21-11-2012, 09:37
(21-11-2012, 00:46)indymaya schrieb: Jeder der beschließt sein Leben beenden zu wollen hat ein Recht getötet zu werden?
Jeder, der sterben möchte, weil er weiß, dass er bis zu seinem Tod unendlich große Schmerzen haben wird, und dass es keine Aussicht auf Besserung gibt, hat die Pflicht, sich endlos weiter zu quälen, nur weil irgendwelche Mitmenschen ethische Bedenken haben? Ist die moralische Empörung von Nicht-Betroffenen (meinetwegen von Theologen oder Philosophen) mehr wert als das (Menschen-)Recht des Patienten auf Hilfe? Der Patient ist es schließlich, der leidet, und nicht die Leute, die über ihn diskutieren!
Ein todkrankes Haustier darf eingeschläfert werden (obwohl es gar nicht gefragt werden kann, ob es sterben will). Seine Leiden zu verlängern, indem man das nicht tut, obwohl es nie wieder gesund werden wird, gilt zu Recht als Tierquälerei, auch wenn das Motiv des Besitzers ist, dass er sich nicht von dem Tier trennen will. Ein Mensch dagegen, dem es genauso ergeht, und der deswegen sterben WILL, darf es nicht, weil die Moralvorstellungen anderer Leute als wichtiger angesehen wird als seine Menschenwürde. Das verstehe, wer will!
Es geht ja schließlich nur um Fälle, bei denen ein Sterbenskranker SELBST sterben will, um seine Leiden zu verkürzen, und nicht um Fälle, in denen ANDERE es wollen!
(21-11-2012, 00:21)indymaya schrieb: Ein Mensch der Dich wirklich liebt würde eher lieber mit Dir zusammen sterben als Dich alleine zu töten.Das halte ich für ein bisschen zu theatralisch. Natürlich ist es schlimm, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Trotzdem haben nur wenige Angehörige den Wunsch, nachzusterben. Viel schlimmer als der (sanfte!) Tod eines kranken Familienmitglieds oder Freundes ist es, mitzuerleben, wie der geliebte Mensch sich quält, ihn vielleicht sogar vor Schmerz schreien zu hören und gleichzeitig zu wissen,
- dass er einerseits auf unbestimmte Zeit (eben bis zu seinem „natürlichen“ Tod) von der Gutmütigkeit anderer Leute wie Ärzte und Krankenschwestern abhängig sein wird, die ihm Schmerzmittel geben,
– dass es andererseits vielleicht irgendwann gar nicht mehr genug Medikamente geben wird, die ihn sowohl bei klarem Verstand lassen, als auch seine Schmerzen nehmen
- und vielleicht sogar, dass der Patient das alles selber ganz genau weiß
Wenn du einen solchen Menschen leiden siehst und ihn wirklich liebst, wünschst du dir nur eines für ihn: dass seine Qualen so schnell wie möglich beendet sind. Und wenn das auf medizinischem Weg nicht (mehr) geht und er es selber möchte, würdest auch du Sterbehilfe akzeptieren. Oder würdest du ihn wirklich drängen wollen, sich weiter zu quälen, nur um dir den Gefallen zu tun, noch eine Weile bei dir zu bleiben – oder, weil die Religion das als seine Pflicht ansieht? Nein - wenn du den Patienten wirklich liebst, würdest du seine Entscheidung akzeptieren. Um seinetwillen. Auch, wenn sie dir nicht gefällt.

