit bieten und von der Kirche losgelöst sind.
Nebenbei muss ich nochmal wiederholen, dass ich nicht die Kirche, oder ihre Gemeinden kritisiere. Ich sehe durchaus dessen Berechtigung und Vorteil. Auch wenn das (momentan) nicht meins ist.