15-01-2013, 21:31
Bonhoeffer schrieb:"Ich muß die Gewißheit haben können, in Gottes Hand und nicht in Menschenhänden zu sein."(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 22.12.1943)
Ich denke, Gott ist Gegenstand des Vertrauens. Und wir begehen einen Denkfehler, wenn wir diese Macht des Vertrauens in uns (und hoffentlich in unseren Mitmenschen) in menschliche Definitionen zwängen, aus denen wir selbst nicht mehr hinaus finden. Solche Existenz-Debatten, meint Bonhoeffer, entfernen uns vom Vertrauen in die geistige Macht.
(15-01-2013, 20:30)dalberg schrieb: Das sind ja hier, zumindest für einen geistigen Handwerker wie mich, schon wirklich feine Denk-Gespinste. Und ich muss einfach zugeben, dass ich den Satz von Bonhoeffer, trotz der redlichen Bemühung von petronius, nicht verstehe.... soll man ja nach Bonhoeffer auch nicht! In einem Blog*) habe ich dazu ein paar sehr gute Erläuterungen gefunden. Dem Sinne nach in Kurzform: Wir gehen am Göttlichen vorbei, wenn wir unsere Gottesvorstellungen mit Gott verwechseln. Dadurch verfallen wir in Rechthaberei und in Absolutheitsansprüche, die uns von Gott trennen.
Ich scheitere ja schon an der Frage, wozu denn jemand einen Gott, dem er keine reale Existenz zugesteht, gar noch genauer definieren will.
(15-01-2013, 20:30)dalberg schrieb: Mich interessiert aber eigentlich mehr der Folgesatz von Petronius "einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht".Nein, das ist von Bonhoeffer mit Sicherheit nicht gemeint. Vielleicht meint es Petronius so.
Kann man den Satz auch für einfache "Geisteshandwerker" wie ich es bin, etwas einfacher und verständlicher ausdrücken? - Ich will es einmal in meinem "Handwerkerdeutsch" zu sagen versuchen, was ich da herausgehört habe: "Der schönste Gottesglaube ist nutzlos, wenn es in Wirklichkeit gar keinen Gott gibt."
Etwas einfacher ausgedrückt: Existenz- und Realitätsdebatten oder auch nur (philosophische) Überlegungen trennen uns vom Gottvertrauen (siehe das o. a. Eingangszitat) und vom Tun für andere.
*) *http://atemhaus.wordpress.com/2010/06/28/einen-gott-den-es-gibt-gibt-es-nicht-bonhoeffer/
Viele weitere Zitate: *http://www.bonhoeffer.ch/zitate
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard