19-01-2013, 12:54
(19-01-2013, 12:18)Lelinda schrieb: Warum reicht es anscheinend nicht aus, den Mitmenschen als denkendes und fühlendes Wesen wahrzunehmen, dem man nichts Böses tun sollte, weil er darunter leiden würde?Zur 1. Frage: Der Mensch ist in verschiedenen Situation unterschiedlich, so dass das Verhalten andere mehr oder weniger einschränkt bis schadet. Aber das gilt halt statistisch gesehen nur zu einem Teil. In den überwiegenden Fällen verhält sich der Mensch kooperativ bis selbstlos - wahrscheinlich auch ganz von selbst. Denn man will ja in der Gesellschaft punkten, salopp formuliert. In den gesellschaftsbezogenen Studien ergibt sich dies immer wieder.
Und: In Religionen wie dem Christentum wird der Gläubige dazu aufgefordert, Gott zu lieben. Ist das wirklich möglich, wenn man immer Drohungen mit schlimmsten Jenseits-Strafen im Kopf hat?
Im Grunde formulieren die Religionslehren nichts weiter als Sorgen und Ängste der Vielen, die sich vor dem schädlichen Verhalten fürchten.
Zur 2. Frage: Das liegt an einer typisch christlichen Herangehensweise an die Hl. Schrift, die Bibel. Wer Strafen und Höllendrohungen dem deutschen Wortlaut folgend als real (und nicht allegorisch) auffasst, kann eigentlich seines Lebens nicht froh werden. Aber das kann die Botschaft des Juden Jesus nicht sein, der sich mit Sündern aller Art wider alle gesellschaftliche Normen an einen Tisch gesetzt hat. Jesus folgend ist die Mehrheitsgesellschaft (insbesondere ihre Repräsentanten und Institutionen und zwar gerade diese!) aufgefordert und angehalten, die Unterprivilegierten nach bestem Können zu fördern und immer wieder "in die Gesellschaft hinein" zu holen - und nicht durch Bedrohung aus ihr zu verdrängen (frei nach Hans Küng "Jesus", Piper 2012).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard