16-01-2013, 17:14
(16-01-2013, 14:08)Ekkard schrieb: Kurze Hinweise auf sachliche Darstellungen können ja hier gepostet werden.
gerne
mit der "antisemitismuskeule" wird ein verhalten gekennzeichnet, das kritik an der politik israels zurückweist mit dem verweis auf einen angeblichen "antisemitismus" des kritikers. dem zugrunde liegt eine ausufernde privatdefinition von "antisemitismus" sowie der ersatz von fakten durch unterstellungen
was meine ich damit:
"antisemitismus" ist definiert als rassistisch begründete judenfeindlichkeit, d.h. juden werden als geschlossene abstammungseinheit mit erblichen negativen eigenschaften angesehen. rassistische urteile sind immer pauschale urteile über eine solche geschlossene gruppe ohne ansehen der person, d.h. der jude an sich sei so und so und könne auch gar nicht anders, weil das in seinem wesen liege
für die "antisemitismuskeule" ist es aber unerheblich, daß solche pauschalisierungen vorgebracht werden, es reicht schon, kritik an personen geübt zu haben, die eben juden sind - ohne daß man das kritisierte verhalten darauf zurückgeführt hätte, daß es sich um juden mit eben diesen wesensbedingten negativen eigenschaften handelt. gerne mit dem verweis, daß selbstverständlich auch juden kritisiert werden dürften, aber grade in diesem fall (wird in der praxis aber dann auf jeden fall angewendet) eben die art und weise der kritik eben "antisemitisch" sei. und wenn nicht explizit, also aus dem wortlaut ableitbar, dann doch aus der motivation des kritikers heraus (die man bekanntlich nicht objektiv feststellen, aber in beliebiger weise unterstellen kann)
beispiel: daß bei einer kritik etwa der israelischen besatzungspolitik nicht im selben atemzug auch kritik an allen anderen ungerechtigkeiten dieser welt geübt wird, wird als beleg für doppelte standards herangezogen (man würde also nur und ausschließlich israel kritisieren und ungerechtigkeiten anderer staaten implizit gutheißen), und die anwendung eines solchen sei eben nachweis einer antisemitischen motivation und grundhaltung
der so begründete antisemitismusvorwurf läßt sich mangels objektiver begründung natürlich auch nicht objektiv zurückweisen - irgendwas bleibt also immer hängen. sodaß, wer sich dem nicht aussetzen und seinen guten ruf nicht gefährden will, eben lieber mit kritik zurückhält. mission accomplished
so weit eine beschreibung der "antisemitismuskeule", wie sie eben auch tatsächlich angewendet wird
das heißt nun nicht, daß jede auseinandersetzung mit kritik an israelischer politik diesem muster folgen würde, es heißt auch nicht, daß nicht auch tatsächlich antisemitisch begründete und formulierte kritik an israel geäußert würde, oder daß nicht antisemitische kritik in jedem fall angebracht und angemessen wäre. es gibt in jeder hinsicht sowohl das eine wie das andere. aber die "antisemitismuskeule" wird eben auch (nicht von allen, nicht in jedem fall) tatsächlich geschwungen - und erkennbar ist dies an den oben formulierten kriterien: eine ausufernde definition von "antisemitismus", und der ersatz von fakten durch unterstellungen
es ist natürlich auch nicht auszuschließen, daß tatsächlich antisemitisch argumentierende sich ihrerseits mit dem vorbeugenden vorwurf der "antisemitismuskeule" selbst gegen kritik zu immunisieren versuchen. was aber nun tatsächlich vorliegt, kann nur anhand von fakten geprüft werden, anhand von tatsächlichen aussagen und nicht anhand von unterstellungen und mutmaßungen, was zwar gesagtwurde, aber eigentlich anders gemeint sein müsse
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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