20-04-2013, 14:16
(20-04-2013, 13:14)Keksdose schrieb: Übrigens, in Richter 19,20 steht so eine Art Variante der Geschichte von Lot. Ein alter Mann in Gibea nimmt einen Gast auf, beim Abendessen wird plötzlich das Haus von den Bürgern der Stadt umstellt, welche die Herausgabe des Fremden fordern, um mit ihm ihren "Mutwillen zu treiben". Der alte Mann beschwichtigt die Stadtbewohner und schlägt ihnen vor, sowohl seine jungfräuliche Tochter als auch die Nebenfrau seines Gastes herauszugeben: "Ihr könnt sie euch gefügig machen und mit ihnen tun, was euch gefällt. Aber an diesem Mann dürft ihr keine solche Schandtat begehen."
Das spricht einerseits dafür, dass beide Geschichten (die von Lot und die von Gibea) auf eine gemeinsame Urgeschichte zurückgehen, denn es ist ja nicht anzunehmen, dass es damals üblich war, über Besucher der eigenen Stadt herzufallen. Andererseits zeigt es, wie wenig Wert einer Frau damals zugebilligt wurde, wenn nur die Männer unbehelligt blieben. Sonst hätte man sich doch kaum eine solche Story ausdenken können.
Eine Frage habe ich noch zur Gibea-Story: Wurde der Gast, der seine Nebenfrau ausgeliefert und ihren Tod billigend in Kauf genommen hat, eigentlich belangt? Wahrscheinlich nicht.

