17-01-2013, 20:25
(17-01-2013, 19:06)Syrius schrieb: Ja, Lelinda, ist es denn weniger zynisch anzunehmen dass die, die sich wirklich sehr an ihren Mitmenschen vergangen haben, für ewig verdammt werden?
Es ist beides zynisch und menschenverachtend. Natürlich wäre ein einzelnes Leben unter schlechten Bedingungen einer ewigen Verdammnis vorzuziehen, wenn man die Wahl hätte.
Aber warum gehst du unbedingt davon aus, dass diejenigen, die sich im Leben bösartig gegenüber ihren Mitmenschen verhalten, nach dem Tod eine Strafe erwarten muss? Genauso wäre es denkbar, dass böse Eigenschaften, Gedanken, Gefühle usw. nach dem Tod wegfallen und nur noch die guten übrigbleiben. Immerhin wären Angst und Aggressionen dann nicht mehr nötig, weil ja Bedrohungen usw. wegfallen würden.
So könnte man zum Beispiel (um beim biblischen Gott zu bleiben) auch das Gleichnis von Weizen und Unkraut deuten: Der Weizen stände dann für das Gute im Menschen, das Unkraut für das Böse, und der einzelne Mensch würde nicht durch eine einzelne Pflanze (eben Weizen oder Unkraut) symbolisiert, sondern als gesamter Acker.
(17-01-2013, 19:32)Syrius schrieb: Letztlich geht es darum, das Leid zu verstehen und zu begründen und ich bin sehr gespannt, wie Du es erklärst.
(17-01-2013, 19:32)Syrius schrieb: Wie würdest Du denn das Leid durch Geburtschaden oder Kinderlähmung oder so bezeichnen?
Als besonders unglücklichen Zufall (keine vernünftige medizinische Hilfe bei der Geburt; zufällig in eine Epidemie hineingeraten, was auch immer). Jedenfalls nicht als von irgendjemanden vorherbestimmt – es sei denn, ein böswilliger Arzt hätte bewusst bei der Geburtshilfe geschlampt oder den an Kinderlähmung Erkrankten gezielt infiziert.
Jedenfalls hat „Gott“ (wie ich ihn verstehe) nicht das Geringste damit zu tun, und ein Karma aus einem früheren Leben gibt es schon allein deswegen nicht, weil das ein übergeordnetes moralisches Prinzip voraussetzen würde. Gut und Böse sind aber menschliche Begriffe, die der Natur fremd sind. Oder würdest du einen Löwen, der die Jungtiere seines Vorgängers tötet, als böse bezeichnen?
(17-01-2013, 19:32)Syrius schrieb: Liebe und damit Verständnis ist doch allen wahren Christen eigen.
So? Ich kenne keinen. Ich kenne zwar ein paar Leute, die tatsächlich viel Liebe und Verständnis (auch für andere) in sich vereinen, aber das hat mit deren Persönlichkeit zu tun und nicht mit ihrer Religion. Sie meinen es höchstens.

