09-04-2013, 12:27
(09-04-2013, 12:04)Gundi schrieb: Das Gläubige verschiedener Religionen im konstruktiven Austausch über ihre Religionen stehen ist imho eher selten.
Also ich mache das ständig

(09-04-2013, 12:04)Gundi schrieb: Wie soll das auch konkret gehen? Wenn der Christ sagt, Jesus ist der Sohn Gottes und der Moslem meint, er ist nur ein Prophet unter vielen, gibt es darüber doch eigentlich nix zu diskutieren. Beide haben ihre heiligen Schriften als "Beweis".
Dialog der Religionen, erster Akt.
C = Christ
M = Moslem
M: Hallo, mein Freund.
C: Schön, dich zu sehen.
M: Darf ich dir eine Frage stellen? Mich interessiert etwas an deiner Religion.
C: Aber gerne doch. Es macht immer Spaß mit dir zu plaudern.
M: Ich kenne den Begriff der Trinität. Aber ich verstehe nicht genau, wie sich die Idee eines dreifaltigen Gottes und das Konzept des Monotheismus vereinbaren lässt.
C: Stimmt, das ist eine interessante Frage, die oft diskutiert wurde. Ich denke, man könnte es so erklären: Vater, Sohn und heiliger Geist sind drei Aspekte des einen Gottes, an den die Christen glauben. Der Vater betont seine Göttlichkeit und den väterlichen, liebevollen Schutz; der Sohn betont die Menschlichkeit und Leidensfähigkeit, und damit sein Mitgefühl mit uns Menschen; der heilige Geist ist seine mystische Allmacht, seine Kraft, die ausführende Instanz seiner Göttlichkeit.
M: Interessant. Ich dachte immer, die Christen haben drei verschiedene Götter. Jetzt verstehe ich besser, an was du glaubst. Vielen Dank.
C: Ich weiß dass du nicht an diese Auslegung glaubst. Ich finde es schön, dass du meinen Glauben dennoch respektierst.
M: Es ist interessant, wie sehr sich unsere Religionen ähneln. Wir kennen im Islam auch eine Form, die verschiedenen Aspekte Allahs zu benennen. Für jeden Aspekt gibt es einen besonderen Namen. Den letzten Namen kennt nur Allah selbst.
C: Toll, wie sich das aufeinander beziehen lässt.
M: Nicht wahr? Es sind zwar verschiedene Auslegungen, aber die Inhalte sind oft doch ganz ähnlich.
C: Was für eine schöne Unterhaltung. Danke für den anregenden Austausch.
M: Ich wünsche dir einen schönen Tag! Grüße deine Familie von mir.
...
Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.
Ich verstehe nicht, was das Problem daran sein soll, sich zu unterhalten ohne Recht behalten zu wollen. Und natürlich geht das auch im religiösen Kontext. Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, das der oben geschilderte Dialog denkbar naiv ist, aber du verstehst vielleicht, was ich damit sagen will? Wenn niemand den anderen überzeugen möchte, sondern es um ein besseres Verständnis und das Abstimmen der Gemeinsamkeiten geht, kann man Friede-Freude-Eierkuchen miteinander plaudern und niemand muss am Ende weinen.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)