26-10-2012, 14:27
Nietzsche verurteilt an dieser Stelle den Verlauf der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte nach der Renaissance (die er als dionysisch ansieht) - wenn etwa mit Descartes die rein vernunftmäßige Weltbetrachtung ansetzt, die in der Pervertierung durch einem puritanisch-körperfeindliche, biedermeierlich-miefigen, antimythischen, moralinsauren deutschen Protestantismus ausartet und die Welt nur noch abgeklärt aufgeklärt ansieht, ohne selbst emotional daran teilzuhaben. Damals sah er in der mythisch-mythologischen Gesamtkunstwerksmusik Wagners die (dionysische) Rettung davor. Dass sich Nietzsche von seinem Erstling später distanziert, ist nur zu verständlich.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)

