23-12-2012, 17:20
Zunächst ist die Auffassung Stephen Jay Gould's in etwa auch die meine. Es ist wie bei einem Koordinatensystem: Die Höhe steht senkrecht auf der Ebene. Ich kann mich in der Sach-Ebene bewegen, ohne in die Bedeutungsrichtung ausweichen zu müssen. Problematisch wird die Sache erst, wenn ich etwas verändere, wodurch andere Schaden erleiden. In dem Augenblick gewinne oder verliere ich "Höhe" und rutsche in die Bedeutungsebenen (z. B. minderer Moral).
wikipedia schrieb:Die Position Goulds wurde von den Atheisten Richard Dawkins und Ulrich Kutschera als unrealistisch kritisiert. Der Biologiehistoriker Michael Ruse bezweifelt, dass sich Religion gänzlich von Aussagen über Fakten trennen lasse. Daneben wurde von theologischer Seite bemängelt, dass die Position hinter die Auffassung von Georg Simmel zurückfalle. Dieser hatte behauptet, dass zwischen Wissenschaft und Religion keine Spannungen entstehen könnten, obwohl beide für die ganze Wirklichkeit zuständig seien; nur gibt es für beide ein anderes Sensorium: „Sie könnten sich nun prinzipiell so wenig kreuzen, wie Töne mit Farben.“Es liegt wohl in der Historie von Religionen, ihre Geschichten auf der Basis antiker Fakten-Kenntnisse zu formulieren. Letztere feiern "fröhliche Urständ", als habe es die Wissensermittlung der letzten 2000 Jahre nicht gegeben. So vermittelt das "religiöse Sensorium" plötzlich Fakten, von denen man weiß, dass sie keine sind. Das "religiöse Sensorium" wäre also dringend Reform-bedürftig (in die Richtung eines echten, Fakten übergreifenden Holismus).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

